Unsere Freundin Claudia Renner, besser bekannt als Bloggerin Claudi goes vegan, hat vor kurzem ihr Buch “Rohvegan – Mein 4-Wochen-Selbstversuch” veröffentlicht.
„Rohvegan“ – das klingt wie die Steigerungsform von „vegan“, und dieses Wort ist für viele ja noch immer gleichbedeutend mit „kompliziert“. Wenn du den Schritt zu einer veganen Ernährung erst einmal gemacht hast, ist das subjektive Empfinden oft anders: Für Daniel und mich ist die vegane Ernährung eine Erleichterung, und genau das Gegenteil von kompliziert.
Der Einkauf ist schnell erledigt – Obst, Gemüse, Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, und ein paar “Special”-Lebensmittel, die nur sporadisch und nicht bei jedem Einkauf in unserem Einkaufskorb landen. Und auch die Zubereitung veganer Gerichte kann ganz einfach sein, wenn man erst einmal den Dreh raus hat.
Aber rohvegan? Da hört doch sicherlich der Spaß auf, oder?
Rohvegan – was heißt das eigentlich?
Rohvegan bedeutet, dass keines der (veganen) Lebensmittel auf eine Temperatur von über 42°C erhitzt wurde. Damit sind nicht nur die meisten Getreideprodukten passé, sondern auch alle Hülsenfrüchte – denn diese müssen ja bekanntlich eingeweicht und gekocht werden, bevor sie essbar sind (Ausnahme: einige Hülsenfrüchte sind roh genießbar, wenn du sie keimen lässt).
Wie hört sich das für dich an? Ich muss zugeben, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, mich komplett rohvegan zu ernähren. Es gibt einfach einige gekochte Gerichte, die ich sehr gerne esse, und auch mein geliebter Ingweraufguss oder die heiße Schokolade an kalten Wintertagen wären bei einer rohköstlichen Ernährung nicht erlaubt.
Aber zum Glück geht es hier ja nicht um eine Alles-oder-Nichts-Entscheidung. Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, den Anteil an Rohkost in der Ernährung zu erhöhen, und uns damit wieder etwas mehr an die Lebensweise unserer Vorfahren anzunähern. Dass uns unverarbeitete, naturbelassene Lebensmittel meist besser mit Nährstoffen versorgen als industriell verarbeitete ist einleuchtend. Wie man den weiteren Behauptungen der Rohkost wie zum Beispiel der „Übersäuerungstheorie“ gegenübersteht ist jedem selbst überlassen – ich sehe das skeptisch und werde deshalb nicht auf diese Aspekte eingehen.
Dass körperliche Höchstleistungen auch mit einer rohveganen Ernährung möglich sind, zeigen übrigens Extremsportler wie Michael Arnstein und das australische Ehepaar, das an 365 aufeinanderfolgenden Tagen in Australien einen Marathon gelaufen ist.
“Rohvegan” von Claudia Renner
Wenn du selbst schon einmal mit dem Gedanken gespielt hast, ein rohveganes Experiment zu wagen oder einfach den Rohkost-Anteil in deiner Ernährung erhöhen willst, kann ich dir Claudis Buch sehr empfehlen!
Auf ca. 170 Seiten, gedruckt auf Recyclingpapier mit 100% mineralölfreien Farben, erfährst du die Hintergründe zu Claudis Rohkost-Projekt, wie sie sich vorbereitet hat, und welche Stolpersteine du mit einer guten Planung von Anfang an vermeiden kannst.
Du lernst, welche Lebensmittel nicht roh sind: Die meisten Nüsse, Öle und Gewürze und auch Haushaltszucker zum Beispiel wurden während der Herstellung über die 42-Grad-Celsius-Marke erhitzt und gelten deshalb nicht mehr als roh.
Das Herzstück des Buches sind natürlich die Rezepte. Unterteilt in die Kapitel Smoothies, Aufstriche/Cremes/Dressings, Vorspeisen, Nudeln und Soßen, Hauptgerichte und Desserts findest du rund 50 Ideen und Denkanstöße für die rohköstliche Küche. Ein Großteil der Gerichte kommt mit wenigen Zutaten aus, die Zubereitung ist einfach und schnell. Nur für einige Rezepte wie z.B. für den Cashewkäse oder den Quinoasalat musst du Vorbereitungs- und Wartezeit einplanen.
7 Dinge, die ich aus Claudis Rohvegan-Rezepten gelernt habe:
- Viele rohvegane Gerichte enthalten viel Fett. Beliebte Zutaten sind nämlich Nüsse und Avocados.
- Trotz eines hohen Fettgehalts fühle ich mich leicht, wenn ich eine rohvegane Mahlzeit gegessen habe. Früher verband ich eine fettreiche Mahlzeit automatisch mit einer schweren Mahlzeit, aber das muss nicht so sein. Ein tolles Beispiel dafür sind die gefüllten Paprika mit Zucchini- und Brokkolicreme. Das Rezept dafür findest du weiter unten.
- Aber auch fettarme rohvegane Gerichte können sehr sättigend sein, da sie häufig sehr voluminös sind. Als wir zum Beispiel Claudis Zucchini- und Süßkartoffelspaghetti mit Brokkoli-Ruccolasoße ausprobierten waren wir schon nach kurzer Zeit pappsatt – lange bevor wir den Boden unserer Teller sehen konnten.
- Es ist möglich, leckere Mahlzeiten nicht nur rohvegan, sondern komplett ohne Salz zuzubereiten. Ich habe kein Problem mit Salz, finde es aber trotzdem spannend zu sehen, dass Gerichte auch ganz ohne Salz sehr gut schmecken können.
- Wenn man nur wenige Zutaten und Gewürze verwendet, also minimalistisch “kocht”, nimmt man die einzelnen Zutaten beim Essen viel stärker wahr.
- Wenn du Avocadodips wie zum Beispiel Guacamole zusammen mit dem Avocadokern aufbewahrst, verzögert das die Oxidation – und damit die unansehnliche bräunliche Verfärbung. Eine gute Alternative zu Zitronensaft, wenn dieser den Geschmack zu sehr verfälschen würde.
- Man kann aus lediglich 3 Zutaten ein wahnsinnig leckeres, rohveganes Mousse-au-Chocolat herstellen. Achtung: es macht süchtig!
Schön ist, dass ein Großteil der Rezepte ohne besondere Küchengeräte auskommt. Ein guter Mixer ist trotzdem hilfreich, da er dir die Zubereitung richtig cremiger grüner Smoothies erleichtert, und die Smoothies noch besser schmecken, wenn das grüne Gemüse darin fein zerkleinert ist.
Für einige der rohveganen Rezepte aus Claudis Buch brauchst du ein Dörrgerät. Wir haben keines. Wenn du dich langfristig oder dauerhaft rohvegan ernähren willst, solltest du über die Anschaffung eines Dörrgerätes nachdenken – immerhin sparst du als Rohveganer Platz und Geld für Herd, Ofen, Töpfe und Pfannen. Da fällt die Anschaffung für ein Dörrgerät in der Luxusvariante kaum ins Gewicht.
Rezept: Gefüllte Paprika mit Brokkoli- und Zucchinicreme
Zutaten (für 2 Portionen)
- 2 Avocados
- 1 Zucchini
- 2 EL Sesam + mehr zum Verzieren
- 1 Zitrone
- 1 TL Oregano
- 1 TL Paprika edelsüß
- 1 kleiner Brokkoli
- Kräuter der Provence
- 1 gelbe Paprika
- 1 rote Paprika
Zubereitung
- Das Gemüse waschen.
- Für die Zucchinicreme das Fruchtfleisch einer Avocado mit einer gewürfelten Zucchini, 2 EL Sesam sowie dem Saft einer halben Zitrone, Oregano und Paprika edelsüß in den Mixer geben und so lange mixen, bis alle Zutaten zu einer homogenen Masse verarbeitet sind.
- Für die Brokkolicreme die Brokkoliröschen zusammen mit dem Fruchtfleisch einer Avocado, dem Saft einer halben Zitrone und den Kräutern der Provence ebenfalls zu einer cremigen Masse verarbeiten.
- Nun die Paprikaschoten halbieren und entkernen. In die roten Hälften kommt jeweils die Zucchinicreme, in die gelben die Brokkolicreme.
Auf jeden Teller gibst du eine farbige Paprikahälfte. Wenn du magst, kannst du das Ganze noch mit etwas Sesam verzieren.
Lass es dir schmecken!
Das Buch “Rohvegan – Mein 4-Wochen-Selbstversuch” bekommst du überall wo es Bücher gibt*.
Hört sich ziemlich interessant an, aber doch etwas schwer umzusetzen in unserer Kleinfamilie zur Zeit in der der erste Brei für den Kleinen immer noch gekocht werden muss 🙂
Hi Markus,
ich kann es mir auch nicht vorstellen, mich komplett so zu ernähren, aber es tut gut (psychisch und physisch), mal etwas mehr Rohkost zu essen. Und es macht einfach Spaß, seinen Horizont zu erweitern.
Und Kinder sind ja sowieso ein spezielles Thema!
Sportliche Grüße, Katrin
Hi, falls es auch zwei Jahre später noch interessiert: Babys brauchen keinen Brei, unsere Tochter ist komplett breifrei aufgewachsen (außer dem Hirse-Frühstücksbrei, den wir alle immer wieder mal essen). Buchtipp: Baby led weaning. Viele Grüße und guten Appetit! 🙂
Klingt sehr interessant. Ich hoffe, dass ich mit 63 in Rente gehen kann,- das wäre nächstes Jahr. Da werde ich erst einmal einen 14 tägigen Selbsttest damit machen. Mal sehen, wie mein Körper bei Sport darauf reagiert.
Hallo Günter,
berichte mal wenn du es versucht hast!
Reizen tut es mich auch – im Juli steht ja unser 80/10/10-Monat an, ist ja auch eine Form der veganen Rohkosternährung.
Viele Grüße
Katrin
Sehr spannendes Thema: natürliche Ernährung…
Ich bin überzeugt …je natürlicher belassen desto gesünder. Die Entwicklungsgeschichte des Menschen ist über 800.000 Jahre lang…und Kochtöpfe gibts erst seit…ca. 4000 Jahren???
Für mich spricht ausserdem alles für eine saisonale und regionale Ernährung. Nix aus Übersee. Vom Kleinbauern/Gärtner mit guten Böden und um die Ecke.
Ausm Boden…frisch aufn Tisch.Punkt. Ich finde Wildkräuter sehr interessant und werde mich in diese Richtung informieren…
♥liche Grüße, Joshua
Hi Nate,
nein, wir haben letztes Jahr im Sommer sehr viel nach 80/10/10 gegessen, einfach weil das Angebot an Obst so gut war.
Dieses Jahr wollen wir versuchen, im Juli möglichst wenig Gekochtes und so viel Obst und Gemüse wie nur möglich zu essen, ohne das ganze mit dem Taschenrechner auszurechnen. Das würde den Spaß nehmen.
In Vibram Fivefingers laufe ich auch sehr gerne, zumindest die Strecken bis ca. 11 km, das macht richtig Spaß!
Bleib dran & alles Gute!
Katrin
Ich halte diese Empfehlung für zu extrem und daher schädlich. Zum Einen sind allerlei Bohnen & Co. total gesund und sollten auf keinem veganen Tisch fehlen. Man tut seinem Körper nichts Gutes wenn man (dauerhaft) darauf verzichtet.
Ich mag sehr die gemäßigte Position von Dr. Greger. Er zitiert Studien, die belegen, dass thermisch verarbeiten nicht unbedingt zu Nährwerteverlust führt. Ja sogar werden einige Lebensmittel noch verwertbarer bzw. gesünder, z.B. Tomaten, Karotten und Sellerie. Seine Empfehlung mag ich – esst Gemüse so, wie es am besten schmeckt bzw wie ihr am meisten davon essen könnt – einfach etwas mehr von dem Gemüse und der etwaige Verlust gleicht sich wieder aus. Hier ein paar Links:
http://nutritionfacts.org/video/raw-veggies-versus-cooked-for-heart-disease/
http://nutritionfacts.org/video/best-cooking-method/
Hey. Ich habe drei Wochen rohköstlich bei Elke Neu in Obernwohlde verbracht und ich war danach wie ausgewechselt. Versuche es immer noch in meinem Leben zu Hause umzusetzen… es gelingt aber nur zu 80 %. Immerhin. Ich fühle mich sehr gut dabei.
Rohköstlilche Grüße
Gaby K