Es ist ja allgemein bekannt, dass Erholung und Schlaf für unsere Leistungsfähigkeit und unser Wohlbefinden enorm wichtig sind. Leider kommt beides aber bei den meisten von uns zu kurz: Wir stehen von morgens bis abends unter Strom, hetzen vom Job direkt zum Training, um danach noch schnell zu essen und dann viel zu spät todmüde ins Bett zu fallen.
Im beVegungs-Programm haben wir uns deshalb im April ganz dem Thema „Entspannung, Erholung und Schlaf“ gewidmet, und dabei unter anderem ein tolles Audio-Interview mit der Tee-Expertin Nina Knab geführt.
Nina hat ein ernährungswissenschaftliches Gymnasium besucht und beschäftigt sich so schon von der Pike auf mit Ernährung, Gesundheit und Inhaltsstoffen in Lebensmitteln. Gegen Ende ihres Studiums hat sie Kaffee nicht mehr gut vertragen und im grünen Tee eine Alternative gefunden. Seitdem ist sie dem Tee verfallen und hat mit der Zeit sehr viel Wissen über dieses schon seit tausenden Jahren bekannte Getränk angesammelt, das sie auf der Seite Teepapst.com mit uns teilt.
Nina hat uns eine Menge interessanter Dinge erzählt, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Einen Auszug aus unserem Interview gibt es also heute hier auf beVegt.
„Für einen guten Tee muss man kein Vermögen ausgeben“
beVegt: Nina, es gibt unzählige Teesorten zu kaufen. Wir können uns kaum vorstellen, dass selbst ausgesprochene Teekenner bei der Vielfalt noch durchblicken. Wie finden Teeanfänger „ihren“ Tee? Viele schnuppern ja an diesen Probier-Teedosen, aber reicht das aus?
Nina: Ich empfehle Teeanfängern, mit „puren“ Sorten anzufangen und einen nicht-aromatisierten Tee zu kaufen und nicht jeden Cent zu zählen. Nach oben hin ist die Grenze natürlich offen, aber man muss für einen guten Tee auch kein Vermögen ausgeben. Bei Lebensmitteln, zum Beispiel Wein oder Gemüse, ist unser Geschmack „erlernt“. Das ist bei Tee nicht anders und man muss oft ein wenig ausprobieren, bis man „seinen“ Tee findet.
beVegt: Gibt es eine Teesorte, die vielen Leuten schmeckt, also eine pauschale Empfehlung für Teeanfänger?
Nina: Ich empfehle gerne milde, fruchtige weiße Tees, die kommen gut an. Gleiches gilt für milde und fruchtige Grüntees, wie zum Beispiel Sinchas. Ein Sincha schmeckt auch nach 3 Mal aufgießen noch richtig gut und als richtiger Tee ganz anders als aus dem Beutel.
Gerade weil guter Tee so ergiebig ist und man ihn oft aufgießen kann, ist auch ein hochwertiger Tee gar nicht so teuer.
beVegt: Vielleicht kannst du noch mal für alle erklären, was Tee überhaupt ist? Im Laien-Sprachgebrauch wird ja vieles als Tee bezeichnet, das genau genommen gar kein Tee ist.
Nina: Richtiger Tee kommt von der Teepflanze, Camellia sinensis. Alles, was Tee heißt, sollte von der Teepflanze kommen. Andere Sorten, zum Beispiel Pfefferminz- oder Fencheltee, sind genau genommen keine richtigen Tees, sondern Kräuteraufgüsse.
Teesorten wie weißer, grüner oder schwarzer Tee entstehen durch den unterschiedlichen Verarbeitungsgrad der Teeblätter. Für den weißen Tee werden die Blätter gepflückt und getrocknet, Blätter für grünen Tee werden direkt nach der Ernte gedämpft und Teeblätter für schwarzen Tee oxidieren noch, so dass der Zellsaft austritt. Dadurch ändert sich das Aromenprofil und die Farbe der Teeblätter.
„Ganz bewusst auf den Geschmack konzentrieren, Ablenkungen ausschalten“
beVegt: Trinkst du als Tee-Expertin überhaupt noch den profanen „Kräutertee“?
Nina: Aber klar, ich bin ein großer Fan von alten Hausmittelchen und ziehe sie konventionellen Arzneimitteln vor. Frisches Ingwerwasser oder ein Aufguss aus frischen Pfefferminzblättern aus dem Garten stehen bei mir hoch im Kurs.
beVegt: Für uns beide ist Tee häufig ein Durstlöscher, den wir literweise statt Wasser trinken. Gerade im Winter ist es angenehmer, am PC oder abends etwas Warmes zu trinken. So genießen wir unseren Tee nicht bewusst, sondern trinken ihn eher „nebenbei“. Teegenuss wird aber gerne auch als Ritual eingesetzt, um zu entspannen und abzuschalten. Wie kann so ein Teeritual aussehen?
Nina: Einfach mal aufstehen, weg vom PC oder dem Smartphone, eine schöne Tasse oder ein Becher, der gut in der Hand liegt, ein guter Tee, das hilft schon mal eine Menge. Und dann am besten ganz bewusst auf den Geschmack konzentrieren, Ablenkungen ausschalten. Viel mehr muss oft nicht sein. So integriere ich Achtsamkeit in meinen Alltag und spüre immer wieder, wie nach solchen Mini-Auszeiten meine Kreativität wieder steigt.
beVegt: Auf vielen Teepackungen findet man genaue Wassertemperaturen, bei denen man den Tee ziehen lassen sollte. Es gibt ja spezielle Wasserkocher, bei denen man vorab schon die gewünschte Temperatur einstellen kann. Was hältst du davon – sinnvoll oder unnötig?
Nina: Ich halte solche speziellen Wasserkocher für überflüssig. Ich habe selbst mal einen Versuch gemacht. Wenn ihr 0,5 Liter Wasser aufkocht und bei offenem Deckel abkühlen lasst, hat es nach 5 Minuten noch ca. 80°C und nach 10 Minuten etwa 70-75°C. Ich koche Wasser lieber einmal richtig auf und lasse es dann einige Minuten abkühlen.
„Kein Koffein mehr nach der Tea Time um 16 Uhr“
beVegt: Trinkst du hauptsächlich Biotee oder Tee aus konventionellem Anbau?
Nina: Ich trinke ausschließlich Biotee. Die Produktion ist nachhaltiger und ich möchte keine Schadstoffe konsumieren, die durch das heiße Wasser dann aus den Teeblättern gelöst werden. Auch sonst lege ich in meiner Ernährung ganz klar den Fokus auf Bio-Lebensmittel.
beVegt: Welchen Tee empfiehlst du zum Entspannen und zum Einschlafen? Und welche Teesorten eher nicht?
Nina: Wichtig zu wissen ist, dass Koffein aus Tee nicht im Magen (wie bei Kaffee), sondern erst im Darm absorbiert wird und somit länger wach hält. Deswegen sollte es ab 16 Uhr, also nach der klassischen „Tea Time“ keinen echten Tee mehr geben, sondern nur noch „teeähnliche Aufgussgetränke“. Meine Favoriten sind Kamille, Tulsi (auch indisches oder heiliges Basilikum genannt), Holunderblüten und Rooibos.
Tulsi arbeitet auch prima gegen einen erhöhten Stresspegel im Blut. Nach Sport und Laufen ist das ja ganz normal, die natürlichen Stresshormone sind dann erhöht. Tulsi senkt genau diese Hormone und erleichtert das Einschlafen.
beVegt: Nina, zum Abschluss eine letzte Frage: Welches ist dein persönlicher Lieblingstee?
Nina: Einen einzigen kann ich gar nicht nennen. Ich trinke sehr gerne weißen Tee wie Silver Needle und White Monkey und natürlich grünen Tee wie klassischen Jasmin-Tee, frisch geerntete Sinchas und Tamaryokucha. Das waren jetzt wirklich ein paar mehr Tees, aber das sind genau die Tees, denen ich schon von Anfang an treu bin.
beVegt: Vielen Dank für das Interview und die wertvollen Tipps, Nina! Wir haben viel gelernt!
Wir sind durch das Interview mit Nina noch größere Tee-Fans geworden als wir es schon vorher waren. Was ist mit dir – trinkst du gerne Tee? Verrat mir doch deine Lieblingsteesorte – ich freue mich über deinen Kommentar!
Anne
„Ob ich morgen leben werde, weiß ich freilich nicht. Aber dass ich, wenn ich morgen lebe, Tee trinken werde, weiß ich gewiss.“ (Gotthold Ephraim Lessing)
Vielen Dank für diesen Artikel über mein Lieblingsgetränk. Seit meinem 16. Lebensjahr genieße ich Tee; die erste Tasse am Morgen ist ein feiner schwarzer Darjeeling First Flush (Teekampagne), die ich sehr genieße. Danach gibt’s zwei oder drei Tassen grünen Darjeeling und der Tag kann kommen. Kaffee trinke ich nicht.
Eine meiner liebsten Sorten ist Gyokuru, japanischer grüner Tee, auch Schattentee genannt.
Katrin Schäfer
Ein sehr schönes Zitat, Anne! Du scheinst ja eine richtige Kennerin zu sein. Auch mein Interesse ist geweckt und ich werde ab sofort nicht mehr wahllos zugreifen!
Viele Grüße
Katrin
Martina
Hallo,
ich habe mir gleich einmal den Tulsi-Tee geholt, und werde diesen einmal ausprobieren. Ich war da nach dem Audio-Special schon auf der Suche, nur war der bei uns meist ausverkauft 🙁
einen schönen Restsonntag, mit einer Tasse Tee,
Liebe Grüße
Katrin Schäfer
Hallo Martina,
berichte doch gerne mal, wie er dir schmeckt und wo du ihn gefunden hast. Der steht nämlich auch auf meiner Wunschliste.
Liebe Grüße
Katrin
Martina
Hallo Katrin,
ich habe den im Denns Biomarkt gefunden. Ich finde, eine Mischung aus schwarzem Tee mit Basilikum…. aber ich bin da kein Fachmann 🙂
Da würde Dir Nina eher weiterhelfen können…
Liebe Grüße
Katrin Schäfer
Danke Martina!
Angie
Sehr interessantes Interview, hab wieder was dazu gelernt! 🙂 Ich trinke am liebsten Grünen Tee Sencha (das Gleiche wie Sincha?). An weißen Tee will ich mich demnächst auch mal begeben.
Liebe Grüße 🙂
Katrin Schäfer
Hi Angie,
freut mich – und mit weißem Tee habe ich auch noch keine Erfahrung, wenn man mal von einer „Beutel“-Probe absieht.
Viele Grüße
Katrin
Ute
Ich bekam mal einen (sicher nicht billigen) weißen Tee geschenkt, der schnell im Müll landete, weil er wie Heu schmeckte. Meine Lieblings-Japaner sind den meisten „zu grasig“. Tja, die Geschmäcker sind eben verschieden, da hilft nur selbst probieren. 😉
Katrin Schäfer
Das stimmt, Ute!
Klaus Bierschenk
Sehr interessantes Interview, danke dafür. Ich persönlich trinke sehr gerne Sencha Tee. Wenn da mal von einer Kanne etwas übrig bleibt, macht der sich übrigens auch gut im Smoothie, statt Wasser. Dann noch Soya Joghurt hinzu und das Gemüse oder Obst bekommt eine geschmacklich tolle Note.
@Angie: hat mich auch interessiert ob Sencha das gleiche ist wie Sincha. Zu Sincha hab ich nichts gefunden, wohl aber Shincha. Evtl. ist der ja in dem Beitrag gemeint und dies ist nicht das gleiche wie Sencha
Nina Knab
Hallo ihr Lieben,
SHINCHA ist die erste Grüntee-Ernte in Japan und wird dort gefeiert wie verrückt. Die Menschen berauschen sich richtig an diesem süßen fruchtig jungen Tee. Er ist die erste Frühlingspflückung, ein First Flush und hat eine ganz besondere Qualität. Vielfach Aufgüsse sind da ein Muss! Für Japan-Grüntee-Fans der ultimative Sucht-Tee ☺ Er ist sehr frisch, spritzig und hat fruchtige Aromen, die von Apfel, Maracuja bis ins Beerige gehen. Keiko und Marimo haben tolle Shinchas im Programm. Derzeit frisch erhältlich.
Liebe Grüße,
Nina
Din
Ein wirkliches schönes Interview mit vielen nützlichen Details. Ich habe auch einige Zeit gebraucht, um genau meinen Tee zu finden, obwohl ich eigentlich schon immer Tee trinke. Gefühlt wächst die Liebe zum Tee auch immer mehr. Ich habe natürlich gerade einen Tasse vor mir. Momentan wieder meinen geliebten Shincha.