Letzte Woche haben wir dir in Folge 216 des beVegt-Podcast einige überraschende Aussagen aus dem Buch Gutes besser tun* des britischen Philosophen William MacAskill vorgestellt.
Es ging dabei unter anderem um Armut und Wohlstand, die Unterschiede zwischen verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen und die grundsätzliche Frage, wie wir mit unserer Zeit und unserem Geld möglichst viel Gutes bewirken können.
Das Konzept des Effektiven Altruismus, um das sich das Buch dreht, ist kontrovers und wift eine ganze Reihe ethischer Fragen auf, über die man unterschiedlicher Meinung sein kann. Das haben uns auch die vielen interessanten Rückmeldungen und Denkanstöße gezeigt, die wir via E-Mail und in den Kommentaren zur Folge erhalten haben.
Die überraschendsten Aussagen aus „Gutes besser tun“ – Teil 2
Im zweiten Teil unserer Mini-Serie zum Buch greifen wir vier weitere überraschende Aussagen aus „Gutes besser tun“ auf. Wir sprechen unter anderem darüber …
- … warum du als Investmentbanker:in unter Umständen mehr Menschenleben retten kannst als ein Arzt.
- … warum du nicht unbedingt Fairtrade-Produkte kaufen musst – und wie du den Bauern in den Entwicklungsländern stattdessen helfen kannst.
- … warum es den Menschen in armen Ländern nicht hilft, wenn wir „Sweat Shops“ boykottieren und z.B. Kleidung „Made in Germany“ kaufen.
- … warum der Trend zum „ethischen Konsum“ dazu führen kann, dass wir weniger Bereitschaft haben, ethisch zu handeln.
Wir wünschen dir viel Spaß beim Zuhören, und freuen uns wie immer über deine Rückmeldung in den Kommentaren!
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Links und Infos zur Show
- Podcast-Folge #216: Gutes besser tun: Wie wir mit Effektivem Altruismus die Welt verändern können
- Buchtipp: Gutes besser tun* von William MacAskill
- Buchtipp: Effektiver Altruismus – Eine Anleitung zum ethischen Leben* von Peter Singer
- Website: Effektiver Altruismus (mit einer tollen Einführung in das Konzept des Effektiven Altruismus)
- GiveWell und Animal Charity Evaluators (untersuchen unter dem Leitgedanken des Effektiven Altruismus die Effektivität von Wohltätigkeits- und Tierrechtsorganisationen)
- Buchtipp: How to Create a Vegan World* von Tobias Leenaert
- Buchtipp: Fairarscht: Wie Wirtschaft und Handel die Kunden für dumm verkaufen* von Sina Trinkwalder
- Lesetipp: What are the 10 most harmful jobs?
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Angelina
Hallo ihr beiden,
erst einmal herzliche Glückwünsche nachträglich zu Katrins Geburtstag.
Teil 1 zum Effektivem Altruismus habe ich erst gestern gehört, sodass ich heute gleich mit Teil 2 weiter machen konnte. Zuerst hatte mich das Thema nicht so angesprochen – ich hatte eher eine „normale“ Buchvorstellung erwartet, wie ihr sie ja schön öfter zu interessanten Büchern gemacht habt – nur sprach mich das Buch nicht so an. Aber dann dachte ich, ich höre einfach mal rein.
Im ersten Teil muss ich gestehen, war mir das Vorgeplänkel und der sehr ausfühliche (fast schon Warn-)Hinweis zu lang. Ihr werdet jedoch eure Gründe dafür haben und genug Erfahrungen, welche Reaktionen von euren Zuhörenden so kommen (könnten). Ich glaube schon, dass sich manche Personen von solchen Aussagen (ob nun eure eigenen oder „nur“ wiedergegebene) angegriffen fühlen könnten. Deswegen fand ich es wiederum gut, dass ihr immer wieder betont habt, dass es bspw. nicht schlecht ist, für Erdbebenopfer zu spenden, es aber besser im Sinne von noch hilfreicher/nützlicher sein könnte dasselbe Geld an eine andere Stelle zu spenden.
Tatsächlich fand ich die vorgestellten Aussagen gar nicht so überraschend und vor allem alle logisch nachvollziehbar. Natürlich habe ich sehr viele der Dinge selbst nicht gewusst bzw. häufig auch einfach noch nie darüber nachgedacht, also kann ich gar nicht so genau sagen, ob sie gegen mein Bauchgefühl gesprochen hätten. Ihr habt da bei mir definitiv etwas in Gang gesetzt. Ganz herzlichen Dank, dass ihr euch so ausführlich mit dem Buch und der Thematik auseinander gesetzt und dies so verständlich aufbereitet habt.
Liebe Grüße
Angelina
Daniel Roth
Vielen Dank für deine Rückmeldung, Angelina! Wahrscheinlich hast du Recht damit, dass wir die „Warnhinweise“ zu Beginn der ersten Folge etwas zu lang ausgefallen sind. Das Thema bietet aber eben auch einige Fallstricke, und man kann dazu auch unterschiedlicher Meinung sein, wie ja die Kommentare teilweise zeigen.
Wir hatten auch ein bisschen Angst davor, dass es zu Missverständnissen kommen könnte, weil wir die Argumente aus dem Buch natürlich in „freier Rede“ nicht so sauber und eindeutig wiedergeben können wie der Autor. Und es macht eben einen Unterschied, ob man als Hörer/in versteht „ethische Berufe sind schlecht bzw. sinnlos“ oder „es gibt noch andere/effektivere Wege, Gutes zu tun, als einen ‚ethischen‘ Beruf zu wählen.“
Leztendlich kann ich dir wirklich nur empfehlen, das Buch zu lesen. Es ist lehrreich, unterhaltsam und voller Aha-Momente!
Liebe Grüße
Daniel
Manuela Mai
Eure Podcast erwarte ich wöchentlich mit Sehnsucht. Vor allem zu Training, Wettkämpfen, Laufgeschichten und ganz wichtig die Ernährung.
Jedoch eure 2 Folgen zum effektiven Altruismus finde ich schrecklich.
Die Thesen aus dem Buch z.B… wenn ihr Arzt werdet, nehmt ihr jemand anderem den Platz weg… oder … wählt einen Beruf bei dem möglichst viel verdient und spendet fast alles anstatt den Beruf für den ihr euch berufen fühlt….
Gehts noch? Wie sehen das die angedeuteten Infos für junge Berufsanfänger aus?
Für mich sieht das schon sektenartig aus. Bin sehr enttäuscht und hoffe wieder auf Podcasts, die auch zu euch passen.
LG Manuela
Daniel Roth
Liebe Manuela, vielen Dank für deine Rückmeldung und die offenen Worte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Enttäuschung über die beiden Folgen zum Effektiven Altruismus wenigstens zum Teil auf Missverständnissen beruht – die wir natürlich zu 100% auf unsere Kappe nehmen 🙂
Bei dem Beispiel mit dem Arzt geht es nicht darum, den Arztberuf schlecht zu machen – sondern darum, den Mythos zu entkräften, dass man nur durch die Wahl eines „ethischen“ Berufs etwas Gutes bzw. Sinnvolles bewirken kann.
MacAskill zeigt unserer Meinung nach sehr überzeugend auf, dass man als Arzt/Ärztin „netto“ deutlich weniger Gutes bewirkt, als man zunächst vermuten würde. Das Gleiche gilt auch für andere Berufe, die gemeinhin als „ethisch“ gelten – zum Beispiel für die Arbeit in einer Wohltätigkeitsorganisation. Der Grund dafür ist, dass wir bei der Ermittlung unseres „positiven Einflusses“ immer auch die Frage stellen müssen: „Was wäre passiert, wenn ICH es nicht getan hätte?“
Im Falle des Arztes bzw. des NGO-Mitarbeiters lautet die Antwort schlichtweg: Jemand anderes hätte die entsprechende Stelle besetzt, und (mehr oder weniger) die gleiche Arbeit genauso gut erledigt wie ich.
All das heißt natürlich NICHT, dass Ärzte/Ärztinnen, Pfleger/innen, Mitarbeiter/innen in Hilfsorganisationen usw. nicht einen tollen und wichtigen Job machen würden – ganz im Gegenteil, wie man ja gerade in der aktuellen Zeit mal wieder sieht. Es heißt bloß, dass ICH persönlich keinen großen Unterschied dadurch mache, dass ich mich für einen dieser Berufe entscheide!
An dieser Stelle bringt MacAskill das Konzept des „Earn to Give“ ins Spiel – sozusagen als eine Alternative zu der Vorstellung, nur durch einen „ethischen“ Beruf etwas bewirken zu können. Hier ist der Grundgedanke, dass man eine möglichst gut bezahlte Stelle anstrebt, um dann dauerhaft einen möglichst großen Teil seines Gehalts an effektiv arbeitende Hilfsorganisationen zu spenden.
Wenn wir nämlich hier die Frage stellen: „Was wäre passiert, wenn ICH es nicht getan hätte?“ – dann lautet die Antwort: Es hätte jemand diese gut bezahlte Stelle besetzt, der/die weniger bzw. nichts gespendet hätte als ich. Deshalb kann man durch „Earn to Give“ tatsächlich einen echten Unterschied machen!
Und selbstverständlich kann man auch beides miteinander kombinieren. Der Mann, um den sich das entsprechende Kapitel im Buch dreht, entscheidet sich schließlich dafür, eine gut bezahlte Position als Onkologe anzustreben, um sowohl als Arzt, als auch durch „Earn to Give“ möglichst viel Gutes zu bewirken.
Übrigens hat sich MacAskill sehr intensiv mit dem Thema der Berufswahl auseinander gesetzt. Er ist z.B. Mitbegründer von https://80000hours.org/ – einer Organisation, die junge Menschen dabei unterstützt, einen Beruf mit möglichst großem positiven „Impact“ zu finden.
Ich kann dir wirklich sehr empfehlen, einfach mal ganz offen zu sein und das Buch zu lesen. Vieles wird sich dann ganz sicher aufklären, weil MacAskill es im Text natürlich besser erklären kann als wir in der Kürze eines Podcasts.
Ansonsten werden wir auch weiterhin über solche Themen etwas abseits vom Sport und der veganen Lebensweise berichten, wenn sie uns wichtig erscheinen und wir der Meinung sind, dass sie auch unsere Hörer/innen interessieren könnten. Was zu uns passt und was nicht, das würden wir tatsächlich gerne weiterhin selbst entscheiden 🙂
Liebe Grüße und nochmals Danke, dass du dir die Zeit für ein Feedback genommen hast!
Kerstin
Danke für zwei spannende und zum weiterdenken und -forschen anregende Folgen!
Daniel Roth
Vielen Dank für deine Rückmeldung, Kerstin! Und Weiterdenken und -forschen ist (nicht nur in diesem Fall) unbedingt empfehlenswert. Wir sind selbst noch in diesem Prozess drin 🙂
Claudia Renner
Liebe Katrin,
lieber Daniel.
Vielen vielen Dank, dass ihr euch so irre viel Arbeit gemacht habt und das spannende Thema vorstellt. Ehrlich gesagt: Ohne euch wäre ich da NIE drüber gestolpert!
Außerdem bin ich total happy, dass ich das Buch nun nicht lesen brauche. 🙂 Ihr seid wirklich ganz großartig durchgegangen. Danke, danke, danke! So viele interessante Ansätze. Das ist der Oberhammer.
Jetzt habe ich nur zur zweiten Folge zwei klitzekleine Anmerkungen bzw. Gedankengänge:
– Ich dachte auch ganz lang (vor allem in der Anfangsveganzeit), dass ich unbedingt für eine Tierrechts-Organisation, eine „nachhaltige“ Firma o. ä. arbeiten „müsste“. Es freut mich ungemein, dass der Autor des Buches hier den Druck rausnimmt.
– Zum Thema euer Kleiderschrank. Daniels Idee bzgl. die Angestellten vor Ort mit deren „guten“ Job zu unterstützen vs. Katrin Minimalismus-Gedanken.
Ich möchte hier nur mal kurz den Gedankengang anstupsen, dass ein Baumwoll-T-Shirt ja nach der Produktion der Baumwolle (beispielsweise in Afrika) ein Stoff hergestellt wird (beispielsweise in der Türkei). Dieser wird dann (beispielsweise in Asien) zu einem T-Shirt genäht. Per Container wandert dies in die Zentrale der Firma (beispielsweise in Europa) um dann verkauft zu werden (beispielsweise in Russland). Meine Meinung: DAS IST EINFACH NUR IRRE!!!!! Und da spielt es auch, wenn ich richtig informiert bin, keine Rolle ob es sich um Fair/bio handelt oder um irgend ein anderes Label. Und wenn man dann hört, dass die wirklich teuren Modelabels in gleichen Schienen produzieren wie die ganz billigen … und sich hauptsächlich deren eigener Gewinn unterscheidet … dann wird mir speiübel…
Zusammenfassung: Ich bin pro Katrin 🙂 hihi
Gaaaaaaaaaaaanz viele liebe Grüße aus München und nochmal: DANKE FÜR EURE GROSSARTIGE ARBEIT! Ihr seid echt ein Geschenk für die Welt!
Eure Claudi
Katrin Schäfer
Hallo Claudi,
vielen Dank für deinen Input. Vielleicht hast du trotzdem noch mal Lust, das Buch zu lesen – denn es ist definitiv lesenswert 😉
Zu deinem Gedankengang in puncto Kleidung: Was ist denn deiner Meinung nach das Beste, was wir kaufen können? Gibt es das überhaupt? Denn allein aus Nachhaltigkeitsgründen werde ich auf absehbare Zeit dabei bleiben, so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig zu kaufen. Aber wenn ich was kaufen – was dann? In Deutschland / Europa produziert oder doch in Südostasien? Hast du da mehr Einblicke?
Viele Grüße
Katrin
Claudia
Liebe Ktrin, liebre Daniel,
Ich bin seit einiger Zeit eine stille Hörerin eures Podcasts. Er ist immer eine unterhaltsame Begleitung für Läufe und die täglichen Zugfahrten zur Arbeit. Dieser Beitrag hat mich noch lange beschäftigt, so dass ich ein paar Gedanken teilen möchte:
Für mich persönlich fühlt es sich komisch an, die meiner Spendenbereitschaft zugrunde liegenden Motivation vollkommen auszuklammern: ich möchte eigentlich die Krebsforschung fördern, bin aber mit dem Kauf von Moskitonetzten effektiver, habe aber dennoch nichts zur Krebsforschung „beigetragen“. Aber es ist natürlich völlig richtig (und wichtig), sich zu überlegen, wie ich mit meiner Spende für ein Projekt oder Anliegen das Maximum erreiche. Das habt ihr mit eurem Beispiel ganz wunderbar gezeigt: ich möchte die Bilddungchancen in einem Land X verbessern – erreiche ich das am effektivsten durch den Kauf von Schulbüchern oder die Bereitstellung einer Wurmkur?
Eine kleine Anmerkung habe ich noch zu dem Vergleichen und Beispielen aus der Medizin. Die Triage wird in der alltäglichen Notfallmedizin so nicht angewendet. Natürlich wird in der Notaufnahme der Patient mit Herzinfarkt priorisiert und der Patient mit gebrochenem Zeh muss unter Umständen etwas länger auf seine Behandlung warten. Aber beide werden behandelt. So drastisch wie es in eurem Beispiel beschrieben ist, wird nur in Kriegssituationen, Katastrophenfällen mit unerwartet vielen Verletzen oder in Ausnahmesituationen (wie zuletzt auf den Intensivstationen in Italien) triagiert. Für diejenigen, die die Entscheidungen treffen müssen, ist das trotz aller Regelungen eine emotionale Ausnahmesituation und maximal belastend. Die Entscheidung Geld zu spenden bringt mich hoffentlich nicht in eine solche emotionale Ausnahmesituation. Auch wenn der effektive Altruismus eine „Spenden-Triage“ vorschlägt, empfinde ich daher den Vergleich mit der medizinischen Triage…sagen wir mal… etwas gewagt :).
Ein anderer Punkt ist die Ergreifung eines (altruistisch) sinnvollen Berufs: den des Arztes. Mal abgesehen davon, dass man als angestellter Arzt durchaus zu den finanzstärksten 5-10% (gemessen am verfügbaren Einkommen) gehört, gibt es derzeit durchaus viele nicht besetzte Stellen in den Kliniken. Sprich also, ich könnte mit meiner Entscheidung Medizin zu studieren und Ärztin zu werden nicht nur viel Geld verdienen um viel zu spenden, sondern auch akut in den Kliniken Versorgungslücken schließen und so die Patientenversorgung verbessern.
Ihr seht, dass eure Podcast-Folgen zum effektiven Altruismus haben einiges in Bewegung gebracht – und dabei habe ich den 2. Teil nicht gar nicht gehört.
Eine spannende und wichtige Diskussion. Vielen Dank dafür!