Wir erinnern uns immer noch gerne an unsere ersten Wochen und Monate als Vegan-Neulinge zurück. Es war eine einzigartige Zeit des Aufbruchs und der Veränderung in unserem Leben: So viele neue Eindrücke, Gedanken und Entdeckungen!
Und natürlich Fragen. SO! VIELE! FRAGEN!
Vielleicht bist du gerade in der gleichen Situation wie wir damals: Du hast den Entschluss gefasst, dass du dich zukünftig vegan ernähren oder sogar komplett vegan leben möchtest (das ist großartig!) – und dir schwirrt jetzt ein bisschen der Kopf, weil alles noch ganz neu und ungewohnt ist.
Aber keine Angst: Dieses Gefühl geht schneller vorbei als du denkst. Um dich auf deinem Weg zu unterstützen, beantworte ich heute 10 Fragen, die wir immer wieder von Neu-Veganern gestellt bekommen – und die wir uns damals selbst gestellt haben!
Los geht’s!
Von Milchsäure, Schokolade und Sojafeldern im Regenwald …
1. Was bedeutet „Kann Spuren von …“ enthalten?
Vielleicht ist dir auf der Verpackung eines Lebensmittels, z.B. von Schokolade, schon mal der Hinweis „Kann Spuren von Milch enthalten“ aufgefallen – direkt neben der Vegan-Blume oder dem Schriftzug „vegan“.
Das ist kein Widerspruch, und deine Schokolade ist, um mal bei unserem Beispiel zu bleiben, vegan. Sie wurde aber in einer Fabrik hergestellt und verpackt, in der auch Schokolade produziert wird, die Milch enthält. Obwohl die Produktionsanlagen natürlich gereinigt werden, kann der Hersteller nicht ausschließen, dass kleinste Mengen an Milch daran zurückbleiben und so in die vegane Schokolade gelangen.
Für Allergiker ist diese Information sehr wichtig, weil bei einer starken Lebensmittelallergie schon der Verzehr von winzigen Rückständen schlimme Folgen haben kann.
Wenn du dich aus ethischen Gründen vegan ernährst, kannst du Lebensmittel mit dem Hinweis „Kann Spuren von … enthalten“ aber guten Gewissens verwenden.
2. Ist Milchsäure vegan?
Milchsäure ist ein Säuerungsmittel und findet sich in der Zutatenliste von Lebensmitteln auch unter der Bezeichnung E270. Der Name lässt vermuten, dass Milchsäure etwas mit Kuhmilch zu tun hat – dem ist aber nicht so.
Milchsäure wird von Milchsäurebakterien gebildet und entsteht, wenn stärke- oder zuckerhaltige Lebensmittel durch Mikroorganismen fermentiert werden. Solange diese stärke- oder zuckerhaltigen Lebensmittel pflanzlich sind, ist die daraus entstandene Milchsäure vegan.
Milchsäure findest du in vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie zum Beispiel Keksen, Brot und Gemüsekonserven.
3. Wird für meinen Tofu der Regenwald abgeholzt?
Nein, denn die allermeisten Sojabohnen für die Tofuproduktion kommen aus Kanada und Europa (z.B. Frankreich, Österreich und Belgien). Das deutsche Unternehmen Taifun bezieht die Sojabohnen für seinen Tofu zum Beispiel aus Deutschland, Österreich und Frankreich, Alnatura und Vantastic Food werben mit Sojabohnen aus Europa.
Der Anteil der weltweiten Sojaernte, der zu Tofu und pflanzlichen Fleischalternativen verarbeitet wird, ist außerdem verschwindend gering. Die allermeisten Sojabohnen – vor allem die, die in Südamerika auf riesigen, gerodeten Regenwaldflächen angebaut werden – werden zu Tierfutter verarbeitet und an Schweine, Rinder und Hühner verfüttert.
Wenn du ab sofort kein Fleisch mehr isst, und dir stattdessen ein paar Mal pro Woche Tofu zubereitest, dann reduzierst du somit sogar deinen persönlichen Sojaverbrauch! Das klingt erstmal seltsam, ist aber tatsächlich so.
4. Ist es okay, wenn ich noch meine alten Lederschuhe und meinen Ledergürtel trage?
Diese Frage kann ich nicht für dich beantworten. Meine Meinung dazu lautet aber eindeutig ja – sofern du dich damit wohlfühlst.
Ich selbst habe meine Lederschuhe getragen, bis sie wirklich fast auseinander gefallen sind. Ein einziges Paar Lederschuhe besitze ich sogar heute noch. Das sind sogenannte „Ausgehschuhe“, die ich nur zu besonderen Gelegenheiten wie Hochzeiten trage, und deswegen sehen diese Schuhe auch nach knapp 10 Jahren noch fast aus wie neu.
Keinem Tier ist damit geholfen, wenn du gut erhaltene Schuhe entsorgst und dir dafür ein neues Paar zulegst. Für neue Schuhe werden Ressourcen verbraucht, und das halte ich für unnötig.
Ich kann aber verstehen, wenn es sich für dich nicht mehr „richtig“ anfühlt, Tierprodukte zu tragen. Und bevor sie wirklich in der letzten Ecke deines Kleiderschranks vergammeln, verkaufe, verschenke oder spende sie – dann erfüllen sie wenigstens noch einen Zweck.
5. Bekomme ich mit veganer Ernährung wirklich alle Nährstoffe?
Eine ausgewogene rein pflanzliche Ernährung ist gesund und reich an Nährstoffen. Trotzdem solltest du dir (nicht nur) als Veganer:in ein solides Grundwissen in Sachen Ernährung aneignen.
Wichtig ist bei veganer Ernährung vor allem das Vitamin B12, das du unbedingt supplementieren solltest – zum Beispiel in Form von Tabletten oder Tropfen. Im Winter solltest du außerdem über eine Supplementation von Vitamin D nachdenken. Weitere Nährstoffe, auf die du ein Augenmerk legen solltest, sind Eisen, Calcium, Jod und Omega-3-Fettsäuren.
Ganz wichtig, damit kein falscher Eindruck entsteht: Es ist wirklich überhaupt kein Problem, als Veganer:in eine ausreichende Versorgung mit den genannten Nährstoffen sicherzustellen.
Worauf du in Sachen Nährstoffe achten solltest und wie du deine Nährstoffversorgung sicher stellst, erfährst du in unserem kostenlosen Ratgeber „Nährstoffe bei veganer Ernährung“!
6. Wie kann ich beim Backen die Eier ersetzen?
Darauf kann ich dir eine einfache Antwort geben: Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, ob du die zwei Eier aus deinem Kuchenrezept am besten mit Apfelmus, einer zermatschten Banane, zwei Löffeln Sojajoghurt, einem „Leinsamen“-Ei oder Eiersatz-Pulver ersetzen solltest.
Google lieber nach deinem Lieblingskuchen mit dem Zusatz „vegan“ – und du wirst zahlreiche Rezepte finden, ohne dass du dir Gedanken über das Ersetzen von Eiern machen musst.
Für noch mehr Inspirationen empfehle ich dir ein schönes Backbuch mit rein pflanzlichen Rezepten, zum Beispiel Vegane Backträume* von Brigitte Bach, Vegan Backen: Mit Liebe, aber ohne Ei* von Nicole Just oder Vegan Backen von A bis Z* von Stina Spiegelberg.
7. Gibt es richtig gute vegane Schokolade?
Oh ja, die gibt es!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich 2010 von den ersten veganen Schokoladentafeln, die Daniel und ich probiert hatten, ziemlich enttäuscht war. Oft bestanden sie aus Reismilch und haben schlichtweg nicht wie „richtige“Schokolade geschmeckt.
Heute findest du in Biomärkten, aber auch in gut sortierten Supermärkten und Drogierieketten eine Auswahl an rein pflanzlichen Schokoladensorten, die es locker mit Milchschokolade aufnehmen können.
Unsere persönliche Lieblingsschokolade ist übrigens die Nirwana Noir* von Rapunzel, die es auch in einer nicht weniger leckeren helleren Version* gibt. Wenn du auf zartschmelzende Noisette- und Praliné-Schoki stehst, dann solltest du die Nirwana unbedingt mal probieren!
8. Wo bekomme ich vegane Rezepte her?
Früher war das gar nicht so einfach! Als wir in 2010 vegan wurden, waren gedruckte Kochbücher in deutscher Sprache absolute Mangelware.
Heute hast du hingegen die Qual der Wahl und kannst aus einer Vielzahl an veganen Kochbüchern wählen. Unsere persönlichen Favoriten stellen wir dir auf dieser Seite vor.
Am liebsten lassen wir uns aber von den vielen tollen veganen Foodblogs inspirieren – auch hier auf beVegt findest du weit mehr als 150 unkomplizierte vegane Rezepte für jeden Geschmack.
9. Sojamilch schmeckt mir nicht. Was nun?
Soja hat einen gewissen Eigengeschmack, der in einigen Sojamilch-Sorten mehr, in anderen weniger in den Vordergrund tritt.
Die gute Nachricht: Es gibt inzwischen sehr, sehr viele verschiedene Sorten Sojamilch mit unterschiedlichen Rezepturen. Ich kann dich deshalb nur dazu ermutigen, bei der Suche nach einer Sojamilch, die dir schmeckt, nicht zu früh das Handtuch zu werfen. Die geschmacklichen Unterschiede sind wirklich gewaltig und reichen von „ungenießbar“ bis „richtig lecker“.
Und wenn du wirklich keine Sojamilch findest, die dir schmeckt, ist das auch nicht weiter schlimm, denn neben Sojamilch gibt es zahlreiche weitere pflanzliche Milchalternativen. Hast du zum Beispiel schon mal Reismilch, Hafermilch oder Mandelmilch probiert?
Daniel und ich kaufen übrigens nur noch sehr selten Sojamilch. Für unseren Kaffee verwenden wir im Moment eine Hafermilch-Barista-Sorte von Oatly*, die man prima aufschäumen kann, und für Porridge, Müsli und Co. nehmen wir meistens eine mit Calcium angereicherte Reismilch.
10. Was kann ich mir jetzt noch aufs Brot schmieren?
Wenn du bisher ein klassisches Abendbrot mit Käse und Wurst gewöhnt warst, bringt der Umstieg zur veganen Ernährung eine größere Veränderung mit sich. Aber du wirst schnell feststellen, dass es viele leckere Alternativen gibt!
Mittlerweile haben Bio- und Supermärkte verschiedene vegane Käse- und Wurstalternativen im Sortiment. Du solltest natürlich nicht mit der Erwartung herangehen, dass diese Produkte 1:1 genauso schmecken wie das jeweilige „Original“. Das heißt aber auch nicht, dass sie schlecht schmecken würden!
Veganen „Wurstaufschnitt“ kaufen wir selbst nie, weil wir früher schon kaum Wurst gegessen haben und das auch nicht vermissen. In Sachen Käse können wir zum Beispiel den Scheibenkäse von Simply V* empfehlen, den wir ab und zu mal zu Hause haben. Und wenn du auf Camembert und Co. stehst, dann schau dir mal die Cashew-Käsesorten von Happy Cashew* (ehemals Happy Cheeze) an – nicht gerade günstig, aber unserer Meinung nach schon ziemlich nah am Original dran!
Eine weitere Möglichkeit zu Wurst und Käse sind pflanzliche Brotaufstriche, die es heute in jedem Discounter in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gibt. Und viele davon sind wirklich lecker und haben nicht mehr viel mit den Aufstrichen aus dem Reformhaus gemein, die es bei mir zu Hause gab, als ich noch in die Schule gegangen bin (und die damals alle nach „Champignon“ geschmeckt haben).
Und die dritte Möglichkeit – mein Favorit – sind selbstgemachte Brotaufstriche. Viele Rezepte sind schnell gemacht, und oft brauchst du nach 2-3 Versuchen schon gar kein Rezept mehr. Zu meinen Lieblings-Aufstrichrezepten gehören zum Beispiel Black Olive Hummus, Rote Bete-Pesto, Brokkoli-Pesto, Avocado-Koriander-Pesto und Weiße Bohnen-Hummus.
Katj
Liebe Katrin,
mich interessiert sehr welche Hafermilch du genau nimmst fuer den Kaffee?
Nachdem Kuh-Milch fuer meinen Cappuccino das einzige tierische Produkt war, das irgendwie nicht verschwinden wollte, mit der ganzen Umwandlung, hatte ich nach Alternativen gesucht und 5 verschiedene „Milch“-Sorten ausprobiert. Es war nix dabei woran ich mich haette sofort gewoehnen koennen. Als ich dann als sechste Moeglichkeit Sojamilch probiert habe, ging es. Sie schaeumte gut auf, was aber nebensaechlich war und schmeckte im Kaffee.
Und gibt es einen besonderen Grund warum du keine Sojamilch dafuer nimmst? Geschmackssache oder Dinge, die ich dringend wissen sollte als „Frischveganer“:-)
liebe Gruesse, Katja
Katrin Schäfer
Hallo Katja,
wir sind mittlerweile für den Kaffee bei der Oatly-Barrista-Edition hängen geblieben. Sie schmeckt sehr gut und lässt sich prima aufschäumen.
Und der Grund dafür, dass wir kaum noch Sojamilch verwenden ist, dass uns Hafer- und Reismilch deutlich besser schmecken.
Viele Grüße
Katrin
Katja
Danke fuer den Tipp, ich geh mal stöbern. lg Katja
Manuela
Nur vegane Schokolade ist richtig gut..
sagte der Nicht-Veganer 😎😇
Ausser Nirvana Noir habe ich noch folgende Lieblinge:
– iChoc white nougat crisp
Lovechock (roh-vegan) teuer aber eine Offenbarung, viele leckere Sorten
Ethiquable, fair, bio z. B. Noir Quinoa im Supermarkt erhältlich und günstig
Katrin Schäfer
Liebe Manuela,
oh ja, die Sorten sind echt der Hit, ich liebe auch eher diese süß-sahningen Sorten als die herben.
Viele Grüße
Katrin
Marvin
„Heute findest du in Biomärkten, aber auch in gut sortierten Supermärkten und Drogierieketten eine Auswahl an rein pflanzlichen Schokoladensorten, die es locker mit Milchschokolade aufnehmen können.“
Es gibt doch schon immer und nach wie vor Edel-Bitter- und Zart-Bitter-Schokoladen. In jedem Discounter zu jeder Zeit. Ich gehe doch davon aus, dass diese keine Milch enthalten (Kakaobutter ist meines Wissens vegan?)
Wieso muss es Schokolade aus dem Biomarkt oder mit Reismilch sein?
Katrin Schäfer
Hallo Marvin,
gibt es, aber erstens sind die nicht immer automatisch vegan (enthalten manchmal Butterreinfett und ähnliches). Und zweitens, wenn man früher eher „Milchschokolade“ gegessen hat, dann sind Bitterschokoladen nicht unbedingt eine Alternative.
2010 war vegane gute Schokolade wirklich eine Rarität, und auch noch 2018 denken Vegan-Interessierte, dass sich das Thema „leckere Schokolade“ mit dem Vegan-Sein erledigt hat – siehe auch unser Gespräch mit Ludwig 😉
Viele Grüße
Katrin