Als fleißige Leser haben Katrin und ich das Glück, von Zeit zu Zeit über ein Buch zu stolpern, das unseren Horizont erweitert und uns einen ganz neuen Blick auf die Welt verschafft.
Vor einigen Monaten ist genau das mal wieder passiert, und zwar mit dem Buch Gutes besser tun* des britischen Philosophen William MacAskill. In diesem Buch geht es darum, wie wir mit Hilfe der Prinzipien des Effektiven Altruismus möglichst viel Gutes in der Welt bewirken können.
Der Effektive Altruismus ist eine Philosophie und soziale Bewegung, die darauf abzielt, die beschränkten Ressourcen Zeit und Geld optimal einzusetzen, um das Leben möglichst vieler empfindungsfähiger Wesen möglichst umfassend zu verbessern. Als Mittel hierzu dienen empirische Erkenntnisse und rationale Argumente.
Wikipedia
Ein Augenöffner in vielerlei Hinsicht
„Gutes besser tun“ war in vielerlei Hinsicht ein Augenöffner für uns. Es hat uns dazu gebracht, unser eigenes Verhalten und unsere Überzeugungen kritisch zu hinterfragen, und wir möchten es dir in Folge 216 des beVegt-Podcast gerne ans Herz legen.
Statt einer klassischen Buchbesprechung haben wir uns dafür entschieden, dir die Aussagen aus dem Buch vorzustellen, die uns beim Lesen am meisten überrascht haben.
Du erfährst unter anderem:
- Welcher Umstand uns in die einzigartige Lage versetzt, mehr Gutes zu bewirken als die allermeisten anderen Menschen auf der Welt.
- Wie unvorstellbar arm die ärmsten Menschen der Welt tatsächlich sind.
- Warum es in den meisten Fällen wesentlich effektiver ist, Maßnahmen in Entwicklungsländern zu finanzieren, als für Projekte in Deutschland oder anderen reichen Ländern zu spenden.
- Warum einige Hilfsorganisationen mehr als 100 Mal besser sind als andere.
- In welchen Situationen du nicht spenden solltest, wenn du möglichst viel Leid verhindern möchtest.
Wir freuen uns, wenn wir mit dieser Folge dein Interesse für dieses wichtige Thema wecken können, und sind gespannt auf deine Rückmeldung in den Kommentaren!
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Links und Infos zur Show
- Buchtipp: Gutes besser tun* von William MacAskill
- Buchtipp: Effektiver Altruismus – Eine Anleitung zum ethischen Leben* von Peter Singer
- Website: Effektiver Altruismus (mit einer tollen Einführung in das Konzept des Effektiven Altruismus)
- GiveWell und Animal Charity Evaluators (untersuchen unter dem Leitgedanken des Effektiven Altruismus die Effektivität von Wohltätigkeits- und Tierrechtsorganisationen)
- beVegt-Podcast #199: Nicolas Thun hat 50.000 Menschen die vegane Lebensweise näher gebracht
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Michael Raab
Schönes Thema, in der Tat kann man sehr kontrovers betrachten.
Ich glaube das fällt unter das Thema Utilitarismus philospophisch betrachtet.
Folgende Frage sollte in diesem Zusammenhang auch erlaubt sein: In den Tagen des Lockdowns wurde eine unvorstellbare Menge Geld verbrannt um überwiegend sehr kranke , sehr alte reiche Menschen zu retten. Hätte man mit nur einem Teil des Geldes, nicht die Gründe des Hungers, enorm viele Krankheiten und enorm viel mehr Leid für arme, hoffnungsvolle Menschen schaffen können, stattdessen und das in unvorstellbar großer Zahl?
Ich fürche das menschliche Gehirn ist gar nicht geschaffen sich mit dem Leid und Elend im räumlich entfernten Bereichen auseinanderzusetzen. Der Homo Sapiens kennt nur seine Sippe und vielleicht noch 100 Menschen in seiner Umgebung danach wird es, evoulutionär betrachtet zu abstrakt.
Markus
Hallo Katrin, hallo Daniel,
vielen Dank für die Buchvorstellung. Es ist immer schwer, abzuwägen, und das bringt ihr gut rüber!
Schaut euch mal zur Überprüfung der Wirksamkeit von Spenden/Vorgehensweisen allgemein den letzten Nobelpreis an, das passt genau ins Thema: https://www.nobelprize.org/prizes/economic-sciences/2019/press-release/
Viele Grüße
Markus
Daniel Roth
Hey Markus, danke für den Hinweis – das ist ja spannend (und schön zu sehen), dass zu diesem Thema geforscht wird und durch den Nobelpreis auch so eine Aufmerksamkeit erhalten hat!
Clover
Liebe Katrin, lieber Daniel,
danke für Eure persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema des effektiven Altruismus! Wir sind hier wieder am Kernpunkt der Utilitarismusdiskussion- es verhält sich (so hab ich es im Philosophiestudium irgendwann verstanden) wie mit einem Bild von Monet. Von weitem sieht es großartig aus, aber je näher man kommt, desto weniger kann man das große Ganze erkennen, desto verlorener wirken die einzelnen Farbpunkte in der Gemeinschaft.
Das Problem ist die Ausklammerung der Bedürfnisse des Individuums aus der Gleichung, damit hat sich auch Rawls sehr schön beschäftigt (A Theory of Justice), vielleicht auch mal interessant zum
Gegenlesen. Ich finde es toll, dass Ihr auch kontroverse Themen aufgreift, so entstehen Kommunikation und Weiterdenken.
Liebe Grüße!
Daniel Roth
Hallo Clover, ehrlich gesagt finde ich persönlich das Thema gar nicht sooo kontrovers. Vieles ist bei genauerem Hinsehen sehr logisch, auch wenn das Bauchgefühl erstmal etwas ganz anderes sagt: NATÜRLICH sollten wir rational denken und handeln, wenn wir möglichst viel Leid auf der Welt verhindern bzw. reduzieren möchten. Wenn wir uns dabei vor allem von unseren Emotionen leiten lassen (was berührt mich am meisten, wovor habe ich die größte Angst usw.), dann können wir aus unseren begrenzten Ressourcen nicht das Optimum herausholen.
Mir ist noch nicht ganz klar, was du mit „Ausklammerung der Bedürfnisse des Individuums aus der Gleichung“ meinst. Kannst du das nochmal etwas ausführlicher erklären? Rawls hab ich übrigens in einem PoWi-Seminar behandelt – ist aber schon ewig her 🙂
Und was ich noch ganz wichtig finde (vielleicht geht das in die Richtung, die du meinst): Man kann den Effektiven Altruismus natürlich auf die Spitze treiben, so wie es Peter Singer in seinem Essay „Famine, Affluence and Morality“ tut (https://en.wikipedia.org/wiki/Famine,_Affluence,_and_Morality). Demnach müsste man konsequenterweise so viel und so lange spenden, bis der nächste gespendete Euro mehr Leid bei einem selbst erzeugt als er beim Empfänger verhindern würde. D.h. um ethisch richtig zu handeln, müssten wir uns alle hart an die Armutsgrenze spenden.
Das ist aber auch in der EA-Bewegung eine rein hypothetische Position, die so eigentlich von niemandem vertreten wird (jedenfalls habe ich das noch nicht gesehen). Man ist sich dort schon bewusst, dass ein gewisser Grad an Egoismus nicht nur unvermeidlich, sondern auch notwendig ist – denn ich kann ja nur dauerhaft Gutes bewirken (z.B. durch Spenden, aber auch durch meine Arbeit, ehrenamtliches Engagement usw.), wenn ich gleichzeitig mein eigenes körperliches und psychisches Wohlergehen sicherstelle. Und dazu gehört eben auch eine gewisse materielle Absicherung.
Nochmals vielen Dank für deine Rückmeldung und den Input!
Clover
Hallo Daniel,
danke für die angeregte Diskussion! 🙂 Ich sehe natürlich den Sinn darin, Gutes so gut wie möglich zu tun und Handlungen so vorzunehmen, dass möglichst viel Leid verhindert werden kann.
Mich persönlich stört nur die Tatsache, dass im Utilitarismus systematisch Einzelschicksale ausgeblendet werden zugunsten einer rational ausgesuchten Lösung.
Diese mag zwar zweifelsfrei quantitativ mehr Gutes bewirken – die blinde Frau im Beispiel aber, die aufgrund der teuren Ausbildung des Blindenhundes im Vergleich zu der effektiveren Lösung, so viele Kinder in Entwicklungsländern vor Blindheit zu schützen, nicht berücksichtigt wird, fühlt nur ihr individuelles Schicksal. Wie wir es übrigens alle tun. Verliert sie wirklich ihr Recht auf Hilfe, weil man mit den gleichen Mitteln mehr andere Menschen retten könnte?
Peter Singer als ein Vertreter des EA spricht sich ja auch offen für die Notwendigkeit von Auswahl und Abwägung aus; junge Menschen seien schützenswerterer als alte, und der von ihm verwendete Begriff des „lebensunwerten Lebens“ sowie die offene Bekenntnis, dass seiner Ansicht nach nicht jedes Leben gleich viel wert sei, sind meiner Auffassung nach tiefe Einschnitte in die Würde des oder der Einzelnen.
Jede*r von uns hat meiner Ansicht nach den gleichen Wert, ganz unabhängig von Alter, kognitiven Fähigkeiten oder Nutzen für die Gesellschaft. Der Utilitarismus sucht aber danach aus, wo der quantitativ größte Nutzen ist; hier wird versucht, ein (für mich) immanentes und unbedingtes Gut rational abzuwägen.
So gut und wichtig ich es finde, Gutes zu tun und die Welt besser zu machen, stört mich beim EA die innerste Haltung, die dem ganzen Konzept zugrunde liegt. Aber that‘s just me! 😉 Ich denke, dass das Thema des Buches durchaus viele Menschen dazu bringen könnte, sich überhaupt der Verantwortung für die Mitwelt bewusst zu werden.
Liebe Grüße und habt ein schönes Wochenende!
Daniel Roth
Hallo Clover, ich verstehe deinen Punkt sehr gut – es ist und bleibt eine heikle ethische Frage, ob und wie man Leid gegeneinander abwiegen und aufrechnen kann. Andererseits – es gibt ja gar nichts anderes als „Einzelschicksale“, und deshalb kann man meiner Meinung nach auch nicht sagen, dass der Utilitarismus diese ausblenden würde. Es geht anders formuliert doch nur um den Versuch, möglichst viele Einzelschicksale positiv zu beeinflussen.
MacAskill zieht im Buch das Beispiel der Triage heran, die in der Notfallmedizin verwendet wird, um zu entscheiden, welche Patienten z.B. nach einem Unglück zuerst behandelt werden, um möglichst viele Menschenleben retten zu können (in einer Situation, in der man aufgrund der Zahl der Verletzten sowie der begrenzten Ressourcen Personal/Zeit) nicht ALLE retten kann. Nach deiner Argumentation wäre die Triage ethisch nicht vertretbar, weil auch hier Einzelschicksale unterschiedlich behandelt werden – ich sehe es hingegen als ethische Notwendigkeit, solche Prioritäten zu setzen, um das „Maximum“ aus einer schlechten Situation herauszuholen.
Ich weiß aber, dass das eine Debatte ist, die schon dicke Bände gefüllt hat, und ich kann (zu einem Teil) auch deine Position verstehen. Insgesamt würde ich mich aber tatsächlich eher auf Singers Seite verorten (was nicht heißt, dass ich alle seine Standpunkte vertrete – ich kenne sie nicht einmal alle).
Viele Grüße und nochmals vielen Dank für deine wichtigen Denkanstöße!
Katja
Hallo, ich bin Katja, seit einer Weile stille Podcasthörerin, der durch die vielen Themen und vor allem Eure differenzierte und unabhängige Herangehensweise Euer Podcast deutlich besser gefällt als viele andere in dem Bereich „vegan“. Ich bin erst seit kurzem vegan, ca. 3 Monate, aber schon ewig Freizeitläuferin, insofern trefft ihr mit Eurer Themenkombi auch genau meinen Bedarf. Jetzt hab ich mal den Schritt gemacht, den Newsletter zu abonnieren und Euch auf Steady etwas dazulassen. Also einfach weiter so!!!
Der letzte Podcast war mal etwas anderes, fand ich aber gut, weil das hilft, auch mal „Out of the Box“ zu denken. Grundsätzlich finde ich den Ansatz gut, den ihr beschreibt, aber ich sehe wie auch andere hier schon das Thema Komplexität als den Knackpunkt. Zumal ja sogar die Frage, wie sehr verbessere ich das Leben der Menschen, für die ich spende, nicht wirklich was aussagt, ob dadurch auch im Durchschnitt etwas verbessert wird. Oder ob die glücklichen Empfänger meiner Hilfe nicht nur andere Menschen dort z.B. auf dem Arbeitsmarkt verdrängen. So schön es auch klingen mag, die wirklichen, lebenslangen Folgen verschiedenster Förderungen und Behandlungen in armen Ländern sind doch überhaupt nicht wirklich vergleichbar, und sicher nicht in einem einheitlichen Punktesystem ausdrückbar.
Uuuund, jetzt muss ich ja auch mal sagen, ich hätte meinen Steady-Beitrag für Euch ja auch nach Afrika spenden können, vielleicht würde ich damit Leben retten, während ich auch ohne mich garantiert überlebt. Hab ich aber nicht gemacht, weil ich auch persönlich einen zweiten Aspekt sehe: nicht nur „Wer hat es am dringendsten nötig?“ sondern auch „Was tut der andere für und mit meiner Hilfe?“
LG, Katja
Daniel Roth
Hallo Katja, vielen Dank erstmal für dein Lob, und natürlich auch für deine Unterstützung via Steady!
Du hast absolut Recht – wir können den konkreten „Return of Investment“ deiner Unterstützung an uns nicht benennen, im Gegensatz zu den im Buch und z.B. auf givewell.org vorgestellten Organisationen. Das ist auch einer der interessanten Kritikpunkte am Effektiven Altruismus: Dass er letztendlich dazu führt, dass das unterstützt wird, was sich am besten quantifizieren bzw. messen lässt (und das muss ja in der Tat nicht zwangsläufig das Beste sein).
Dass es grundsätzlich unmöglich ist, verschiedene Maßnahmen und deren Auswirkungen miteinander zu vergleichen, stimmt so allerdings nicht. Man kann das z.B. über Kennzahlen wie das sogenannte QUALY (quality-adjusted life year/qualitätskorrigiertes Lebensjahr) machen. Natürlich bleiben immer eine Menge Störfaktoren und Unsicherheit, aber ich denke es ist trotzdem besser als einfach nur das Bauchgefühl entscheiden zu lassen.
Weiter oben hat uns Markus in einem Kommentar übrigens darauf aufmerksam gemacht, dass in 2019 sogar der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an ein Forscherteam ging, dass sich genau mit dieser Thematik befasst:
„This year’s Laureates have introduced a new approach to obtaining reliable answers about the best ways to fight global poverty. In brief, it involves dividing this issue into smaller, more manageable, questions – for example, the most effective interventions for improving educational outcomes or child health. They have shown that these smaller, more precise, questions are often best answered via carefully designed experiments among the people who are most affected.“ (Quelle: https://www.nobelprize.org/prizes/economic-sciences/2019/press-release/).
Liebe Grüße, und nochmals danke für deine Rückmeldung und die Denkanstöße!
Daniel
Tom Holzweg
Hallo Katrin, hallo Daniel,
vielen Dank für den aktuellen Podcast (und alle vorherigen auch). Ich hätte niemals ein solches Buch gelesen, finde das behandelte Thema und die wissenschaftliche Herangehensweisen aber sehr interessant. Ausserdem helfe ich gerne Mitmenschen, wenn auch meistens „nur“ als Art Nächstenliebe/Nachbarschaftshilfe eingeordnet. Davon abgesehen war ich Spendenläufer für Helvetas und für SUMMITS4HOPE (Link zu meiner Spendenseite https://www.summits4hope.ch/h2o-2020-tom-holzweg wenn auch der Zürich Marathon bisher nicht stattgefunden hat.(genug Werbung.))
Ich möchte gerne noch zwei Punkte ansprechen. Ich musste beim Hören (weil Ihr das Thema letztens hattet bezüglich autonom fahrender Autos) an diese ethisch/moralische Komponente denken. Ist es besser, wenn das autonome Auto einer Gruppe automatisch ausweicht und dafür eine einzelne Person überfährt? Soll das Alter der Person in den Entscheidungsprozess des Autos mit einprogrammiert werden etc.? Ich erwarte darauf keine Antwort, tue mich selber schwer, aber es geht in eine ähnliche Richtung wie ich finde.
Der andere Punkt: Ich unterstütze Euch auf Patreon, macht für mich 24 Dollar im Jahr. Dies sehe ich übrigens nicht als Spende, sondern als freiwilligen Bezahlung für eine Leistung, die ich erhalte und gerne in Anspruch nehme. Aber wg. Effektivität etc. kam bei mir die Frage auf, wieviel kommt davon eigentlich bei Euch an? Wäre es schlauer auf Paypal zu wechseln, oder Steady? Wieviel gehen an die amerikanischen Unternehmen? Ist es schlauer, einen Dauerauftrag einzurichten? Wahrscheinlich geht dann zu viel an die Bank, vor allem da ich in der Schweiz wohne. Und eine Jahresbezahlung wäre wahrscheinlich auch günstiger, als monatlich, oder?
Macht weiter so. Und ich bin gespannt auf den zweiten Teil…
Viele Grüsse, Tom
Daniel Roth
Hey Tom, ich finde dein Engagement großartig und finde das „nur“ überflüssig, auch wenn du es in Anführungszeichen gesetzt hast 🙂 Die Welt und unsere Gesellschaft wäre definitiv besser und schöner, wenn wir alle (noch) etwas mehr Nächstenliebe und Nachbarschaftshilfe an den Tag legen würden.
Dein Beispiel mit der Programmierung der autonom fahrenden Autos geht definitiv in eine ähnliche Richtung. Das sind ja ethische Grundsatzfragen, die nicht erst seit gestern diskutiert werden.
Das klassische Gedankenexperiment geht in etwa so, dass ein Zug auf eine ahnungslose Menschengruppe zurollt. Auf einem Ausweichgleis hält sich hingegen nur ein einzelner Gleisarbeiter auf. Als Bahnwärter erkennt man die Situation und muss nun eine Entscheidung treffen: Betätige ich die Weiche, um den Zug auf das Ausweichgleis umzuleiten, damit möglichst wenige Menschen sterben? Und wenn man es tut, macht man sich dann nicht trotzdem schuldig, weil man den Tod des Gleisarbeiters aktiv verursacht hat, der ja – wenn man nicht eingegriffen hätte – am Leben geblieben wäre?
Es sind schwierige Fragen, und ich bin wirklich gespannt, wie wir damit im Bezug auf das autonome Fahren umgehen werden!
Und danke auch für die gute Anregung bezüglich Steady/Patreon! Wir werden da gerne mehr Transparenz schaffen. Grundsätzlich ist es so, dass natürlich ein Teil der Unterstützung als Gebühr an diese Plattformen geht – allerdings erhalten wir dafür als „Gegenleistung“ u.a. eine einfachere Buchhaltung und Abwicklung.
Wenn du möchtest, dass möglichst viel deiner Unterstützung bei uns ankommt, dann ist es tatsächlich besser, seltener einen größeren Betrag als monatlich einen kleinen Betrag zu spenden. Bei Patreon gibt es diese Möglichkeit leider nicht, bei Steady hingegen kann man auch eine jährliche Zahlweise wählen: https://steadyhq.com/de/bevegt
Alternativ könntest du uns auch via Paypal unterstützen: https://www.paypal.me/beVegt – wenn du dabei den Käuferschutz deaktivierst kommen 100% der Überweisung bei uns an. Auch hier macht es aber Sinn, eher einmal im Jahr einen größeren Betrag als häufiger kleine Beträge zu senden, weil wir natürlich jede einzelne Transaktion in unserer Buchhaltung erfassen müssen (was uns wiederum Arbeitszeit kostet).
Vielen Dank auf jeden Fall für diese Anregung, und natürlich für deine Unterstützung!
Ines
Danke für diesen interessanten Beitrag!
Für mich klingt dieser Ansatz ja etwas zynisch und oberflächlich. Mir fällt dazu ein: ‚People don’t need charity, it’s justice that we need!‘
Zu einem guten Teil scheint es in dem Buch darum zu gehen, die Welt zu verbessern, indem möglichst viele Individuen ihre Spenden dorthin fließen lassen, wo sie möglichst viel bewirken.
Aber Spenden in einem ungerechten System sind wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie wirken oft wenig nachhaltig und können unsere Aufmerksamkeit von Ursachen der Probleme ablenken.
Statt sich drüber zu freuen, dass man mit 100 EUR jemand ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, weil die dort so arm sind, würde ich lieber wissen: Warum sind denn die so arm und wir so reich? Wie ist denn das politische, und wirtschaftliche Verhältnis zwischen den reichen Ländern im Norden und den Entwicklungsländern? Wo bestehen welche Abhängigkeiten? Was bewirkt denn dieses oder jenes Handelsabkommen, über das gerade entschieden werden soll usw.
Ich fürchte, eine Wissenschaft aus dem effizienten Spenden zu machen, lenkt davon ab, sich mit den eigentlichen systematischen Problemen und Ungerechtigkeiten zu beschäftigen.
Deshalb hat mich auch am meisten angesprochen, was ihr über sinnvolle Berufe gesagt habt, nämlich Berufe in Politik, Medien usw. Ich finde es z. B. nachhaltiger, für höhere Steuern für Unternehmen und Reiche einzutreten, um damit ein solidarisches Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystem und vielleicht gar ein bedingungsloses Grundeinkommen zu finanzieren, als zu überlegen, wohin die Reichen dieser Welt ihre Almosen am effizientesten hingeben können, wenn sie denn Lust drauf haben, um die Löcher zu stopfen, die das ungerechte System hinterlässt, dem sie ihren Reichtum verdanken – um es mal überspitzt zu formulieren :).
Ines
Während ich da also Gerechtigkeit statt Wohltätigkeit fordere, finde ich gleichzeitig aber auch, dass „Helfen“ und „Gutes tun“ ja an sich etwas Emotionales, Empathisches, Persönliches sind und auch bleiben sollen. Es fühlt sich seltsam an zu sehen, wie mit dem effektiven Altruismus versucht wird, das auf eine andere, rationale Ebene zu heben, quasi als versuchter Ersatz für eine gute Politik, die die Welt gerecht gestaltet.
Wenn jemand für die Erforschung einer seltenen Krankheit spenden will, warum nicht? Oder für den Blindenhund der deutschen Dame. Die kann auch nix dafür, dass sie hier lebt und alles so teuer ist. Da bin ich voll beim Kommentator Clover weiter oben!
Vielen Dank an euch, Katrin und Daniel, dass ihr diese spannende Debatte ermöglicht!