Sport und vegane Ernährung – das passt! Drei Athleten im Portrait

Dass Sport und vegane Ernährung hervorragend zusammenpassen ist längst kein Geheimnis mehr. Der bekannteste vegane Sportler ist sicherlich der amerikanische Ultramarathon-Läufer Scott Jurek, der gerade erst seine Biographie „Eat & Run“ veröffentlicht hat. Aber auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es viele Athleten, die mit einer pflanzlichen Ernährung Außergewöhnliches vollbringen! Drei von ihnen wollen wir euch heute in Kurzportraits vorstellen.

Wir bedanken uns bei Micha, Carolin und Thomas für ihre Bereitschaft, unsere Fragen zu beantworten, und wünschen euch viel Spaß beim Lesen!

Michael Griesmeier

Stell dich bitte kurz vor.

Mein name ist Michael Griesmeier, ich bin 42 Jahre alt und komme aus Berlin. Meine Spezialdsziplin ist der Ultralangstreckenlauf, obwohl ich auch sehr gerne mal „fremdgehe“. So zum Beispiel habe ich einen Weltrekord im 6-Stunden-Treppenlaufen mit 30 kg Rucksack aufgestellt. Krafttraining ergänzt sehr oft mein Training!

Ich nehme weniger an offiziellen Wettkämpfen teil (wenn dann so Sachen wie 24-Stunden-Läufe, Rennsteig-Supermarathon…), sondern mache lieber eigene extreme Projekte, zum Beispiel den MEGA MARATHON (150 km von Berlin nach Senftenberg/Brandenburg), einen Treppenlaufweltrekord oder den DEUTSCHLANDMARATHON (16 Marathons an 16 Tagen in allen 16 Landeshauptstädten).

Mein Traum ist es, am Marathon des Sables teilzunehmen. Dafür suche ich noch Sponsoren, genau wie für viele andere Projekte, die noch in meinem Kopf herumgeistern!

Sport mache ich schon mein ganzes Leben lang … Fußball, Boxen, Schwimmen … mit 14 Jahren dann Bodybuilding und seit 2008 Laufen.

Vegan lebe ich seit Mai 2011.

Fasse deine Ernährungsphilosophie so kurz wie möglich zusammen.

Es gibt für einen gesunden Körper und Geist keinen Mangel an „Nährstoffen“, wenn man versucht sich regelmäßig zu bewegen, hauptsächlich Wasser trinkt, Fleisch aus der Ernährung streicht (Fleisch, Eier und Milchprodukte sind für unser Verdauungssystem eine enorme Energieverschwendung und -belastung, siehe die sogenannten „Zivilisationskrankheiten“, die es nur in den sogenannten Industrienation gibt, wo Fleisch und andere tierische Lebensmittel die Hauptnahrungsquelle sind), jeden Tag etwas Obst und Gemüse roh isst, etwas Müsli, Bohnen, Nüsse, weniger Salziges, Süßes und industriell hergestellte und gekochte „Lebensmittel“.

Unsere Maschine/Körper ist ein sich selbst regulierender wunderbarer Organismus und viel zu komplex und einzigartig, als dass irgendein Wissenschaftler sagen könnte, was, wie und wieviel wir von irgendwas essen sollten. Meine Philosophie ist, beachte meine angesprochenen Basics oben, bleibe im Kopf immer achtsam dem Leben und der Umwelt gegenüber und du wirst ein gesundes, vitales und glückliches Leben haben!

Was ist dein Top-Ernährungstipp für vegane Sportler bzw. diejenigen, die es werden wollen?

Speziell für Sportler: niemand braucht auch im Leistungssport Nahrungsergänzung bzw. tierisches Eiweiß. Ich konsumiere das alles nicht. Unser eigentlicher Treibstoff ist der Wille und sonst gar nichts! Gepaart mit den oben angesprochenen Basics werdet ihr verletzungsfrei und extrem leistungsstark und regenerationsfähig sein und Grenzen durchbrechen … jeden Tag!

Was motiviert dich, als Sportler an deine Grenzen zu gehen und “am Ball zu bleiben”?

Meine Motivation zu diesen extremen Leistungen ist es, den leidenden, ausgebeuteten, gefolterten, eingesperrten, gemordeten, rechtlosen, vergessenen Lebewesen eine Stimme in unserer Gesellschaft zu geben. Ich will als veganer Extremsportler die menschliche Leistungsfähigkeit gerade durch eine vegane Ernährungsweise hervorheben und so meinen Teil der Verantwortung erfüllen!

Carolin Iseler

Stell dich bitte kurz vor.

Ich bin Caro, 27 Jahre alt, komme aus Wölfersheim in Hessen und arbeite als Physiotherapeutin, Trainerin und mache auch Ernährungsberatung.

Ich bin seit fast zwei Jahren vegan (war davor aber schon ca. 15 Jahre lang ein „Veggie“) und betreibe seit etwa acht Jahren Radsport (Schwerpunkt Rennrad, aber auch MTB). Da ich mich aber noch nie so richtig festlegen konnte laufe ich noch gelegentlich, gebe Group Fitness Kurse und mache Athletik-Training.

Den Umstieg von Jedermann-Rennen auf Lizenz-Rennen habe ich aufgrund meiner beruflichen Weiterentwicklung in diesem Jahr noch aufgeschoben, aber ich freue mich total darauf, in Zukunft mein Team Animal Liberation Racing zu repräsentieren.

Fasse deine Ernährungsphilosophie so kurz wie möglich zusammen.

Plant based ist das A&O, so unverarbeitet und so vielfältig wie möglich!

Was ist dein Top-Ernährungstipp für vegane Sportler bzw. diejenigen, die es werden wollen?

Lerne von alten Hasen, aber sammle auch immer deine eigenen Erfahrungen – ständiges Ausprobieren, kreativ bleiben, sich Zeit nehmen, nachlesen, neugierig sein – das zahlt sich am Ende aus. Supplemente nicht überbewerten und vernünftig einsetzen.

Was motiviert dich, als Sportler an deine Grenzen zu gehen und “am Ball zu bleiben”?

Endorphine, Vertrauen in den eigenen Körper, Fahrtwind im Gesicht, das gute Gefühl wenn der Schmerz nachlässt, die gute Zeit mit lieben Trainingspartnern und Freunden, Ziele erreichen …

Thomas Unger

Stell dich bitte kurz vor.

Mein Name ist Thomas Unger. Ich bin 24 Jahre alt, lebe seit ca. 2 Jahren vegan und war davor ca. 8 Jahre Vegetarier. Zurzeit lebe ich in Wien, wo ich an der Universität für Bodenkultur Agrarwissenschaften studiere.

Seit ungefähr 2 1/2 Jahren habe ich begonnen, mich intensiver dem Laufsport zu widmen und damals auch schon den Fokus auf die Marathondistanz geworfen. Neben den klassischen 42,195 km starte ich natürlich auch auf kürzeren Distanzen, wie Halbmarathon, 10 oder 5 km. Besonders gerne nehme ich aber auch an Bergmarathons teil.

Fasse deine Ernährungsphilosophie so kurz wie möglich zusammen.

Ich ernähre mich vegan, da diese Form der Ernährung eine Alternative zur Tierausbeutung bietet. Zusätzlich ist es mir wichtig, dass meine Lebensmittel möglichst ökologisch und sozial verträglich produziert und weiterverarbeitet werden. Das Essen sollte außerdem möglichst gesund sein und vor allem einen Genuss darstellen.

Was ist dein Top-Ernährungstipp für vegane Sportler bzw. diejenigen, die es werden wollen?

Informieren ist gut, aber auf keinen Fall sollte man sich verrückt machen lassen, von irgendetwas, das man irgendwann mal irgendwo gelesen oder gehört hat. Wie auch beim Training sollte man bei der Ernährung vor allem auf den Körper und das Gefühl hören.

Was motiviert dich, als Sportler an deine Grenzen zu gehen und “am Ball zu bleiben”?

Wenn ich ehrlich bin sind es die Erfolge bzw. die Aussicht darauf, die mich zum Training motivieren. Außerdem gibt es auch viele Menschen, die mich motivieren und stärken. Was mir zusätzlich Antrieb gibt ist die Aussicht, dass ich mit meinen sportlichen Leistungen möglicherweise etwas dazu beitragen kann, die vegane Lebensweise zu verbreiten.

Zum Blog von Thomas Unger.

Start der Artikelserie „vegane Ernährung für Ausdauersportler“

Die Interviews mit Micha, Caro und Thomas waren der Startschuss für eine neue Artikelserie – in den kommenden Wochen dreht sich auf beVegt alles um das Thema “pflanzliche Ernährung für Ausdauersportler”.

Jaja ich weiß, das tut es sowieso schon – aber jetzt gehen wir mal richtig in die Tiefe und legen unsere gesamte, in gut 2 Jahren als ambitionierte vegane Läufer gesammelte Erfahrung auf den Tisch – großes Ehrenwort!

In der Serie widmen wir uns den kleinen und großen Fragen sowohl angehender als auch erfahrener Veggie-Sportler:

• Wie bekomme ich als vegetarischer bzw. veganer Sportler alle Nährstoffe, die ich brauche?
• Was soll ich vor, während und nach dem Training essen?
• Wie sieht die ideale Wettkampfverpflegung aus?
• Wie stelle ich selbst ein Kohlenhydratgel her?
• Wie bereite ich selbst Energieriegel zu?
• Wieso gibt es eigentlich so wenige vegane Weltklasseathleten?

Außerdem stellen wir noch weitere vegane Sportler und Sportlerinnen im Portrait vor und fragen sie nach ihren persönlichen “Erfolgsrezepten”. Wenn ihr an den Themen Ausdauersport und Ernährung interessiert seid (und davon gehen wir einfach mal aus, wenn ihr häufiger hier vorbeischaut) wird also auf jeden Fall etwas für euch dabei sein!

Zum Weiterlesen: noch mehr motivierende Läufergeschichten

• Danielas Weg zum ersten Marathon: eine Erfolgsgeschichte, die Mut macht
• „Manchmal tut es weh, aber ich kann nicht anders“ – vier vegane Extremsportler im Portrait
• Du musst kämpfen! Andreas Weg zum Ironman
• Esther läuft … von Null auf Ultramarathon