Happy Towel-Day!
Nur für den Fall, dass du nicht die geringste Ahnung hast, wovon ich rede: Der Towel-Day (Handtuch-Tag) ist ein Gedenktag für den im Mai 2001 verstorbenen Schriftsteller Douglas Adams.
Im Hitchhikers Guide to the Galaxy*, seinem bekanntesten Roman, teilt uns Adams mit, dass ein Handtuch so ziemlich das nützlichste ist was man bei sich haben kann, wenn man per Anhalter durch die Galaxis reist.
Was hat das ganze mit dem Laufen zu tun? Wenn man einmal davon absieht, dass ein Handtuch auch so ziemlich das nützlichste ist, was ein Läufer bei sich haben kann, wenn er zu einem Wettkampf fährt – nicht viel.
Wenn man Adams glauben darf, dann ist der „Hitchhikers Guide“ allerdings die ultimative Enzyklopädie des Universums… es ist also schwer vorstellbar, dass er nicht auch Einträge zu den Themen “Persönliche Bestzeit”, “Wie werde ich zum Ultramarathon-Finisher” und “Nie wieder Iliotibialband-Syndrom” enthält. Aber so wie es aussieht werden wir das nie erfahren…
Was wir von Douglas Adams über das Laufen lernen können
Wenn wir als Läufer von diesem grenzenlosen Wissensschatz profitieren wollen bleibt uns somit nur der Blick auf die Einträge, die im Roman wiedergegeben werden. Also los… Eine bekannte und vielzitierte Passage aus dem Guide ist der Eintrag übers Fliegen. Der Trick beim Fliegen bestehe darin, …
… dass man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben. (…) Der erste Teil ist ganz leicht. Er erfordert nichts weiter als die Fähigkeit, sich mit dem ganzen Gewicht nach vorn zu werfen, und den festen Willen, sich nichts daraus zu machen, dass es wehtut.
Sich mit dem ganzen Gewicht nach vorn werfen ohne sich etwas daraus zu machen, dass es wehtut – bilde ich mir das ein, oder beschreibt Adams hier wie man einen Wettkampf läuft? Lesen wir weiter…
Das Problem ist, dass man den Boden zufällig verfehlen muss. … Man muss sich plötzlich von irgendwas ablenken lassen, wenn man auf halbem Wege ist, so dass man nicht mehr über das Fallen nachdenkt oder über den Boden oder darüber, wie weh es tun wird, wenn es einem nicht gelingt, ihn zu verfehlen.
Auch das können wir in die Sprache der Läufer übersetzen: Renne in deinem Traum-Tempo los und vergiss, dass du eigentlich glaubst, dass du das unmöglich schaffen kannst! Das ist sie – die “Hitchhikers-Guide-to-the-Galaxy (HHGTTG)” Strategie für den perfekten Wettkampf.
Was möglich ist entscheidet sich im Kopf
Und diese Strategie funktioniert! Ich habe es selbst erlebt: 2011 bin ich beim Köln-Halbmarathon eine Zeit gelaufen, die ich zuvor niemals für möglich gehalten hätte.
Mit dem Vorsatz “Mal schauen was geht” stand ich an der Startlinie – und übersah dann einfach mal, dass ich Kilometer für Kilometer 10 Sekunden schneller lief als bei meiner bisherigen Bestleistung. Das passiert mir nach 12 Laufjahren nicht mehr so oft – es war unglaublich.
Doch wenn wir ehrlich sind zeigen uns solche Erfahrungen nur etwas, was wir eigentlich schon längst wissen: Was wir tun bzw. nicht tun können bestimmt unser Kopf! Wenn wir davon überzeugt sind, dass wir etwas nicht schaffen können, dann werden wir es auch nicht schaffen.
Roger Bannister und die 4-Minuten-Meile
Ein Beispiel: Jahrzehntelang waren Sportwissenschaftler und Trainer überzeugt, dass niemals ein Mensch die Meile (1609 Meter) in weniger als vier Minuten laufen würde. Dann kam Roger Bannister und belehrte sie eines Besseren: am 6. Mai 1954 lief er seine “Magische Meile” – und war nach 3 Minuten und 59 Sekunden im Ziel.
Ein Rekord für die Ewigkeit? Im Gegenteil: In den drei folgenden Jahren machten es ihm gleich 16 andere Sportler nach – Bannister durfte sich nicht einmal sieben Wochen lang über seinen Weltrekord freuen!
Wir sollten uns nicht von unseren Zweifeln ausbremsen lassen, und wir sollten uns schon gar nicht von anderen sagen lassen, wo unsere Grenzen liegen. Das können wir von Douglas Adams lernen:
Lass dich treiben und schwebe, schwebe und lass dich treiben. Unterlasse alles Nachdenken darüber, wie schwer du eigentlich bist, und lasse dich einfach etwas höher tragen. Hör nicht drauf, was in dem Moment die Leute zu dir sagen, denn höchstwahrscheinlich sagen sie nichts Hilfreiches. Höchstwahrscheinlich sagen sie irgend etwas Ähnliches wie: ‘Du großer Gott, du kannst doch unmöglich fliegen!’
Egal was dein Ziel ist – mehr Fitness, eine neue Bestzeit, eine bessere Ernährung – stürze dich mit deinem ganzen Gewicht nach vorne und vergiss, dass du eigentlich nicht daran glaubst, es schaffen zu können.
Ein Hoch auf Douglas Adams – und Happy Towel-Day!
Muesliviki
Was für ein schöner Beitrag zu einem großartigen Autor.
Ich liebe Adams Romane und die Analogien zum Laufen sind einfach treffend. Per Anhalter durch die Galaxis habe ich nicht nur einmal gelesen und werde es aus der neuen Sichtweise vielleicht nochmal tun;-)
Daniel
Gell, ich mochte den Teil übers Fliegen schon immer, und als ich kürzlich drüber nachgedacht habe ist mirs wie Schuppen von den Augen gefallen… die Anleitung passt auf jede Situation, in der wir das vermeintlich Unmögliche versuchen wollen. Ich finds großartig und werde mich ab sofort immer daran erinnern, wenn ich an mir zweifle…
Sarah
Ganz ehrlich? Vielen Dank für diesen Eintrag gerade – war eben genau das richtige. „Wir sollten uns nicht von unseren Zweifeln ausbremsen lassen, und wir sollten uns schon gar nicht von anderen sagen lassen, wo unsere Grenzen liegen. “ Den Satz werd ich nachher mal ganz dreist in meinem Blog zentrieren.
Ich hab heut erfahren, dass ich dies Jahr wohl noch eine OP machen muss nach der ich vier bis sechs Wochen aus dem Training ausfalle und wenn man in einem Jahr zur Ultramarathonläuferin werden will, ist das ne lange Zeit. Aber egal – Hindernis hin oder her, ich schaff das schon 🙂
Daniel
Hi Sarah, sehr gerne (zitieren) 🙂
Das mit der OP klingt ja nicht gut… ist es etwas Orthopädisches? Wenn ja dann empfehle ich dir, ganz besonders vorsichtig zu sein was das Laufen betrifft. Wenn mans nämlich übertreibt kann einen das ganz schnell monatelang aus der Bahn werfen. Laufen ist ein Sport, in dem man über Jahre hinweg besser wird, in dem es ums Dranbleiben und um die „lange Sicht“ geht. Dein Vorhaben, nächstes Jahr den Ultra zu laufen ist ehrenwert und du solltest auf jeden Fall alles versuchen, um es wahr zu machen. Aber wenn dir eine höhere Gewalt in die Quere kommt dann akzeptiere es und greife an wenn es dir wieder besser geht. Manchmal muss man als Läufer/in geduldig sein. Nein, eigentlich muss man das immer 🙂
Viele Grüße und alles Gute!
Daniel
Sarah
Hey 🙂
Also das Zitieren wird auf morgen verlegt!
Sooo schlimm ist es auch wieder nicht – Gesundheit geht bei mir auch immer vor! 🙂 Ich habe „nur“ eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung und jetzt soll ich unter’s Messer, damit ich endlich wieder richtig durch die Nase atmen kann. Habe beschlossen dafür im August noch zwei 10km Läufe mitzunehmen, so als Ausgleich 🙂
Liebe Grüße
Ulli
amen 😉 ich kann dem nur zustimmen, ich hab schon so viel geschafft von dem ich mir nie träumen hätte lassen, das es jemals möglich ist!! und ich werd auch noch viel mehr schaffen, da bin ich mir sicher!
Daniel
Hallo Ulli, vielen Dank fürs Kommentieren! Schön das zu hören – und das tolle ist, es liegen noch so viele Möglichkeiten vor uns, über uns hinauszuwachsen!
Alles Gute! Daniel
calceola
wie schön, ein solcher Artikel zum TowelDay, vielen Dank.
Tatsächlich ist es aber so einfach, wobei ich das mit dem „den Boden verfehlen“ immer noch nicht geschafft habe. Arbeite sich einfach mal nach vorne werfen ohne Rücksicht auf die Schmerzen ist eine schöne Analogie.
Daniel
Hallo Claus, vielen Dank für deinen Kommentar! Immer weiter versuchen, dann klappts irgendwann 😉 Und die Analogie ist wirklich frappierend – jeder Läufer wird wissen, was gemeint ist!
Marty McFly
Da gibt es diesen einen Spruch, der hier super passt:
>>> Alle sagten „Das geht nicht“.
Dann kam einer, der wusste das nicht… und hat´s gemacht <<<
Danke für diesen tollen Artikel 🙂
lg