Im Grunde genommen ist Laufen nicht kompliziert: Du musst bloß einen Fuß vor den anderen setzen, und den Rest macht dein Körper ganz automatisch.
Und trotzdem gibt es eine Menge Stolpersteine und Fehler, mit denen du dir das Läuferleben unnötig schwer machen kannst. Wenn es anders wäre, würden wir alle locker-leicht durch die Natur gleiten und die Bestzeiten würden nur so purzeln – und das ist ja ganz offensichtlich nicht der Fall.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber: Wenn du dir am Laufen die Zähne ausbeißt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du irgendetwas übersehen hast – dass du irgendeinen grundlegenden Fehler machst, der sich vielleicht ganz leicht beheben lässt.
Du solltest also nicht zu schnell das Handtuch werfen!
In diesem Beitrag schauen wir uns 5 Bereiche an, in denen du als Läufer:in die richtigen Entscheidungen treffen solltest, wenn du deine Erfolgschancen steigern möchtest.
Dabei spielt es keine Rolle, was Erfolg für dich bedeutet – ob du die Freude am Laufen entdecken, deine ersten 5 Kilometer am Stück laufen oder deinen ersten Marathon finishen willst.
1. Motivation: Leg dir eine wasserdichte Motivationsstrategie zurecht
Der erste und mit Abstand wichtigste Erfolgsfaktor beim Laufen ist eine wasserdichte Motivationsstrategie. Das gilt besonders für Laufanfänger:innen, die noch nicht aus Gewohnheit laufen, sondern sich oft zu jeder Trainingseinheit bewusst aufraffen müssen.
Das Problem ist, dass deine Willenskraft begrenzt ist. Sie funktioniert wie ein Muskel, der irgendwann erschöpft ist, wenn du ihn zu sehr beanspruchst. Es ist deshalb sehr schwer, allein mit Willenskraft so lange dranzubleiben, bis das Laufen leichter wird und immer mehr Spaß macht.
Du solltest deine Willenskraft deshalb unterstützen, indem du dir jede Motivation von außen holst, die du bekommen kannst. In diesem Beitrag habe ich die besten Motivationsstrategien für Laufanfänger zusammengefasst, die ich kenne.
2. Ausrüstung: Sei richtig ausgestattet
Katrin und ich versuchen unser Leben möglichst minimalistisch zu gestalten. Wir lieben das Laufen auch deshalb so sehr, weil es ein Sport ist, für den du außer ein Paar Laufschuhe nichts weiter brauchst (und einige würden jetzt sogar sagen, dass auch die Laufschuhe nicht unbedingt notwendig sind).
Wir möchten dich also keinesfalls dazu bewegen, auf große Shopping-Tour zu gehen und dir das technisch ausgefeilteste Lauf-Equipment zu besorgen, das momentan für Geld zu haben ist. Eine neue GPS-Uhr oder Kompressionssocken machen dich nicht zum besseren Läufer.
Trotzdem solltest du deine Ausrüstung nicht völlig außer Acht lassen.
Investiere in einen Laufschuh, der zu dir passt, um Verletzungen zu vermeiden. Besorg dir eine Laufuhr, die dir deine Laufgeschwindigkeit und ggf. deine Herzfrequenz anzeigt, damit du deine Trainingsbelastung im Auge behalten kannst. Gönn dir ein paar hochwertige Laufklamotten, in denen du dich wohlfühlst und für jedes Wetter gerüstet bist.
Mehr brauchst du nicht, aber weniger sollte es auch nicht sein.
3. Training: Trainiere mit System
Die meisten Steine legen sich Laufanfänger:innen (und nicht nur die) bei der Trainingsgestaltung in den Weg. Sie laufen oft zu schnell, oder zu viel, oder zu unregelmäßig.
Die Folge ist, dass sich die Ausdauer nur sehr langsam oder gar nicht verbessert. Das ist frustrierend und trägt nicht gerade zur Motivation bei.
Du solltest deshalb immer mit System trainieren. Das bedeutet nicht, dass du dich streng an einen Trainingsplan halten musst, sondern nur, dass du bei deinem Training ein paar grundlegende Trainingsprinzipien berücksichtigen solltest. Welche das sind, habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.
Und wenn du es doch lieber schwarz auf weiß haben möchtest, dann erfährst du hier, wie du dir selbst einen Trainingsplan schreiben kannst.
4. Laufstil: Werde zur Gazelle
Der berühmte Läufer Emil Zátopek war aufgrund seines sonderbaren Laufstils auch als die „tschechische Lokomotive“ bekannt. Seinem Erfolg hat das keinen Abbruch getan, weil er extrem talentiert war und härter trainiert hat als alle seine Konkurrenten.
Für uns Normalsterbliche ist es aber eine gute Idee, an einem möglichst sauberen Laufstil zu arbeiten. Ein guter Laufstil sieht nicht nur schön aus, sondern reduziert auch den Kraftaufwand, den du aufbringen musst, um voran zu kommen.
Über den „optimalen“ Laufstil wurden schon ganze Bücher geschrieben, aber die wichtigsten Punkte sind schnell zusammengefasst:
- Du solltest keinen Buckel machen oder vornübergebeugt laufen, sondern eine aufrechte, gerade Körperhaltung einnehmen
- Die Arme schwingen seitlich vom Körper vor und zurück (nicht vor dem Körper nach links und rechts)
- Unterarm und Oberarm stehen etwa in einem rechten Winkel zueinander (das sogenannte „Läuferdreieck“)
- Der Fußaufsatz ist genau unter dem Körperschwerpunkt, nicht weit vor dem Körper wie bei vielen Laufanfängern
- Die Schrittfrequenz sollte in etwa bei 180 Schritten pro Minute liegen
Um deinen Laufstil zu verbessern solltest du ein regelmäßiges Kraft- und Stabilisationstraining durchführen. Die wichtigsten Übungen für Läufer:innen haben wir in diesem Beitrag für dich zusammengestellt.
Außerdem kannst du in deine Trainingsläufe kurze Abschnitte einbauen, in denen du dich auf einen ganz bestimmten Aspekt deines Laufstils konzentrierst, zum Beispiel auf deine Schrittfrequenz oder eine saubere Armarbeit.
5. Rahmenbedingungen: Sei gut zu deinem Körper
Dein Körper ist beim Laufen dein einziges Sportgerät. Du solltest ihn deshalb in Schuss halten wie ein Fahrradfahrer sein Rad.
Natürlich kannst du jeden Tag bis 2 Uhr Nachts Fernsehen, jeden Freitag und Samstag feiern gehen, Rauchen und dich nur von Fertigpizza und Nutellabrötchen ernähren. Das wird sich aber ganz sicher negativ auf den Laufspaß und deine Fortschritte als Läufer:in auswirken.
Du musst nicht wie ein Asket leben – es ist immer auch eine Frage, wie wichtig dir das Laufen im Vergleich zu anderen Dingen ist. Versuche, eine gesunde Balance zu finden, mit der du dich wohlfühlst.
Hier sind ein paar Dinge, bei denen du aber keine Abstriche machen solltest:
- eine gesunde, ausgewogene Ernährung (ein paar einfach umzusetzende Ernährungstipps haben wir hier und hier für dich zusammengestellt)
- ausreichend Schlaf, Entspannung und Regeneration (hier findest du 8 Regenerationstipps für Läufer:innen)
- regelmäßiges Stretching und Faszientraining
Wenn du alle diese Faktoren beherzigst, wirst du mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mehr Laufspaß und Leichtigkeit beim Laufen erreichen. Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg dabei!
Jakob
Hi Daniel!
Danke für den Beitrag und vor allem für den letzten Beitrag.
Wie hälst du es denn mit der Schrittfrequenz? Mich hat das total verwirrt als ich vor ein paar Monaten angefangen habe darauf zu achten. Ich meine, wie hängt Schrittfrequenz und Geschwindigkeit zusammen? Läuft du auch bei einem 6’er Pace 180 Schritte/min? oder erst bei einem höheren Tempo?
Beste Grüße
Jakob
Daniel Roth
Hallo Jakob, die 180 Schritte pro Minute wirst du tatsächlich erst ab einer gewissen Pace schaffen. Bei konstanter Schrittfrequenz ergibt sich die Geschwindigkeit dann aus der Schrittlänge, d.h. ein Top-Marathonläufer legt im Wettkampf mit einem Schritt eine deutlich weitere Strecke zurück als ein Freizeitläufer mit einem 6er Pace, vorausgesetzt sie laufen beide mit der gleichen Schrittfrequenz. Die größere Schrittlänge kommt dann durch einen kräftigeren Abdruck vom Boden zustande.
Du kannst ja einfach mal eine Minute lang deine Schritte zählen und hast dann eine erste Orientierung. Wenn der Wert deutlich von der 180 nach unten abweicht (also z.B. bei 160 Schritten pro Minute liegt), dann kannst du mal probieren, ganz bewusst die Schrittfrequenz zu steigern, indem du kürzere Schritte machst.
Der Vorteil einer höheren Schrittfrequenz ist zum einen, dass der Körper bei jedem Aufprall weniger Gewicht abfedern muss (weil du kleinere „Sprünge“ machst), und zum anderen, dass dein Fußaufsatz mehr unter deinen Körper wandert. Viele Anfänger treffen zu weit vor dem Körper auf den Boden auf, was dann wiederum einen sehr fersenbetonten Aufprall begünstigt. Mit einer höheren Schrittfrequenz verlagert sich der Laufstil dann automatisch in Richtung des Mittelfußlaufes, was ein guter Kompromiss zwischen Fersenlauf und Ballenlauf ist.
Sportliche Grüße
Daniel
Petra Maurer
Hallo und guten Morgen.
Beim Durchlesen dieses Artikels bin ich mal wieder auf das Thema Faszien gestoßen , welche mich sehr interessiert. Bin da aber noch nicht so in die Tiefe gegangen bis jetzt.
Ihr verweist auf einen Artikel, den ihr vor ein paar Wochen dazu veröffentlicht habt. Ich finde diesen leider nicht mehr. Könnt ihr mir da helfen?
Übrigens tolle Seite, auch bei Facebook verfolge ich interressiert eure Artikel. Laufe schon länger nur so um den Kopf frei zu kriegen und fit zu bleiben , nun bin ich gerade dabei mich etwas zu optimieren ,was meinen Laufstil und Zeiten etc angeht.
Also ich sag schon mal danke, viele Grüße ,
Petra.
Daniel Roth
Hallo Petra, du meinst sicher diesen Artikel von Katrin: https://www.bevegt.de/faszientraining/
Schön dass dir unser Blog gefällt und du auch auf Facebook dabei bist 🙂
Sportliche Grüße,
Daniel
Heidi
Lieber Daniel,
danke für die beiden tollen Artikel und natürlich die vielen anderen. Ich lauf eigentlich schon mein ganzes Leben und habe mich nun für meinen ersten Marathon im Oktober in München angemeldet. Auf die Technik achte ich nach einer Ausbildung bei Dr. Marquardt sehr und bin da voll bei Dir.
Bezüglich Schrittfrequenz hätte ich nur noch die Anmerkung, dass diese auch von der Körpergröße neben der Geschwindigkeit abhängt. Da kann man unter http://www.marquardt-running.com/verletzte/lauftechnik/schrittfrequenz/ eine gute Tabelle finden.
Leider macht mir nach langen Läufern immer wieder mal meine Sehnen einen Strich durch die Rechnung und ich muss aufpassen mich nicht zu überlasten.
Nun habe ich bedenken, ob ich den Marathon dann durchstehe, wenn ich nach 22 km schon wieder ein Woche lang nur kurze Läufe laufen kann, weil mir meine Achillessehne oder meine Fußgelenke weh tun.
Geht es Euch auch manchmal so oder habt Ihr keine Probleme? Wenn schon, wie gehst Ihr damit um?
Danke und
Liebe Grüsse
Heidi
Daniel Roth
Liebe Heidi, vielen Dank für deinen Kommentar und den Hinweis zum Thema Schrittfrequenz. Ich habe mir mal erlaubt, den Link zur Seite von Dr. Marquardt noch zu erweitern, so dass er direkt auf die Seite mit dem Schrittfrequenz-Rechner verweist. Das ist sehr hilfreich!
Und zu deiner Frage: Doch, wir haben auch immer mal wieder mit Läufer-Wehwehchen zu kämpfen. Die Achillessehne macht uns beiden schon seit längerer Zeit Probleme. Es ist allerdings nicht so schlimm, dass wir nicht mehr laufen könnten oder das Training einschränken müssten. Und es gibt auch immer wieder Phasen, in denen wir praktisch beschwerdefrei sind.
Unsere „Therapie“ besteht aus möglichst regelmäßigem Kraft- und Stabilisationstraining, Stretching und Faszientraining mit der Blackroll. Erfahrungsgemäß bringen Laufpausen gar nix und es ist gerade dann am besten, wenn wir die Sehne in Bewegung halten und viel trainieren.
Wenn es bei dir aber so schmerzhaft ist, dass du dein Training zurückfahren musst, dann sind das natürlich keine optimalen Voraussetzungen für einen Marathon. Eine Patentlösung kann ich dir aber leider auch nicht anbieten, denn wenn ich die hätte würde ich sie als erstes bei mir selbst einsetzen :-/
Ich wünsche dir alles Gute und drücke die Daumen, dass du dein Marathonziel erreichen kannst!
Daniel
Heidi
Lieber Daniel,
danke für die Antwort. Das hat mir schon geholfen, den aktuell bin ich fast schmerzfrei und werde das mit dem Krafttraining, usw. beherzigen. Da hast Du vollkommen recht, das ist super wichtig. Leider macht einfach loslaufen meist mehr Spaß. 🙂
Morgen ist wieder Mal ein langer Lauf geplant. Da bin ich schon gespannt, wie es mir danach geht.
Heute gehts aber auf zum Krafttraining.
Liebe Grüsse Heidi