Hast du dir schon mal ein sportliches Ziel gesetzt, das du dann nicht – oder nur mit einem großen Umweg – erreicht hast? Dann geht es dir genau wie Daniel, mir und vielen anderen Sportlern auf der ganzen Welt.
Und es geht dir wie Daniela, die sich Anfang 2016 hochmotiviert für ihren ersten Halbmarathon angemeldet hat, und dann fast 20 Minuten langsamer als geplant, völlig erschöpft und natürlich auch enttäuscht ins Ziel kam.
Nach diesem Erlebnis stand für sie fest, dass sie nie wieder bei einem Halbmarathon starten würde, weil sie einfach nicht fürs Laufen „gemacht“ war.
Und das war ein großer Irrtum!
Vom Halbmarathon-Trauma zum Marathon-Traum
Vor genau vier Wochen stand Daniela in Mainz an der Startlinie ihres ersten Marathons – und hat ihn mit Bravour und einem Lächeln im Gesicht gefinisht. Der Marathon war für Daniela der vorläufige Höhepunkt eines langen Weges, der auch mal steinig war und geprägt von Rückschlägen und fehlendem Selbstvertrauen.
Deswegen freuen wir uns besonders, dass Daniela für uns – und für dich – ihre persönliche Laufgeschichte aufgeschrieben hat. Mit ihren Erlebnissen zeigt sie nämlich:
- dass es wichtig ist, dranzubleiben, auch wenn nicht immer alles nach Plan läuft,
- dass es sich lohnt, die selbst gesteckten Ziele zu hinterfragen, und wenn nötig einen neuen Weg einzuschlagen,
- und dass man beim Laufen aus eigener Kraft tolle Erfolgserlebnisse erschaffen und sich selbst überraschen kann.
Vom Reitstall in die Laufschuhe
Daniela, 46 Jahre, hat Anfang des Jahres unser Laufcoaching gebucht. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich bereits für den Marathon in Mainz angemeldet und war motiviert bis in die Fußspitzen, das Training für ihren ersten Marathon endlich zu starten.
Daniela war immer schon sportlich und ist in ihrer Jugend viel geritten. Das Laufen hat sie sich selbst aber nie so ganz zugetraut.
„Schon immer habe ich Läufer bewundert. Es war mir allerdings ein Rätsel, wie man länger als ein paar Minuten am Stück laufen kann, und ich glaubte, man muss dazu ein spezielles Talent haben. Diese Bewunderung verließ mich nie ganz und so zog ich eines Tages los, um mir ein paar Laufschuhe zu kaufen.
Mehrere frustrierende Laufversuche bestätigten mich in meiner Annahme: Ich bin gänzlich untalentiert!
Die Sohlen meiner Laufschuhe lief ich daraufhin im Reitstall ab, bis sie schließlich in der untersten Ecke des Schuhregals verstaubten.
Eines Morgens kramte ich die alten Schuhe trotzdem wieder hervor und lief ohne nachzudenken los. Auf Anhieb schaffte ich 5 Kilometer. Mir war schnell klar, dass ich mehr wollte. Ich meldete mich spontan zu einem Halbmarathon an, der ein halbes Jahr später stattfinden sollte.“
5 Kilometer am Stück zu laufen ist für viele Laufanfänger eine enorme Leistung, und verlangt nicht selten wochen- oder sogar monatelanges Training. Daniela schaffte die Strecke auf Anhieb – ohne Training oder gar einen Trainingsplan.
So ganz untalentiert schien sie also doch nicht zu sein. Wir würden sogar sagen, dass Daniela eine gewisse Veranlagung für das Laufen mitbrachte!
Danielas Gedanke nach dem ersten Halbmarathon: „Never again“
Und trotzdem war Danielas Weg zum ersten Halbmarathon-Finish alles andere als leicht – was aber nichts mit ihrer Motivation zu tun hatte. Ganz im Gegenteil: Vielmehr hat Daniela erlebt, was es heißt, zu viel und zu ambitioniert zu trainieren und nicht auf die Signale des eigenen Körpers zu hören.
„Ich trainierte fleißig, machte schnell Fortschritte, lief immer größere Distanzen und ignorierte diverse Muskel- und Knieprobleme.
Aus Büchern und Magazinen lernte ich, dass man sich mit einem Trainingsplan auf einen Wettbewerb vorbereitet. Blauäugig suchte ich mir einen 12-Wochen-Plan heraus, an dessen Ende eine attraktive Zielzeit stand. In 2:10 Stunden wollte ich die Ziellinie überqueren. Die Ausgangsbedingungen für diesen Plan muss ich wohl überlesen haben.
Nach wenigen Wochen war mir klar, dass ich mich permanent überforderte, ein Testlauf über 10 Kilometer endete auf einer Parkbank im Nachbarort, die Tempoläufe musste ich teilweise deutlich langsamer laufen als der Plan vorgab.
Entsprechend müde und erschöpft stand ich schließlich an der Startlinie und schon nach 8 Kilometern war mir klar, dass jeder Blick auf die Laufuhr Verschwendung ist. Es ging nur noch darum, irgendwie ins Ziel zu kommen und die Knieschmerzen so gut es ging zu ignorieren.
Ich verfluchte mich dafür, dass ich mir dieses verrückte Ziel „Halbmarathon“ in den Kopf gesetzt hatte. Nach 2:27 Stunden quälte ich mich über die Ziellinie. “Never ever again” war mein einziger Gedanke, dicht gefolgt von der alten Annahme, dass man zum Laufen einfach geboren sein muss.“
Neuer Trainingsplan, neues Glück
Wer ein paar Läufer im Bekanntenkreis hat, der weiß, dass „nie wieder“ in der Läufersprache oft nichts anderes bedeutet als „nicht in den nächsten vier Wochen, aber danach dann sehr gerne wieder.“
Und so war es auch bei Daniela, die ihre Laufschuhe nicht an den Nagel hängte, sondern sich lediglich eine wohlverdiente Erholungspause gönnte. Sie tankte neue Kraft, neue Motivation und auch neuen Mut, und dann legte sie wieder los:
„Nach einigen Tagen der Erholung sagte mir mein Verstand, dass die Quälerei völlig umsonst gewesen wäre, wenn ich das Laufen wieder ganz aufgeben würde. Also trabte ich wenigstens ab und an durch die Gegend. Dabei erinnerte ich mich an einen Blog, auf den ich Wochen zuvor gestoßen war, und den ich in einer hektischen Zeit nur flüchtig überflogen hatte.
Hier begann für mich eine Kehrtwende. In den nächsten Wochen rief ich die beVegt-Seite täglich auf und fütterte mich mit Informationen. Die Kombination aus fundiertem Wissen und totaler Begeisterung für den Laufsport, die ich dort gefunden hatte, baute mich Stück für Stück wieder auf.
Könnte ich mich mit dem neuen Wissen und der wachsenden Motivation wieder an die Startlinie eines Wettbewerbs trauen?
Ich wollte Revanche, aber dieses Mal bitte mit einer passenden Vorbereitung (und dem noch größeren Ziel, diesmal 42,2 km am Stück zu schaffen).
Daniel und Katrin waren durch ihren Blog zu meinen stetigen Laufbegleitern geworden, und so brauchte ich gar nicht mehr lange nach einem Laufcoach zu suchen.
Da meine erste Erfahrung mit einem Trainingsplan Schmerz und Frust hervorgerufen hatte, beäugte ich die vorgegebenen Zeiten ängstlich. Bei dem bloßen Gedanken an Tempoläufe fing ich schon an zu schwitzen. Aber die beiden nahmen jeglichen Druck von mir und versicherten mir, dass ich auch mit etwas langsameren Tempoläufen zum Ziel kommen würde. Das ließ mich entspannen und ohne Druck loslaufen.
Als Vorbereitung für den großen Marathon-Tag stand ein Halbmarathon als Testlauf in meinem Trainingsplan. Das sollte mir helfen, Erfahrung im Wettbewerb zu bekommen und mir auf halbem Wege ein Erfolgserlebnis verschaffen. Meine Revanche sollte also kommen – und alte Schreckgespenster ebenfalls.“
Mit einem Erfolgserlebnis in Richtung Marathon
Kleine Erfolgserlebnisse auf dem Weg zum großen Ziel sind enorm wichtig, denn sie motivieren uns und zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und genau so ein Erfolgserlebnis sollte der Halbmarathon für Daniela werden:
„Daniel schlug mir vor, mit einer Pace von 6:10 min/km loszulaufen und mich dann auf der zweiten Hälfte noch etwas zu steigern, so dass ich in 2:10 Stunden mit Luft nach oben ankomme. Oh weh, dass hatte ich schon mal versucht und damals ging es ordentlich schief.
Ich meldete Zweifel an und bekam große Zuversicht als Antwort. Daniel glaubte wirklich, dass ich das schaffe – und ich bekam wieder Mut. Vorbereitet war ich ja bestens, alle Trainingsläufe liefen prima, auch die Tempoläufe waren maßgeschneidert auf die Sekunde. Ich traute mir diese Zeit bloß mental nicht zu.
Aber ich vertraute meinen Laufcoaches voll und ganz, und ließ mich einfach in diesen Lauf hineinfallen.
Das i-Tüpfelchen war, dass ich Katrin und Daniel vor dem Start kennenlernen durfte. Daniel wischte einfach meine letzten Zweifel weg, schenkte mir Zuversicht in meine Leistungsfähigkeit und gab mir eine große Portion Vertrauen mit auf den Weg.
Dieses Mal stand ich ruhig und energiegeladen zugleich an der Startlinie. Die ersten Kilometer fühlten sich gut an. Der Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich ein klein wenig zu schnell bin, aber hey, es fühlte sich dennoch gut an. Kurze Bedenken nach Kilometer 10 (oh je, ich bin zu schnell), dass ich das Tempo nicht halten kann, wurden von dem Vertrauen aus dem Weg geräumt, das Daniel in mich gesetzt hatte. Der ganze Lauf hat sich gut angefühlt. Wenn die physische und mentale Vorbereitung stimmt, steckt so viel mehr in einem.
Nach 2:04 Stunden lief ich über die Ziellinie und hatte somit meine erste Halbmarathonzeit pulverisiert, wie es Katrin und Daniel so schön formulierten.“
Mit einem Lächeln ins Ziel
Der erfolgreiche Halbmarathon war für Daniela ein wichtiger Meilenstein. Sie fasste Mut und Vertrauen zu sich und ihrer Leistungsfähigkeit, freute sich auf den Marathon und konnte es am Ende kaum erwarten, endlich loszulaufen … bis ein paar Tage vor dem großen Tag wieder Zweifel aufkamen, ob sie das von uns vorgegebene Tempo wirklich laufen könne.
Wir waren uns ganz sicher: Ja, sie kann!
Und sie konnte, und kam in ganz starken 4 Stunden und 26 Minuten mit einem Lächeln im Gesicht ins Ziel. Ihre ersten 42,2 Kilometer am Stück wird Daniela ganz sicher nicht mehr vergessen.
Wir hoffen, dass dich Danielas Geschichte motiviert hat, deine eigenen sportlichen Ziele mutig in Angriff zu nehmen. Ganz egal ob du mit dem Laufen anfangen oder deinen ersten „10er“, Halbmarathon oder Marathon finishen willst.
Wir können dir nur empfehlen es zu tun. Es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als sich ein solches Erfolgserlebnis aus eigener Kraft erarbeitet zu haben!
Viviane
Tolle Geschichte, die macht mir Mut für meinen zweiten Halbmarathon-Versuch, nachdem ich den ersten ja leider nach 15km abbrechen musste.
Und auf Euer Buch freue ich mich auch, das kommt genau zur richtigen Zeit!
Katrin Schäfer
Liebe Viviane,
ich bin mir ganz sicher – dein 2. Versuch wird gelingen! Aber die Rückmeldung hast du ja schon in der Facebook-Gruppe erhalten 🙂
Viele Grüße
Katrin
Pauline70
Wird es das Buch als Printausgabe geben?
Daniel Roth
Hallo Pauline, es wird ein E-Book (als PDF und für gängige E-Reader). Ein Printbuch ist für uns derzeit leider nicht machbar.
Laura
Eine echt inspirierende Geschichte! Der Kopf bzw. die Gedanken können uns so beeinflussen – positiv wie negativ. Danke für’s Teilen 🙂
Liebe Grüße,
Laura
Katrin Schäfer
Sehr gerne, liebe Laura!
Viele Grüße, Katrin
Running Rob
Wow, tolle Geschichte! Dabei geht es nicht nur Anfänger/innen so, auch mit einiges an Lauferfahrung stehe ich immer wieder vor der Frage: Schaffe ich das wirklich? Und da ist es super, wenn man jemanden hat, der an einen glaubt und Vertrauen und Zuversicht schenkt. Das ist mindestens genau so viel Wert, wie das Training.
Katrin Schäfer
Hallo Rob,
ja, kenne ich nur zu gut! Aber das ist ja auch das Spannende auf Laufsport: Wir können jedes Mal an unseren eigenen Zielen scheitern – und sind umso stolzer wenn wir es geschafft haben!
Viele Grüße, Katrin