„Manchmal muss etwas kaputt gehen, damit etwas Neues entstehen kann.“ Hast du diesen Spruch schon einmal gehört? Er wird oft im übertragenen Sinn verwendet, aber eigentlich beschreibt er ein grundlegendes Prinzip des Lebens.
Ein Beispiel dafür sind die Zellen, aus denen unser Körper aufgebaut ist: Viele dieser Zellen (z.B. die Zellen der Haut) sterben nach einer gewissen Zeit wieder ab und werden durch neue Zellen ersetzt.
Auch beim Training machen wir uns diese Fähigkeit des Körpers zunutze, sich immer wieder zu erneuern. Wenn du läufst, dann entstehen mit jedem Schritt und jedem Aufprall mikroskopisch kleine Verletzungen in deinen Muskeln.
Je schneller und intensiver du trainierst, desto stärker wird deine Muskulatur auf diese Weise in Mitleidenschaft gezogen.
Training ist ein Wechsel von Zerstören und Reparieren
Der Körper macht sich direkt im Anschluss an dein Training an die Arbeit und beginnt damit, diese Schäden zu reparieren. Und hier wird es richtig spannend: Der Körper stellt nämlich nicht einfach nur den ursprünglichen Zustand wieder her, sondern packt während der Reparatur noch einen Sicherheitspuffer obendrauf.
Es ist ein bisschen so, als würde der Körper denken: „Wow, dieser Lauf hat mich ganz schön zerstört – ich gehe lieber auf Nummer sicher und nehme hier und da noch ein paar zusätzliche Anpassungen vor, damit das beim nächsten Mal nicht wieder passiert!“
Dieses „mehr reparieren als nötig“ wird auch als Superkompensationseffekt bezeichnet, und wir verdanken diesem Effekt unsere Fähigkeit, durch regelmäßiges Training immer schneller, stärker und ausdauernder zu werden.
Wir müssen also durch das Training zuerst etwas „zerstören“, damit wir als Sportler besser werden können.
Entzündungen starten den Heilungsprozess
Wenn der Körper mit den Reparaturarbeiten beginnt, dann entstehen Entzündungen. Die fünf typischen Anzeichen einer Entzündung sind Rötungen, Schwellungen, ein Wärmegefühl, Schmerz und eine eingeschränkte Funktion der entzündeten Körperstelle.
Diese Anzeichen müssen aber keinesfalls alle zusammen auftreten – beim Muskelkater macht sich die Entzündung zum Beispiel nur durch den Schmerz und die eingeschränkte Funktion des Muskels bemerkbar – und oft wirst du von einer Entzündung sogar überhaupt nichts mitbekommen!
Entzündungen haben einen schlechten Ruf: Wenn wir eine haben, dann wollen wir sie möglichst schnell wieder loswerden. Tatsächlich sollten wir der Evolution aber dankbar sein, dass sie diesen Mechanismus für uns entwickelt hat. Im Grunde genommen ist eine Entzündung nämlich nichts anderes als unser Immunsystem bei der Arbeit.
Während einer Entzündung entfernt der Körper Schadstoffe und versorgt den entzündeten Bereich mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen. Diese Aktivität kann dann die oben genannten, unangenehmen Entzündungssymptome hervorrufen.
Eine Entzündung markiert also den Beginn des Heilungsprozesses und sollte auf keinen Fall mit Medikamenten wie Ibuprofen oder Aspirin unterdrückt werden (eine Ausnahme sind akute Verletzungen, bei denen entzündungshemmende Medikamente unter Umständen die Heilung beschleunigen können).
Wie du deinen Körper bei der Regeneration unterstützen kannst
Nach dem Training oder einem Wettkampf wechselt der Körper also direkt in den Regenerationsmodus und beginnt damit, die Verletzungen im Gewebe zu reparieren und die Energiespeicher wieder aufzufüllen. Du kannst und solltest ihn dabei unterstützen, damit die Regeneration möglichst schnell und vollständig verläuft:
- Lauf dich am Ende einer Trainingseinheit immer noch ein paar Minuten locker aus, damit die Durchblutung in Gang bleibt und die Stoffwechselprodukte abtransportiert werden können, die während der Belastung entstanden sind.
- Nimm möglichst direkt nach dem Sport einen ersten Snack zu dir, der sowohl Kohlenhydrate als auch etwas Protein enthalten sollte.
- Noch ein paar weitere Regenerationstipps hat Katrin hier für dich zusammengestellt.
Entgegen der verbreiteten Meinung solltest du nach dem Training und auch nach einem anstrengenden Wettkampf kein Eisbad oder eine kalte Dusche nehmen. Kälte unterdrückt den Entzündungsprozess – du fühlst dich vielleicht kurzfristig besser, weil die Entzündungssymptome schwächer ausfallen, aber du schadest dir damit langfristig, weil du den Körper nicht seinen „Job“ machen lässt.
Bei akuten Verletzungen, wenn du zum Beispiel umgeknickt bist, ist Kühlung natürlich erlaubt und auch sinnvoll!
Auch die Ernährung beeinflusst Entzündungsprozesse
Und schließlich kannst du mit deiner alltäglichen Ernährung dazu beitragen, dass der Entzündungsprozess (und damit die Regeneration) möglichst reibungslos abläuft.
Es gibt eine ganze Reihe von Inhaltsstoffen in Lebensmitteln, denen eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird. Eine Auswahl der am häufigsten genannten habe ich hier für dich zusammengestellt. Wenn du Ergänzungen oder Korrekturen hast, dann schreib gerne einen Kommentar!
- Vitamin C (Sanddorn, Hagebutte, Kiwi, Paprika, schwarze Johannisbeere, Zitrusfrüchte, Brokkoli, Rosenkohl, Grünkohl, Fenchel)
- Zink (Vollkorngetreide, Kürbiskerne, Sojaprodukte, Linsen)
- Flavonoide (in Heilpflanzen wie Arnika, Ginkgo und Kamille, generell in Obst und Gemüse mit roter, blauer, gelber oder violetter Farbe wie Äpfeln, Kirschen, Beeren, Pflaumen usw.)
- Omega-3-Fettsäuren/alpha-Linolensäure (Leinöl, Walnüsse, Chia, Hanfsamen)
- Carotinoide wie Lycopin oder Beta-Carotin (Tomaten, Karotten)
- Curcumin (Curcuma)
- diverse ätherische Öle (z.B. in Ingwer, Kamille, Arnika, Zimt)
- antibakterielle Schwefelverbindungen in Knoblauch und Zwiebeln
- Bromelain (Ananas)
Wenn du dir diese Liste anschaust, solltest du zwei Dinge im Hinterkopf behalten:
Zum einen existiert für viele der genannten Lebensmittel bzw. Inhaltsstoffe noch kein ausreichender wissenschaftlicher Nachweis einer entzündungshemmenden Wirkung. Die Wirksamkeit wird oft lediglich vermutet oder es gibt vereinzelte kleinere Studien, die eine Wirksamkeit nahelegen.
Zum anderen sollte man die Wirksamkeit eines einzelnen Lebensmittels niemals überbewerten, sondern immer auf das große Ganze der eigenen Ernährung schauen.
Das heißt: Es wird dich weder umbringen, wenn du mal einen Tag lang ausschließlich Schokocroissants isst, noch wirst du auf einen Schlag alle deine Gebrechen los, wenn du einen Tag lang nur Bio-Äpfel isst. Wenn du aber das tägliche Schokocroissant zum Frühstück dauerhaft durch einen Apfel ersetzt, dann könnte sich das langfristig positiv auf deine Gesundheit auswirken.
Vielleicht fragst du dich an dieser Stelle, ob das nicht ein Widerspruch ist: Warum solltest du entzündungshemmende Lebensmittel zu dir nehmen, wenn doch der Entzündungsprozess ein natürlicher Mechanismus des Körpers ist, um Schäden zu reparieren?
Aber wenn wir von entzündungshemmenden Lebensmitteln sprechen, dann geht es natürlich nicht darum, die Entzündung zu unterdrücken oder vorzeitig zu beenden – was tatsächlich nicht gut wäre. Wie gesagt wirkt kein Lebensmittel so stark wie ein hochdosiertes Medikament.
Es geht vielmehr darum, dem Körper durch eine gute Lebensmittelwahl seine Arbeit so leicht wie möglich zu machen – also einen gesunden Mittelweg zu finden zwischen Nichtstun auf der einen und der Bekämpfung der Entzündung mit Aspirin, Eis etc. auf der anderen Seite.
Rezept: Regenerations-Smoothie mit Ananas und Blaubeeren
Zum Abschluss habe ich noch ein Rezept für einen „Regenerations-Smoothie“ zusammengestellt, der viele potenziell entzündungshemmende Zutaten enthält. Er eignet sich also perfekt nach intensiven Trainingseinheiten und Wettkämpfen, aber auch einfach so als schnelle Zwischenmahlzeit.
Zutaten (für 2 Portionen)
- 1 reife Banane
- 1/2 mittelgroße Ananas
- 1 Tasse Blaubeeren
- 1 EL Chiasamen
- 1 EL Kürbiskerne
- 1 daumendickes Stück Ingwer
- 1 TL Curcuma
- 1/2 TL Pfeffer
- Messerspitze getrocknete Chili
- 400ml Leitungswasser oder stilles Mineralwasser (oder mehr/weniger, je nachdem wie cremig du deinen Smoothie magst)
Zubereitung
Ananas würfeln und Ingwer grob zerkleinern, um dem Mixer die Arbeit zu erleichtern. Anschließend alle Zutaten in einem (Hochleistungs-)Mixer zu einem cremigen Smoothie verarbeiten.
Guten Appetit – und noch bessere Regeneration! 🙂
Merlin
Hi Daniel,
toll geschrieben wie immer bei euch beiden! Ich möchte gern ergänzen, dass, wie du sagtest ein Lebensmittel natürlich niemals so stark wirkt wie ein Medikament, aber, wie du euren Lesern nahelegtest, es man dem Körper so einfach wie möglich machen sollte, sich selbst gesund zu erhalten. Das können die von euch zusammengestellten Lebensmittel bei entzündlichen chronischen Erkrankungen wie denen aus dem Rheumatischen Formenkreis wie Arthritiden zum Beispiel durchaus leisten. Die „gute“ Entzündung, bei der der Körper heilt und „lernt“ ist die eine Sache und die „schlechte“, oft autoimmune Entzündung, die meist chronifiziert, kann durch einen Speiseplan mit viel Obst und Gemüse gebessert oder gar am Ausbruch gehindert werden. „Let Food be thy medicine and medicine be thy food“
Ganz liebe Grüße, Merlin :))
Daniel Roth
Hi Merlin,
vielen Dank für die Ergänzungen – ich stimme dir absolut zu! Ich hab das Thema chronische Entzündungen bewusst ausgeblendet, weil ich den Schwerpunkt auf das Thema Sport und Regeneration legen wollte.
Liebe Grüße
Daniel
MagicMike2311
Hallo Daniel,
wo kann man diese Informationen zum Eisbad finden? Bisher kann ich nur positive Kommentare darüber lesen.
Daniel Roth
Hi Michael, die Studienlage zum Thema Eisbäder ist sehr dünn und das Thema ist durchaus kontrovers. Der englischsprachige Wikipedia-Artikel gibt einen sehr ausführlichen Überblick: http://en.wikipedia.org/wiki/Ice_bath#Medical_efficacy
Ich habe in meiner Athletiktrainier-Ausbildung gelernt, dass Entzündungen normal ablaufen sollen – dass der Körper sozusagen genau die richtigen Maßnahmen ergreift, um die durch das Training entstandenen Schäden zu reparieren. Entzündungen sind somit Teil der Regeneration und auch der Superkompensation, tragen also auch zum Trainingseffekt bei. Vor diesem Hintergrund scheint es nicht sinnvoll, die Entzündung zu unterdrücken, und das ist ja genau das, was mit einem Eisbad erreicht werden soll. Man unterbricht damit in gewisser Weise den natürlichen Heilungsprozess.
Die Empfehlung meines Ausbilders war also: wenn man schnell wieder fit sein will (z.B. als Fußballer in der englischen Woche, bei Etappenläufen usw.), dann kann ein Eisbad sinnvoll sein. In allen anderen Fällen sollte man gerade als Hobbysportler die natürlichen Entzündungsprozesse ungehindert ablaufen lassen.
Viele Grüße und bis Samstag in Schwanheim!
Daniel
Laufspatz
Hallo Daniel,
schön und interessant, sich wieder mal ins Gedächtnis zu rufen, was der Körper sich doch bei allem denkt & kann.
Meiner Meinung nach ist es auch was ganz anderes, ob man zum Beispiel mit Ingwer die eigene Abwehr stärkt und so dem Körper hilft, den entstandenen „Schaden“ schnell aus eigener Kraft zu beheben, oder mit entzündungshemmenden Mitteln in den Körper eingreift und so vermutlich auf Dauer mehr durcheinanderbringt als hilft.
Es gibt genügend gute Gründe, bei Erkrankungen und Verletzungen, auf Rat eines gut ausgebildeten Mediziners, Medikamente einzunehmen.
Aber Wettkämpfe oder anstrengende Läufe sollten da, meiner Meinung nach, nicht dazu zählen. Wenn meine Körper mich 42 Km die Straße lang bewegen kann, dann sollte er auch mit den Nachwehen klarkommen.
Von den wohl möglichen Nebenwirkungen von Schmerzmitteln und Marathonläufen mal ganz abgesehen… wer sich da mal informiert wirft so schnell keine Ibu direkt nach nem Wettkampf ein. 😉
Viele verregnete Grüße
Isa, der Laufspatz
Daniel Roth
Hey Isa, ich hab jetzt hin und her überlegt, was ich auf deinen Kommentar antworten kann – und dann gemerkt, dass ich einfach nichts hinzuzufügen habe 😉 Stimme dir vollkommen zu!
Sportliche Grüße, heute hoffentlich ohne Regen!
Daniel
Sebastian
Ich habe gestern gemerkt, dass sich eine Erkältung bei mir einschleicht. Heute habe ich mir euren superleckeren Smoothie gemacht und das hat mich durch den Tag gebracht bisher 🙂 Noch mehr solcher tollen Rezepte bitte 🙂
Daniel Roth
Hey Sebastian, das freut mich zu hören – ich drücke die Daumen dass die Erkältung schnell wieder verschwindet!
Carolin
Paranüsse enthalten auch viel Zink
gudrun
Hallo Daniel!
Ich bin gerade auf deine Seite gestossen und sehr viele interessante Themen!
Ich war auf der sich nach Tipps , da ich zwei sehr motivierte ubd viel trainierende basketballer mit dem alter von 9 und 17 Jahre zu hause habe!
Mein kleiner hatte gestern nach einem basketbalkrag schmerzen hinten an der Ferse….mein grosser Lehre ihm dann zu hause eiswprfel in einer plastiktüre verpackt drauf! Der Grösse eist jeden Tag so seine beiden Knie das er dort immer schmerzen hat!
Was sagst du jetzt zu diesen eiswürfeln und hast du noch andere Tipps für die Knie oder für die kleinen Fersen!
Danke schön mal für die Antwort!
Mhg Gudrun
Doro
Hallo Daniel,
vielen herzlichen Dank für den tollen Artikel! Er kommt genau zum richtigen Zeitpunkt: Ein lieber Freund von mir hat gerade Probleme mit erhöhten Entzündungswerten nach einem Sturz mit dem Fahrrad und einem Wirbelbruch. Er ist zwar damit beim Arzt, aber ich werde ihm auf jeden Fall den Smoothie machen und habe deinen Artikel für ihn ausgedruckt. Dann kann er die Lebensmittel berücksichtigen.
Medikamente nimmt er keine ein wegen der Entzündung, aber die Werte werden gerade wöchentlich beim Arzt kontrolliert. Ich hoffe wir schaffen es mit den richtigen Lebensmitteln die Werte wieder zu normalisieren.
Vielen Dank für die vielen interessanten Informationen!!
Daniel Roth
Hallo Doro, freut mich sehr dass das Timing so gut gepasst hat 🙂 Ich hoffe deinem Freund geht es inzwischen schon wieder besser!