Die besten Dinge im Leben sind leicht. Es sind die Dinge, für die du dich nicht anstrengen musst, die dir in den Schoß fallen, die du immer und sofort haben kannst.
Moment mal!
Du weißt natürlich genauso gut wie wir, dass das Unsinn ist.
Zum ersten Mal 10 Kilometer am Stück zu laufen, oder einen Halbmarathon oder Marathon zu finishen – das ist verdammt harte Arbeit. Aber diese hart erarbeiteten Erfolge gehören definitiv zu den besten und befriedigendsten Erfahrungen, die wir machen können.
Und das gilt auch in anderen Bereichen des Lebens. Die Arbeit an beVegt und an unserer Selbständigkeit ist nicht immer leicht – hin und wieder müssen wir Rückschläge und Dämpfer verdauen, und unsere Arbeitstage sind deutlich länger als früher. Trotzdem würden wir das gegen nichts mehr in der Welt tauschen wollen.
Wenn du einen Roman geschrieben, ein Haus gebaut oder Kinder großgezogen hast, dann weißt du bestimmt, wovon ich spreche.
„Lifehacks“ und die Suche nach Abkürzungen
Nicht alle, aber viele der besten Dinge im Leben sind anstrengend. Wir verhalten uns aber oft so, als wäre es gerade andersherum: Wir suchen nach Tricks und Hilfsmitteln, die uns das Leben leichter machen und uns zu mehr Bequemlichkeit verhelfen. Wir wollen den schnellen Erfolg, und möglichst wenig dafür investieren.
Wir wollen ans Ziel kommen, ohne den Weg dorthin zu gehen – und übersehen dabei, dass der Weg oft der beste, schönste, befriedigendste Teil der ganzen Reise ist!
Stell dir vor, es gäbe einen roten Knopf an deinem Smartphone, mit dem du dich ohne Umweg und Anstrengung direkt an dein Ziel „beamen“ könntest: Drück den Knopf, und du läufst über die Ziellinie eines Marathons, oder gehst den letzten Schritt des Jakobswegs, oder schreibst „Ende“ unter deinen Roman oder deine Dissertation.
Würdest du diesen Knopf wirklich drücken wollen? Würde es sich richtig anfühlen? Könntest du einen Erfolg genießen, der dir überhaupt nichts abverlangt hat?
Rich Roll hat es auf den Punkt gebracht:
Maybe stop trying so hard to find shortcuts to “hack” your life. The best things are hard. Invest in the journey.
Hör auf nach Abkürzungen zu suchen. Es geht um die Reise, nicht um das Ziel!
Drei Tipps fürs Anfangen und Dranbleiben
Ich kann dir keine Tricks verraten, um die Anstrengung aus den großen, befriedigenden Projekten in deinem Leben herauszunehmen. Die Anstrengung gehört dazu: wenn du nicht trainierst, wirst du niemals 10 Kilometer am Stück laufen, geschweige denn einen Halbmarathon oder Marathon finishen.
Aber es gibt ein paar Dinge, die dir das Anfangen und Dranbleiben erleichtern können. Ich will dir drei Tipps vorstellen, die für mich funktionieren:
1. Prioritäten setzen und Fokussieren
Man hört ja immer mal wieder den Spruch: „Du kannst alles erreichen, wenn du es willst.“
Leider ist er falsch. Du kannst sehr vieles erreichen, aber der Tag hat nur 24 Stunden, und dir wird einfach die Zeit fehlen, um ALLES zu erreichen, wovon du träumst.
Wir haben oft eine lange Liste an Ideen und Wünschen und To-Dos, und der Gedanke an all die Dinge, die wir gerne tun würden, kann uns regelrecht lähmen. Die Folge ist, dass wir noch weniger schaffen und uns noch mehr darüber verrückt machen.
Katrin und ich haben die Erfahrung gemacht, dass es viel besser ist, sich zu fokussieren und nur wenige Dinge zu tun – das dann aber aus vollem Herzen und mit voller Aufmerksamkeit.
Für uns ist es beVegt und das Laufen und möglichst viel Zeit in der Natur zu verbringen (wir wandern gerne und machen Radtouren). Viel mehr tun wir nicht, aber das reicht uns und es macht die Dinge auch leichter: Wir bekommen sehr viel Übung im Schreiben und Laufen, und dadurch ist beides mit weniger Anstrengung verbunden.
Mein erster Tipp ist also, dass du dir deiner Prioritäten bewusst werden und dich auf ein paar wenige Dinge im Leben fokussieren solltest.
2. Den ersten Schritt machen
Das Anstrengendste an einer Reise (und an den besten Dingen im Leben) ist oft der allererste Schritt. Danach wird es fast immer leichter. Das wird dich jetzt vielleicht etwas enttäuschen, aber mein zweiter Tipp ist ziemlich unspektakulär:
Mach den ersten Schritt!
Du hast diesen Tipp vielleicht schon hundert Mal gehört, aber es ist wirklich der beste Tipp, den ich dir geben kann.
Immer wenn wir etwas vor uns her schieben, schieben wir in Wirklichkeit nur den ersten Schritt vor uns her. Wenn du Laufen willst, dann zieh dir deine Laufschuhe an, geh vor die Tür und mach den ersten Schritt. Ich garantiere dir, dass du anschließend auch einen zweiten und dritten Schritt machen wirst (und dann mit dem Zählen aufhörst).
3. Innehalten
Wir blockieren uns also, indem wir zu viele Dinge auf einmal erreichen wollen. Und wir schaffen es oft nicht, den ersten Schritt zu machen.
Es gibt aber noch ein drittes Problem, das uns einen Strich durch die Rechnung macht: Wir leben heute in einer Zeit, in der die nächste Ablenkung immer nur einen Mausklick oder einen Griff zum Smartphone oder zur TV-Fernbedienung entfernt ist.
Jetzt kommt die gute Nachricht: Der Drang, einer Versuchung nachzugeben, vergeht nach einer Weile wieder.
Probiere es selbst einmal aus, wenn du das nächste Mal das Bedürfnis spürst, dich abzulenken und zum Beispiel auf Facebook zu surfen oder dich einfach auf die Couch fallen zu lassen. Halte einen Moment lang inne und gib der Versuchung nicht direkt nach. Sehr oft wirst du merken, dass sie nach kurzer Zeit schwächer wird und schließlich ganz verschwindet.
Es ist eine Art Meditation, und wenn du das Innehalten oft genug übst, dann wirst du immer besser darin. Du wirst lernen, dich nicht ständig von Versuchungen und Ablenkungen aus der Bahn werfen zu lassen (aber manchmal wird es trotzdem noch passieren, und das ist völlig okay).
PS: Auf welche Dinge in deinem Leben bist du besonders stolz? Und stimmst du mir zu, dass es oft die anstrengenden, beschwerlichen Projekte sind, die uns besonders viel Befriedigung verschaffen? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!
MagicMike2311
Ich habe schon lange nach einer Übersetzung für procrastination gesucht 😉
Ich verstehe Lifehacks allerdings anders: Sie unterstützen mich zum Erreichen meines Ziels und geben mir die Möglichkeit, mich stärker zu fokussieren und frustfreier ans Ziel zu kommen.
Ich liebe z.B. die amerikanische Seite http://www.lifehacker.com
Ute
Hallo Mike,
ich glaube, das ist anders gemeint, nämlich auf die aktuelle amerikanische Sucht bezogen, für wirklich alles und jedes „Hacks“ zu finden, um ohne jede Mühe sofort ans Ziel zu kommen. Mit praktischen Alltags-Tipps hat das nicht mehr viel zu tun.
Beispiel gefällig? Wie habe ich jederzeit 2 oder 3 frisch gebackene Cookies zur Hand, damit ich nicht schon wieder eine ganze Packung verdrücke? Der geniale „life-changing Cookie-Hack“: Ich kaufe Cookie-Fertigteig aus der Kühltheke im Supermarkt und friere ihn ein, dann kann ich nur zwei Cookies backen, wenn ich gerade Lust drauf habe. Life-changing? Ja, klar…
Danke für den Anstupser, Daniel, ich muss auch dringend mal wieder den ein oder anderen ersten Schritt machen.
Daniel Roth
Genau so meinte ich es Ute! Und wir können auch die „Hacks“ ganz rauslassen, vielleicht verwirrt das eher. Mir geht es um den Kern von Rich Rolls Zitat, das ich einfach genial finde: Statt immer nur nach Dingen und Lösungen zu suchen, die Arbeit und Anstrengung aus unserem Leben und unseren Projekten rauszunehmen, könnten wir einfach mal die Arbeit und Anstrengung als den Befriedigung stiftenden Teil des Ganzen zu empfinden und schätzen lernen.
Daniel Roth
Hi Michael, ich habe es bewusst etwas provokant formuliert 😉 Und ich hatte auch eine andere Vorstellung von „Hacks“ vor Augen als du.
Es spricht gar nichts dagegen, gute Ideen und Gewohnheiten zu nutzen, um ans Ziel zu kommen. Ich wollte jedenfalls nicht sagen, dass man einen extralangen Umweg gehen sollte, um den Weg ans Ziel möglichst lang und anstrengend zu machen 🙂 In deinem Sinne sind auch meine drei Tipps (Fokussieren, sich auf den ersten Schritt konzentrieren, Innehalten) „Hacks“ – dann nennen wir es nur anders.
Viele Grüße und bis bald mal wieder!
Alex
Ich finde auch, dass manche Lifehacks sehr sinnvoll sind. Zum Beispiel bei einem Triathlon ist es super, die Badekappe mit der Schwimmbrille aus zu ziehen und im Neoprenanzug zu lassen, um Zeit zu sparen. Auch das kalt abschrecken von Kartoffeln, um die Schale schneller ab ziehen zu können ist ein sinnvoller Lifehack. Diese unterstützen das Ziel.
Beim Sport im allgemeinen sehe ich das aber genauso, wie im Artikel. Bei meinem letzten Halbmarathon hatte ich ein Knieproblem, weshalb ich 13 Gehpausen machen musste und meine gewünschte Zeit nicht erreicht habe. Wie es sich herausstellte, war das ein Problem mit verklebten Faszien. Durch kontinuierliche Dehn- und Faszienübung jeden Abend, einer professionellen physiotherapeutischen Behandlung und dem selbsständigen ausmassieren der Faszien um das Knie herum, war ich eine Woche später wieder fit, um zu trainieren. Zwei Wochen nach dem Halbmarathon habe ich dann einen Berglauf mitgemacht, der einfach super für mich gelaufen ist. (inkl. Zielsprint) Das Gefühl, welches ich nach dieser harten Arbeit hatte, war einfach grandios. Das war der Lohn für harte Arbeit! Jetzt verstehe ich in etwa welch Gefühl das zum Beispiel für Gesa Felizitas Krause sein muss, wenn Sie nach fast einem Jahr Training wieder die Bronzemedaille bei der WM holt. Die Zufriedenheit und das Glück konnte man dort auch im Gesicht erkennen. Einfach das Beste Gefühl auf der Welt. 🙂
Michael
Hi Daniel,
diese Life Hacks verstehe ich auch nicht. Es macht zwar Sinn Dinge optimieren zu wollen, aber wenn es für die wichtigen Sachen im Leben Abkürzungen geben würde, wäre jeder Mensch reich, schlank, erfolgreich und rundum glücklich. Da dem nicht so ist, scheint es wohl keine Abkürzung zu geben, also warum Zeit damit verschwenden sie zu suchen?
Gruß Micha
Andreas
Hallo Daniel,
Was für ein schöner Artikel. Kann Dir in Deiner Aussage, daß der Weg das Ziel ist, nur voll und ganz recht geben. Bin ebenfalls gerade dabei, mir einen großen Wunsch zu erfüllen und weiß, daß noch eine Menge Arbeit auf mich wartet – doch ich möchte es gar nicht anders. Genauso ist es gut.
Deine Tipps sind auch toll – besonders das Innehalten bei der Versuchung – den kannte ich noch nicht. Werde ich bei nächster Gelegenheit, und auf die werde ich sicher nicht lang warten müssen :-), mal ausprobieren. Liebe Grüße Andreas
Oliver
Hallo Daniel,
der Fokus ist wirklich das wichtigste. Wenn ich vorhabe einen Halbmarathon oder gar einen Marathon zu laufen dann muss ich einfach andere Dinge hinten anstellen. Das muss klar sein wenn man sich auf so ein sportliches Abenteuer einlassen möchte. Vorbereitung und ein 3 Monatiger Trainingsplan da bleibt dann auch nicht mehr viel Zeit für andere Aktivitäten 😉 Aber die Regeneration Phase kann man dann auch aktiv nutzen um manche Dinge nachzuholen
Sportliche Grüße
Oliver
Nina
Dieser Beitrag kommt gerade zur richtigen Zeit und rückt die Dinge wieder ins rechte Licht – perfekt. 🙂 Ganz lieben Dank dafür!
Und herzliche Glückwünsche zu fünf Jahren Selbständigkeit mit bestimmt unzähligen lebensverändernden Begegnungen und Erfahrungen.
Toll, dass ihr diesen Weg geht und auch uns „beVegt“!
Katrin
Liebe Nina,
vielen Dank für deine Glückwunsch – freuen uns. Und wir lassen dich und euch auch zukünftig gerne an unseren Erfahrungen teilhaben!
Viele Grüße
Katrin
Irene
Bin vollkommen eurer Meinung! Am Sonntag werde ich meinen ersten Marathon laufen 😬
Seit einem halben Jahr trainiere ich gezielt darauf, und der Weg ist auch hier das Ziel! Ich fühle mich fit wie nie, hatte in der Vorbereitung tolle Erlebnisse, habe in der laufseminargruppe inspirierende und interessante Menschen kennengelernt und habe ein paar mal meine (vermeintlichen) Grenzen überschritten. Der Marathon wird hoffentlich das krönende Finale, aber was ich bisher erlebt habe war fantastisch, egal wie es dann am Sonntag sein wird.
Danke für die immer wieder motivierenden und Informativen Artikel! Weiter so👍👍
Katrin
Hallo Irene,
wir hoffen, dass du einen erfolgreichen Marathon hattest?
Viele Grüße
Katrin
Irene Reiner
JAA😬👍War ein super tolles Erlebnis für mich – bis km 37 hab ich’s richtig genossen, danach wurde es dann schon hart und ab km 40 schmerzhaft wegen einer Blase, aber ich hab’s geschafft! Und ich hatte den besten Fanclub der Welt😍
Meine Zeit war 04:25, ich bin sehr zufrieden und glücklich! Liebe Grüße vom Bodensee
Irene
Daniel
Wow, du kannst stolz auf dich sein!