Die Tage werden kürzer, die Laufstrecken dunkler, und trotzdem (oder gerade deswegen!) zieht es uns nach draußen. Für die meisten Läufer:innen geht das Lauftraining auch im Winter weiter. Und wer nicht den Luxus hat, mittags sein Lauftraining absolvieren zu können, wird sich in den nächsten Monaten wieder mit Stirnlampe, Reflektoren und unbeleuchteten Wegen anfreunden müssen.
Laufen bei Dunkelheit kann richtig schön sein. Aber nur, wenn wir uns dabei sicher und wohl fühlen. In diesem Beitrag findest du viele praktische und ein paar ungewöhnliche Tipps rund um die Themen Sichtbarkeit, Sicherheit, Ausrüstung und Streckenwahl, die dir helfen, gut und gesund durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.
Denn wie heißt es so schön: „Die Grundlagen für den Sommer werden im Winter gelegt.“
In diesem Beitrag setzen wir den Fokus auf die Sichtbarkeit und die richtige Ausrüstung bei Dunkelheit, Sicherheitsaspekte und die optimale Streckenauswahl. Allgemeine Ausrüstungstipps für den Winter und bei Kälte findest du hier. Und wenn du noch ein bisschen Schwung brauchst, dann haben wir hier 54 Motivationstipps für dein Winterlauftraining für dich zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
Sicherheit
Beim Laufen in der Dunkelheit geht es nicht nur darum, gut sichtbar zu sein (dazu weiter unten mehr), sondern auch darum, sich sicher zu fühlen. Dieser Aspekt ist besonders wichtig, wenn du alleine läufst – oder dort, wo nicht viele Menschen unterwegs sind.
Idealerweise hast du eine Person, die deine Laufleidenschaft (und dein Trainingstempo) teilt, und ihr lauft gemeinsam. Leider wissen wir, dass nicht alle Läufer:innen dieses Glück haben.
Eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Maßnahme ist es, jemandem Bescheid zu geben, wo du läufst und wann du ungefähr zurück sein wirst. Viele moderne Laufuhren und Apps bieten eine Live-Tracking-Funktion, mit der deine Strecke in Echtzeit geteilt wird. So kannst du jemanden in deinem Umfeld darüber informieren, wo du bist, ohne dass du dich extra vorher melden musst. Gerade wenn du alleine wohnst kann das Gold wert sein.
Übrigens ist das ein Punkt, der nicht nur bei Dunkelheit sinnvoll ist. Wenn Daniel längere Touren mit dem Fahrrad unternimmt, schaltet er mir standardmäßig sein Tracking frei, so dass ich theoretisch in Echtzeit sehen könnte wo er sich gerade befindet.
Eine weitere tolle Möglichkeit sind Laufgruppen, die mittlerweile in größeren Städten kaum noch wegzudenken sind. In der Gruppe laufen gibt gleich doppelte Sicherheit: Gruppen werden von Autofahrer:innen besser gesehen, und in Gemeinschaft fühlt man sich oft wohler als alleine auf weiter Flur.
Außerdem vergeht die Zeit in der Gruppe wie im Flug, und oft entsteht daraus eine feste Routine, die dich durch den Winter trägt. Viele Vereine und Lauftreffs bieten in den dunklen Monaten spezielle Termine an, bei denen Beleuchtung und Strecke bereits organisiert sind.
Wenn du mit Musik oder Podcasts läufst, achte darauf, Kopfhörer zu verwenden, die Umgebungsgeräusche zulassen. So bekommst du mit, was um dich herum passiert, ob sich jemand nähert, ein Radfahrer klingelt oder ein Auto die Straße kreuzt. Open Ear Kopfhörer wie z.B. von Shokz* arbeiten automatisch so, bei anderen Modellen kannst du ggf. einen sogenannten Transparenz- oder Aware-Modus einstellen, der Umgebungsgeräusche verstärkt.
Aus vielen Gesprächen mit anderen Läufer:innen weiß ich, dass sich gerade Frauen im Dunkeln eher unwohl fühlen. Hier gilt: Dein Gefühl hat Vorrang. Wenn sich eine Strecke komisch anfühlt, dreh um oder wechsle den Weg oder die Straßenseite. Das ist keine Schwäche, sondern kluge Selbstfürsorge.
Noch ein kleiner, aber wirkungsvoller Tipp: Vermeide starre Routinen. Wenn du immer zur gleichen Zeit die gleiche Runde läufst, kann das berechenbar sein. Variiere deshalb deine Startzeit und deine Laufstrecken, oder lauf auch mal in die entgegengesetzte Richtung.
Licht und Sichtbarkeit
Lampen und Licht gehören in der dunklen Jahreszeit zur Pflichtausrüstung – ganz egal, ob du auf dem Land oder in der Stadt läufst. Eine gute Stirnlampe hilft dir zu erkennen wohin du trittst, und sorgt gleichzeitig dafür, dass andere dich rechtzeitig wahrnehmen.
Achte bei der Auswahl deiner Lampe auf eine ausreichend starke Leuchtkraft (mindestens 200–300 Lumen) und einen gut abgestimmten Lichtkegel. Ein breiter Lichtkegel ist ideal für unbeleuchtete Wege, während ein zusätzlicher fokussierter Spot dir auf dunklen Trails noch mehr Helligkeit gibt.
Wenn du häufiger im Nebel oder bei Nieselregen läufst, kann warmweißes Licht angenehmer und blendfreier sein als kaltweißes (es gibt Stirnlampen, bei denen du zwischen warm- und kaltweißem Licht switchen kannst).
Ich selbst habe seit Jahren die Petzl Iko Core*, die für meine wenigen Läufe im Dunkeln, meistens in der Stadt, völlig ausreicht. Daniel hat sich fürs Laufen und seine Ultrawanderungen die Petzl Nao RL* gegönnt, und ist damit sehr zufrieden. Neben einer starken, automatisch regulierten Lichtquelle vorne bietet sie auch rotes Blinklicht nach hinten, was für noch mehr Sichtbarkeit sorgt.
Eine Alternative zu den klassischen Stirnlampen sind Leuchten, die du im Brustbereich* trägst. Gerade wenn du am Kopf empfindlich bist, können solche Brustlampen eine gute Alternative sein.
Mindestens genauso wichtig wie dein eigenes Sehen ist das Gesehenwerden. Reflektoren* an Jacke, Laufhose und Schuhen erhöhen deine Sichtbarkeit enorm, vor allem, wenn sie an beweglichen Körperteilen wie Armen und Beinen angebracht sind. Noch besser als Streifenreflektoren sind Leuchtwesten oder Blinklichter, die du zusätzlich am Körper trägst. Viele moderne Modelle sind per USB aufladbar und leicht wie ein Stirnband.
Auch kleine Details machen einen Unterschied: Reflektierende Schnürsenkel, Mützen, Handschuhe oder reflektierende Logos auf Hosen und Jacken sorgen für zusätzliche Sicherheit, ohne dein Outfit zu verändern. Wenn du mit Rucksack läufst, denk auch an reflektierende Bänder oder eine Clip-Leuchte am Rücken. Hier gilt: Jeder Reflektor zählt und erhöht deine eigene Sicherheit.
Und zum Schluss: Teste deine Ausrüstung rechtzeitig, bevor es ernst wird. So weißt du, wie hell deine Lampe wirklich ist, an welchen Knöpfen du sie schnell verstellen kannst, ob sie verrutscht, und ob die Reflektoren an den richtigen Stellen sitzen.
Routenwahl und Laufplanung
Wenn du die Wahl hast, entscheide dich lieber für gut beleuchtete Wege oder Strecken mit regelmäßigem Verkehr, anstatt für abgelegene Pfade. Auch wenn es vielleicht ein paar hundert Meter mehr sind oder du mal an einer Ampel warten musst, läufst du entspannter, wenn du dich sicher fühlst.
Wenn du neue Routen ausprobieren möchtest, teste sie zuerst im Hellen. So kennst du Unebenheiten, Bordsteine oder unübersichtliche Kreuzungen und kannst sie bei Dunkelheit besser einschätzen. Besonders auf feuchtem Laub, Schotter oder Kopfsteinpflaster kann es schnell rutschig werden – hier lohnt sich neben einer guten Lampe (siehe oben) ein aufmerksamer Blick auf den Boden, und natürlich gute Schuhe.
Pendelläufe (z.B. hin und zurück auf dem gleichen Weg) können in der Dunkelheit angenehmer sein als lange Schleifen durch unbekanntes Gelände. Du bleibst in vertrauter Umgebung und bist im Notfall schneller zu Hause.
Und manchmal ist die beste Lösung ganz pragmatisch: Ein Indoor-Training auf dem Laufband, der Rolle, dem Ruderergometer oder dem Spinningbike können eine gute Alternative zum Laufen sein. Für mich gibt es nichts, das meinen Lauf draußen ersetzt, aber bevor es anders gar nicht geht setze ich mich auch schon mal auf unseren WaterRower.
Ausrüstungs-Specials: überraschend, aber effektiv
Bei Dunkelheit machen oft die kleinen Dinge den größten Unterschied. Deswegen stelle ich dir in diesem Abschnitt überraschende Ausrüstungs-Specials vor, an die man nicht sofort denkt.
Klingt unspektakulär, ist aber enorm praktisch: Wenn du bei Kälte läufst, werden die Hände schnell steif, und das kann im Dunkeln gefährlich sein, zum Beispiel wenn du stolperst, die Lampe nachjustieren oder dein Smartphone bedienen musst. Leichte, eng anliegende Laufhandschuhe halten nicht nur warm, sondern sorgen auch dafür, dass deine Finger jederzeit beweglich bleiben. Achte darauf, dass deine Handschuhe „touchscreen-kompatibel“ sind, damit du unterwegs dein Telefon bedienen kannst, ohne sie auszuziehen.
Auch eine kleine Notfallpfeife kann die Sicherheit im Dunklen erhöhen. Sie wiegt fast nichts, braucht keinen Akku und kann im Ernstfall entscheidend sein, wenn du auf dich aufmerksam machen musst. Bei vielen Laufrucksäcken ist sie schon integriert – alternativ gibt es Schlüsselanhänger mit Alarmfunktion*, die federleicht sind und sich problemlos in den meisten Laufhosen verstauen lassen.
Handschuhe und Pfeife sind klein, bezahlbar und unauffällig, aber sie geben dir das, was beim Laufen im Dunkeln am wichtigsten ist: Sicherheit und ein gutes Gefühl, auf Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Trainingsorganisation
In der dunklen Jahreszeit ist gute Organisation fast genauso wichtig wie das Training selbst.
Deine Qualitätseinheiten, also Tempoläufe oder Intervalle, lassen sich oft besser tagsüber oder auf sehr gut beleuchteten Strecken wie entlang eines Flusses im Innenstadtbereich absolvieren. Dort hast du eine gleichmäßige, gut einsehbare Umgebung und kannst dich voll auf dein Training konzentrieren, ohne auf Wurzeln, Bordsteine oder Verkehr achten zu müssen.
Perfekt ist auch eine frei zugängliche Laufbahn eines lokalen Sportvereins, die sich neben Intervalltraining auch dafür eignet, die mentale Härte zu trainieren. Wer einen langen Lauf auf einer 400m Tartanbahn schafft, der schafft läuferisch wahrscheinlich fast alles!
Wenn du die Zeit in der Dunkelheit minimieren möchtest, kannst du dein Training auch aufteilen: Eine kurze Einheit in der Mittagspause und eine zweite am Abend statt eine lange im Dunkeln nach Feierabend. Oder du kombinierst Indoor- und Outdoor-Training: zum Beispiel 30 Minuten Warm-Up auf der Rolle oder einem Ruderergometer und danach noch eine halbe Stunde Laufen draußen.
Und falls es mal gar nicht klappt: Hab kein schlechtes Gewissen! Dunkelheit, Kälte und enge Zeitfenster sind eine Herausforderung für alle. Sieh diese Zeit lieber als Phase, in der du Routine und Beständigkeit trainierst – das ist die beste Grundlage für deine Läufe und Ziele in der kommenden Laufsaison.
Bonus-Tipps mit Aha-Potential
Zum Schluss kommen noch ein paar kleine, aber wirklich hilfreiche Tipps, die du vielleicht noch nicht kennst, und die deine Läufe im Dunkeln angenehmer und sicherer machen können:
- Stirnlampe + Käppi: Klingt ungewöhnlich, ist aber genial: Das Schild deiner Kappe hält Regen vom Gesicht fern, und die Lampe blendet dich weniger.
- Lampe in der Hand statt am Kopf: Wenn du den Lichtkegel in der Hand hältst, verschwinden viele Schatten und Bodenunebenheiten sind besser sichtbar. Besonders hilfreich ist das auf Trails oder unebenen Wegen. Nachteil: Du hast die Hände nicht frei, was auch hinderlich sein kann. Deswegen eignet sich dieser Tipp eher für kurze Abschnitte.
- Reflektierendes Spray für mehr Sichtbarkeit: Es gibt Sprays mit reflektierender Farbe* für die Kleidung oder Schuhe. Tagsüber ist die Farbe unsichtbar, und nachts stark reflektierend. Je nach Produkt wäscht sich die Farbe in der Waschmaschine bei der nächsten Wäsche wieder heraus.
- Reflektoren regelmäßig reinigen: Schmutz, Salz und Regenwasser mindern ihre Wirkung deutlich. Ein feuchtes Tuch ist meist ausreichend, um Reflektoren wieder zum Strahlen zu bringen.
- Warmes Licht bei Nebel oder Schnee: Warmweißes Licht blendet weniger und erhöht die Sicht bei schwierigen Bedingungen.
- Stirnlampe immer dabeihaben: Auch wenn du im Hellen startest, denn die Dämmerung kommt oft schneller als gedacht. Und manchmal läuft es einfach so gut, dass du spontan verlängern willst.
- Kleine Routine danach: Eine heiße Dusche, eine Tasse warmer Tee und ein paar Seiten in einem guten Buch – so verknüpfst du das Laufen im Dunkeln mit einem positiven Gefühl.
Fazit: Dunkelheit muss kein Hindernis fürs Laufen sein. Mit der richtigen Vorbereitung und etwas Erfahrung können Läufe in der Dunkelheit sogar richtige Highlights werden. Wir wünschen dir viel Spaß dabei und sind gespannt: Welche Tipps für das Laufen in der Dunkelheit hast du noch auf Lager? Verrate sie uns in den Kommentaren!
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