Nach unserer Zählung gibt es inzwischen 23.407 unterschiedliche Diäten (na gut, das war ein Scherz, wir haben nicht gezählt).
Klar ist aber, dass es eine MENGE Diät-Bücher, Diät-Websites und Diät-Kurse gibt – und das dürfte in erster Linie daran liegen, dass sich mit Abnehmtipps eine MENGE Geld verdienen lässt.
Wenn du schon länger auf beVegt mitliest, dann weißt du vielleicht, dass wir nicht viel von Diäten im „klassischen“ Sinn halten. Solche Diäten sind einfach zu kurzfristig gedacht: Ernähre dich so und so, bis du dein Wunschgewicht erreicht hast, und dann mach wieder weiter wie vorher.
Und wenn man es ganz genau nimmt, dann ist das, was wir im allgemeinen Sprachgebrauch als Diät bezeichnen, überhaupt keine Diät! Das Wort Diät kommt nämlich vom griechischen „diaita“ – was „Lebensweise“ oder „Lebensführung“ bedeutet.
Eine dauerhafte Lebensweise
Eine Diät ist also eine dauerhafte Lebens- und Ernährungsweise – und damit das genaue Gegenteil einer „Crash-Diät“, bei der es darum geht, nur vorübergehend die Ernährung zu ändern, um abzunehmen.
Und damit können wir schon viel eher etwas anfangen!
Es ist so ähnlich wie mit dem Sport: Du wirst nicht zu einem guten Läufer, indem du 10 Wochen lang so viel und so schnell läufst wie du kannst. Wenn du ein guter Läufer sein willst, dann brauchst du ein Trainingsprogramm, das dich über viele Jahre hinweg motiviert: Es sollte Spaß machen und möglichst unkompliziert sein, damit du nicht schon nach kurzer Zeit wieder die Lust daran verlierst und das Handtuch wirfst.
Und genau so ist es auch mit der Ernährung. Eine gute Ernährungsweise sollte Spaß machen und alltagstauglich sein, so dass du sie ein Leben lang beibehalten kannst. Und das ist eine Voraussetzung, die die meisten sogenannten „Diäten“ nicht erfüllen.
Die einzigen drei Ernährungsregeln, an die wir uns halten
Vor ein paar Wochen haben wir für einen Vortrag unsere persönlichen „Ernährungsregeln“ zusammengefasst (wobei wir lieber von „Richtlinien“ als von Regeln sprechen). Wir sind dabei auf genau drei Regeln gekommen:
1. Ernähre dich möglichst abwechslungsreich.
Verschiedene Lebensmittel enthalten verschiedene Nährstoffe, und je abwechslungsreicher du dich ernährst, desto kleiner ist das Risiko, dass du zu wenig von einem bestimmten Nährstoff bekommst.
Und das heißt nicht, dass du komplizierte Gerichte mit vielen Zutaten zubereiten musst! Es reicht, wenn du über den Tag, die Woche und die Jahreszeiten hinweg für Abwechslung auf dem Teller sorgst.
2. Iss Lebensmittel möglichst in ihrer natürlichen, unverarbeiteten Form.
Industriell verarbeitete Lebensmittel enthalten meistens weniger Nährstoffe, dafür aber mehr Fett, Salz und Zucker als vollwertige Lebensmittel. Die Daumenregel lautet: Je kürzer die Zutatenliste, desto besser. Und am besten ist es, wenn es gar keine Zutatenliste gibt!
3. Bereite dir deine Gerichte möglichst oft selbst zu.
Das hat den Vorteil, dass du genau weißt, was drin ist. In seinem Buch Food Rules* (deutsch: 64 Grundregeln Essen*) stellt Michael Pollan fest, dass wir niemals auf die Idee kommen würden, mit Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren zu kochen. Und genau aus diesem Grund solltest du möglichst oft selbst den Kochlöffel schwingen (mehr als 150 Rezeptideen findest du übrigens auf unserer Rezepte-Themenseite).
Die „Möglichst-Diät“
Beim Blick auf unsere drei Ernährungsregeln ist uns aufgefallen, dass wir jedes Mal das Wörtchen „möglichst“ verwendet hatten. Und dabei ist uns die Idee gekommen, dass wir unsere Ernährungsweise doch mit einem Augenzwinkern als „Die Möglichst-Diät“ bezeichnen könnten!
Je mehr wir darüber nachdenken, desto besser gefällt uns dieser Name. Denn dieses kleine Wörtchen „möglichst“ ist das wichtigste Wort, das in den drei Ernährungsregeln vorkommt!
Es bedeutet, dass auch mal Ausnahmen erlaubt sind, ohne dass man deswegen ein schlechtes Gewissen haben müsste. Dadurch wird das Verhältnis zur Ernährung viel entspannter, und es ist viel wahrscheinlicher, dass man langfristig dran bleibt und Spaß am „gesunden“ Essen hat.
Zur gesunden Lebensweise gehört mehr als die richtige Ernährung
Die klassischen Crash-Diäten sind nicht nur zu kurzfristig ausgerichtet, sondern vernachlässigen meistens noch einen anderen, ganz wichtigen Aspekt: Zu einer gesunden Lebensweise gehört nicht nur die richtige Ernährung, sondern auch Sport und ausreichend Bewegung!
Deswegen wollen wir unserer „Möglichst-Diät“ noch eine vierte Regel hinzufügen:
4. Gönn deinem Körper möglichst viel Bewegung und mach Sport, so oft du kannst.
Das ist die simple „Diät“, nach der wir uns richten. Für uns funktioniert sie perfekt: Sie macht uns Spaß, ist unkompliziert und lässt uns genügend Raum, um auch mal Ausnahmen zu machen.
PS: Hör dir auch unsere Podcastfolge zur Möglichst-Diät an!
Fox
Danke, ihr sprecht mir aus der Seele 🙂
Sascha
„Und am besten ist es, wenn es gar keine Zutatenliste gibt!“ – Eine Zutat sollte es ja schon auf der Liste sein. :‘-D
Daniel Roth
Dann ist es aber doch keine Liste 😉
Marion
Hallo Zusammen,
ich bin neu hier und schon total begeistert von Eurem blog 😀
Vegan ist mir um ersten Mal im Mai 2014 begegnet, als eine Kollegin micht motivierte sie mental bei ihrer vegenen Diät zu unterstützen. Und was soll ich sagen? Bin hängengeblieben. Vegan ist zur Lebenseinstellung geworden und darum gefällt mir dieser „Artikel“ besonders gut…es ist schade wie wenige Menschen das so sehen und dauernd mit „Diäten“ experimentieren…ich werde gleich mal auf fb teilen 😉
Das „möglich“ ist auch bei mir mit inbegriffen, wenn es dann z.B. auch mal nicht 100% vegan ist.
weiterhin viel Spaß 🙂
Jan
Toller Artikel, Daniel. Ich habe mich viel zu lange von irgendwelchen Gurus blenden lassen, weil ich mich nie selbst mal ernsthaft mit dem Thema Ernährung befasst hatte. Am Montag hat mein Dozent für Ernährungsphysiologie eine kleine Anekdote erzählt. Er hätte auf einem Flug neben einer Frau gesessen und sei irgendwie mit ihr auf das Thema Ernährung gekommen. Nachdem sie erkannte, dass er promovierter Ernährungswissenschaftler ist, hätten sie natürlich über alle möglichen Diäten etc. gesprochen, ehe sie am Ende der Unterhaltung so etwas wie „Von ihnen hätte ich mir mehr Wissen erwartet.“ gesagt hätte.
Das zeigt einmal mehr, wie gerne Leute eigentlich an irgendwelche sensationellen Versprechungen glauben, anstatt sich einfach an simple Ratschläge zu halten, die seit Jahrhunderten funktionieren.
Liebe Grüße
Jan
Daniel Roth
Hey Jan, danke für die lustige Anekdote! In meinen Augen ist es ein großes Problem, dass die meisten Menschen einfach nicht verstehen, wie Wissenschaft funktioniert. Siehe jede zweite Diskussion auf Facebook (mindestens). Deshalb lese ich da auch nicht mehr mit 😉
Viele Grüße
Daniel
Jan
Ich bin inzwischen auch aus fast allen Gruppen raus 😉
Tamara
Danke für diese Zusammenfassung!
Klare Richtlinien mit genügend Flexibilität!
Su
Die Erkenntnis hat bei mir nach einigen Diäten auch eine Weile gedauert, aber Essen macht Spaß und bringt meinen Motor zum laufen.
Und das beste Essen macht es besser.
Den Luxus aus der Fülle der Nahrungsangebote auswählen zu können, eine sehr hohe Qualität kaufen zu können und sich damit gut genährt fühlen ist genial.
Das Bauchgefühl einschalten und überlegen was wichtig und richtig ist und was einem gut tut ist einfach unschlagbar.
Die meisten „wissen“ ja was richtig ist – nur hält sich die Begeisterung es umzusetzen oft in Grenzen.
Matthias
Ihr sprecht mir eigentlich aus dem Herzen.
Als Ernährungsberater predige ich Eure Ernährungsweise möglichst bei jedem „Kunden“.
Leider ist das Wort „Diät“ in unserer Gesellschaft negativ vorbelastet. Es läuft immer mit Entbehrungen, Einschränkungen einher.
Daher probiere ich, eine vernünftige Lebensweise mit gesunder möglichst „grüner“ Ernährung mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln zu vermitteln. Industriell verarbeitete und zubereitete Lebensmittel sollten möglichst vermieden werden.
Dies hat übrigens für alle Menschen Gültigkeit. Nicht nur für „übergewichtige“ Personen, die durch eine Diät abnehmen wollen.
Ernähre ich mich möglichst natürlich, bewege ich mich regelmäßig, leide ich sehr selten an Übergewicht. Ich benötige keine Diät im herkömmlichen Sinne.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch dieser Film von Arte über das Gift namens Zucker. Dieser Film zeigt, was und warum die Industrie Nahrungsmittel verarbeitet.
Hände weg von diesen Gerichten, Nahrungsmitteln, wenn man gesund bleiben möchte:
https://www.arte.tv/de/videos/054774-000-A/die-grosse-zuckerluege/
Sabine
Hi, habe den Film gerade angesehen. Sehr empfehlenswert. Der gesprochene Text ist hochinteressant. Merkwürdig nur die Bilder, mit denen die Dokumentation arbeitet. Minutenlange Aufnahmen von Städten oder Menschenmassen. Na ja. Auf jeden Fall eine große Motivation, noch mal über die eigenen Ernährungsgrundsätze nachzudenken.
Sabine
Biggi
Hey! Ihr sprecht mir aus der Seele ! Ich habe letzten Herbst meine Ernährung auf so gut wie vegan ( und gesund) umgestellt, mit Sport angefangen und disziplinierter als vorher gegessen und habe seitdem ca. 17 Kilo abgenommen. Die meisten glauben mir nicht ,dass es im Grunde gar nicht so schwer war. Im März habe ich mit laufen angefangen, hauptsächlich Dank eurer Seite ?. Vielen Dank für eure schönen Artikel ! Ich bin übrigens 48, es ist also nie zu spät ?.
Mario
Ich ernähre mich auch seit Ende letztem Jahr überwiegend rein pflanzlich. Manchmal verwende ich noch Milchprodukte, aber nur zur Zubereitung, nicht als Hauptbestandteil des Essens (beispielsweise Käse für einen leckeren Auflauf).
Lange Rede kurzer Sinn. Der weitestgehende Verzicht auf tierische Fette und Proteine und das bloße Kochen mit frischen Zutaten ändert alles. Ich war zwar vorher nicht übergewichtig oder krank, habe auch regelmäßig Sport getrieben, aber es ist dennoch ein spürbarer Unterschied.
Die aufgestellten Ernährungsregeln fassen es zusammen. Vergeßt alle Leute, die daherkommen und es kompliziert machen.
Blitzi
Ich lese mich seit einiger Zeit durchs Internet auf der Suche nach Rezepten und interessanten Artikeln zum Thema VEGAN, da ich seit ca einem 3/4 Jahr Veganerin bin und mit dem Sport angefangen habe.
Der Artikel über die „Möglichst -Diät“ trifft genau den Punkt und fasst im Grunde alles Zusammen was man in unzähligen Büchern und Beiträgen lesen kann. Es ist meiner Meinung nach tatsächlich genau so einfach wie von euch beschrieben.
Ich lebe inzwischen genau nach diesen Regeln und habe ca 10kg abgenommen, liege im Normalgewicht und bin x-mal fitter und gesünder als jemals zuvor! Daher ist es mir ein Rätsel warum man als Veganer(in) immernoch auf soviel Unverständnis unter unseren Mitmenschen trifft. Ich kann jedem nur ans Herz legen: probiert es aus!!!! Nur wer es selbst erlebt wird es glauben. Nehmt euch ein paar Wochen eures Lebens für dieses Experiment und ihr werdet einen unglaublichen Wandel erleben, den ihr niemehr aufgeben wollt.