Was macht man, wenn man abseits ausgetretener Pfade auf Reisen geht, dabei aber nicht auf leckeres, veganes Essen verzichten möchte?
Für Kristin Soff ist die Antwort ganz klar: Man bereitet sich mit Hilfe von Ofen oder Dörrgerät* seine eigenen Outdoor-Trockengerichte zu, die man unterwegs mit etwas heißem Wasser im Handumdrehen in wärmende, sättigende Mahlzeiten verwandeln kann.
Ich habe Kristin letztes Jahr während meiner Ausbildung zum DWV-Wanderführer in Arnsberg kennengelernt und war gleich ganz fasziniert von den vielen Abenteuern, die sie bereits erlebt hat.
Mit zwei Hunden durch die Weite Skandinaviens
Kristin ist regelmäßig an Orten unterwegs, an denen einem Happy Cow und Google Maps selbst dann nicht weiterhelfen würden, wenn man dort Handyempfang hätte. Besonders haben es ihr die skandinavischen Länder angetan, die sie – oft gemeinsam mit ihren Hunden Dori und Lia – schon unzählige Male sowohl im Sommer als auch im Winter bereist hat.
Aktuell ist Kristin mit den Vorbereitungen für ihr bislang größtes Abenteuer beschäftigt: Ab Mitte Juni wird sie 1.800 Kilometer durch die Weite Skandinaviens wandern – entlang der schwedischen Gebirgskette zunächst bis Treriksröset, dem nördlichsten Punkt Schwedens, und anschließend weiter bis ans Nordkap.
Auf ihrem Blog Adventure Paws wird Kristin regelmäßig von ihren Erlebnissen berichten. Und für alle beVegt-Leser:innen mit Fernweh (und Hunger!) hat sie mir schon vorab ein paar Fragen zu ihrer Reise beantwortet und vier tolle Rezepte für veganen Reiseproviant für uns entwickelt.
Viel Spaß beim Lesen, Träumen und Ausprobieren!
Interview: 1.800 km auf Fuß und Pfote
„Wie lange lebst du schon vegan?“
Kristin: Mit 14 Jahren habe ich mich entschieden, vegetarisch zu leben. Drei Jahre später war mir vegetarisch nicht mehr weitreichend genug, vegan musste her! Und dabei ist es nun mittlerweile 17 Jahre lang geblieben.
„Wie oft warst du schon in Schweden bzw. Skandinavien unterwegs, und was zieht dich immer wieder dort hin?“
Kristin: Den ersten „Schwedenkontakt“ hatte ich 2003 auf einer recht spontan organisierten Wandertour mit Freunden, in Südschweden. Wir sind nach Malmö geflogen und vom Flughafen aus direkt los gelaufen, durch Wälder und Kulturlandschaft, geschlafen wurde im Zelt oder der typischen Vindskyd (eine einfache Schutzhütte aus Holz).
Danach war es ganz um mich geschehen, denn das für Skandinavien so typische „Friluftsliv“ gefiel mir sehr. Es war klar: Ich komme wieder! Nur nördlicher sollte es sein. Kalt, karg und menschenleer hat mich schon immer fasziniert, raue Natur mit scheinbar endloser Weite … außerdem habe ich das große Bedürfnis zu laufen, am Besten immer weiter und weiter über lange Distanzen und mehrere Tage oder Wochen.
2006 war es endlich so weit, meine erste Tour im Norden: 10 Tage Padjelanta Nationalpark.
Seitdem habe ich acht Trekkingtouren zu Fuß in Schweden und Norwegen unternommen, sowie vier Wintertouren auf Ski, fast allesamt weit über dem Polarkreis. Ich laufe solo, mit meinen zwei Hunden oder wenn es klappt auch gern mit Freunden.
„Was hast du diesen Sommer genau vor?“
Kristin: Nachdem mit jeder Reise das Fernweh (oder mittlerweile eher Heimweh nach Schweden) größer wird und ich schon lange von einem richtigem Thruhike träumte, fiel nach meiner Wintertour 2018 die Entscheidung, diesen Plan im nächsten Jahr endlich in die Tat umzusetzen!
Zusammen mit meinen Hunden Lia und Dori möchte ich die komplette schwedische Gebirgskette abwandern, genannt wird diese Tour Gröna Bandet (Grünes Band), und anschließend über Finnland und Norwegen weiter bis zum Nordkap laufen.
Hierfür gibt es keinen festgelegten Wanderweg, man muss sich die Strecke selbst zusammenstellen. Dafür nutze ich einige vorhandene Fern- und örtliche Wanderwege, aber eben auch „Querfeldeinstrecken“. Danach haben wir 1.800 km auf den Füßen und waren ca. 4 Monate unterwegs … quasi ab der Schneeschmelze bis zum Winteranfang.
„Wie wirst du dich auf deiner Reise verpflegen bzw. was nimmst du alles mit?“
Kristin: Proviant! Nahrhaft soll er sein und leicht, da man ihn tragen muss, beim Kochen wenig Brennstoff verbrauchen, da man diesen ja auch tragen muss, vegan natürlich und wenn ich jetzt noch etwas Luxus anbringen darf wäre lecker und abwechslungsreich echt klasse!
Die im Handel angebotenen Trekkingmahlzeiten à la Wasser drauf und essbar sind leider selten vegan und sehr preisintensiv. Fertiggerichte und Tütensuppen sind oft nicht nahrhaft bzw. mit fragwürdigen Zutaten hergestellt oder haben auch zu lange Kochzeiten. Deshalb stelle ich mein Essen größtenteils selber her.
Man kann sehr viele Zutaten oder ganze Gerichte trocknen, in einem Dörrgerät* oder auch einfach im Ofen. Ich stelle mir daraus Portionen zusammen, die meinem Geschmack und Bedarf entsprechen, und dann heißt es ebenfalls nur noch: heißes Wasser drauf und quellen lassen! Fertig ist die Mahlzeit. Von Eintöpfen, Suppen, Rührtofu mit Pilzen, diversen Gemüsepfannen, Currys, Nudeln mit allerhand Soßenvariationen bis Tofu“Jerky“, gedörrtem Hummus, Apfelmus, oder Süßkartoffelpommes.
Für zwischendurch stehen Nüsse, Trockenfrüchte, Riegel und Schokolade (als Motivator) auf dem Speiseplan. Viele der Früchte sind auch wieder selbst gedörrt, vor allem Äpfel, Beeren und Birnen, da sie bei mir im Garten wachsen.
Zum Frühstück starte ich mit Porridge oder Grießbrei in verschiedenen Varianten … mit Beeren, Nüssen und Gewürzen. Das macht satt und hält lange vor! Schön sind auch selbst zusammengestellte Backmischungen, so kann man unterwegs Pfannkuchen oder Naanbrot backen.
Abgerundet wird der Proviantbeutel durch Knäckebrot, Kaffee, Tee und eine kleine Flasche Öl/Margarine zum Braten oder eben um den Gerichten ein paar mehr Kalorien zu verleihen. Außerdem Mandel- oder Reismehlpulver, denn diese eignen sich hervorragend, um daraus Pflanzenmilch herzustellen (wer möchte unterwegs schon auf heißen Kakao verzichten!).
4 Rezepte für dein nächstes Outdoor-Abenteuer
Im Folgenden stellt uns Kristin vier Rezepte vor, die sich auch für Dörr-Anfänger eignen: Einen Snack, ein herzhaftes Frühstück sowie zwei Hauptgerichte. Alle vier Gerichte wird Kristin auch bei ihrer bevorstehenden Skandinavien-Durchquerung mit im Gepäck haben.
Snack: Apfelstücke

Gedörrte Apfelstücke sind ein toller Snack oder lecker als Zugabe fürs Müsli. Am besten eignen sich säuerliche Apfelsorten, die nicht zu mehlig sind.
Zubereitung
- Entferne das Kerngehäuse aus den Äpfeln und schneide sie in Scheiben, aber bitte nicht dicker als 0,5 cm.
- Leg die Apfelstücke kurz in Zitronensaft, dann werden sie beim Trocknen nicht braun.
- Nun legst du die Äpfel in dein Dörrgerät oder den Ofen – bei 50° C verwandeln sie sich in ca. 10 Stunden in knusprige Köstlichkeiten!
Frühstück: Rührtofu

Zutaten für 1 Portion
- 200 g Tofu
- Kala Namak Salz*
- Kurkuma
optional:
- Zwiebel
- Tomate
- Pilze
- verschiedene Kräuter
- Pfeffer
- etwas Öl zum Braten
Zubereitung
- Versuche zu Beginn so viel Flüssigkeit wie möglich aus dem Tofu zu bekommen. Am einfachsten geht das, indem du den Tofublock eine Zeit lang zwischen Tücher legst und etwas Schweres oben drauf stellst. Dadurch wird das Wasser herausgedrückt. Danach zerbröselst du den Tofu mit einer Gabel.
- Jetzt geht es ans Würzen: Kurkuma, Kala Namak Salz und optional noch weitere Kräuter und Pfeffer mit dem Tofu verrühren, bis er den gewünschten Geschmack hat.
- Für ein besonders leckeres Rührei bereite ich außerdem noch klein geschnittene Tomatenwürfel, Pilze und Zwiebelstückchen vor.
- Gib jetzt ein wenig Öl in eine Pfanne und erhitze es. (Bitte beachten: je fettiger etwas ist, desto schlechter dörrt und umso schneller verdirbt es, also besser sparsam sein mit dem Öl.)
- Nun die Zwiebeln anbraten, anschließend das andere Gemüse und den Tofu dazu geben.
- Brate deinen Rührtofu so lang, bis er an einigen Stellen etwas braun ist.
- Danach verteilst du ihn auf Backpapier und schiebst ihn zum Trocknen in den Dörrautomat oder den Ofen.
- Wenn der Tofu vollständig getrocknet ist, bekommt er eine feste, gummiartige Konsistenz. Je nach verwendetem Gerät dauert das bei 40°C etwa 15 Stunden.
Tipp: Als leckere Beilage zum Tofu-“Rührei“ eignen sich Baked Beans! Diese kannst du ebenfalls dörren und unterwegs wieder anrichten. Entweder bereitest du die Baked Beans nach einem Rezept selber zu (zum Beispiel diesem hier), oder du nimmst welche aus der Dose. Die Soße dörrt mit ein und die Bohnen sind trocken, wenn du sie zwischen den Fingern zerbröseln kannst!
Hauptgericht: Bami Goreng
Zutaten für 2 Portionen
- 200 g Tofu
- etwas Öl zum Braten (sparsam verwenden, siehe oben)
- Tofu-Würzmischung: Salz, Koriander, Ingwer, Galgant, Kurkuma, Chili, Lorbeer
- 300 g Gemüse, frisch oder gefrostet (z.B. Karotte, Porree, Paprika, Zwiebel, Mungobohnen-Keimlinge, Bambussprossen, Zuckerschoten, Sojasprossen, Mu-Err-Pilze, Champignons)
- Gemüse-Würzmischung: Salz, Pfeffer, Liebstöckel, Basilikum, Zitronengras, Koriander
- Knoblauch
- 3 EL Sojasauce
- 200 g vegane Mie-Nudeln (ich benutze die Vollkornvariante aus Weizen, Dinkel oder Buchweizen), alternativ Reisfadennudeln
Zubereitung
- Den Tofu in kleine Würfel schneiden (ca. 0,5 – 1 cm, je größer sie sind, desto schlechter dörren sie später).
- Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und die Tofu-Würzmischung dazu geben. Sobald die Gewürze ihren Duft verströmen, den Tofu dazu geben und anbraten.
- Anschließend das kleingeschnittene Gemüse, die Gemüse-Würzmischung, den Knoblauch und die Sojasauce dazu geben und kurz mitbraten, bis das Gemüse gar ist.
- Sollte nun noch Flüssigkeit in der Pfanne sein, kannst du bereits jetzt ein paar der Nudeln dazugeben, bis sie die Flüssigkeit aufgesaugt haben.
- Das Bami Goreng gleichmäßig auf Backpapier verteilen und im Ofen oder Dörrgerät bei 55°C für ca. 15 Stunden dörren.
- Dass es fertig gedörrt ist merkst du daran, dass das Gemüse knistert und leicht bricht, und sich der Tofu gummiartig bis hart anfühlt.
- Nach dem Dörren mischst du abschließend noch die Mie-Nudeln zum getrockneten Bami Goreng, um dein fertiges Trockengericht zu erhalten.
- Um es unterwegs verzehrfertig zu machen gibst du nur heißes Wasser dazu und lässt es quellen.
Tipps
- Beim Gemüse und den Gewürzen kannst du nach deinem Geschmack variieren, oder auch eine fertige Würzmischung verwenden!
- Eine schöne Variante des Gerichts ist mit Quinoa anstelle der Mie-Nudeln. Den Quinoa gibst du gleich beim Kochen mit zum Gemüse, damit er weich wird. Er landet dann mit im Dörrgerät.
Hauptgericht: Linsencurry mit Gemüse
Zutaten für 2 Portionen
- 1 große Süßkartoffel
- 1 Rote Bete
- 2 Karotten
- 1 kleine Zucchini
- ein Stück frischer Ingwer
- 1 Knoblauchzehe
- etwas Kokosöl
- grüne Currypaste oder Curry-Gewürzmischung
- 100 g rote Linsen
- ca. 100 g Sojageschnetzeltes* oder Sonnenblumenhack*
- ca. 100 g Tomatenmark
Zubereitung
- Schneide das Gemüse in kleine Würfel, den Ingwer in sehr kleine Würfel, und hacke oder quetsche den Knoblauch.
- Ich benutze für das Curry immer einen großen, beschichteten Topf, da rührt es sich besser – eine große Pfanne geht aber auch. Gib etwas Kokosöl hinein und erhitze es. Nun den Knoblauch anbraten und die Currypaste (oder die Gewürzmischung) dazu geben und kurz mitbraten, bis es duftet.
- Als nächstes kommt das Gemüse in den Topf. Lass es kurz anschmoren, gib anschließend die roten Linsen dazu und fülle alles mit Wasser auf, so dass die Zutaten knapp bedeckt sind (Tipp: Lieber immer mal nachgießen, als gleich alles zu ertränken).
- Wenn das Curry fast gar ist rührst du noch das Tomatenmark unter.
- Um die verbleibende Flüssigkeit aufzusaugen gibst du jetzt noch Sojageschnetzeltes* oder Sonnenblumenhack* dazu. Das quillt auf, und das Curry verwandelt sich in eine dicke … na ja … Pampe!
- Diese lässt sich aber sehr gut dörren. Streiche das Curry auf Backpapier aus, leg alles ins Dörrgerät oder den Ofen und lass es bei 45-50°C ungefähr 15 Stunden trocknen. Zwischendurch kannst du ab und zu die schon fast durchgetrockneten Stücke wenden oder zerbröseln, dann dörrt es besser.
- Um das Linsencurry später wieder „zum Leben zu erwecken“ musst du nur noch kochendes Wasser dazugeben und es kurz quellen lassen.
Zum Weiterlesen und -hören
- Kristins Blog: Adventure Paws
- Basiswissen zum Thema Dörren
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Hallo Daniel
Danke für diesen spannenden und inspirierenden Beitrag. Da packt mich wirklich das Fernweh.
Liebe Kristin,
Danke für die Einblicke und die Motivation, Touren mit Hund zu planen und zu gehen – auch wenn wir erstmal mit kurzen und lokalen Touren starten werden. Bei und mit uns lebt Coco aus Rumänien. Interessieren würde mich noch, wie du Dori und Lia unterwegs verpflegst. Bekommen sie das gleiche wie du, von Schokolade vielleicht mal abgesehen?
Liebe Grüße von einer, die in der Oberlausitz aufgewachsen ist
Andrea
Hallo Andrea,
schön, dass dir der Beitrag gefallen hat. Vielleicht findest du ja auch noch die ein oder andere Inspiration auf meiner Webseite http://www.adventure-paws.de, gerade für Wanderungen mit eurem Hund Coco.
Zu deiner Frage: Lia und Dori (sie kommen übrigens aus Ungarn) bekommen Unterwegs auch Getrocknetes, aber sie leben nicht vegan. Ich habe für die beiden TrockenBARF dabei, d.h. eine Mischung aus Trockenfleisch und gedörrtem Gemüse.
Das ganze wird dann auch nur noch mit Wasser zum Quellen gebracht. Aus 100g TrockenBARF bekommt man 400g fertiges Futter, leichter geht es nicht :).