Lesedauer: 11 Minuten
Du hast eine Entscheidung getroffen: Es soll sich etwas ändern in deinem Leben … genauer gesagt: in deiner Ernährung. Kein Fleisch mehr, keine Milchprodukte, keine Eier. Ab jetzt bist du vegan. Willkommen im Club!
Vielleicht geht es dir wie vielen anderen vor dir, und du merkst, dass es gar nicht so schwierig und kompliziert ist wie du befürchtet hattest. Du entdeckst jeden Tag neue Lebensmittel und leckere Rezepte, und findest nach und nach tolle pflanzliche Alternativen zu deinen bisherigen Lieblingsgerichten.
Du bist im Flow und genießt deine vegane Entdeckungsreise. Und dann kommt die Kritik:
- Aber das kann doch nicht gesund sein!
- Für dein Soja wird der Regenwald zerstört!
- Aber die Kühe müssen doch gemolken werden?
- Vegan ist total unnatürlich – wir Menschen sind Allesesser!
Es kann ziemlich anstrengend sein, mit Familienangehörigen, Freunden oder Kollegen über die eigene Entscheidung für ein veganes Leben zu diskutieren. Gerade wenn du erst ganz am Anfang deines veganen Weges stehst fehlt dir vielleicht noch die Übung für solche Gespräche, und du hast noch nicht für jede Frage eine schlagfertige Antwort parat.
Und genau das werden wir jetzt ändern!
Auf den Punkt formulierte Antworten für schwierige Gesprächssituationen
In diesem Beitrag haben wir die häufigsten kritischen Fragen zur veganen Ernährung und Lebensweise zusammengetragen, die dir in deinen Gesprächen mit Nicht-Veggies immer wieder begegnen werden.
Mit den kurzen, auf den Punkt formulierten Antworten kannst du ab sofort auch schwierige Gesprächssituationen souverän meistern und selbstbewusst deine Überzeugungen vertreten.
Los geht’s!
Vegan ist viel zu extrem!
Es stimmt: Die vegane Ernährung ist extrem in der Hinsicht, dass sie weit von der gesellschaftlichen Norm abweicht.
Viele Veganer:innen finden aber genau das extrem, was derzeit von vielen Menschen als normal angesehen wird: unser Umgang mit „Nutztieren“ und die katastrophalen gesundheitlichen, ökologischen und ethischen Folgen der Massentierhaltung.
Aus dieser Perspektive ist eine vegane Lebensweise deshalb nicht extrem, sondern das genaue Gegenteil davon.
Vegan ist unnatürlich!
Hierbei handelt es sich um einen sogenannten naturalistischen Fehlschluss, denn die „Natürlichkeit“ einer Sache sagt noch nichts darüber aus, ob sie gut oder schlecht ist.
In diesem Sinne könnte man auch argumentieren, dass Impfungen, Kleidung, Häuser, Blinddarm-Operationen und elektrisches Licht schlecht seien, weil sie „unnatürlich“ sind – was sicherlich nur die wenigsten Menschen so unterschreiben würden.
Der Mensch ist ein Allesesser!
Das mag stimmen – ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch eine ausgewogene und gut geplante vegane Ernährung den Nährstoffbedarf des Menschen in allen Lebensphasen decken kann.
Diese Ansicht wird inzwischen von zahlreichen internationalen Fachgesellschaften vertreten.
Mit einer veganen Ernährung kann man seinen Nährstoffbedarf nicht decken!
Das ist falsch. Es gibt keine für den Menschen lebenswichtigen Nährstoffe, die ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten sind, oder die man nicht unkompliziert in Form eines Supplements zu sich nehmen könnte (wie z.B. das in diesem Zusammenhang häufig genannte Vitamin B12, aber auch Jod, Vitamin D oder bestimmte Omega-3-Fettsäuren).
Eine vegane Ernährung liefert nicht genügend Eiweiß (Eisen, Calcium)!
Eiweiß, Eisen und Calcium kommen selbstverständlich auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor, so dass der Bedarf mit einer abwechslungsreich gestalteten veganen Ernährung problemlos gedeckt werden kann:
- Gute pflanzliche Eiweißlieferanten sind zum Beispiel Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte.
- Eisen ist in vielen Samen, Kernen und Nüssen, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Kräutern und dunkelgrünem Blattgemüse enthalten.
- Die Calciumversorgung kann man mit angereicherter Pflanzenmilch, oxalsäurearmen und calciumreichen Gemüsesorten, bestimmten Samen und Nüssen, Tofu, calciumreichen Mineralwässern oder auch der Rotalge Lithothamnium calcareum* sicher stellen.
Soja ist ungesund!
Dazu muss man erst mal feststellen, dass Veganer:innen keinesfalls auf Sojaprodukte angewiesen sind. Soja ist eine, aber bei Weitem nicht die einzige gute pflanzliche Eiweißquelle.
Abgesehen davon herrscht unter Ernährungsgesellschaften und medizinischen Fachorganisationen ein weitgehender Konsens, dass Sojaprodukte keinesfalls ungesund sind, sondern ein regelmäßiger Verzehr sogar positive gesundheitliche Auswirkungen haben kann (eine Übersicht über die verschiedenen Stellungnahmen zum Thema Soja gibt es z.B. in Niko Rittenaus Buch Vegan-Klischee ade!*).
Soja zerstört den Regenwald!
Das stimmt – aber daran haben Menschen, die Fleischprodukte essen, einen viel größeren Anteil als Veganer:innen, die Tofu und Sojamilch kaufen.
Der Großteil der weltweiten Sojaernte (etwa 70-80 Prozent) wird nämlich zu Tierfutter verarbeitet. Für ein kg Hühnerfleisch wird ca. ein kg Soja verfüttert. Bei Schweinefleisch sind es etwa 650 Gramm Soja pro kg, und beim Rindfleisch immer noch 230 Gramm pro kg (Quelle).
Das Soja, das für die Herstellung von Tofu und anderen pflanzlichen Lebensmitteln verwendet wird, stammt hingegen zum größten Teil aus Europa oder Kanada.
Wenn man schon vegan leben will, warum muss man dann Fleischersatz essen?
Viele Veganer:innen entscheiden sich aus ethischen, ökologischen oder gesundheitlichen Gründen dafür, keine tierischen Produkte mehr zu essen – und nicht etwa deshalb, weil sie ihnen nicht schmecken.
Es ist deshalb kein Widerspruch, vegan zu leben, und trotzdem pflanzliche Alternativen zu Fleisch, Käse und Co. zu verwenden, die dem Geschmack und der Konsistenz ihres jeweiligen „Originals“ nachempfunden sind.
Eine von der Albert Schweitzer Stiftung in Auftrag gegebene Studie hat übrigens gezeigt, dass viele pflanzliche Fleischalternativen besser sind als ihr Ruf, und oft sogar in gesundheitlicher Hinsicht besser abschneiden als Fleisch und Wurst.
Aber für Milch und Eier muss doch kein Tier sterben!
Das ist leider falsch.
Kühe geben nur dann Milch, wenn sie ein Kalb geboren haben, und werden deshalb dauerhaft trächtig gehalten. Die männlichen Kälber werden nach der Geburt für kurze Zeit gemästet und dann zu Kalbfleisch verarbeitet (sofern sie als „Abfallprodukt“ der Milchindustrie nicht zuvor illegal getötet werden). Und auch die Milchkühe selbst erreichen in der Regel nur etwa ein Viertel ihrer natürlichen Lebenserwartung in Freiheit.
Für die Eierproduktion müssen sogar noch mehr Tiere sterben. Da nur weibliche Hühner Eier legen können, werden die männlichen Küken direkt nach dem Schlüpfen aussortiert und getötet, meist durch Ersticken mittels CO2 oder Zerschreddern.
Zwar ist das Kükentöten in Deutschland seit dem 1. Januar 2022 verboten, aber zum einen wird die Einhaltung des Verbots bislang nur spärlich kontrolliert, und zum anderen kann die Tötung problemlos ins EU-Ausland verschoben werden.
Eine Aufzucht bzw. Mast dieser auf möglichst hohe Legeleistung (statt auf Fleischproduktion) gezüchteten Hühner ist aus ökonomischen Gründen unrentabel. Und selbst wenn sie aufgrund des Tötungsverbotes zukünftig häufiger erfolgt, enden die sogenannten „Bruderhähne“ nach der Mästung immer beim Schlachter.
Kühe müssen gemolken werden!
Das ist falsch. Kühe geben nur dann Milch, wenn sie zuvor trächtig waren und ein Kalb versorgen müssen (das ist genau wie bei uns Menschen und allen anderen Säugetieren).
Aus diesem Grund werden „Milchkühe“ ihr Leben lang immer wieder künstlich besamt und von ihren Kälbern getrennt, die in der Regel direkt getötet oder zu Kalbfleisch verarbeitet werden.
Ich finde, man sollte sich erstmal um Problem xy kümmern – das ist wichtiger!
Eine vegane Lebensweise wirkt sich positiv auf viele unserer derzeit größten Probleme aus – von den häufigsten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Krebs und Herzinfarkten, über die Zerstörung unserer Umwelt und Ressourcen bis hin zu den ethischen Fragen des milliardenfachen Leids durch die industrielle Massentierhaltung.
Natürlich kann man darüber streiten, welche der vielen Probleme der Menschheit wichtiger, und welche weniger wichtig sind. Aber auch wenn man dabei zu dem Schluss kommt, dass es noch wichtigere als die oben genannten Probleme gibt, hält einen ja auch nichts davon ab, gleichzeitig vegan zu leben UND sich um diese anderen Probleme zu kümmern.
Man kann gar nicht zu 100% vegan leben!
Das stimmt, aber darum geht es auch nicht. Die Vegan Society hat den Veganismus wie folgt definiert:
Veganismus ist eine Lebensweise, die versucht – soweit wie praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden.
The Vegan Society
Bei der veganen Lebensweise geht es also darum, so viel Leid wie möglich zu verhindern. Dass man durch sein Verhalten niemals jegliches Leid verhindern kann ist kein Grund, es deshalb gar nicht erst zu versuchen und einfach so weiter zu machen wie bisher.
Was würde denn mit den ganzen Tieren passieren, wenn alle plötzlich vegan leben?
Es würde natürlich viel weniger Schweine, Kühe und Hühner geben – aber wir könnten ihnen dann eine lebenswerte Existenz zum Beispiel auf Gnadenhöfen oder Weiden ermöglichen, statt sie ihr kurzes Leben unter schlimmsten Bedingungen in Mastbetrieben fristen zu lassen.
Ich habe gelesen, dass Pflanzen auch Schmerz empfinden können!
Nach aktuellem Wissensstand ist die Voraussetzung für Schmerzempfinden ein zentrales Nervensystem, das Pflanzen nicht besitzen.
Aber selbst wenn es stimmt, dass Pflanzen Schmerzen empfinden können, wäre es sinnvoll, sich vegan zu ernähren. Um 100 Kalorien in Form von tierischen Lebensmitteln herzustellen, müssen nämlich weit mehr als 100 Kalorien in Form von Pflanzen verfüttert werden.
Wer Fleisch isst, „verbraucht“ deshalb mehr Pflanzen als jemand, der die Pflanzen direkt und ohne den Umweg über das Tier isst.
Aber in der Natur gilt doch auch das Recht des Stärkeren!
Dass wir nicht mehr nur von unseren Instinkten gesteuert werden, sondern moralische Entscheidungen treffen können, ist eine der Eigenschaften, die uns Menschen von den anderen Tieren unterscheidet.
Wir haben heute dank des technologischen Fortschritts die Möglichkeit, uns bewusst gegen das Töten anderer Lebewesen zu entscheiden, und stattdessen mitfühlend und verantwortungsvoll zu handeln.
Was würde mit den ganzen Arbeitsplätzen in der Fleischproduktion passieren?
Die Arbeitswelt hat sich schon immer verändert: Wenn sich die Nachfrage ändert oder neue Technologien alte überflüssig machen, dann verschwinden bestimmte Berufsbilder und neue entstehen.
Genau das Gleiche wird auch in der Lebensmittelindustrie passieren, wenn der Bedarf an tierischen Lebensmitteln sinkt und die Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln weiter steigt: Statt in Schlachthäusern oder Molkereien werden Arbeiter:innen dann eben in Unternehmen gebraucht, die Pflanzenmilch, veganen Käse oder Sojaprodukte herstellen.
Vegane Ernährung ist ein Luxus für Menschen mit viel Geld!
Ganz im Gegenteil: Die „Basics“ einer pflanzlichen Ernährung wie Kartoffeln, Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse gehören sogar zu den günstigsten Lebensmitteln überhaupt.
Wenn man selbst den Kochlöffel schwingt und auf überflüssige Extras wie sogenannte „Superfoods“ und vegane Convenience-Produkte verzichtet, kann man sich auch mit kleinem Budget gesund und ausgewogen vegan ernähren.
- Lesetipp: Vegan, aber günstig – so sparst du beim Einkauf und in der Küche
- Lesetipp: Vegan Low Budget: 10 gesunde vegane Gerichte für weniger als 1,50 € pro Portion
- beVegt-Podcast #032: Vegan muss nicht teuer sein
Ernährung sollte Privatsache sein!
Wie wir uns ernähren hat Auswirkungen auf unsere Umwelt, unsere Mitmenschen und natürlich auf die Tiere, die dafür leiden und sterben müssen. Wer sagt, dass Ernährung reine Privatsache sein sollte, und dass es dabei kein besser oder schlechter gibt, der macht es sich deshalb zu leicht.
Natürlich sollten wir trotzdem jedem Menschen zugestehen, Veränderungen in seinem eigenen Tempo umzusetzen. Und wir sollten immer daran denken, dass andere dafür vielleicht in anderen Lebensbereichen schon etwas „weiter“ sind als wir.
Zum Weiterlesen
- 5 Irrtümer über die vegane Ernährung, von denen du dich nicht verunsichern lassen solltest
- Die 10 häufigsten Fragen zum Start in ein veganes Leben
- beVegt-Podcast #043: Tipps zum Vegansein in einer nicht-veganen Welt
- Buchtipp: Vegan ist Unsinn! Populäre Argumente gegen Veganismus und wie man sie entkräftet*
Daniel
Das mit den 98% Soja zu Tierfutter stimmt aber nicht. Aus welcher Quelle habt ihr das? Sind eher 80 bis 90%.
Was würdet ihr auf den folgenden Satz antworten:
„Schon in der Bibel steht, macht euch die Erde untertan.“
Ich antworte dann immer… in der Bibel steht aber nicht, haltet Tiere unter ethisch fragwürdigen, grausamen und quälenden Bedingungen.
Daniel Roth
Hallo Daniel,
vielen Dank für den Hinweis – bei den 98% geht es wohl um Sojabohnenmehl. Wir haben das nun korrigiert und sprechen von 70-80 Prozent der Sojaernte (die Albert-Schweitzer-Stiftung gibt in einem recht aktuellen Beitrag einen Bereich von 70-75 Prozent an: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/warum-sojawurst-nicht-dem-regenwald-schadet).
Und zu dem Bibelzitat würde ich als bekennender Atheist sagen: In der Bibel stehen ja eine Menge Sachen, die inzwischen widerlegt sind 😉 Deine Antwort finde ich aber auch gut, und natürlich weniger konfrontativ als meine 🙂
Jona Rolf
Das finde ich aber nicht schön, so als Atheist.. Wieso müssen alle Vegas ner immer Atheisten sein…
Gibts nicht auch Christen oder Muslime die eben nur Pflanzen essen??
Daniel Roth
Ich bin mir ganz sicher, dass es auch vegan lebende Christen und Muslime gibt 🙂 Gleichzeitig kann ich mir aber schon vorstellen, dass der Anteil von Atheisten oder Agnostikern unter den Veganer/innen recht hoch ist (ohne das jetzt mit Zahlen belegen zu können). Es gibt ja Überschneidungen: Das Hinterfragen von Traditionen, das Abweichen von der Norm, ein Weltbild, bei dem der Mensch nicht zwangsläufig als „Krone der Schöpfung“ im Mittelpunkt steht usw.
Unbequeme Wahrheit
In aller Kürze!
Ob 70, 80, 90 oder 98% der Weltsojaernte; 30, 40 oder 50% der Weltgetreideernte (Mais, Hafer & Co); 30, 40 oder 50% der Meere geraubten Tiere (Fisch und alles andere, Stichwort: Fischmehl) in jährlich Abermilliarden „Nutz“tiere (exklusive Milliarden Tiere in den Aquakulturen) gestopft wird, ist doch völlig irrelevant!!! Das Klima, der Planet, Lebensgrundlagen allen Lebens, werden ruiniert und verseucht, während jährlich Abermilliarden Tiere vergewaltigt, gequält, gefoltert und ermordet werden; Milliarden Menschen hungern, Abermillionen verhungern…!!!
Sämtliche katastrophalen Folgen durch „Produktion“/Konsum von Tierqual“produkten“ aufzuzählen, würde den Rahmen hier an dieser Stelle bei WEITEM sprengen!
Für sämtliche und größten, existentiell bedrohlichsten Probleme des 21. Jahrhunderts, sind PRIMÄR die Tierqualindustrien und deren Auftraggeber verantwortlich (ohne Auftraggeber gäbe es diese alles verseuchende und zerstörende Industrien nicht)!!!
Annette Zurreck
Im 5. Gebot: „Du sollst nicht töten“,
steht kein Zusatz wie z. Bsp. „Tiere sind davon ausgeschlossen“.
Der Satz in der Bibel „Macht Euch die Erde untertan“ , das ist meist die Rechtfertigung von Millionen Christen, die tierische Produkte verspeisen.
Alles was lebt will leben. Zahlreiche neue Studien belegen wie Tiere in ihrer Haltung leiden, wie z. Bsp. tagelang Kälbchen und Mutterkühe sich verzweifelt rufen, wenn Kälbchen aufgrund der Milchgewinnung von der Mutterkuh getrennt in Kälbchenboxen großgezogen werden.
Sina Wand
Also zu dem Bibel Zitat. Tatsächlich kann man auch direkt mit der Bibel antworten. Die meisten Menschen setzten sich an dem Punkt nicht mit dem Inhalt auseinander, sondern sagen was sie gehört haben. In der Bibel (Gen 1:29) steht vor allem auch, dass dem Menschen zunächst erstmal alle Früchte des Feldes und Samen gegeben sind. Wenn man mit der Bibel argumentiert, sollte man wissen, das die Ordnung die Gott dem Menschen geben hat zu allererst Vegan ist! Alles andere ist eine Folge des menschlichen Handelns und nicht Gottes Plan.
Daniel Roth
Hey Sina, das habe ich nun auch überrascht festgestellt … ich hatte die Stelle auch weiter unten als Antwort auf den Kommentar von Ingrid bereits zitiert. Sehr interessant und definitiv hilfreich für die Argumentation!
Trevisgovegan
Steht in den alten Testamenten nicht sogat dass jesus vegan war? Also indirekt, sowas wie „esst keine Lebewesen“, Bilde mir ein das iwo gelesen zu haben. Bin mir aber nicht so sicher.
Daniel Roth
Da steht jedenfalls etwas von „Du sollst nicht töten.“ Auf wen sich dieses Gebot bezieht ist aber wie so vieles in der Bibel eine Frage der Auslegung 😉
Sina Wand
Also im AT steht so direkt nichts über Jesus. Es gibt nur Hinweise auf Jesus im AT die Christen so deuten, Juden nicht. Zum Thema vegan ist an der Stelle eher Gen 1.29 zu nennen. Habe ich aber auch schon oben benannt. Gerade das AT hat viele Speisegebote, aber die kennt niemand. Nur das mit dem Untertan machen, das merken sich viele. Das damit auch der Auftrag von der Schöpfung bewahren und umsorgen einhergeht ignorieren dann aber alle. Untertan machen, in der ursprünglichen Bedeutung heißt auch „wie ein König, für die Schöpfung sorgen“. Da wäre dann spanned welche Eigenschaften wohl ein guter König haben sollte 🤔🤔🤔
Christiane
Hallo zusammen, kleine theologische Anmerkung zu dem Bibelvers: Ja, er wurde leider lange im Sinne von „ausbeuten“ missverstanden, meint aber einen verantwortungsvollen und sorgenden Umgang mit der Schöpfung, kann also im heutigen Verständnis auch tierethisch gelesen werden.
Danke für eure Arbeit, Daniel und Katrin!
Tamborin
Was ist mit Stoffen wie Carnitin, Kreatin oder alpha-Liponsäure? Nicht zu vergessen Taurin, das zum großen Teil unserer Herzmuskulatur zu finden ist und für dessen Gesundheit nicht zu unterschätzen. All diese Komponenten sind lediglich in Fleisch zu finden. Was mir auch immer fehlt, ist das Thema Bioverfügbarkeit aus pflanzlichen Quellen. Calcium z.B. ist oft gebunden an Stoffe, die der Körper nicht „auspacken“ kann (Phytinsäure, Lektine), sodass oft nur wenige Prozent eines angebenen Nährstoffs auch im Körper bzw. im Blut landen. Gleiches gilt für die Umsetzung von Beta-Carotin zu Vitamin A (Retinol).
Unverträglichkeiten auf Samen, Saaten und Hülsenfrüchte existieren teilweise.
Ich bin selbst großer Fan von pflanzlichen Produkten und weiß um deren positiven Effekte für den Körper, jedoch darf man nicht vergessen, dass es evolutionär einen Grund gab, weshalb der Mensch das Jagen und Essen von Tieren begann und mehrere Millionen Jahre durchführte (Homo erectus, Homo sapiens). Das kann man uns nicht komplett abrupt wegerziehen. Nahrungsergänzungmittel sind ja immerhin ein Lösungsansatz, der mir gefällt, aber viele Stoffe, wie die oben erwähnten, stehen diesbezüglich leider noch nicht im Fokus, obwohl sie essentiell sind.
Daniel Roth
Hallo Tamborin, ich lebe jetzt seit knapp 10 Jahren vegan und mir sind bislang weder Carnitin, noch Kreatin, Liponsäure oder Taurin als „kritisch“ unter die Augen gekommen. Das kann jetzt natürlich zwei Gründe haben: Entweder es ist so wie du sagst, und es wurde bislang einfach übersehen bzw. falsch bewertet. Oder diese Stoffe sind nicht so essentiell, wie du behauptest. Ich tendiere zu Letzterem, weil das einfach meiner persönlichen Lebenserfahrung als gesunder, veganer Leistungssportler deutlich näher kommt.
Ich weiß auch nicht, wie du zu dem Schluss kommst, dass es sich hier um essenzielle Nährstoffe handelt? Carnitin, Kreatin, Taurin und Liponsäure werden sehr wohl vom Körper selbst synthetisiert und sind deshalb schon per Definition nicht essenziell.
Über das Thema Calcium haben wir hier bereits ausführlich geschrieben: https://www.bevegt.de/calcium/
Die empfohlenen Zufuhrmengen beinhalten einen Sicherheitszuschlag, der die Bioverfügbarkeit berücksichtigt. Darüber hinaus gibt es durchaus pflanzliche Calciumquellen mit hoher Bioverfügbarkeit, sowie Methoden, den Körper bei der Aufnahme zu unterstützen.
Dass Lebensmittelunverträglichkeiten eine rein pflanzliche Ernährung kompliziert machen können ist richtig, aber kein grundsätzliches Argument gegen die vegane Ernährung.
Viele Grüße
Daniel
Ingrid Straub
Hallo Leute, also in der Schöpfungsgeschichte des alten Testaments (ihr wisst schon… Am ersten Tag schuf Gott….) steht über die Nahrung des Menschen: alle Pflanzen der Erde gab er ihnen zur Nahrung…. odet so ähnlich, auf jeden Fall steht da nix von Tieren.
Im Buch Vegan im Recht steht ein Kapitel über Veganismus in den verschiedenen Religionen…. falls sich jemand einlesen will.
Grüße Ingrid
Daniel Roth
Super interessant Ingrid, das wusste ich noch nicht! Hab grade mal nachgeschaut, hier ist die entsprechende Stelle aus Genesis:
„Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen! Dann sprach Gott: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was auf der Erde kriecht, das Lebensatem in sich hat, gebe ich alles grüne Gewächs zur Nahrung. Und so geschah es.“
Das klingt ja tatsächlich fast wie eine Anweisung, vegan zu leben 🙂
Marion Elzer
Hallo.
Ich heiße Marion und ernähre mich seit ca. 5 Jahren ausschließlich vegan.
Ich mache es so dass ich immer sage, und so ist es auch, dass meine Gäste die Fleischesser sind, bei mir auf jeden Fall Fleischprodukte und auch Käse zu essen bekommen. Das finden die meisten gut und sind beruhigt. Sie bekommen nichts verboten und werden immer offener für meine Ernährung. Gegrillt wird bei uns im Sommer kaum noch. Stattdessen laden wir zur Brotzeit ein. Ich backe das vegane Brot selber. Finden alle klasse. Es gibt Obst und Gemüse. Ist ja sowieso vegan. Fuer die Fleischesser gibt es Wurst und Käse. Ich mache jede Menge vegane Aufstriche und die sind immer zu allererste weggegessen und ich werde nach den Rezepten gefragt. Ich glaube so wie ich es handhabe ist es ganz gut und meine Freunde sind glücklich und machen sich Gedanken ob sie sich nach und nach nicht auch öfters vegan ernähren sollen.
Alles Liebe und herzliche Grüße
Marion
Daniel Roth
Hallo Marion, toll dass du deine Freunde für die vegane Ernährung begeisterst! Ich persönlich könnte kein Fleisch usw. mehr anbieten, aber unsere Freunde sind zum Glück sehr offen und haben sich bislang immer gefreut, wenn wir sie vegan bekocht haben oder sie bei uns mal veganen Käse usw. ausprobieren konnten.
Nina
Danke für diesen Blogbeitrag.
Was ihr vorallem anders macht, als manch andere Seiten ist, dass ihr nicht verurteilt. Durch eure Tipps und Argumente habe ich auch nie komische Rückmeldungen bekommen. Im Gegenteil, meist sind die Leute sofort in die Rechtfertigung gegangen und angefangen ihre eigene Lebensweise zu relativieren.
Was ich bspw. super gerne mache ist Rezepte und Ideen für Essen zu zeigen, was man mit pflanzlicher Ernährung so alles machen kann :).
Ich wurde auch schon darauf angesprochen, wie ich es denn schaffe ohne Fleisch. Eine Freundin von mir hat bspw mir erzählt, dass sie 2 Wochen ohne Fleisch gut auskam und dann aber super Gelüste hatte.
Gerade dafür sind zB auch Fleischersatzprodukte super. Umso besser, dass sie wohl besser als ihr Ruf sind 🙂 (Wenn man sich manche Zutatenlisten anschaut hatte ich mich auch gewundert, warum die schlecht sein sollten).
Auf jedenfall eine sehr gute Liste und einiges habe ich bis jetzt auch genauso immer argumentiert.
Insbesondere der Punkt mit dem „ganz oder gar nicht“ „oder nicht richtig“ ist wirklich interessant. Da muss ich an einen eurer Interview Gäste denke, ich glaube es war Nico Thun, der ein Gespräch mit jemanden hatte, der sich selbst als „avap“ bezeichnete. As vegan as possible – und genau das mache ich auch :).
Daniel Roth
Das freut mich sehr, dass du bisher so tolle Erfahrungen gemacht hast … es liegt aber auch immer zu einem guten Teil an einem selbst, wie die Gespräche mit Andersdenkenden verlaufen. Du darfst dir also mal selbst auf die Schulter klopfen 😉 Und stimmt, Rezepte weitergeben und Ausprobieren lassen ist meistens die beste Strategie!
Angelina
Hallo ihr beiden,
danke für eure tolle Liste. Ich mag eure Art zu argumentieren sehr!
Irgendwie ist die Kommentarfraktion hier ja überraschend etwas ins religiöse abgerutscht. Die Bibel widerspricht sich an einigen Stellen meines Erachtens nach selbst, also selbst wenn es Passagen gibt, die sich so lesen lassen, dass der Konsum von Tierischen Produkten „nötig“ wäre, gibt es sicher ebenso viele, die tierethisch ausgelegt werden können. Zur Zeit der Entstehung der Bibel waren Massentierhaltung und Klimaschäden wohl einfach noch kein klar zu behandelndes Thema.
Leider hat mir das Allesesser-Argument noch niemand an den Kopf geworfen, demjenigen würde ich gern einen Regenwurm hinlegen (oder mangels diesen) ein paar Brocken vom immer in meiner Jackentasche befindlichen Hundefutter und sagen, hier bitte schön du Allesesser. Nur weil wir (fast) alles essen könnten (im Sinne von verstoffwechseln und nicht an einer Vergiftung sterben), heißt das noch lange nicht, dass ich regelmäßig an der Nachbarskatze knabbere. Warum sollte das also ein Argument dafür sein, tierische Produkte essen zu MÜSSEN und vor allem wieso Kälber aber keine Hundewelpen?
P.S. In aller Deutlichkeit: Ich möchte natürlich weder Katzen noch Hundewelpen essen und auch keine Regenwürmer, aber aus denselben Gründen, aus denen ich diese Tiere nicht esse, esse ich auch keine anderen.
Daniel Roth
Hey Angelina, ich persönlich finde die Bibelexegese ja ziemlich müßig, weil man da so ziemlich alles reininterpretieren kann wie man will. An anderer Stelle in den Kommentaren hat Ingrid auf einen interessanten Passus aus der Schöpfungsgeschichte hingewiesen, der sich fast wie eine Anweisung zum Vegansein liest – ich hab die Stelle dort mal zitiert.
Ansonsten bin ich froh, dass du nochmal so explizit darauf hingewiesen hast, dass du weder Hundewelpen noch Regenwürmer essen möchtest 😉 Aber Spaß beiseite, das Argument gefällt mir, das hab ich so noch nicht gehört!
Anette
Hallo liebes bevegt-Team,
erst mal danke für eure interessanten Themen, die unkomplizierten Rezepte und auch die abwechslungsreichen Podcasts 🙂
Dieses Thema, dass man seine Ernährungsform quasi „verteidigen“ muss, finde ich befremdlich und kenne ich selber nicht.
Ich ernähre mich seit über 6 Jahren vegan und lebe in Tirol in einer ländlichen Gegend.
Meine Ernährung stößt eher auf Interesse als auf Ablehnung oder kritischen Fragen.
Grüße aus Österreich,
Anette
Daniel Roth
Hey Anette, das ist großartig, dass dein Umfeld so interessiert und offen auf deine vegane Lebensweise reagiert. Leider ist das aber keine Selbstverständlichkeit. Mein Beitrag soll übrigens kein Aufruf zu verbalen Auseinandersetzungen oder „Missionierungsversuchen“ sein, sondern Veganer/innen die Möglichkeit geben, sachlich und selbstsicher auf Fragen zur veganen Ernährung zu antworten (egal ob die Fragen nun kritisch oder interessiert sind).
Daniel
Mein Bibelzitat hat ja ganz schöne Wellen ausgelöst 🙂
Aber jetzt hab ich ein paar bessere Antworten parat – danke!
Will das jetzt nicht vertiefen, ist vielleicht auch nicht die richtige Stelle in dem Blog, aber das Folgende geht mir nicht aus dem Kopf:
In den Bibelgeschichten werden oft Tiere „geopfert“. Was soll denn das? Um eine Sache wieder gut zu machen oder für etwas vor Gott gerade zu stehen, bringt man ein Tier um, legt es auf’s Feuer und lässt es verkohlen (vielleicht wird’s auch noch gegessen)? Das Tier als Vermittler der Wiedergutmachung und dafür muss es sterben?
Ist irgendwie alles Glaube… und wahrscheinlich sah man darin nicht den Tod des Tieres oder dessen Todesqualen.
Maybritt Schillinger
Hallo, ich habe noch ein weiteres Argument, was meiner Meinung nach viel zu selten diskutiert wird und wo ich auch keine klare Antwort darauf habe: „Biologische Landwirtschaft braucht tierischen Mist als Dünger.“ Demeter schreibt nicht ohne Grund Tierhaltung in den Richtlinien vor. (https://www.demeter.de/biodynamisches/landwirtschaft/tiere) Was meint ihr dazu?
Daniel Roth
Hallo Maybritt, dieses Argument steht definitiv auf meiner Liste für die nächste Überarbeitung des Beitrags. Allerdings würde ich in dieser Hinsicht nicht allzu viel auf die Demeter Richtlinien geben. Die dort praktizierte bio-dynamische Landwirtschaft nach Rudolf Steiner ist in großen Teilen unwissenschaftlich bis esoterisch.
Maybritt
Hallo Daniel, dass Demeter teilweise esoterisch ist, mag zwar stimmen – trotzdem nehme ich ihre Richtlinien ernst. Immerhin haben sie die strengsten Richtlinien für Tierwohl von allen Bio-Siegeln. Aber auch wenn man von Demeter nicht viel hält: Wie düngen eigentlich Bioland-Bauern? Muss ich mich selbst mal schlau machen, ehrlich gesagt!
Johannes
Sehr gut, da sind wohl alle Klassiker dabei. In den ersten Monaten als motivierter Veganer, hat mich jede dieser „Fragen / Argumente“ wahnsinnig gemacht. Es hat sich wie ein Angriff angefühlt.
Ich bin nach 7 Jahren veganer Ernährung in eine Status der „entspannten Gleichgültigkeit“ übergegangen. Ich versuche zu eruieren, ob mein Gegenüber wirklich an meinen Argumenten interessiert ist und es sich für mich (und den Veganismus) „lohnt“ in eine Argumentation Lebensenergie zu investieren.
Klingt total negativ, ich bin damit aber sehr entspannt unterwegs. ✌️
Daniel Roth
Hey Johannes, das ist meiner Meinung nach sogar eine sehr gesunde Einstellung 🙂 Es bringt ja niemandem etwas, sich in ermüdenden Diskussionen abzukämpfen, wenn meist eh schon vorher feststeht, dass niemand seine Meinung ändern wird (oder sich die Fronten sogar noch weiter verhärten). Mach also gerne genau so weiter 😉
Sabine Schwarz
Besser hätte ich es nicht sagen können. Danke
Wieder einmal ein Beitrag, der mich darin bestärkt, vegan zu essen, dran zu bleiben.
Katrin Schäfer
Dankeschön Sabine – das freut uns! Und es ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung 🙂
Viele Grüße
Katrin