Im Februar ist es auf der durchschnittlichen deutschen Laufstrecke kalt und ungemütlich. Gleichzeitig fängt aber spätestens jetzt die “heiße” Vorbereitungsphase auf den ersten Halbmarathon oder Marathon des Jahres an. Ein kleines bisschen zusätzliche Motivation kann also nicht schaden.
Eine hervorragende Motivationsquelle für Läufer sind Geschichten über die Heldentaten anderer Läufer. Als Ausdauersportler juckt es uns einfach in den Füßen, wenn wir andere beim Großartig-Sein beobachten. Wir wollen dann auch großartig sein. Ein bisschen wenigstens… und das lässt den Schneeregen da draußen gleich in einem ganz anderen Licht dastehen: Laufen trotz Schneeregen – hier lauert ein enormes Großartigkeits-Potenzial!
Da kommt es doch gerade recht, dass sich kalte und dunkle Wintertage hervorragend für ausgedehnte Lesesitzungen eignen. Und Lesestoff für Läufer gibt es inzwischen in Hülle und Fülle! Wir stellen euch heute fünf mehr oder weniger bekannte Bücher vor, die wir euch uneingeschränkt empfehlen können. Lasst also beim nächsten Bücherkauf den Krimi mal links liegen und greift stattdessen zu einem der folgenden Titel:
1. „Pre“ von Tom Jordan*
Einer beinahe repräsentativen Umfrage auf der beVegt-Facebook-Seite zufolge haben zwei von drei deutschen Läufern den Namen Steve Prefontaine noch nie gehört. Dabei ist Pre, wie er in seinem Heimatland genannt wird, der größte Mythos des US-amerikanischen Laufsports: Fünf Jahre lang konnte ihn kein anderer Amerikaner in einem Mittelstreckenrennen schlagen. Seine tiefgründigen Äußerungen zum Laufen, sein mutiger und draufgängerischer Laufstil und sein früher Unfalltod mit nur 24 Jahren machten ihn zur Legende. Die Erstauflage seiner von Tom Jordan verfassten Biografie hat zwar mittlerweile ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel, ist aber trotzdem – nicht zuletzt dank der vielen großartigen Schwarzweiß-Fotografien – noch immer absolut lesenswert.
2. „Finding Ultra“ von Rich Roll*
Die Geschichte von Rich Roll ist eine typisch amerikanische: Ausgangspunkt sind fünfzig Pfund Übergewicht und eine ordentliche Midlife-Crisis, es folgt die Erleuchtung am Vorabend des vierzigsten Geburtstags und die anschließende Verwandlung in einen superfitten, veganen Extremsportler, der plötzlich fünfzehn Jahre jünger aussieht als er tatsächlich ist. Alles schonmal woanders gehört, klar. Und trotzdem kann man „Finding Ultra“ kaum aus der Hand legen. Das liegt zum einen an der heftigen Geschichte – Rich Roll war jahrelang schwer alkoholabhängig und erzählt offen von dieser Zeit und seiner Krankheit. Zum anderen sind seine Leistungen einfach nur atemberaubend – immer wenn man glaubt dass es jetzt wirklich nicht mehr härter geht legt er nochmal einen drauf und zeigt, dass unsere Grenzen vor allem in unseren Köpfen liegen, und dass das Alter nur eine Zahl ist.
3. „Born to Run“ von Christopher McDougall*
„Born to Run“ ist der moderne Klassiker unter den Laufbüchern. Der zentrale Plot ist schnell erzählt: Der Journalist Chris McDougall, Ultralauf-Superstar Scott Jurek, ein schräger Barfußlauf-Pionier namens Barefoot Ted, zwei Nachwuchstalente der Ultra-Szene und ein Einsiedler namens Caballo Blanco reisen nach Mexico in den Copper Canyon. Dort treten sie in einem epischen 50-Meilen-Traillauf gegen die besten Läufer der dort lebenden Tarahumara-Indianer an, die für ihre fast übermenschliche Ausdauer bekannt sind. In zahlreichen Exkursen geht McDougall der Frage auf den Grund, weshalb Menschen freiwillig weite Strecken laufen. Seine Antwort: weil wir zum Laufen geboren sind. „Born to Run“ ist ein Buch, das jeder Läufer und jede Läuferin gelesen haben muss!
4. „Running through the Wall“ von Neal Jamison*
Wer glaubt, er könnte niemals einen Ultramarathon finishen, der wird sich seiner Sache nach der Lektüre von „Running through the Wall“ nicht mehr so sicher sein. Neal Jamison hat 39 Ultraläufer aller Leistungsklassen darum gebeten, eine ganz persönliche Geschichte ihres ungewöhnlichen Hobbies zu erzählen. Neben Veteranen der Szene wie Tim Twietmeyer oder Ann Trason haben auch viele unbekannte Läufer und Debütanten ihre Texte beigesteuert – und es ist genau dieser Mix, der „Running through the Wall“ so lesenswert macht. Jede Geschichte hat ihre eigene Handschrift, und einige sind stilistisch überzeugender als andere, aber die Wirkung ist immer die gleiche: man liest von handtellergroßen Blutblasen, Halluzinationen im nächtlichen Wald und totaler körperlicher Erschöpfung – nur um sich gleich darauf zu denken: „Das möchte ich auch mal machen!“
5. „Ultramarathon Man“ von Dean Karnazes*
Dean Karnazes ist so etwas wie der Attila Hildmann der Ultralauf-Szene: die einen lieben ihn, die anderen verachten ihn, er hat einen makellosen Körper, ist ein bisschen selbstverliebt – und unglaublich erfolgreich. Er ist kein sympathisch-sanfter Läuferphilosoph wie Scott Jurek (dessen Biografie „Eat & Run“ wir bereits vorgestellt haben). Trotzdem ist „Ultramarathon Man“ ein inspirierendes Buch, weil es zeigt, was mit einem eisernen Willen alles möglich ist. Und das ist so einiges: Badwater, Western States 100, ein Nonstop-Lauf über 560 Kilometer, ein Marathon zum Südpol in Laufschuhen… Karnazes ist sich für keine Schinderei zu schade. Hinzu kommt, dass er entweder ein talentierter Schreiber ist oder – was ich für wahrscheinlicher halte – einen sehr guten Ghostwriter hatte. In jedem Fall ist „Ultramarathon Man“ ein Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite.
Was sind deine liebsten Bücher übers Laufen? Schreib einen Kommentar und hilf uns dabei, eine „Best-of-Liste“ der Laufliteratur zu erstellen! Vom Klassiker bis zum Geheimtipp ist alles erlaubt!
Michael
Kennt ihr das?
http://www.ebay.de/itm/Once-a-Runner-Cassidys-Lauf-von-John-L-Parker-Aufbau-Taschenbuch-Verlag-/330863206154?pt=Belletristik&hash=item4d08fbdf0a
Habe ich mir gerade bestellt.
LG
Michael
Daniel
Hi Michael, ja – habs auf meinem Kindle, aber bin bislang noch nicht dazu gekommen es zu lesen. Also nix verraten, ok? 😉
lovingvegan
Born to run hatte ich letzten Sommer mal angefangen zu lesen, es dann aber wieder weggelegt, weil es mich irgendwie nicht in seinen Bann gezogen hat. Vielleicht solle ich dem Buch nochmal eine Chance geben….
Finding Ultra klingt echt gut. Das werde ich mir mal bestellen 🙂
Daniel
Hi Lena, ich kanns nachvollziehen – in Born to run muss man erstmal reinkommen. Gib dem Buch auf jeden Fall noch eine Chance!
Und Finding Ultra kann ich total empfehlen… es kam etwa zeitgleich mit Eat & Run von Jurek raus und meiner Meinung nach ist es das bessere Buch. Ich habs leider als Kindle-Version, sonst würde ich es dir ausleihen!
LG, Daniel
lovingvegan
Hej Daniel, ok, dann werde ich das definitiv noch mal tun. Danke 🙂 Hatte das Buch allerdings über die Fernleihe meiner Unibib ausgeliehen und entsprechend wieder zurück gegeben, also muss ich schauen, dass ich es nochmal irgendwo günstig herbekomme 🙂
Finding Ultra steht jetzt auf meiner Wunschliste 🙂
Habe mir heute eine Pulsuhr bestellt und seit zwei Tagen neue Laufschuhe, eine Portion Extramotivation per Buch könnte dazu passen 🙂
Lg
Lena
das lischen
Hi Katrin,
ach das ist ja wirklich witzig, dass du auch „Öko“ studiert hast! 🙂 Darf ich fragen was du denn nun arbeitest? Immer noch in dem Feld oder bist du umgeschwungen? Ja stimmt, die Vorurteile bei den Leuten sind immer noch da, aber trotzdem find ich das alles immer noch echt interessant! Bloß wohl nicht für mich zum ausüben/lernen… 😉 Ich glaube zeitlich ist es jetzt noch gerade so ok, nur darf ich im nächsten Studium nicht trödeln. 🙂
Und das mit deiner B-Lizenz ist ja auch super interessant! Aber warum hast du in dem Bereich aufgehört? Also der DFAV wars bei dir, auch gut zu wissen! Ich hab mich jetzt aber für Safs-Beta entschieden. Beim DFAV gabs einfach keine Termine mehr für 2013. Fand ich ziemlich merkwürdig.. Es ist schon ne schwierige Entscheidung, wo man sein ganzes Geld lässt. Ich hoffe mal, die Referenten bei SB sind gut und nett… Aber ich bin zuversichtlich! Es wird auf jeden Fall berichtet, wie diese Reise so weitergeht! 🙂
Liebe Grüßle!
Katrin
Hey Lischen, ich schick dir die Tage noch ne E-Mail, aber kurz an dieser Stelle: SAFS & BETA ist sehr gut, da habe ich auch viel Gutes gehört! Viele Grüße, Katrin
Su
Finding Ultra fand ich einfach nur genial.
Vielleicht weil ich dort die meisten Parallelen zu mir selbst fand?
Auf jeden Fall ist es einfach klasse geschrieben und man bekommt auf jeden Fall Lust die Laufschuhe anzuziehen.
Auf jeden Fall kein Gott auf einem Läuferthron, sondern ein Mensch, dem ich auch persönlich gerne mal die Hand schütteln würde.
Daniel Roth
So ging es mir beim Lesen auch, Su. Und am Freitag werden wir Rich auf der Frankfurter Buchmesse sogar wirklich die Hand schütteln können 🙂 Wir sind schon sehr gespannt, wie er „live“ so drauf ist.
Su
Autoren kennen lernen und anfassen können ist toll.
Das macht ein Buch soviel lebendiger. Ich gönne es euch von Herzen und bin trotzdem total neidisch.
Aber ich hoffe auf einen Bericht, der dem persönlichen Handschlag in nichts nachsteht 😉
MagicMike2311
Geplant und arrangiert oder ist er einfach nur „da“?
Daniel Roth
Er stellt sein Buch vor und wir haben einen Interview-Termin mit ihm und seiner Frau 🙂
Angela
„Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“ von Haruki Murakami würde ich auch Euch empfehlen – es geht viel weniger um Technik und viel mehr um Motivation. LG aus Berlin, Angela
Daniel Roth
Stimmt, das ist auch klasse – allerdings auch etwas speziell. Mir hat es aber gut gefallen!