Als wir im August 2010 vegan wurden, bedeutete das für uns auch einen Abschied von vielen Fertigprodukten und Convenience Food. Es gab damals nur wenige brauchbare Alternativen zu Käse, Sahne, Aufstrichen oder Desserts, also mussten wir ohne diese Dinge zurecht kommen oder sie selbst zubereiten bzw. improvisieren.
Mit den Jahren wurde das Angebot an pflanzlichen Fertiglebensmitteln dann immer größer: Frischkäse, Streukäse, Quark, Hafersahne, Aufschnitt, veganes Gyros, Burgerpatties … während wir uns diese Dinge anfangs nur ab und zu mal „gegönnt“ haben, hat sich irgendwann eine gewisse Bequemlichkeit eingeschlichen. Die Produkte schmeckten uns, sie waren praktisch – und landeten immer öfter in unserem Einkaufswagen.
Vor einigen Wochen hat Rosi in unserer Online-Community dann das Buch Ultra-Processed People* vorgestellt, in dem es um hochverarbeitete Lebensmittel (englisch UPF = Ultra-Processed Foods) und ihre weitreichenden Folgen für Gesundheit, Gesellschaft und Umwelt geht.
Unsere erste Reaktion war Skepsis, schließlich plädieren wir schon lange für einen entspannten Umgang mit der Ernährung, und Rosis Vorsatz, hochverarbeitete Lebensmittel zukünftig zu boykottieren, kam uns etwas übers Ziel hinausgeschossen vor.
Aber dann haben wir uns selbst in die Lektüre gestürzt, und dadurch einen ganz neuen Blick auf hochverarbeitete Lebensmittel und die Industrie dahinter erhalten. Ultra-Processed People war für uns ein echter Augenöffner und eines der spannendsten, aufschlussreichsten Ernährungsbücher, das wir in den letzten Jahren gelesen haben.
In dieser Folge stellen wir dir die zentrale These des Buchs vor, erklären dir, was es mit dem Begriff der hochverarbeiteten Lebensmittel auf sich hat und berichten von unserer persönlichen Geschichte mit diesen Produkten. In Teil 2, der nächste Woche erscheint, gehen wir dann auf weitere überraschende und erschreckende Fakten und Aussagen aus dem Buch ein.
Du erfährst unter anderem:
- Was Ultra-Processed Foods (UPF) sind und was sie von anderen Lebensmittelgruppen unterscheidet
- Was unsere persönliche Einstellung zu Produkten wie veganem Streukäse, Frischkäse, Fleischersatz und Co. bislang war, und warum wir genau im richtigen Moment auf dieses Buch gestoßen sind
- Was der Hauptzweck von UPFs ist (Spoiler: es ist nicht deine Gesundheit oder Nährstoffversorgung)
- Warum wir inzwischen im „dritten Zeitalter der Ernährung“ leben, und was das für Konsequenzen hat
- Warum unsere natürlichen Regulationsmechanismen wie Hunger und Sättigungsgefühl in der modernen „Ernährungsumgebung“ oft nicht mehr richtig funktionieren, und vieles mehr …
Wir wünschen dir viel Spaß beim Zuhören und freuen uns wie immer, wenn du uns in den Kommentaren oder in unserer Online-Community deine Gedanken zu dieser Folge verrätst.
Links und Infos zur Show
- Originalausgabe: Ultra-Processed People von Chris van Tulleken (Amazon* | genialokal*)
- Deutsche Ausgabe: Gefährlich lecker: Wie uns die Lebensmittelindustrie manipuliert, damit wir all die ungesunden Dinge essen – und nicht mehr damit aufhören können (Amazon* | genialokal*)
- Herman Pontzer: The Exercise Paradox (Artikel über die Kalorienstudie mit den Hadza)
- Intuitiv essen statt Kalorienzählen: Das steckt hinter der intuitiven Ernährung (Katrins Buchreview)
- beVegt-Podcast #264: Was kann der Nutri-Score? Unsere Gedanken zur neuen Lebensmittelkennzeichnung
- Unsere entspannte Ernährungsphilosophie: Die Möglichst-Diät
- Neues Rezept: Gerösteter Blumenkohl auf Quinoa mit Tofu und Cashew-Knoblauchsoße
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Hallo Ihr beiden, ich höre gerade die aktuelle Folge und bin an der Stelle, an der Ihr darüber sprecht, dass man natürlicherweise alles isst, was man braucht, wenn man auf seinen Körper hört und dass ja auch alles Nötige reinkam, als die Menschheit noch ein Jäger- und Sammlervolk war. Ich weiß, Ihr revidiert das. Ich möchte jedoch kurz dazu ergänzen: Was an diesem Punkt oft übersehen wird: Viele gefundene Überreste von Verstorbenen tragen Zeichen von starker Mangelernährung, da es oft einfach nichts oder zu wenig gab. Und sie haben trotzdem gelebt, was lediglich darauf hinweist, wie viel der Körper verkraften kann, bevor es einfach nicht mehr geht. Und dass die Menschen eben aus diesen Gründen nur halb so alt wurden wie wir heute, dass eine Erkältung tödlich sein konnte, weil Vitamine fehlten. Und niemand weiß, wie viele Fehl- oder Frühgeburten es gab, weil die Körper der Frauen unter diesen hochproblematischen Umständen „entschieden“, sich selbst zu retten und den Fötus abzustoßen. Ganz zu schweigen von fehl- und unterentwickelten Babys. Insofern ist die Behauptung, man müsse nur auf den Körper hören, weil früher … einfach romantisierte Schönfärberei von wirklich harten Lebensbedingungen. Kein Vorwurf an Euch! Ihr seid natürlich nicht die Urheber dieser Aussage. 🙂
Ich finde die Folge bisher auf jeden Falls sehr spannend, bin etwas unzufrieden, weil es erst nächste Woche Teil 2 gibt 😉 und höre nun weiter. VG
Hallo Nancy,
danke dir, du hast völlig Recht. Der Punkt „Lebenserwartung“ lag mir auf der Zunge, aber wie das bei so einer Aufnahme so ist, die wir in der Regel ungeschnitten veröffentlichen, vergisst man im Eifer des Gesprächs schlichtweg, noch mal drüber zu sprechen.
Bis nächsten Donnerstag musst du dich noch gedulden 🙂
„Insofern ist die Behauptung, man müsse nur auf den Körper hören, weil früher … einfach romantisierte Schönfärberei von wirklich harten Lebensbedingungen.“
Ich möchte noch kurz anmerken, dass van Tulleken das absolut nicht so sagt, und wenn es in der Folge so rübergekommen ist, dann war das unser Fehler. Es wird im Buch nirgends ein „alles-was-natürlich-ist-ist-besser“ Argument gemacht.
Ansonsten hast du natürlich völlig Recht mit deinen Hinweisen, allerdings zeigt das ja vor allem, dass das Leben damals viel härter und Nahrung ein knappes gut war. Es widerlegt meines Erachtens nicht die Annahme, dass der Körper über Mechanismen wie Geschmackssinn, Hunger, Sättigung etc. verfügt, um die Nährstoff- und Kalorienzufuhr zu regulieren.
Im Gegensatz zu damals leben wir heute (jedenfalls in Industrienationen) in einer Überflussgesellschaft, in der in denen Erkrankungen des Überflusses statt des Mangels dominieren.
Hallo,
danke für die mal wieder spannende Folge. Ich ernähre mich zu 80-90% ohne hochverarbeitete Lebensmittel und bin seit 8 1/2 Jahren Veganerin. Ich komme bei dieser Ernährung immer wieder an meine Grenzen, z.B. auf Reisen. Außerdem schaffe ich es nicht oder kaum, meine 1,5 g Eiweiß pro Kilo Körpergewicht zu essen, weil ich so viel von unverarbeiteten pflanzlichen Produkten nicht essen kann. Ich stresse mich da aber nicht mehr. Ich habe aber auch eine zeitlang überlegt, wieder Eier und Joghurt zu essen, weil ich wenig Frühstücksalternativen habe. Ich bin vollzeit berufstätig und habe drei Kinder. Porridge kann ich langsam nicht mehr sehen. Deshalb verstehe ich schon, warum viele Menschen dann wieder zu tierischen Lebensmitteln greifen.
Danke für eure Recherche.
Liebe Grüße
Hallo Jana,
danke dir für deinen Einblick. Wir werden das Buch in der nächsten Woche noch mal vertiefen, und danach noch mal über unsere Ernährung sprechen.
Hallo Katrin,
das wird spannend. Freue mich schon, wenn ihr zu diesem Thema die veganen Proteinpulver betrachtet. Die liebe ich eigentlich sehr, bin aber nachdenklich geworden.
Liebe Grüße
Christine
Da ich mich schon länger mit dem Thema befasse, war das jetzt nicht so neu für mich, ich lese mir schon immer die Zutatenliste durch, und wenn ich z.B. fertige Maultaschen kaufe, nehme ich die Bio-Variante, weil alles 100% selbst zubereiten geht halt oft nicht.
Aber ich hatte mich schon immer gefragt, warum ihr z.b. alle Eiweiß-Pulver testet; wenn ich mir die Zutaten von manchen Produkten durchlese, würde ich diese nicht verzehren wollen.
Übrigens habe ich gerade die erste Folge von „’ne Dosis Wissen“ zum Thema „Über Gewicht“ gehört, wo es auch um das Thema geht, und angemerkt wurde, dass das Problem ja ist, dass es keine Definition von Ultra-Processed Food gibt. Nicht alles, was eine Firma von innen gesehen hat, könnte man so bezeichnen. Zudem sagen sie auch, dass in Cola so viel Zucker oder Süßstoffe drin sind, dass man es eigentlich gar nicht trinken kann, und deswegen so viele Zusatzstoffe drin sind.
Hey Beate, da sprichst du einen wichtigen Punkt an: Im Buch werden UPFs über die NOVA-Klassifikation definiert – entscheidend ist demnach nicht, ob ein Produkt in einer Fabrik hergestellt wurde, sondern wie stark es verarbeitet ist und ob z. B. Emulgatoren, Aromastoffe oder andere Zusatzstoffe enthalten sind, die in einer normalen Küche nicht verwendet werden.
Das Cola-Beispiel kommt im Buch übrigens auch vor: Die Kombination aus Kohlensäure und Kälte sorgt dafür, dass wir die extreme Süße kaum wahrnehmen. Genau solche sensorischen Tricks sind typisch für UPFs.
Zu den Eiweißpulvern: Da schauen wir mittlerweile auch viel kritischer hin – und nutzen selbst z.B. nur noch Produkte ohne Aromen und Süßungsmittel.
Hallo zusammen,
vielen Dank für den Buchtipp. Ja, sehr übel. Das Gleiche mit vielen Hautcremes. Die werden nicht hergestellt, um die Haut zu pflegen, sondern um sie zart zu machen und gleichzeitig auszutrocknen, so dass man möglichst gleich wieder nachcremt, noch mehr austrocknet, u.s.w.
Liebe Grüße
Christine
Hallo Christine, ja das im Buch beschriebene „Prinzip“ gibt es sicherlich nicht nur bei den Lebensmitteln. Wobei ich da jetzt den Unternehmen keine böse Absicht unterstellen würde, das macht van Tulleken im Buch auch nicht – es sind einfach Prozesse, die durch den freien Markt über Angebot und Nachfrage, den Zwang zur Profitmaximierung etc. quasi von alleine passieren.
Vielen Dank für diese spannende Folge und dass ihr mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht habt, ich werde es mir auf jeden Fall holen.
Ich habe letztes Jahr krankheitsbedingt meine Ernährung umgestellt, bin jetzt – endlich- 100% vegan und esse so gut wie keine verarbeiteten Produkte mehr.
Ich finde es nicht einfach, ich verbringe Stunden in der Küche, da man fast alles selbst machen muss, und ich gehe auch viel häufiger einkaufen, da Obst und Gemüse, was ich nun am allermeisten esse, nicht so lange halten. Teurer ist das alles natürlich auch. Meine Heilpraktikerin, die sich auch so ernährt, meinte mal, man könnte beim Einkaufen nach der Obst- und Gemüseabteilung fast direkt zur Kasse gehen.. das ist vielleicht überspitzt, aber es bleibt tatsächlich nicht viel übrig.
Ich schwanke oft zwischen mich freuen, dass ich nun verstanden hab, wie viel Schrott uns die Lebensmittelindustrie verkauft, und völlig geschockt zu sein angesichts all der ganzen schlechten Sachen, die man im Supermarkt findet. Es sind viele, viele Regalmeter, die man jetzt nicht mehr beachten muss..
Veganer Käse ist ein Problem, da habe ich genau 1 gefunden (von Happy Cheeze), der von den Inhaltsstoffen akzeptabel ist, alles andere kann man in die Tonne hauen..
Es ist kein einfacher Weg, sich so zu ernähren, aber da ich mittlerweile viele, viele Erfahrungsberichte von Leuten gelesen habe, die durch eine Ernährungsumstellung (und Entgiftung, die im Grunde genauso wichtig ist – man muss den Schrott, den man sich über die Jahre zugeführt hat, ja auch erstmal wieder rauskriegen) Krankheiten geheilt haben, die von der Schulmedizin als nicht heilbar gelten. Das motiviert mich, weiterzumachen.
Freue mich schon auf die Fortsetzung dieser Folge.
Alles Gute!
Manuela
Hey Manuela, danke dir für deinen Kommentar und dass du deine Erfahrungen so offen teilst – es freut uns sehr, dass die Folge bei dir etwas angestoßen hat!
Dass eine weitgehend unverarbeitete, pflanzliche Ernährung einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben kann, sehen wir genauso – das berichten ja auch viele andere in der Community. Den Begriff der „Entgiftung“ sehen wir allerdings kritisch. Unser Körper verfügt ja über ein hocheffizientes Entgiftungssystem, da braucht es zum Glück keine speziellen Maßnahmen oder Mittel. Trotzdem ist es natürlich sinnvoll, schädliche Stoffe erst gar nicht dauerhaft zuzuführen, was du mit deiner Ernährungsweise ja auch konsequent umsetzt.
Liebe beide,
sorry für die Wortwahl, aber so viel Gelabere hat zumindest mich vergrault. Wer hat so viel Zeit auf das Wesentliche zu warten?
P.S. Auch das permanente gegenseitige Unterbrechen – er vor allem bei ihr – geht gar nicht.
Hallo Christian, danke dir für das offene Feedback – es tut mir leid, dass dir die Folge nicht zugesagt hat und das wohl zum Teil auch an mir gelegen hat. Ich nehme das auf und werde versuchen, es in Zukunft besser zu machen!
Guten Morgen ☀️ Interessante Folge! Ich bin gestern durch Zufall auf die Yuka App gestoßen, die wie ich finde, sehr gut zu dem Thema passt.
Gleich mal ein paar Produkte hier zuhause eingescannt wie zB die Oatly Barista. Sind natürlich auch bedenkliche Zusatzstoffe enthalten :/. Man bekommt darüber hinaus Alternativen aufgezeigt und Kosmetika kann man wohl auch scannen. Ich kannte die App vorher noch nicht, deswegen hier meine Empfehlung.
Liebe Grüße
Danke für den Tipp Steffi, das schauen wir uns gerne mal an. Wobei für die Einordnung der ernährungsphysiologischen Qualität wohl die gleiche Formel wie beim Nutriscore genutzt wird, den wir ziemlich kritisch sehen. Wir werden demnächst auch noch eine Folge veröffentlichen, in der wir darüber sprechen, was wir selbst jetzt anders machen. Schon mal vorab: Wir bleiben auf jeden Fall bei einer entspannten Herangehensweise und es ist für uns völlig okay, weiterhin aus „Bequemlichkeitsgründen“ z.B. auch hochverarbeitete Produkte wie Oatly etc. zu verwenden.
Liebe Katrin, lieber Daniel
Sehr zu empfehlen, die Bücher von Hans Ulrich Grimm, Journalist.
Gut recherchiert und leicht zu lesen. Ebenso seine Seite Dr. Watson, Food Detective 😉
Liebe Grüsse
Silly
Ihr motiviert mich ganz oft mit euren Themen.
Ich finde eure Selbstreflexionen super. Ich erkenne mich ab und zu wieder und nehme Neues mit.
Heute Morgen fing der Tag mit „Lust auf Nix“ an, dann dachte ich mir …ich höre jetzt mal eine ältere Folge von „den Frankfurtern“. 🤣
…….und war am See laufen.
Hallo Silly,
danke dir – und Hans Ulrich Grimm hab ich schon vor 25 Jahren gelesen, damals war gerade „Die Suppe lügt“ erschienen. War damals im Oecotrophologie-Studium gefühlt eine Pflichtlektüre. Seitdem ist viel passiert – leider nicht zum Guten!
Und schön dass wir dich auch noch mit älteren Folgen motivieren können 🙂