Auf beVegt wollen wir zeigen, dass ein sportlich aktives Leben auch ohne Fleisch und andere tierische Lebensmittel problemlos möglich ist. Zum Glück sind wir dabei nicht auf uns alleine gestellt – in den vergangenen Monaten haben wir viele vegetarisch und vegan lebende Sportler kennenlernen dürfen, die mit körperlichen Höchstleistungen für ihre Lebensweise werben.
Nachdem wir bereits mit Michael Griesmeier, Carolin Iseler und Thomas Unger sprechen durften freuen wir uns, euch heute vier weitere Veggie-Athleten vorstellen zu können. Wir bedanken uns bei Hauke, Christopher, Ursula und Fabian für ihre Bereitschaft, unsere Fragen zu beantworten, und wünschen euch viel Spaß beim Lesen!
Hauke König
Stell dich bitte kurz vor.
Ich heiße Hauke König, bin Jahrgang 1969, wohne am Rande Hamburgs und habe 2005 angefangen zu laufen. Schuhe für 19,95 € von Deichmann und dann schön 5 km mit mindestens drei Gehpausen. Aber ich bin eisern dran geblieben und habe mich 2007 zu meinem allerersten Lauf angemeldet. Der Brocken-Challenge. 82 km von Göttingen auf den Brocken. Anfang Februar. Ich glaube, ich war neunter von 60. Seitdem laufe ich Ultras und Ultra-Trailwettkämpfe.
Am liebsten organisiere ich mir meine Läufe allerdings selbst. Zum Beispiel 318 km entlang der Weser – nonstop in 48 Stunden, Dresden-Hamburg 560 km, Schwarzwald von Pforzheim nach Basel 240 km, 7000+ Hm, Trans-Germany von Berchtesgaden nach List auf Sylt 1536 km in 27 Tagen etc. Lange Kanten halt.
Ausschließlich und konsequent ernähre ich mich seit Januar dieses Jahres vegan. Allerdings kaufe ich für mich seit viel längerer Zeit schon ausschließlich vegan ein. Den Gedanken, mich ausschließlich vegan zu ernähren und zu leben trage ich seit vielen Jahren mit mir herum. Ich bin sehr froh, dass es jetzt so ist, wie es ist.
Fasse deine Ernährungsphilosophie so kurz wie möglich zusammen.
Der Umgang mit Tieren, wie er in unserer Kultur und Zeit betrieben wird, widert mich schlichtweg an! Ich will da weder etwas mit zu tun haben, noch diesen Scheiß irgendwie unterstützen. Und warum Tiere töten, wenn’s auch anders geht?
Was ist dein Top-Ernährungstipp für vegane Sportler bzw. diejenigen, die es werden wollen?
Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich habe mich sportlich nie anders ernährt, als sonst auch. Bei Wettkämpfen gibt es gute vegane und sogar roh-vegane Energieriegel, Nüsse, Kuchen oder eine Scheibe Brot. Wenig Fruchtsäuren. Die können bei langen Ausdauerleistungen Magenprobleme verursachen. Ich trinke Wasser, oder Wasser mit wenig Apfelsaft. Wenn es hart auf hart kommt auch Cola.
Was motiviert dich, als Sportler an deine Grenzen zu gehen und “am Ball zu bleiben”?
Zum einen liebe ich es zu laufen und zu trainieren. Zum anderen setze ich mir Ziele (zum Beispiel einen Wettkampf Mitte Juni) und trainiere darauf hin. Mittlerweile mache ich nicht mehr als zwei bis drei Läufe im Jahr. Auf diese bereite ich mich allerdings sehr gut vor. Ich fiebere dann bei jedem Training dem Tag des Wettbewerbs entgegen und überlege mir, was ich bis dahin noch alles verbessern muss, wie ich den Wettkampf angehen will, und so. Das macht mir Spaß. Eine schöne Motivation ist es auch, nach einem 51 km Trainingslauf bei 5°C und Dauerregen nach Hause zu kommen und sich so darüber zu freuen, das gemacht zu haben. Trotz der Widrigkeiten. Das gibt mentale Kraft für den nächsten Tag, wenn es wieder heißt: Schiet Wetter, aber egal. Laufen!
Zum „an die Grenzen und darüber hinaus gehen“ bin ich, glaube ich, geboren. Ich war schon immer Extremist und habe alles, was ich mit Herzblut betrieben habe, bis an die Grenzen des Machbaren betrieben. Das tut zwar manchmal weh (sorry, Mama), aber ich kann nicht anders. Meine näheres Umfeld kennt mich auch nicht anders.
Christopher Schwarz
Stell dich bitte kurz vor.
Ich heiße Christopher, bin 35 und lebe mit meiner Frau und meinen beiden Kids (1 und 3 Jahre) in der Nähe der dänischen Grenze. Ich laufe seit 2006, seit dieser Zeit bin ich auch Vegetarier. Mein Fokus liegt auf dem Marathon, aber ich mag auch kürzere sowie längere Sachen ganz gern. So bin ich zum Beispiel letztes Jahr den Rennsteig Supermarathon gelaufen – Riesenspaß!
Ich lebe seit Anfang 2010 vegan, hatte allerdings in der Anfangsphase immer wieder kleine „Rückfälle“, die aber inzwischen nicht mehr vorkommen.
Fasse deine Ernährungsphilosophie so kurz wie möglich zusammen.
Einfachheit ist das A und O! Je naturbelassener ein Lebensmittel ist, desto besser! Ich lege Wert auf einen hohen Anteil an Rohkost, viel Obst und Grünzeug (Salate, Wildkräuter), Nüsse und Gemüse, weil ich glaube, dass Kochen zwar seine Vorteile mit sich bringt, aber unser Körper prinzipiell für unverarbeitete Lebensmittel konzipiert ist und von diesen am ehesten profitiert. Ich merke dies insbesondere nach langen oder harten Einheiten: esse ich Brot oder Nudeln regeneriere ich ganz anders, als wenn ich mir meinen speziellen Smoothie mache.
Was ist dein Top-Ernährungstipp für vegane Sportler bzw. diejenigen, die es werden wollen?
Wie schon oben beschrieben: belasst es weitestgehend bei un- oder wenig verarbeiteten Lebensmitteln. Lasst euch nicht von Produkten verunsichern, mit denen Menschen viel Geld verdienen – der Gewinn durch diese Produkte liegt beim Hersteller in der Tasche, nicht beim Menschen in seiner Vitalität.
Und kauft euch einen guten Mixer (ich liebe meinen Vitamix, der geht auch immer mit auf Reisen…)! Smoothies und meine „Puddings“ (in der Regel auf Basis von Datteln und Bananen) sind der Grundpfeiler meiner Ernährung. Und was ich noch loswerden möchte: behaltet Vitamin B12 im Auge! Es ist ein leidiges Thema, aber ein dennoch sehr wichtiges!
Was motiviert dich, als Sportler an deine Grenzen zu gehen und “am Ball zu bleiben”?
Drei Dinge: zum einen bin ich ehrgeizig, möchte mich persönlich verbessern. Derzeit habe ich die 2:50 im Marathon im Visier, in Dresden soll sie fallen. Außerdem will ich nächstes Jahr die 100 km in weniger als 8 Stunden laufen.
Zum anderen liebe ich es, durch die Natur zu streifen. Müsste ich nur durch die zivilisierte Welt laufen, ich würde es sein lassen. Der Wald ist mein Freund!
Drittens möchte ich Menschen, die pflanzlicher Ernährung skeptisch oder unwissend gegenüber stehen, zeigen, dass ich mir nicht trotz sondern wegen meiner Ernährung körperliche Höchstleistungen abverlangen kann.
Ursula Visconti
Stell dich bitte kurz vor.
Ich bin 59 Jahre alt, wohne in Klagenfurt am Wörthersee und betreibe seit ca. 12 Jahren Ausdauersport. Hab zuerst mit Marathonlaufen begonnen und dann Spaß am Triathlon gefunden, da wir in Klagenfurt jedes Jahr eine Ironman-Veranstaltung haben.
Mittlerweile habe ich 6x beim Ironman mitgemacht. Ich bezeichne mich als Wettkampf-Freak und laufe pro Monat mindestens bei drei Wettkämpfen mit. Nur ein Wettkampf ist für mich die Würze und auch der Motivator für mein tägliches Training.
Als Ausgleich betreibe ich Bergsport und bin gerne auf unseren zahlreichen 3.000ern unterwegs. Mein Hauptaugenmerk gilt aber dem Tierschutz und ich teile mein Haus mit vielen Tierschutzhunden aus dem Ostblock bzw. Südeuropa. Bin seit 54 Jahren Vegetarierin und seit 2 1/2 Jahren Veganerin!
Fasse deine Ernährungsphilosophie so kurz wie möglich zusammen.
Gesundes Essen war mir schon immer wichtig, aber ich mache keine Philosophie draus. Mein Essen soll schnell und einfach zubereitet werden. Schnick-schnack oder komplizierte Rezepte interessieren mich nicht. Das Leben besteht nicht nur aus Ernährung!
Was ist dein Top-Ernährungstipp für vegane Sportler bzw. diejenigen, die es werden wollen?
Sojaeiweiß (auch Shakes), viele verschiedene und vor allem bunte Gemüse- und Salatsorten sollten auf dem täglichen Essensplan stehen. Täglich einen Apfel und eine Banane! Und das Wichtigste sind natürlich die Kohlenhydrate in Form von vorzugsweise Kartoffeln, Vollkornnudeln und Reis.
Was motiviert dich, als Sportler an deine Grenzen zu gehen und “am Ball zu bleiben”?
Mich motivieren allein die Wettkämpfe und angestrebte persönliche Bestzeiten. Ich trainiere brav nach Trainingsplan, mache regelmäßig Leistungstests und lasse auch mein Blut alle 3 Monate kontrollieren.
Fabian Bartsch
Stell dich bitte kurz vor.
Mein Name ist Fabian Bartsch, ich bin 27 Jahre alt und komme aus Wien. Sport und Bewegung begleiten mich schon mein ganzes Leben, aber vor ca. 4 Jahren habe ich begonnen, leistungsorientiert zu trainieren. Ich bin sehr vielseitig was meine sportlichen Aktivitäten angeht – neben Radfahren und Schwimmen bin ich begeisterter Kletterer und Bergsteiger. Meine Haupt-Sportart ist allerdings das Laufen, hier habe ich mich in den letzten Jahren auf die Ultradistanzen konzentriert.
Mein persönliches Highlight war dieses Jahr der Traunsee Bergmarathon, bei dem über 70 km und 4500 Höhenmeter zu bewältigen sind. Seit Dezember 2011 lebe ich nun vegan – dies war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben!
Fasse deine Ernährungsphilosophie so kurz wie möglich zusammen.
Sich vegan zu ernähren sollte heute kein Problem mehr darstellen – der Umwelt und dem eigenen Körper kann das nur gut tun. Für mich persönlich experimentiere ich gerne mit der für mich optimalen Ernährung, so habe ich vegane Rohkost oder zum Beispiel die 80/10/10-Diät ausprobiert und Teile davon in meinem Alltag übernommen. Generell finde ich den Ansatz richtig, umso einfacher umso besser. Nahrungsergänzungsmittel halte ich für überflüssig, eine ausgewogene Ernährung, die reich ist an frischen Früchten und Obst sowie einen gewissen Rohkostanteil beinhaltet, sollte alle erforderlichen Elemente abdecken.
Was ist dein Top-Ernährungstipp für vegane Sportler bzw. diejenigen, die es werden wollen?
Wie schon erwähnt, empfinde ich eine ausgewogene, vegane Ernährung als optimal für Sportler. Ein Banane beim Marathon ist oft sinnvoller als irgendein „Energie-Riegel“. Die Industrie will natürlich an uns verdienen – dabei ist Laufen der einfachste Sport der Welt!
Was motiviert dich, als Sportler an deine Grenzen zu gehen und “am Ball zu bleiben”?
Mich motiviert vor allem die Erkenntnis, dass man mit der Kraft des Willens sehr viel erreichen kann. Meine persönlichen Grenzen auszutesten und die Vorteile einer veganen Ernährung aufzuzeigen, sind weitere Motivationspunkte. Sport und Bewegung macht mir Freude und es befriedigt mich – das ist alles was ich brauche um „am Ball zu bleiben“!
Motivierende Läufer zu Gast im beVegt-Podcast:
- 5 mal Ironman an 5 Tagen: Andreas Weg zur Ultra-Triathletin
- Katharina Hartmuth läuft (und gewinnt) Ultratrail-Läufe
- Sabrina Lederle: Vom Sportmuffel zur Weltmeisterschaft im 24-Stunden-Lauf
- Ludwig Reicherstorfer: Mit veganer Ernährung zum Marathon in 2:40 Stunden
- Anthony läuft seit mehr als 600 Tagen am Stück – und denkt nicht ans Aufhören
Homeveganer
Wieder ein schöner und motivierender Artikel, der sehr gut zeigt, was mit veganer oder gerade wegen veganer Ernährung alles möglich ist. Ich bin eher so der Hobbysportler und wenn ich hier die Strecken lese, bekomme ich eine leichte Depression 😉 Habe den aber gleich an einen (noch?) vegetarischen Marathon-Freak weitergeleitet …
Daniel
Ja, ein bisschen verrückt ist das schon teilweise. Aber wenn man erstmal in den Sog des Ultralaufens geraten ist kommt man schwer wieder raus… 🙂 Vielen Dank auf jeden Fall fürs Weiterleiten!
Charlotte (Vegan Cuisine)
Danke für die tollen Interviews, die machen mir grade schon wieder Lust eine Runde loszulaufen, dabei habe ich heute schon eine 8-km-Frühstücksrunde gedreht 🙂
Und hierfür gibts meine absolute Zustimmung: „Ein Banane beim Marathon ist oft sinnvoller als irgendein “Energie-Riegel”. Die Industrie will natürlich an uns verdienen – dabei ist Laufen der einfachste Sport der Welt!“
Daniel
Hallo Charlotte, schön dass dich die Interviews motivieren… das funktioniert bei mir auch immer! Euren schönen Blog haben wir gleich mal in unser Empfehlungs-Verzeichnis aufgenommen. Tolle Fotos!
Viele sportliche Grüße,
Daniel
Charlotte (Vegan Cuisine)
Ihr seid ja toll, Danke =)
Jan
Danke für diese Berichte. Ich bin selbst Trailrunner aber (noch) kein Veganer. Aber das Experiment hat heute begonnen – und es ist schon Nachmittag 😉 Der Gedanke sich vegan zu ernähren, löst ein befriedigendes Gefühl aus. Danke nochmal, solche Berichte motivieren!
Daniel Roth
Hi Jan, sehr gerne! Und viel Erfolg bei deinem Experiment – ich kann dich nur bestärken: vegan zu werden war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe.
Sportliche Grüße, Daniel