Der Boston-Marathon ist mittlerweile schon über zwei Wochen her. Den ursprünglich geplanten Post mit unseren Instagram-Fotos gab es nicht, genauso wenig wie einen klassischen Nachbericht. Wir haben zwar viele Highlights in Boston erlebt, aber ein Bericht darüber hätte einfach einen komischen Nachgeschmack bei uns und sicherlich auch bei euch hinterlassen.
Der Marathon wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Aus vielen verschiedenen Gründen. Ein besonderes Highlight waren die Schilder der Zuschauer, die die Strecke gesäumt haben.
Was die Zuschauer beim Boston Marathon besonders macht
Ich bin außer in Frankfurt schon in Köln, Mainz, Hamburg, Pirmasens und Davos die 42,195 km-lange Strecke gelaufen. Freunde und Angehörige, die Schilder hochhalten, sind bei City-Marathons immer vertreten. Die meisten Schilder sind einzelnen Läufern gewidmet, die nicht nur den Läufer motivieren sollen wenn es besonders hart wird, sondern es ihm auch erleichtern, seine “Fans” im Vorbeilaufen besser zu erkennen.
In Boston war das anders. Die Punkt-zu-Punkt-Strecke von Hopkinton bis ins Ziel in der Boylston Street in der Bostoner Innenstadt macht es Freunden und Verwandten unmöglich, einen Läufer mehrmals zu sehen – so wie es bei City-Marathons mit einem Rundkurs meistens der Fall ist.
Da die Einwohner Bostons und ihrer Vororte verdammt stolz darauf sind, dass DER Stadtmarathon überhaupt bei ihnen vor der Haustür ausgetragen wird, ist die Menge an Zuschauern gigantisch. Und die mit Stolz präsentierten Schilder sind zum großen Teil nicht nur einem bestimmten Läufer, sondern jedem gewidmet, der sich angesprochen fühlt.
Mehr als einmal hätte ich einem Zuschauer sein Schild am liebsten aus der Hand gerissen, weil es mich so motiviert hat, oder es wenigstens abfotografiert, um mir den Spruch besser merken zu können. Drei meiner persönlichen Highlights möchte ich gerne mit euch teilen:
- If it would be easy everybody could do it!
- You have to run. You already bought the jacket!
- Don’t stop when you’re tired. Stop when you’re done!
Interessant, dass mir gerade diese drei Sprüche im Gedächtnis geblieben sind. Vielleicht auch nicht. Vielleicht haben sie mich nicht nur in Boston motiviert, sondern werden diese Aufgabe auch zukünftig erfüllen.
Wenn es leicht wäre könnte es jeder tun
Wenn du dich für einen Marathon (oder auch deinen ersten „Zehner“) anmeldest ist das immer etwas Besonderes. Egal ob es nun 10 oder 42,195 Kilometer sind – du weißt, dass das nicht viele können.
Natürlich gibt es immer Bessere Läufer. Läufer, die schneller und länger laufen, die mehr Erfahrung mitbringen als du. Aber es gibt weitaus mehr Leute, die das nicht können, was du vorhast, die nicht den Mut dazu haben, oder denen einfach der Willen fehlt.
Deswegen kannst du stolz auf dich sein. Stolz etwas zu machen, was nicht jeder schafft, denn wenn es einfach wäre könnte es jeder der knapp 82 Millionen Deutschen machen:
If it would be easy everybody could do it!
Du bist für einen Lauf angemeldet, hast wochenlang trainiert, manchmal lief das Training richtig gut, manchmal nicht so wie gewünscht. Der große Tag ist gekommen. Mit ihm die Zweifel. „Bin ich wirklich gut vorbereitet?“ „Ich bin nie mehr als 30 Kilometer gelaufen – wie soll ich heute 42 schaffen?“ „Habe ich in den vergangenen Tagen richtig gegessen?“ „Was ist, wenn sich mein Knie wieder meldet?“
Dir kommt das bekannt vor? Herzlichen Glückwunsch, du bist nicht alleine!
Kaum ein Läufer kennt diese Unsicherheit kurz vor dem Start nicht. Das ist ganz normal, ich schreibe aus Erfahrung. Aber: du hast dich angemeldet, trainiert, ganz vielen Leuten von deinem Start erzählt… und dir vielleicht auch schon das offizielle Wettkampfshirt gekauft. Die wichtigsten Schritte sind also gemacht, nur das Sojasahnehäubchen fehlt noch: deine Belohnung für das harte Training der letzten Wochen und Monate. Also lauf los und genieße jeden Augenblick, denn:
You have to run. You already bought the jacket!
Du bist losgelaufen, die erste Hälfte lief locker, du fühlst dich gut. Sehr schön, so muss es sein! Und urplötzlich werden die Schritte schwerer, du fühlst dich unterzuckert und weiß nicht, wie du die letzten Kilometer noch schaffen sollst. Du bist müde und am liebsten würdest du am nächsten Verpflegungsstand stehenbleiben und aufgeben.
Du wirst aber nicht aufhören.
Willst du wirklich abends deinen Trainingspartnern, deiner Familie und deinen Freunden erzählen, dass du nach 32 Kilometern abgebrochen hast, weil deine Beine dir weh getan haben?
Nein, ganz bestimmt nicht! Ein Laufwettkampf ist kein Spaziergang. Es muss irgendwann weh tun. Die Zweifel müssen kommen: warum tue ich mir das eigentlich an? Aber du willst ins Ziel, und deshalb bleibst du erst dann stehen, wenn du das Ziel erreicht hast:
Don’t stop when you’re tired. Stop when you’re done!
Aller guten Dinge sind … Vier
Und jetzt verrate ich dir noch ein Geheimnis: Um ehrlich zu sein waren es sogar vier Sprüche, die mir in Erinnerung geblieben sind. Bei dem Schild hatten die Initiatoren richtig Spaß und am nächsten Tag sicherlich ein kleines bisschen Bauchmuskelkater. Egal wie schlimm die Schmerzen und die Anstrengung waren, ein Lächeln konnte sich keiner der Läufer verkneifen:
Smile if you don’t wear underwear!
Kennst du das – hast du bei einem Lauf auch schon mal etwas mit „ins Ziel“ genommen, das du wohl nie mehr vergessen wirst? Was sind deine Laufmomente für die Ewigkeit?
Christof
Schöner Blogartikel! Da will man(n) ja gleich mal wieder loslaufen, so nach dem Motto „I have to run. I already bought the shoes.“
Also, danke für die Inspiration! Keep going, äh, running!
Christof
Katrin Schäfer
So siehts aus Christof – dann viel Spaß bei deinem nächsten Lauf!
Manu
Mein Lieblingsspruch ist immer noch: Pain is temporary, but pride lasts forever 🙂 Die drei bzw. vier, die oben erwähnt sind, finde ich aber auch klasse 🙂
Katrin Schäfer
Ich finde es gut, ein paar Motivationssprüche zur Auswahl zu haben. Je nach Abschnitt des Rennens und eigenem Zustand braucht man ja auch verschiedene Motivationsquellen!
Sandra
Vielen Dank, dieser Artikel kommt genau zur richtigen Zeit. Ich waelze mich gerade in meinen Zweifeln, weil ich morgen frueh um 7 Uhr in Pittsburgh, USA, den allerersten Halbmarathon meines Lebens laufen werden (und das mit 41 Jahren). Vor allem die Frage „Warum tue ich mir das an???“ stelle ich mir schon seit Tagen. Ausserdem zwickt meine Huefte ganz fuerchterlich, wenn ich an Morgen denke, ganz zu schweigen von meinem Ruecken…
Die Sprueche sind wirklich motivierend, besonders der letzte ist klasse. 🙂
LG, Sandra
Katrin Schäfer
Sehr schön, das freut mich Sandra! Wie ist denn dein Halbmarathon gelaufen? Ich wünsche dir gute Erholung!
Michael
Mir ist ein Spruch vom Marathon du Médoc in Erinnerung geblieben, der allerdings bei 36° im Schatten wohl ein bisschen gelogen war:
„While you are running you are still sexy and stunning“ 😉