Was haben Smartphones, Apps und Social Media gemeinsam? Richtig: All diese Dinge haben vor 20 Jahren noch nicht einmal existiert, und heute sind sie aus unserem täglichen Leben kaum noch wegzudenken.
Wir sind über Facebook, Instagram und Co. mit mehr Menschen vernetzt als jemals zuvor. Wir können in sekundenschnelle mit unseren Freunden oder Eltern kommunizieren. Und wenn uns in einer fremden Stadt der Magen knurrt, lassen wir uns einfach zielsicher zum nächsten veganen Restaurant navigieren.
Schöne neue Welt!
Hat das Smartphone unser Leben besser gemacht?
Aber haben all diese technischen Innovationen unser Leben wirklich besser gemacht? Sind wir dank Smartphone, Online-Freundschaften und „Likes“ heute glücklicher, zufriedener, weniger einsam als in der technologischen Steinzeit?
Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass das Gegenteil der Fall ist – und es gibt immer mehr Menschen, die sich über einen nachhaltigen, „gesunden“ Umgang mit den neuen digitalen Technologien Gedanken machen.
Einer davon ist der amerikanische Autor Cal Newport, der darüber ein Buch mit dem Titel Digitaler Minimalismus* geschrieben hat. Katrin und ich haben es vor einigen Wochen gelesen und so viele Denkanstöße daraus mitgenommen, dass wir es dir unbedingt ans Herz legen möchten.
In diesem Beitrag stelle ich dir die Kernaussagen aus „Digitaler Minimalismus“ vor – und am Donnerstag sprechen wir dann im beVegt-Podcast darüber, was wir beide in diesem Bereich schon für uns umgesetzt haben.
Suchtpotenzial als Geschäftsmodell
Hast du dich schon mal dabei ertappt, wie du eigentlich ganz gezielt etwas mit deinem Smartphone nachschauen wolltest – nur um dann Minuten später wie aus einer Trance wieder im Hier und Jetzt aufzuwachen?
Du solltest deswegen kein schlechtes Gewissen haben, denn du kannst nichts dafür.
Wir verbringen nicht so viel Zeit mit unseren Smartphones und in sozialen Medien, weil wir von Natur aus faul und undiszipliniert wären, sondern weil die Tech-Konzerne Milliardensummen investieren, um ihre Apps so zu designen, dass wir uns ihnen kaum widersetzen können.
Der Like-Button. Endloses Scrollen durch den Feed. Algorithmen, die uns genau das anzeigen, was wir lesen wollen. Benachrichtigungen, die uns immer wieder dazu verleiten, die App zu öffnen: „Es gibt etwas Neues zu entdecken … willst du das wirklich verpassen?“
Je mehr Zeit wir mit den verschiedenen Diensten verbringen, desto wertvoller werden sie. Ein maximales Suchtpotenzial ist der zentrale Aspekt des Geschäftsmodells von Facebook, Instagram, Youtube & Co.
Okay, aber wo genau ist das Problem?
So weit so gut – aber wo ist eigentlich das Problem? Wir bekommen für die Aufmerksamkeit und Zeit, die wir in unser “digitales Leben” investieren, ja auch etwas zurück: Wir bleiben mit Freunden und Bekannten in Kontakt, Online-Gruppen und Foren geben uns ein Gefühl der Zugehörigkeit, und jedes „Gefällt mir“ unter einem unserer Beiträge verschafft uns ein wohliges Gefühl der Bestätigung und Anerkennung.
Soweit die Theorie. Aber sei mal ganz ehrlich zu dir: entspricht das auch deinen persönlichen Erfahrungen?
Vielleicht geht es dir ja doch eher wie mir, und du ärgerst dich häufiger darüber, dass du mal wieder viel zu viel Zeit auf Facebook vergeudet hast, ohne wirklich etwas geschafft zu haben. Oder du hast dich mal wieder in eine anstrengende, hitzige (und im Endeffekt völlig sinnlose) Diskussion reinziehen lassen. Oder dich einfach nur innerlich über etwas aufgeregt, was du im Netz gelesen hast.
Dieses subjektive Gefühl, dass digitale Technologien – und insbesondere soziale Medien – uns mehr nehmen als sie uns geben, wird inzwischen durch erste Studien bekräftigt.
In seinem Buch* fasst Newport die Ergebnisse zusammen. Demnach kann zu viel Online-Zeit:
- Stress und Ängste auslösen (z.B. durch schlechte Nachrichten, den oft rauhen bis gehässigen Umgangston in Diskussionen und das Gefühl, bei all den „Neuigkeiten“ nicht mehr hinterher zu kommen)
- zur Vereinsamung führen (weil Facebook-Freunde und Instagram-Follower kein gleichwertiger Ersatz für echte zwischenmenschliche Beziehungen sind)
- unser Selbstwertgefühl beeinträchtigen (weil wir unsere tatsächliche Realität ständig mit der „geschönten“ Realität der anderen vergleichen)
Eine neue Philosophie im Umgang mit digitalen Technologien
Es kann also nicht schaden, mal einen kritischen Blick auf unsere Online-Gewohnheiten zu werfen. Und vielleicht hast du ja sogar schon ein paar Tipps und Tricks für einen bewussteren Umgang mit dem Internet, Smartphone und Social Media ausprobiert?
Das ist gut … aber noch nicht gut genug.
Newport vertritt in seinem Buch nämlich die Ansicht, dass gute Vorsätze und kleine Veränderungen nicht funktionieren, wenn es um Dinge wie Facebook, Whatsapp und Instagram geht: Das Suchtpotenzial, das von ihnen ausgeht, ist so stark, dass wir immer schon nach kurzer Zeit wieder in unsere alten Nutzungsmuster zurückfallen.
Wenn du schon mal eine App von deinem Smartphone gelöscht hast, nur um sie einige Zeit später wieder zu installieren, dann weißt du, was er damit meint.
Aber was ist die Alternative?
Ganz einfach: Wir müssen nochmal ganz von vorne anfangen – und uns eine eigene „Philosophie“ für unser digitales Leben verpassen.
Und vielleicht ahnst du es schon: Die Philosophie, die Newport uns empfiehlt, ist der digitale Minimalismus 🙂
Was ist digitaler Minimalismus?
Digitaler Minimalismus ist eine Philosophie für unseren Umgang mit neuen Technologien wie dem Internet, Smartphones, Apps, sozialen Medien usw.
Ein digitaler Minimalist fokussiert sich auf eine kleine Zahl sorgfältig ausgesuchter Online-Tools und -Aktivitäten, die ihm dabei helfen, im Einklang mit seinen Werten zu leben.
Dabei ist es für einen digitalen Minimalisten völlig okay, dass er (bzw. sie) nicht alles mitbekommen und nicht überall dabei sein kann. Es ist ihm wichtiger, sich genügend Zeit für die Dinge zu nehmen, von denen er bereits weiß, dass sie sein Leben bereichern.
Ein digitaler Minimalist verzichtet nicht grundsätzlich auf alle technischen Innovationen. Er ist bloß sehr wählerisch und entscheidet sich bewusst dafür, welche Dinge er zu welchem Zweck nutzt – und welche nicht. Auf diese Weise verwandelt er seinen PC, sein Smartphone und seine Apps in Werkzeuge, die ihm dabei helfen, ein gutes Leben zu führen.
Auch wenn das jetzt alles erstmal irgendwie nach Verzicht klingt: Es gibt unserer Erfahrung nach kaum etwas befriedigenderes als das Gefühl, bewusst und selbstbestimmt mit unserer kostbaren Zeit und Aufmerksamkeit umzugehen. Genau darum geht es beim Minimalismus – egal ob digital oder analog 🙂
Die digitale Entrümpelung: In 30 Tagen zum digitalen Minimalisten
Hast du jetzt Lust bekommen, dich ebenfalls auf den Weg zu machen und ein digitaler Minimalist zu werden? Dann fragst du dich sicher, wie du am besten anfangen solltest.
Cal Newport stellt in seinem Buch eine Methode vor, die er „digitales Entrümpeln“ nennt. Sie besteht aus den folgenden drei Schritten:
- Im ersten Schritt verzichtest du 30 Tage lang auf alle „optionalen“ Technologien in deinem Leben. Optional ist alles, was du nicht unbedingt brauchst, um z.B. deinen Job zu erledigen und deinen Alltag zu managen – wobei du die Kriterien bei der Auswahl so streng wie möglich ansetzen solltest.
- Während dieser 30 Tage nutzt du die gewonnene Zeit dafür, um herauszufinden, welche Dinge und Aktivitäten dir wirklich wichtig sind und dich zufrieden und glücklich machen (z.B. Offline-Hobbies, Zeit mit deiner Familie oder Freunden verbringen, draußen unterwegs sein usw.).
- Am Ende deiner digitalen Entrümpelung kannst du dann ausgewählte „optionale“ Technologien nach und nach wieder zurück in dein Leben lassen. Diesmal legst du die Messlatte aber deutlich höher und stellst dir jeweils die Frage: „Inwiefern hilft mir diese Technologie dabei, ein Leben nach meinen Werten zu führen?“ Außerdem stellst du verbindliche Regeln auf, wie du die jeweilige Technologie nutzen wirst.
Und weil das jetzt vermutlich alles etwas zu theoretisch klingt, hier noch zwei Beispiele:
Beispiel 1: Du stellst fest, dass es dir wichtig ist, dich regelmäßig mit deinen Freunden zu treffen und Dinge mit ihnen zu unternehmen. Um dich einfacher mit ihnen verabreden zu können, entschließt du dich dazu, einen Instant Messenger wie z.B. Whatsapp zu nutzen.
Dafür formulierst du die folgenden Regeln: Du trittst keinen Chatgruppen bei, deaktivierst alle Benachrichtigungen auf dem Smartphone und öffnest die App nur zweimal am Tag zu genau festgelegten Zeiten.
Beispiel 2: Du stellst fest, dass es dir wichtig ist, regelmäßig zu Laufen. Um dich mit anderen Läufer:innen auszutauschen und dir Tipps und Motivation zu holen, entschließt du dich dazu, einer Gruppe auf Facebook beizutreten (zum Beispiel dieser hier, *hust*).
Allerdings weißt du, dass du den zahlreichen Ablenkungen auf Facebook oft nicht widerstehen kannst. Deshalb deaktivierst du alle Benachrichtigungen von Freunden und anderen Seiten, rufst die Gruppe immer über den direkten Link auf und legst genaue Zeiten fest, in denen du sie besuchen kannst.
Tipps für einen bewussteren Umgang mit Smartphone, Apps und sozialen Medien
Nachdem er die Philosophie des digitalen Minimalismus und den digitalen Entrümpelungsprozess vorgestellt hat, gibt Newport uns im zweiten Teil seines Buches noch ein paar konkrete Tipps und Empfehlungen mit auf den Weg.
Hier sind einige davon, die ich mir beim Lesen herausgeschrieben habe:
- Lass das Smartphone zu Hause. Das klingt ganz schön radikal, aber mal ganz ehrlich – früher haben wir es auch ohne Smartphone geschafft, zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Ort zu sein. Wenn dir das noch zu heftig ist, dann probiere es erst einmal bei kurzen Spaziergängen, Verabredungen oder Erledigungen aus, und taste dich langsam an immer längere Smartphone-freie Phasen heran.
- Verteile keine Likes und schreibe keine Kommentare. Wie ganz oben bereits erwähnt ist der Like-Button eines der verschiedenen süchtig-machenden Elemente der sozialen Medien. Deshalb empfiehlt Newport, ihn grundsätzlich nicht mehr zu verwenden. Das Gleiche gilt für Kommentare, die zwar schnell geschrieben sind, aber keine echten sozialen Beziehungen und Interaktionen ersetzen können.
- Kein Instant Messaging mehr. Niemand muss ständig erreichbar sein, und in den seltensten Fällen sind per Whatsapp verschickte Nachrichten so wichtig, dass wir sofort darauf reagieren müssten. Deaktiviere die Benachrichtigungen und nutze Instant Messenger so wie ein E-Mail-Postfach, in das du nur zu bestimmten Zeiten reinschaust.
- Such dir alternative Freizeitbeschäftigungen. Wenn du weniger Zeit mit deinem PC und Smartphone verbringst, bleibt mehr Zeit für andere Dinge. Du solltest am besten bereits vor deiner digitalen Entrümpelung wissen, wie du diese neu gewonnene Zeit sinnvoll füllen möchtest.
- Ignoriere Nachrichtenseiten und „Breaking News“. Es ist nicht nötig, immer über die aktuellsten Geschehnisse informiert zu sein – die meisten „Breaking News“ sind unwichtig und haben kaum eine Bedeutung für uns. Wir können sie lediglich passiv konsumieren und oft machen sie uns dann auch noch Angst oder wir ärgern uns darüber, ohne etwas ausrichten zu können.
Das war jetzt sozusagen „Digitaler Minimalismus“ im Schnelldurchlauf. In Cal Newports Buch stecken aber noch so viel mehr Ideen, Denkanstöße und Tipps drin, dass es sich auf jeden Fall lohnt, es komplett zu lesen.
- Newport, Cal(Autor)
Am Donnerstag knüpfen wir im beVegt-Podcast an dieses Thema an und verraten dir, welche Maßnahmen wir selbst bereits umgesetzt haben, um auch unser digitales Leben minimalistischer zu gestalten – und welche Veränderungen wir bislang schon feststellen konnten.
Und natürlich sind wir wie immer auch an deiner Meinung interessiert: Was denkst du über technologische „Errungenschaften“ wie Smartphones, Social Media und Instant Messenger? Wie nutzt du sie? Und was würdest du in dieser Hinsicht gerne ändern? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!
Facebook,Twitter und co. habe ich noch nie benutzt! Wenn ich schon sehe, wieviele Eltern nur noch aufs Handy schauen anstatt sich mit ihren Kindern zu beschäftigen, frage ich mich wo unsere Gesellschaft noch landen wird. Ein gesundes Maß an Sozialmedia ist ja ok, aber immer und überall alles zu teilen/mitteilen, egal ob es das Essen ist oder irgendwelche Schlafprotokolle vom Fitnesstracker, grenzt das schon hart an psychische Störungen. In den Pausen an der Arbeit z.B. redet kaum noch jemand ein Wort miteinander, stattdessen warden sich gegenseitig die Postings gezeigt, total irre.
Mein Handy nehme ich allerdings immer mit, alleine schon aus Sicherheitsgründen, da ich viel im Wald laufe und auch schon mal den Notarzt gebraucht hatte 🙂
Hey Kerstin, da gehörst du als Facebook-Abstinenzlerin ja zu einer recht seltenen Spezies 🙂 Ich denke dass es ganz normal ist, dass sich unsere Gewohnheiten durch neue Technologien verändern, und ich bin überzeugt, dass es so etwas wie ein „gesundes Maß“ an Social Media usw. tatsächlich gibt. Wenn das Smartphone aber echte Kommunikation immer weiter verdrängt, dann halte ich das genau wie du für sehr bedenklich.
Ich kann mit unreflektiertem Digitalisierungs- und Smartphonebashing nichts anfangen. Immerhin ist das hier einigermaßen reflektiert. Als Sozialwissenschaftler im Bereich Digitalisierung und Gesellschaft rate ich dringendst davon ab, zwischen Kulturpessimismus und Technologieeuphorie nur in Extremen zu denken. Nicht alles was ich nicht kenne oder verstehe ist böse und nicht alles, was neu ist, ist gleich der Superhit.
„Vielleicht geht es dir ja doch eher wie mir, und du ärgerst dich häufiger darüber, dass du mal wieder viel zu viel Zeit auf Facebook vergeudet hast, ohne wirklich etwas geschafft zu haben. Oder du hast dich mal wieder in eine anstrengende, hitzige (und im Endeffekt völlig sinnlose) Diskussion reinziehen lassen. Oder dich einfach nur innerlich über etwas aufgeregt, was du im Netz gelesen hast.“
Das ist doch völlig normal und menschlich. Es hat sich doch nur die Plattform geändert. Mein Vater sitzt wie viele andere bei den Herren-Stammtischen der Vereine. Auch er ärgert sich manchmal, dass er zu viel Zeit dort verbracht hat. Auch dort gibt es anstrengende und ergebnislose Diskussionen oder ihn stört, was er dort von anderen hört.
Soziale Medien sind mein Stammtisch. Da diskutiere ich mal, organisiere mich mit Freunden und bleibe in Kontakt. Nur weil sich die Plattform ändert, ändert sich nicht gleich alles. Auch Influencer gab es früher immer. Die hießen halt Mario Basler oder Dieter Bohlen und waren vermehrt Fußballer, Künstler etc.
Bitte, bitte nicht in einen unreflektiertes Anti-„alles mit digital/social media/smart“-Paradigma verfallen 😉
Es sind Gestaltungs- und Aushandlungsprozesse, die wir im positiven wie im negativen nutzen können. Es kommt, wie so oft, auf das Maß und die eigene Handhabung an.
Hallo Sascha, erstmal vielen Dank für deine Rückmeldung zum Beitrag!
Ich weiß nicht ob es vielleicht nicht deutlich genug rübergekommen ist, aber der Ansatz, den Cal Newport in seinem Buch vertritt, ist alles andere als ein technologiefeindliches „Anti-alles mit digital/social media/smart-Paradigma“.
Im Prinzip geht es ihm genau um das, was du im letzten Absatz schreibst – um „Gestaltungs- und Aushandlungsprozesse, die wir im positiven wie im negativen nutzen können.“
Wir leben jetzt seit 10-20 Jahren mit Smartphones und Social Media, und diese Dinge sind so innovativ und großartig, dass wir sie völlig euphorisch und berauscht (und damit auch eher unreflektiert) in unser Leben gelassen haben.
Ich finde es ist eine gute Idee, irgendwann auch mal auf die Bremse zu treten, um innezuhalten und auch mal einen kritischen Blick auf diese Technologien zu werfen. Nicht mit dem Ziel, sie zu verteufeln oder wieder abzuschaffen, sondern um herauszufinden, was gut und was schlecht oder sogar gefährlich an ihnen ist. Und dann können wir uns überlegen, wie wir ihren Nutzen für uns steigern und ihre Nachteile reduzieren können. Der digitale Minimalismus ist eine (sicher nicht die einzige oder einzig richtige) Herangehensweise an diese „Gestaltungs- und Aushandlungsprozesse“.
Genau! „Nicht mit dem Ziel, sie abzuschaffen“, sondern zu filtern was wirklich für einen persönlich gut ist. Ich verstehe den Ansatz von Newport trotz der Reflektion aber eher als Reduktion der Menge an Digitalität im Alltag. Dem wollte ich nur entgegenhalten, dass sich auch die Qualität statt die Quantität ändern lässt. Also 6 digitale Stunden müssen nicht ungesunder sein als 3 digitale Stunden, es kommt eben auf den persönlichen Umgang damit an.
Darauf zielt Newport ja nicht unbedingt ab, bei ihm geht es ja mehr Lebensverbesserung durch Reduktion der Technologie im Alltag. Und zwar, so habe ich ihn bisher verstanden, Mengenreduktion, was ja eine gängige Theorie darstellt, die mir als leidenschaftlicher Gamer aber nicht so gefällt 🙂 . Die Qualitätsdimension spielt bei ihm eher in der Phase der Entrümpelung eine Rolle. Spannendes Thema, daher wollt ich diesen Gedanken mit euch teilen 😀
Das stimmt natürlich, die Reduktion steckt ja schon im Untertitel des Buches. Einigen wir uns darauf, dass man sowohl an der Quantität als auch an der Qualität ansetzen kann, wenn man – ganz wichtige Voraussetzung – das Gefühl hat, dass beim eigenen „Digital-Verhalten“ ein Handlungsbedarf besteht. Das scheint hier für einige Missverständnisse zu sorgen. Ich will doch niemandem Vorschreiben, wie er sein digitales Leben zu gestalten hat.
Interessante Gedanken, ich glaube, da schaue ich bei mir auch noch mal hin.
Was ich nicht versteh: Einerseits sagt ihr, es ist besser nicht zu kommentieren, andererseits schreibt ihr, dass ihr euch über Kommentare freut. Das passt irgendwie nicht richtig. Hmm…? Was jetzt…?
Hallo Leni, vielleicht wirkt das jetzt wie eine billige Ausrede, aber ich habe in dem Beitrag ja erstmal nur die Empfehlungen aus dem Buch wiedergegeben – ich selbst schreibe weiterhin ab und zu Kommentare und verteile auch mal ein Like, wenn auch deutlich seltener als früher 🙂
Cal Newport erklärt im Buch noch genauer, was es mit dieser speziellen Empfehlung auf sich hat. Er sieht den kompletten Verzicht auf Likes und Kommentare als eine Maßnahme um sich sozusagen „auszunüchtern“ und sich vor Augen zu rufen, dass diese schnellen, oft beiläufigen Interaktionen kein Ersatz für echte zwischenmenschliche Beziehungen im „richtigen Leben“ sein können.
Ich würde diesen Tipp am ehesten als eine vorübergehende Maßnahme sehen, wenn man schon eine echte „Social-Media-Sucht“ bei sich festgestellt hat. Nachdem man dann die Erfahrung gemacht hat, dass es auch ohne geht, kann man (wenn man es dann noch möchte), nach und nach wieder zu einem „gesunden Maß“ an Online-Interaktion zurückkehren.
Davon mal ganz abgesehen bin ich was beVegt betrifft natürlich parteiisch und freue mich immer, wenn hier jemand kommentiert 😉
Ist das nicht sehr zweischneidig? Ihr wollt selbst nicht mehr kommentieren, aber hofft (erwartet), dass eure Leser bei euch interagieren?
Natürlich würde ich meine Kontakte (Freunde?) gerne lieber treffen als anschreiben, aber ohne die digitalen Medien würde ich viele Menschen, die mir wichtig sind nicht mal kennen. Ich könnte den Kontakt wegen der räumlichen Entfernung auch kaum anders aufrecht erhalten.
Wertloses von wertvollem zu trennen ist die Aufgabe, denke ich, aber deswegen jetzt keine Stories mehr posten, oder eben nicht mehr durch einen Feed zu surfen…
Ich weiß nicht, das ist mir zu sehr schwarz/weiß.
Hallo Michael, nein, ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch. Wenn sich jemand beim digitalen Ausmisten gegen beVegt entscheidet, dann akzeptiere ich das. Gleichzeitig kann ich mich aber doch darüber freuen, wenn unsere Leser die Diskussionen auf unserem Blog und in unserer Facebook-Gruppe als Bereicherung empfinden und dort mitschreiben.
Und wo steht eigentlich, dass wir nicht mehr kommentieren? Ich habe im Beitrag erstmal nur den Inhalt und eine konkrete Empfehlung aus dem Buch widergegeben. Wie du siehst sind wir hier auf dem Blog sowie auch auf Instagram und in unserer Facebook-Community nach wie vor sehr aktiv, eben weil uns der Austausch mit unseren Leser/innen wichtig ist.
Und es geht doch auch gar nicht darum, dass jetzt keiner mehr Instagram-Stories posten sollte oder seinen Facebook-Feed verschlanken muss. UNS PERSÖNLICH haben diese Maßnahmen geholfen, und deshalb geben wir sie als Denkanstöße an unsere Leser/innen weiter. Dann kann jeder selbst für sich entscheiden, ob er bei sich einen Handlungsbedarf sieht oder nicht.
Vielleicht hätte ich erst mal den Podcast hören sollen 😉
Insofern habe ich das, was euch betrifft, vielleicht ein bisschen missverstanden.
Was mich betrifft stelle ich fest, dass mich der Nachrichtenindikator nicht stresst und mich die Facebook, Instagram, LinkedIn und Xing Mails (Sie haben soundsoviel Anfragen, you appeared in xx Searches…) eher amüsiert und herausfordert, nein zu sagen…
Immer wieder wundert mich, dass Sekunden nachdem ich eine Aktivität auf Strava hochgeladen habe schon die ersten Kudos kommen und ich frage mich, wie die Leute das machen. Gibt’s da was von IFTTT? (Mein Indikator zeigt gerade live 204 Mitteilungen)
Aktuelle News allerdings liebe ich allerdings, das hat aber wahrscheinlich mit meinem Beruf, vielleicht aber auch mit meiner Passion zu tun.
Wenn mich irgendwelche Apps nerven stelle ich einfach deren Mitteilungen ab.
Wahrscheinlich könnte ich auch Dutzende Apps auf meinem Smartphone löschen, aber wenn man es nicht radikal machen will, dann kostet das ja auch Zeit…
Hallo Michael,
dann ticken wir sehr ähnlich 🙂
Und zu deiner Kudo-Aussage auf Strava: ich erkläre mir das so, dass eben gerade in dem Moment die Person online ist. Rein statistisch gesehen ist das normal, dass einige deiner Follower just in der Sekunde online sind wenn du deine Aktivität hochlädst.
Und ich lösche regelmäßig Apps, das kann ich nur empfehlen. Das kostet erst mal Zeit, aber dafür musst du nicht so viele Updates aktualisieren, und das frisst wiederum weniger Akku. Vielleicht packt es dich irgendwann mal 🙂
Viele Grüße
Katrin
Dieser Beitrag ist extrem wichtig und stößt vielleicht ein paar Leute an ein bisschen mehr zu reflektieren, wie viel Zeit wir mit ’nicht sooo wichtigen‘ Dingen verbringen. Ich selbst habe auch vor einiger Zeit gemerkt, wie gut es mir tut nicht mehr in sozialen Medien aktiv zu sein – ich habe beispielsweise Facebook gelöscht.
Allerdings mache ich mir tatsächlich mehr Sorgen um kommende Generationen. Bei den nach 2000 geborenen sehe ich, dass quasi der Alltag nur noch über das Handy abläuft und menschliche Interaktion so sehr abgenommen hat, dass diese Generation oft nicht mehr weiß, was man sonst überhaupt unternehmen kann. Empathie und mit Mitmenschen Spaß haben und zwar ohne Technik scheint undenkbar.
Technik hat sehr viele Vorteile und ich bin absolut der Meinung, dass es unser Leben bereichern kann. Allerdings sollte es nie wichtiger werden, dass Smartphone dabei zu haben, oder Instagram zu checken als mit Freunden einen schönen Abend zu verbringen oder eine Runde laufen zu gehen. 🙂
Hallo Hanna,
ich gebe dir Recht, und bin auch gespannt, wie sich das alles entwickeln wird.
Gleichzeitig sehe ich, dass Leute, die 20 Jahre jünger sind als ich, ganz andere Fertigkeiten haben, die wahrscheinlich zukünftig wichtiger werden. Ein gesunder Mix wäre sicherlich gut.
Viele Grüße
Katrin