Heute erscheint Gabel statt Skalpell*, die deutsche Version der US-Dokumentation „Forks over Knives“. Wir haben ein Rezensionsexemplar erhalten und konnten den Film schon vorab Probesehen. Der Text auf dem DVD-Rücken verrät zunächst, was uns erwartet:
„Wenn wir alle wüssten, was die Wissenschaft schon lange weiß, würden wir vermutlich unseren Speiseplen sofort umstellen…
Der renommierte Biochemiker Prof. Dr. T. Colin Campbell leitete in den 1970er- und 1980er-Jahren die sogenannte China Study, die vermutlich umfassendste Studie, in der ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Verzehr von tierischen Produkten und dem Auftreten von Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und Rheuma beim Menschen nachgewiesen werden konnte. Beteiligt waren hierbei zwei westliche Universitäten sowie die Chinesische Akademie für Präventivmedizin.
In „Gabel Statt Skalpell“ werden u. a. Patienten begleitet, deren Gesundheitszustand sich auf beeindruckende Weise verbessert hat, nachdem sie ihren Speiseplan auf eine rein pflanzliche Ernährung umgestellt haben. Daneben kommen Prof. Dr. Campbell und weitere Wissenschaftler zu Wort, die von ihren Forschungsergebnissen berichten und konkrete Ratschläge geben, wie durch vegane Ernährung gesundheitliche Vorschäden und chronische Erkrankungen erfolgreich bekämpft werden können.“
Unsere Meinung zu „Gabel statt Skalpell“
„Dieser Film kann Ihr Leben retten“ sagt Roger Ebert von der Chicago Sun-Times. Das Zitat ziert den oberen Rand des DVD-Covers, und dann gibt es da noch den Untertitel: „Gesünder leben ohne Fleisch“. Beides sorgt dafür, dass wir uns „Gabel statt Skalpell“ erst einmal mit einer ordentlichen Portion Skepsis nähern. Wir sind nämlich sehr vorsichtig, wenn es darum geht, über die Gesundheits-Schiene für die vegane Ernährung zu argumentieren. Die Fleisch-ist-Selbstmord-Strategie, die von einigen Seiten immer mal wieder gerne zwecks Missionierung von Noch-nicht-Vegetariern bemüht wird, ist uns zu platt. Natürlich kann man Fleisch essen, Milch trinken, und dabei gesund sein. Siehe so gut wie jeder Spitzensportler der Welt.
Andererseits war die China Study*, sozusagen die literarische Vorlage des Films, eines der ersten Bücher, das wir während unserer Wandlung von Fleischessern zu 100%-Veganern im August und September 2010 gelesen hatten. Und bis heute halten wir die China Study für eines der besten Pro-Vegetarismus-Bücher überhaupt. Vor allem deshalb, weil Colin Campbell in bester Wissenschaftlermanier auch die Schwächen und Grenzen seiner Untersuchung offenlegt und die Ergebnisse entsprechend einordnet.
Diese wissenschaftliche Selbstkritik fehlt in „Gabel statt Skalpell“, und statt dröger Streudiagramme gibt es Menschen, deren Leben sich durch eine pflanzliche Ernährung grundlegend verändert hat. Anekdoten statt einem distanzierten Blick aufs Ganze – aber so funktioniert das Medium Film eben, und deswegen ist das okay.
„Gabel statt Skalpell“ hat uns insgesamt überzeugt. Was gefällt besonders?
- Die liebenswerten und glaubwürdigen Hauptdarsteller: Colin Campbell, der unaufgeregt und ohne jemals überheblich zu wirken von seinem Lebenswerk erzählt und dem man dabei immer seine Begeisterung für die Wissenschaft anmerkt. Caldwell Esselstyn, der bei seinen herzkranken Patienten mit einer Ernährungsumstellung mehr erreicht als Chirurgen und Pharmaunternehmen mit Stents, Bypässen und Betablockern. Mit ihren ungewöhnlichen Ansätzen kämpften die beiden nicht nur gegen Windmühlen unter Kollegen und anderen Wissenschaftlern, ihre Arbeit wirkte sich sogar im Fall von Esselstyn negativ auf die eigene wissenschaftliche Karriere aus.
- Der Ultimate Fighting-Profi Mac Danzig, der seit 2004 vegan lebt und sich als harter Kämpfer mit weichem Kern entpuppt.
- Ruth Heinrich, die nach einer Brustkrebsdiagnose im Alter von 47 Jahren mit dem Training für ihren ersten Ironman begann, um anschließend sogar ihre Altersklasse beim berühmten Ironman auf Hawaii zu gewinnen.
- Dass die Dokumentation ganz ohne Moralkeule und fast ganz ohne Sensationsheischerei auskommt (wenn man einmal von einigen schnell geschnittenen Collagen mit adipösen Amerikanern, aus dem Toaster schnellenden Schnitzeln und monströsen Hamburgern absieht – Ernährungsdokumentationsbusiness as usual eben).
- Dass das Wort „vegan“ kaum mehr als fünf Mal fällt.
Was sollte man beim Anschauen von „Gabel statt Skalpell“ beachten?
- Dass es sich bei den vorgestellten Patienten um Extremfälle handelt, die vor der Umstellung auf eine vegane Ernährung außergewöhnlich schlecht gegessen haben.
- Dass die China Study wie jede andere Ernährungsstudie unter ganz bestimmten, kaum vermeidbaren methodischen Problemen leidet und vor diesem Hintergrund interpretiert werden muss.
- Dass die gesundheitlichen Vorteile einer (überwiegend) pflanzlichen Ernährung nur eines von vielen Argumenten für die vegane Lebensweise ist – und wahrscheinlich nicht das wichtigste.
Unser Fazit
„Gabel statt Skalpell“ ist eine wirklich sehenswerte Dokumentation, die uns in unserer Entscheidung bestärkt hat, vegan zu leben. Und auch interessierte Nicht-Vegetarier können „Gabel statt Skalpell“ schauen, ohne sich anschließend überrumpelt zu fühlen – allerdings nicht, ohne zum Nachdenken über die eigene Lebens- und Ernährungsweise angeregt zu werden. Denn das mehr als 2000 Jahre alte Motto dieses brandaktuellen Films bleibt hängen:
“Let food be thy medicine and medicine be thy food” (Hippokrates)
Gabel Statt Skalpell – Gesünder leben ohne Fleisch* ist seit dem 28.09.2012 auf DVD erhältlich.
Din
Eine sehr schön Übersicht über die DVD, die ich mir bereits in Englisch angeschaut habe. Klar, einiges ist plakativ, aber ich schließe mich eurem Fazit an.
Man sollte immer vorsichtig mit allem sein, was in Dokumentationen, Büchern und Magazinen beschrieben wird. Aber wir sind ja zum Glück alle in der Lage, uns eine eigene Meinung zu bilden.
Nick
Ich werde mir die DVD mal anschauen, hört sich recht interessant an. Zu der Anmerkung, der gesundheitliche Aspekt ist einer von vielen, aber nicht der wichtigste, habe ich meine persönliche Sichtweise.
Ich halte die gesundheitliche Seite für mich am wichtigsten! Ich freue mich allerdings auch über alle anderen positiven Seiten der veganen Ernährung. Ich lebe seit 20 Jahren mit Multipler Sklerose und habe meine Ernährung schrittweise auf vegan umgestellt. Mir ging es Jahr für Jahr besser und aktuell lebe ich ohne Medikamente, ohne Verschlechterungen und lebe mein Leben. Es ist einfach Super! Dazu gehören sicherlich auch weitere Veränderungen, wie Sport, Entspannung, weniger Stess usw. doch den größten Einfluss hat für mich die Ernährung!
Es ist aber wie immer im Leben, wir sind alle individuell! Ich Wünsche , dass jeder seine Prioritäten und sein Lebensweg / -Sinn findet und gesund lebt:-)
Jedem einen schönen DVD Abend!
Daniel
Hallo Nick, dass aus deiner Sicht als jemand der mit einer chronischen Krankheit lebt der Gesundheitsaspekt am wichtigsten ist kann ich gut nachvollziehen. Dass dir die Ernährungsumstellung so sehr geholfen hat finde ich klasse!
Für mich ist inzwischen der ethische und der Umweltaspekt am wichtigsten – dass ich mich auch gesünder/abwechslungsreicher ernähre als zu „Fleischesserzeiten“ ist ein angenehmer Nebeneffekt. Ich finde es auch einfach schön, wenn sich Menschen aus nicht-egoistischen Gründen für eine vegane Lebensweise entscheiden (das jetzt bitte nicht falsch verstehen). Das sorgt irgendwie dafür, dass ich meinen Glauben in die Menschheit nicht völlig verliere 😉
Andererseits hast du natürlich Recht wenn du sagst, dass wir alle individuell sind. Und ich freue mich letztendlich über jeden, der weniger Tiere und mehr Pflanzen isst… egal aus welchen Gründen.
Christian
Hallo Nick,
Kann mich deiner Meinung nur anschließen. Der Hauptgrund für meine Umstellung auf vegane Ernährung war auch wegen dem gesundheitlichen Aspekt. Auch isst und kocht man viel bewusster, weil man das meiste selbst zubereiten muss. Ein weiterer Grund ist auch, weil es sehr unökonomisch ist, jede Menge Energie dafür zu verschwenden, die Tiere zu halten, mit pflanzlicher Nahrung füttern und dann qualvoll zu schlachten.
kili
Hallo,
ich finde die Doku gut. Natürlich plakativ, natürlich hat jede Forschung Schwächen… aber ich finde, man kann das als natürliche Gegebenheit im Hinterkopf behalten.
Im Grunde ist – für mich zumindest – offensichtlich, dass eine Ernährung auf Basis von Tierprodukten nicht gesund sein KANN. Dazu brauch ich keinen Film. Aber die Doku ist nett und „typisch amerikanisch“ gemacht. 🙂
Gründe für die vegane Ernährung sind alle gleich gut, finde ich. Da gibts keine wirklichen Abstufungen. Nachhaltiger sind wahrscheinlich die eher altruistischen Gründe, aber wenn jemand vegan wird, weils gesünder ist – nur zu :-). Freuen sich Tiere genauso sehr, wie wenn jemand aus ethischen oder ökologischen Gründen keine Tierprodukte futtert. Und das Karma kann man bei Ebay verkoofen.
Harald
@Christof: gab es bis vor kurzem, aber immerhin bin ich dadurch tiefer in die Materie eingestiegen…..und ich fand den Film sehenswert und habe ihn weiterempfohlen.
Daniel
Ich habe den Film schon vor einiger Zeit gesehen und stimme euch 100% zu! Ebenfalls bin ich von der China-Study absolut überzeugt und finde diesen Film deshalb als Ergänzung oder für Lesefaule perfekt!
Liebe Grüße
Conny
Ich finde den Film sehr interessant ! Klar sind Einzelfälle nicht als wissenschaftlicher Beweis zu sehen, aber wirken auf mich sehr berührend. Ich habe selber nach Umstellung auf Vegan nichts an gesundheitlichen Verbesserungen gemerkt – habe aber auch nicht so extrem viele Fertigprodukte vorher gegessen und habe vorher nichts gehabt was ich als gesundheitliches Problem werten würde. Ich bin sehr interessiert an berichten hierzu, weil ich mir schon vorstellen kann dass einige Menschen gesundheitlich profitieren können – zb solche mit Autoimmunerkrankungen. Müsste es aber wahrscheinlich nochgrössere Studien zu geben.