Wenn es um das Thema „Ziele setzen und erreichen“ geht stößt man immer wieder auf zwei Ratschläge, die auch ich auf beVegt schon einmal zum Besten gegeben habe:
- Bloß nicht zu viel wollen – das Ziel muss realistisch sein!
- Bloß nicht alles auf einmal wollen – einen Schritt nach dem anderen machen!
Bei genauerer Betrachtung verbergen sich dahinter drei Annahmen. Erstens: wer sich zu hohe Ziele steckt läuft größere Gefahr zu scheitern. Zweitens: wer zu schnell zu viel will läuft größere Gefahr zu scheitern. Drittens: Scheitern ist demotivierend und verringert die Wahrscheinlichkeit, das gesteckte Ziel doch noch zu erreichen.
Aber ist das wirklich so? Sollten wir wirklich alle Ziele aus unserem Blickfeld streichen, die nicht bereits in unmittelbarer Reichweite liegen? Und können wir unseren Zielen wirklich nur mit kleinen Schritten näherkommen?
Mir widerstrebt es, das zu glauben. Außerdem entspricht es nicht meiner Erfahrung: Mein allererster Laufwettkampf im Jahr 2001 war nichts weniger als ein Marathon. Und in 2010 bin ich innerhalb von 2 Wochen vom Allesesser zum Veganer geworden. Beides bin ich auch heute noch: Marathonläufer und Veganer.
Vielleicht ist es eine Typenfrage. Vielleicht bin ich einfach ein „Alles-oder-nichts“-Typ wie Carsten, der meinen oben erwähnten Beitrag damals so kommentierte:
Bei mir funktioniert die Methode mit den kleinen Schritten irgendwie gar nicht. Ich mache etwas entweder ganz, oder es schleichen sich immer mehr Ausnahmen ein, bis ich den Vorsatz ganz verwerfe.
Und vielleicht gibt es auf der anderen Seite die „Schritt-für-Schritt“-Typen: Menschen, denen es schwer fällt, von alten Gewohnheiten wegzukommen und sich Hals über Kopf in unbekanntes Terrain zu stürzen – und die sich deswegen immer möglichst behutsam an Neues herantasten sollten. „Veränderung light“ sozusagen.
Aber um ehrlich zu sein glaube ich das nicht. Ich glaube vielmehr, dass es gute Gründe dafür gibt, wenigstens hin und wieder blind ins kalte Wasser zu springen und nach den Sternen zu greifen.
Alles-oder-Nichts als Motivationsstrategie
Sich einem großen Ziel Schritt für Schritt zu nähern bedeutet eigentlich nichts anderes, als das große Ziel in viele kleine, leicht zu erreichende Ziele herunterzubrechen. Aber welchen Reiz hat ein Ziel, das so niedrig gesteckt ist, dass man es ohne größere Anstrengungen erreichen kann?
Wenn wir unsere Ziele so wählen, dass ein Scheitern so gut wie ausgeschlossen ist, dann müssen wir uns nicht darüber wundern, dass wir uns nicht motivieren können. Wir langweilen uns mit unseren „realistischen“ Zielen, statt uns ein hohes Ziel zu setzen und uns von der konkreten Möglichkeit des Scheiterns antreiben zu lassen.
Hohe, ja sogar ein bisschen verrückte Ziele erregen uns. Sobald wir den Gedanken zulassen, dass vielleicht doch eine winzige Möglichkeit besteht, ein unerhört ambitioniertes Ziel zu erreichen, setzt sich eine Eigendynamik in Gang. Es fällt uns plötzlich viel leichter, unsere Komfortzone zu verlassen und alles zu tun, was wir tun müssen, um dem Ziel näher zu kommen. Wir haben Rückenwind.
Viele kleine Schritte sind nicht das Gleiche wie ein weiter Sprung
Manche Ziele lassen sich mit einem großen Sprung vielleicht sogar leichter erreichen als mit vielen kleinen Schritten. Mit welcher Strategie können wir zum Beispiel sicherer über einen weiten Abgrund gelangen: indem wir einen kleinen Schritt vor den anderen setzen? Oder indem wir Anlauf nehmen und einen großen Satz wagen?
In solchen Fällen stimmt die Vermutung „je ambitionierter das Ziel, desto geringer die Erfolgsaussichten“ nicht, sondern es ist genau umgekehrt: Wie viele übergewichtige Menschen erreichen dauerhaft ein normales Gewicht, indem sie eine zeitlich befristete Crash-Diät an die nächste reihen?
Und wie viele schaffen es, indem sie ihre Lebensweise grundlegend verändern und radikal mit alten Gewohnheiten brechen?
Eben.
Auch bei Läufern lässt sich dieses Phänomen häufig beobachten: Viele versuchen jahrelang ohne Erfolg, das Laufen zur Gewohnheit zu machen. Dann setzen sie sich das Ziel, einen Halbmarathon oder Marathon zu finishen – vielleicht aus einer Laune heraus oder im Rahmen einer Wette – und plötzlich fällt es ihnen ganz leicht, Tag für Tag bei Wind und Wetter ihre Trainingsrunden abzuspulen.
Alles-oder-Nichts passiert im Kopf
Man kann nun einwenden, dass niemand zum Marathon-Champion wird, weil er plötzlich von der Couch aufsteht und anfängt, 200 Kilometer pro Woche zu laufen. Dass es letztendlich doch darauf hinausläuft, einen Schritt vor den anderen zu setzen, einen Trainingslauf nach dem anderen zu machen und sich langsam und beharrlich an sein großes Ziel heranzuarbeiten.
Das stimmt natürlich, denn „Alles-oder-Nichts“ ist vor allem eine Frage der Einstellung.
Es geht darum, das große Ziel mit dem inneren Auge anzuvisieren und nicht mehr aus dem Blick zu lassen. Wenn dieser Schritt gemacht ist folgen die anderen mit etwas Glück ganz von alleine …
PS: Wie gehst du vor, um deine Ziele zu erreichen? Tastest du dich vorsichtig heran oder stürzt du dich ihnen rücksichtslos entgegen? Gibt es vielleicht sogar einen dritten Weg? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!
Schöner Artikel, der auf viele (aber nicht alle) Lebenssituationen passt. Ich habe vor etwa fünf Jahren mit der gleichen Methode mit dem Rauchen aufgehört: Von einer Schachtel am Tag auf null. Anders hätte ich das nicht geschafft, weil ich mich bei jeder Zigarette neu hätte fragen müssen, ob die jetzt noch ok ist. Ebenso ist es bei Vegetarismus.
Dazu habe ich auch einen Post geschrieben: [Link entfernt, da Seite nicht mehr erreichbar]
Für den Schritt zum Veganer fühle ich mich hingegen noch nicht bereit – und wie bei allen Dingen gilt für mich: Ich muss es wirklich wollen und dran glauben, dass ich es schaffen kann – sonst fehlt mir die Motivation.
Du hast allerdings Recht: Jeder Mensch ist da anders. Aber das wichtigste ist doch, sich überhaupt Ziele zu setzen.
Hi Sara, ich hab das natürlich absichtlich etwas auf die Spitze getrieben 🙂 Es gibt Dinge, die kann man von heute auf morgen ändern wenn man es wirklich will… und es gibt Dinge, bei denen das nicht funktioniert und an die man sich langsam und beständig ranarbeiten muss.
Für den Schritt zum Veganer sollte das Ziel vielleicht anders formuliert werden. Ich möchte in Zukunft nicht mehr, dass ein Tier für meine Bedürfnisse leiden muss. Das wäre nicht nur ein Ziel sondern würde auch gleichzeitig das „Warum“ beantworten
Das ist ein sehr guter Tipp Gerhard – für mich auch mein Haupt-Antrieb für das vegane Leben, den ich mir in Momenten des Zweifels immer wieder vor Augen führe.
Beim Laufen ist es so, dass ich da ein Mittelding mache, ich nehme mir schon ein großes Ziel, für das ich ausreichend etwas tun muss, es aber auch schaffen kann, wenn ich dran bleibe. Dazu gehört natürlich auch eine realistische Einschätzung der eigenen Person und auch die Freiheit umplanen zu können, wenn es sein muss, ohne dass die Motivation zusammenbricht. Bei mir heißt das momentan, dass ich erkannt habe, im Mai vermutlich keine neue Bestzeit zu schaffen, daher verschiebe ich das Ziel auf Ende Juni, weiß aber, dass ich dafür genauso weiter arbeiten muss wie bisher.
Beim Vegan-Werden war es etwas anders, das große Ziel war mir bekannt und auch gewollt, nur der Käse wollte noch nicht so recht verschwinden und auch Süßigkeiten mit Milchpulver waren noch dabei. Aus meiner Erfahrung mit dem Fleischlos-Werden, habe ich mich aber nicht unter Druck gesetzt, sondern wußte, dass sich das „Problem“ Schritt für Schritt lösen wird. Den Ansatz von heut auf morgen hätte ich sicher auch geschafft, denke aber, dass dadurch in meinem Unterbewußtsein diese Entscheidung immer als etwas „von außen“ erwirktes geblieben wäre. Daher finde ich die Argumentation militanter Veganer auch schrecklich kontraproduktiv, wenn diese anführen, wer in einem Supermarkt einkauft, der auch Milch verkauft, sei kein echter Veganer (Beispiel übertrieben). Diesem Druck habe ich mich übrigens auch sehr gut durch einen Kommentar eines Fleischessers (ausgerechnet!) entzogen, der richtigerweise anmerkte, dass auch durch Brot-Essen Tiere leiden würden. Aber ich schweife ab 🙂
Fazit: ich denke man sollte sich hohe Ziele stecken für die langfristige Motivation, den Weg dorthin aber in sinnvolle, wenn auch fordernde Schritte aufteilen. Die Sinnhaftigkeit jeden Ziels für einen selbst muss vorher durchdacht und erkannt werden. Es muss das eigene Ziel sein. Ich kann hohe Ziele nur für mich erreichen, nicht um Erwartungen anderer zu erfüllen.
Fazit 2: jedes Fazit ist individuell gültig und kennt seine Ausnahmen 🙂
Hi Oli, das ist eine interessante Aussage:
„Den Ansatz von heut auf morgen hätte ich sicher auch geschafft, denke aber, dass dadurch in meinem Unterbewußtsein diese Entscheidung immer als etwas “von außen” erwirktes geblieben wäre.“
Ich weiß genau was du meinst – gerade wenn es darum geht, lange sozialisierte Verhaltensweisen wie das Essen von Fleisch abzulegen, ist es wichtig, dass der Wunsch zur Veränderung aus einem selbst entspringt. Wenn man das Gefühl hat zu etwas überredet/überrumpelt zu werden schalten sich automatisch diverse Abwehrmechanismen ein. Bei mir lief diese „Transformation“ zwar in ziemlich kurzer Zeit ab, aber ich hatte dabei immer das Gefühl, der Boss zu sein.
Es gibt allerdings auch etwas, das Psychologen als „Rationalisierung“ bezeichnen: Menschen neigen dazu, sich selbst und anderen ihr Verhalten im nachhinein zu erklären und ihm einen Sinn zu verleihen. Rationalisierung könnte m.E. auch dazu führen, dass ein Mensch, der z.B. durch Überredung/sozialen Druck etc. zum Veganer wurde, sich post hoc einredet, dies aus eigener Überzeugung und freiem Willen getan zu haben.
Jetzt bin ich ziemlich weit vom Thema abgeschweift, aber das ist mir dazu grade eingefallen 😉
Ein schöner und erfrischend unkonventioneller Artikel! Ich befinde mich gerade in einem Bewerbungsprozeß für eine Kunsthochschule und habe in meinem Aufnahmeverfahren eine statistische Aufnahmewahrscheinlichkeit von etwa 2%. Ich bewerbe mich ausschließlich dort. Es gibt zwar viele Leute, die mich darin unterstützen, aber ich habe mir so, so oft anhören müssen, dass es doch besser wäre, eine Alternative zu haben, dass es andere Wege gibt, sein Ziel zu erreichen etc. etc. – ich habe mich davon lange beeinflussen lassen, aber mittlerweile ist mir klar: ich WILL auf diese Uni. Ich möchte nicht behaupten, dass mich diese Situation emotional nicht belastet und dass ich entspannt bin bei dem Gedanken, vielleicht bald ohne jegliche Form von Ausbildungsplatz dazustehen, allerdings ist es meiner Meinung nach viel sinnvoller, sich einzugestehen, dass man sich mit den Alternativen nicht anfreunden will. Man ist durch die heutige Gesellschaft, in denen es sowieso allen einigermaßen gut geht, auf existentiellem Level, sehr dazu geneigt, seine eigenen Ziele und Wünsche zu verwässern, um nicht undankbar oder „unangenehm“/“verbissen“ (jetzt mal im Bezug auf Veganismus und Sport bezogen) zu erscheinen. Inwieweit das für einen sinnvoll ist, muss jeder selbst entscheiden können.
Im Bezug auf das Laufen habe ich übrigens eher gegenteilige Erfahrungen gemacht. Hier hat das langsame Steigern und das setzen von „Nicht-wirklich-Zielen“ bei mir immer für größere Motivation gesorgt. Das liegt aber vermutlich eher daran, dass mein Ziel noch nie gewesen ist, leistungsorientiert zu Laufen und mein Sportsgeist sich im Allgemeinen mehr in Grenzen hält, als ich es mir wünschen würde 😉
Hi Marlene, vielen Dank für deinen Kommentar! Ich habe beruflich viel mit Statistik zu tun und kann dir sagen, dass DEINE Aufnahmewahrscheinlichkeit keinesfalls 2% beträgt – das tut sie bloß für den durchschnittlichen Bewerber. Wenn du gut bist (und das bist du bestimmt) und über die Aufnahme nach diesem Kriterium entschieden wird, dann hast du eine deutlich höhere Chance 😉
Ich finds jedenfalls klasse wie du an die Sache rangehst und drücke dir die Daumen dass es klappt!
Hm.
„Alles oder nichts“ oder „Schritt für Schritt“? Ich denke, ich bin eine Mischung aus beidem.
Das Laufen hat bei mir mit sehr kurzen Distanzen (800m – ja, wirklich) angefangen, aber schon ein halbes Jahr später lief ich auf einem Hospizlauf einfach immer noch eine Runde mehr – bis es mehr als ein Halbmarathon war (23 km oder so..) = überwiegend „Schritt für Schritt“ und spontan „alles oder nichts“
Veganerin bin ich seit jetzt ca. 5 Wochen, aber eigentlich auch schon seit letztem Jahr August – da strich ich bereits zu Hause zu 95% alles nicht-vegane vom Speiseplan und aß auswärts, wenn es nicht vegan ging, aber eben noch vegetarisch (um mir die Umgewöhnung vom Allesesser nicht zu schwer zu machen.) = Eine Weile „Schritt für Schritt“ (=Lernphase) und dann *zack* von heute auf morgen „alles oder nichts“.
(@Oli zu „Ich kann hohe Ziele nur für mich erreichen, nicht um Erwartungen anderer zu erfüllen.“
–> das stimmt so für mich nicht. Ich glaube, ich bin extrem selbstdiszipliniert. Da geht so einiges, auch hohe Zielsetzungen. Das aber nur am Rande bemerkt, als Meinungsaustausch, nicht als Kritik.)
Und zu guter Letzt fällt mir der hübsche Spruch ein:
„Wenn man nach den Sternen greift, landet man meistens wenigstens auf dem Mond.“
Daher mein Fazit, zu Deinem schön-nachdenklichen Artikel: Riesige bis gefühlt unerreichbar/bahnbrechende Ziele bringen mich persönlich viel weiter, als Mini-Ziele.
Ich denke auch, dass es eine „Typenfrage“ ist.
Nochmals, danke für den schönen Denkansatz.
LG,
Becky
Hi Becky, schön dass dir der Artikel einen Denkanstoß gegeben hat und danke für deinen Kommentar! Ich glaube aber, dass du Oli missverstanden hast: Er steckt sich durchaus hohe Ziele, bloß ist es für ihn wichtig, dass es seine eigenen sind und sie ihm nicht von anderen vorgegeben werden.
Mit dem Laufen und der veganen Lebensweise hast du zwei sehr bereichernde Dinge in dein Leben aufgenommen – ich hoffe sie bereiten dir noch viel Freude!
Hallo Daniel,
nein, das war schon genau so gemeint. Ich wollte damit ausdrücken, das sollte ich offenbar deutlicher sagen, dass es mir sehr gut gelingt, auch von außen aufgelegte hohe Ziele zu erreichen, von denen ich selbst nicht überzeugt bin. Ich lese es immer wieder, dass es nicht möglich sei, Dinge durchzuziehen, von denen man nicht überzeugt sei – das stimmt so für mich nicht. Alles ist doch nur eine Frage des Willens…ob das dann gut ist, ist eine ganz andere Frage…
Viele liebe Grüße,
Becky
Aah, jetzt hab ich es verstanden! Gut, manchmal hat man halt keine Wahl – ich sag nur „Berufsleben“ 😉
Ja, ganz genau. Schön, dass ich mich doch noch verständlich machen konnte. 🙂
Hallo,
ich denke, es ist eine Typfrage. Bei mir funktionieren beide Varianten und ich setze sie abwechselnd ein, weil ich denke, das eine „Reizüberflutung“ auch nicht gut sein kann. Schneller und weiter muss nicht unbedingt besser sein. Angst vorm Scheitern habe ich nicht, aber Respekt vor den hohen Zielen.
Bisher hatte ich aber auch noch keinen Absturz und irgendwie bin ich schon gespannt, wie ich dann damit umgehen werde, wenn es einmal so weit ist.
Hi Michael, der Absturz kommt noch früh genug! Wir können den nächsten 10er ja mal auf Sub-40 anlaufen 😉
Ich stimme dir im übrigen vollständig zu – ich wollte mit dem Artikel bloß mal den allgemeinen „Mäßigungs-Tenor“ in Frage stellen. Und jetzt arbeite ich weiter Schritt für Schritt an der Genesung (Knie wird übrigens immer besser!).
Ich meinte eher Ziele im Bereich des Machbaren 😉
4er Schnitt schaffe ich nicht mal ausgeruht auf 400m 🙁
Morgen werde ich mal versuchen, den Fackellauf in Mühlheim (8,6 km) in Sub 4:30er zu laufen. (Das heißt 4:28!).
Oh Mann, ich bin sowas von alles oder nichts. Wenn ich etwas wirklich will, gebe ich 100%.
Irgendwie kenne ich meistens kein Zwischending, was manchmal natürlich auch negativ ist, denn sobald ich dann eine Ausnahme mache, wird aus dem „alles“ sofort „nichts“, weil es ja keine Abstufungen dazwischen gibt. Daran muss ich noch arbeiten. Wenn ich aber wirklich diszipliniert bin, erreiche ich dafür meine Ziele schnell und auch mehrere auf einmal.
Ich bin auch absolut der Alles-oder-nichts-Typ.
Sobald ich etwas zu halb mache, scheitere ich. Ausnahmen funktionieren bei mir überhaupt nicht. Für mich ist das eine Frage der Selbstdisziplin, so komisch das klingt. Wenn ich sage, ich esse 1x pro Woche Süßes, esse ich bestimmt 3x pro Woche Süßes. Wenn ich sage: gar nix Süßes mehr! Dann ist das für mich einfacher. Genauso war es mit dem Vegan werden.
Ich komme gerade aus einer Woche Urlaub auf Lanzarote zurück und habe anfangs gelitten wie ein Hund, weil ich teilweise vegetarisch gegessen habe (ging teilweise nicht anders) und ich mir das nicht verzeihen konnte. Jetzt bin ich wieder zu Hause und habe die Kontrolle über alles.
Hallo Daniel und alle,
schön geschrieben! Ich bin eindeutig der Alles-oder-Nichts-Typ, d.h., wenn ich einen Wettkampf mache, dann soll eine neue Bestzeit rausspringen. Auf diese Weise habe ich mich beim Halbmarathon in den letzten 4 Jahren über 1:51, 1:46, 1:43, 1:36 auf 1:31 verbessert, und Sonntag in einer Woche will ich in Freiburg den 4er-Schnitt knacken, also schneller als 1:24,24 sein. Das klingt vielleicht irre, aber ich hab mich ganz gut vorbereitet. Wie lange die Rekordjagd mit meinen 45 Jahren noch weitergeht, liegt einzig und allein an mir selbst. An sich selbst glauben, systematisch trainieren, gesund bleiben – dann klappt’s auch.
Auch das Veganwerden hat nur über alles-oder-nichts geklappt, d.h. von einem Tag auf den anderen. Das ist jetzt 14 Monate her, und es funktioniert! Sicherlich auch, weil meine ganze Familie auf einen Schlag vegan (meine Liebste, unser Sohn und ich) bzw. vegetarisch (unsere Tochter) wurde.
Herzliche Grüße – Dirk
Nachtrag: Da hab ich den Mund wohl zu voll genommen, „Alles oder Nichts“ klappt offenbar auch nicht immer. Aber 1:28,10 sind immerhin persönliche Bestzeit, und jetzt wird weitergelaufen in Richtung „Alles“…
Hi Daniel,
einen schönen Artikel hast du da geschrieben! Ich bin funktioniere auch so. Was mich besonders motiviert ist auch zusätzlicher Druck indem ich meine Ziele dem Umfeld bekannt mache. Ein Sieg bei einem Wettkampf ist noch schöner wenn man ihn angesagt hat, finde ich zumindest.
Du hast leider einen kleinen Fehler in dem Artikel, der erste Laufwettkampf war die Laufstrecke beim Duathlon an der Mosel, wo ich Rad gefahren bin.
Unser Marathon 2001 war übrigens mein erster und letzter Laufwettkampf.
Hi Tobi, von Wettkampfsiegen bin ich noch ein bisschen entfernt, aber danke für den Tipp – werd ich beherzigen wenn es soweit ist 😉
Mit den Wettkampfdebut hast du natürlich Recht – den hatte ich ja fast schon wieder vergessen! Für mich wird aber der Gutenberg Marathon 2001 immer der erste „richtige“ Laufwettkampf sein, weil ich mich vorher immer eher als Ruderer gesehen hab. Ein „Läufer“ war ich in meiner Selbstwahrnehmung erst als ich in die Marathonvorbereitung gestartet bin. Deshalb passt das aus meiner Sicht so 😉
Danke für den interessanten Artikel! Ich denke dass es von Typ zu Typ unterschiedlich ist, wie man seine Ziele erreicht. Ich bin eher derjenige, der viele kleine Zwischenziele benötigt und nur selten einen „großen Sprung“ dazwischen macht! Es spielt sich aber alles in unserem Kopf und unseres innere Einstellung ab – dann ist alles möglich!
Hi Ben, ich sehe es inzwischen auch so, dass es eine Typfrage ist. Für mich funktioniert ein Mix am besten: Ich brauche manchmal einfach große Ziele, die mir ein bisschen „Angst“ machen – das treibt mich an und macht mir Lust, hart zu arbeiten. Aber der Weg dorthin führt dann meistens doch über viele kleine Schritte.
Schau dir auch diesen Artikel von mir mal an, da geht es um die „Schritt-für-Schritt-Methode“: https://www.bevegt.de/kleine-schritte/
Ich kann dem nur beipflichten: Ich bin 2002 von 100 auf 0 bei Zucker und industriellen Lebensmitteln und 2004 von fast 0 auf Marathon – und an beidem heute noch dran!
Hi Daniel,
Wie die meisten halte ich es mal so mal so.
Gerade bei Sport und Ernährung bin ich aber für Schritt für Schritt. Du hast es sicher nicht so gemeint aber man könnte das so interpretieren: heute Couchpotato morgen Marathon. Natürlich kann ich morgen anfangen dafür zu trainieren, aber wenn ich noch nicht laufe kann ich nicht mit einem 30 km Lauf anfangen sondern muss mich langsam steigern.
Beim Abnehmen halte ich Deine Argumentation allerdings für falsch herum. Denn bei den Crash Diäten versucht man ja immer alles auf einmal, während eine Umstellung zu langsamem schrittweisem Abnehmen führt. Und zumindest bei mir kamen die Veränderungen auch nacheinander, erst keine süßen Getränke mehr, dann mehr selber kochen,… und inzwischen bin ich nur noch die Hälfte 😉
Hi Daniela, du hast in beiden Punkten Recht! Natürlich kann man nicht von heute auf morgen zum Marathonläufer werden, aber das meine ich mit „alles oder nichts“ bzw. „großen Zielen“ auch nicht. Lies dir doch nochmal das Ende des Beitrags durch (unter der Überschrift „Alles-oder-Nichts passiert im Kopf“), da habe ich es bereits erklärt, dass es mir bei dieser Unterscheidung vor allem um die Einstellung geht.
Ich hab mir jetzt auch nochmal meinen Abschnitt zum Thema Crash-Diäten vs. grundlegende Verhaltens- und Gewohnheitsänderungen durchgelesen, und kann deine Sichtweise nachvollziehen. Ich denke aber, man kann es so oder so sehen. In meiner Argumentation wären die Crash-Diäten die zaghaften, halbherzigen „kleinen Schritte“ und die langfristigen Gewohnheitsänderungen (d.h. auch dein dauerhafter Verzicht auf süße Getränke, dein Umstieg aufs Selberkochen usw.) wären das „alles-oder-nichts“.