Wer kennt das nicht: der Marathon (oder Halbmarathon oder 10km-Lauf), für den man lange und hart trainiert hat, ist vorbei, das Ziel geschafft, die angestrebte Zeit erreicht, … und jetzt?
Ausgepowert, ausgebrannt, keine Motivation mehr? Zudem ist es Herbst / Winter, und wenn man abends nach Hause kommt bereits dunkel und natürlich kalt. Wo ist die Motivation hin, mit der man noch vor einigen Tagen trainiert hat?
Ich habe schon oft davon gehört, aber bis vor kurzem dieses Gefühl noch nie selbst erlebt. Klar bin ich sonst nach einem Marathon auch zwei Tage nicht gelaufen, länger aber nicht. Dann hatte ich aber wieder richtig Lust zu laufen, zumindest auf kurze und langsame Regenerationsläufe.
Nach dem 30. Oktober 2011 (dem Frankfurt Marathon) war ich jedoch richtig antriebslos.
Mir war klar: mein Körper braucht Erholung, ganz dringend. Die Krönung war sicherlich noch eine heftige Erkältung, mit der ich mich ausnahmsweise mal mehr geschont habe als sonst. Trotzdem: es hat wirklich lange (eine gefühlte Ewigkeit) gedauert, bis ich wieder richtig Lust hatte zu laufen, Spaß an der Bewegung, und Freude an der Leichtigkeit. Am Ende waren es nur knapp drei Wochen, aber eben eine gefühlte Ewigkeit für eine Läuferin wie mich, für die ein Tag ohne Laufen viel ist.
Ich denke, ich stehe nicht alleine da, und viele ambitionierte Läufer haben schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Die folgenden 6 Punkte haben mir geholfen, den Post-Marathon-Blues zu überwinden und möglichst schnell wieder fit zu werden:
- Erhol dich. Egal was ist, der Körper braucht Erholung und Regeneration. Gerade nach einem Marathon. Also: nicht Laufen. Wenn du unbedingt Bewegung brauchst: Spazieren gehen, Fahrrad fahren oder Schwimmen. Ein leichter Spaziergang kann am Tag danach ganz schön schmerzhaft sein.
- Belohn dich. Ob Sauna, Schwimmbad, Therme, Schlafen, Badewanne oder alles nacheinander – das tut dem Körper und der Seele gut. Ich finde die Kombi aus Thermalbad und Sauna toll.
- Kauf dir was Schönes. Fürs Laufen. Belohnungen sind wichtig, und nach einem erreichten Ziel mehr als angebracht. Vor zwei Jahren habe ich mir meinen Garmin Forerunner 310XT geleistet, dieses Jahr stehen noch die Brooks Green Silence auf meinem Wunschzettel. Etwas Neues fürs Laufen ist ideal, da man das Produkt X oder Y ja auch gerne schnell und oft ausprobieren möchte. Wer kann schon neue Laufschuhe unbenutzt und eingepackt im Karton lassen?
- Lauf ohne deine Uhr. Wir lassen uns leicht von Tempoanzeigen, Pulsangaben und GPS-Signalen steuern, aber ab und zu solltest du dich gar nicht steuern lassen, sondern einfach das machen, auf was du gerade Lust hast. Aus der Haustür raus, loslaufen, und mal schauen wo es hingeht. Vielleicht bist du nach sechs Kilometern wieder zu Hause, vielleicht wird es aber auch länger. Das entscheidet ganz alleine deine Tagesverfassung.
- Wähle eine andere Strecke. Ganz bewusst. Gerade wenn du sonst viel nach Trainingsplan und oft die gleichen Strecken läufst, dann wähl mal eine ganz neue Route, die dir gänzlich unbekannt ist. Du wirst dich wundern, wie schnell die Kilometer an dir vorbeiziehen.
- Setz dir ein Ziel. Nach dem Marathon (oder Halbmarathon oder 10km-Lauf) ist vor dem Marathon (oder Halbmarathon oder 10km-Lauf). Doofer Spruch, ist aber so. Setz dir so bald wie möglich ein neues Ziel, meld dich für einen neuen Wettkampf an. Das motiviert wieder.
Und irgendwann macht es Klick. Bei mir war das letzten Sonntag der Fall, bei einem Lauf durch den Stadtwald, wo ich sonst nie laufe. Und aus den geplanten acht Kilometern sind mal eben knapp 14 geworden. Und angemeldet bin ich auch schon: für den Brüder-Grimm-Lauf 2012!
Din
Kauf die was Schönes – finde ich super! Aber natürlich funktionieren auch die anderen Tipps super.
Bei mir ist es meist so, dass ich mir eine kleine Auszeit gönne, nur regenerativ trainiere, den Schwerpunkt weg vom Laufen auf andere Sportarten lege oder einen kleinen Urlaub mache. Die Lust am Laufen kommt dann schnell wieder zurück, wenn sie mal doch für ein paar Tage nicht so groß war. Ich vermisse es dann einfach die Laufschuh zu schnüren…
Katrin
Es zu vermissen die Laufschuhe zu schnüren kann ich bestens verstehen. Oft muss man wirklich einfach auf den Körper hören und – wie Du ja beschreibst – nach Abstinenz kommt die Lust oft von ganz alleine.
Und mit einem neuen Laufaccessoire konnte ich bisher immer prima nachhelfen!
Stefan Eitel
Sehr gut geschrieben! Ich habe auch die Erfahrung nach meinem ersten ganzen Marathon im Bottwartal 2012 gemacht. Dann ging erstmal 2 Tage nichts, und der Wiedereinstieg fiel mir schwer. Ich bin dann erstmal ganz locker ohne Uhr gelaufen und hab auch neue Wege ausprobiert, wo ich sonst nie lang bin! Das hat mir dann auch wieder den Kick gegeben, dazu hab ich mir noch die New Balance Minimus Trail und die NB Road geleistet 🙂 Die wollte ich schon lange, da es Von Tony Krupicka ein super Promo-Video über die NB gibt. Kennst du das? Schau es dir mal an, das ist Motivation pur!
Nach meinem ersten Lauf den NB hatte ich gleich wieder Muskelkater in der Wade, weil ich viel zu schnell und gleich 15 km gelaufen bin. Heute hatte ich den zweiten Lauf und alles lief super 🙂
Und mein nächster Lauf wird der Nikolauslauf (Halbmarathon in Tübingen) am 9.12.2012 sein. Ich freue mich schon drauf!
Beste Grüße aus Stuttgart
Stefan
Katrin
Hallo Stefan, bis eben kannte ich das Video noch nicht, aber es macht wirklich Lust, direkt in die Natur zu gehen und loszulaufen. Solche Wege wünscht man sich in der Großstadt doch sehr!
Vom NB Minimus Trail hab ich auch schon viel gehört. Ich hab mir (noch vor dem Frankfurt Marathon) die Vibram Fivefingers zugelegt, aber bin bisher nur in ihnen gegangen. Das muss sich jetzt ändern, und kurze Distanzen, die ab in ein paar Tagen auf dem Plan stehen werden eignen sich dafür perfekt. Aber vielleicht schau ich mir die NB auch mal an – Laufschuhe kann man nie genug haben 🙂
Ede
Hallo Katrin, besonders nach einem negativen Lauferlebnis finde ich es wichtig diese auch zu benennen und zu verarbeiten. Das braucht Zeit. Zeit um sich über die eigenen, dämlichen Fehler zu ärgern – und später (hoffentlich) drüber zu schmunzeln 😉
Vielleicht wäre es auch mal einen Bericht auf eurem Blog wert: „die größten Fehler beim Halbmarathon“ – Tipps für Erstlinge.
Katrin Schäfer
Danke Ede – werden wir uns merken!
Wenn es der Post auf den Blog schaffst wirst du es lesen 🙂
Viele Grüße
Katrin
Sandra
Hallo Katrin
Danke, dass du solche Artikel schreibst! Ich weiss den Artikel ist ein bisschen „alt“ aber entspricht genau meine jetzige Situation. Vor etwa zwei Wochen habe ich mein erstes Marathon gefinisht.
Vor dem Marathon war ich motiviert und auch an der Tagen, die nicht so waren, habe weiter trainiert. Es war mein Traum, mein Ziel, ich habe den Startnummer gewonnen und konnte mein erstes Marathon in Tokyo laufen!!! Nach dem Marathon habe ich gesehen, dass ich einiges besser machen könnte aber in diesem Moment war ich einfach glücklich es geschafft zu haben. Nur eine Woche später habe ich wieder ein Startnummer gewonnen, für NYC Marathon gewonnen und ich habe ehrlich gesagt Panik bekommen, es ist etwas anders. Ich weiss jetzt alles auf mich kommt… Ich sitze hier einfach vor dem Computer und versuche irgendwie Motivation zu finden. Dein Artikel hat mir geholfen nicht allein in diese Situation zu fühlen aber wie geht es weiter…
Herzliche Grüsse
Sandra
Ps.Sorry, mein langer Text und meine Grammatik (Deutsch ist nicht meine Müttersprache)