Hast du schon einmal einen frisch gepressten Obst- und/oder Gemüsesaft getrunken und danach gemerkt, wie du dich richtig “gesund” gefühlt hast? Wie du den Eindruck hattest, dass du gerade pure Vitamine und Mineralstoffe zu dir genommen hast?
Echtes Superfood, nur eben nicht als Pulver, sondern als reines Lebensmittel?
Als wir vor einigen Wochen die Anfrage erhielten, ob wir einen Entsafter testen wollen, konnten wir nicht nein sagen. Noch einige Wochen vorher hätten wir das Angebot abgelehnt, da unsere Skepsis überwogen hätte: der Aufwand und Abfall für das Herstellen von Säften erschien uns einfach zu groß.
Unsere “Säfte” hatten wir bis dato mit dem Juice-Modus unseres Blendtec hergestellt, der natürlich keinen Saft im eigentlichen Sinne produziert, da wir das Obst und/oder Gemüse nicht auspressen, sondern ganz einfach mit Wasser vermixen.
Unsere Einstellung zu Saft hat sich aber während unseres USA-Urlaubs im April geändert. In amerikanischen Großstädten gibt es an jeder Straßenecke Juice-Bars, wo auf Bestellung und direkt vor deinen Augen ein riesiger Berg an Karotten, Spinat und Äpfeln in die Presse gestopft wird und du anschließend die konzentrierte Pflanzenpower in Form eines großen Glases in der Hand hältst. Der Geschmack ist unbeschreiblich – der Preis aber auch. Mitunter zahlt man 7 Dollar für einen großen Becher, insbesondere wenn Bio-Lebensmittel verwendet werden.
Und so haben wir uns entschieden, ausnahmsweise mal eine Anfrage positiv zu beantworten, um einen Luxus-Entsafter zu testen: den Kuvings Silent Juicer.
Wie funktioniert ein Entsafter?
Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere weiß ich, dass meine Eltern im Keller einen Entsafter stehen hatten: einen riesigen Topf, der – gefüllt mit Jostabeeren (eine Mischung aus Johannis- und Stachelbeeren) aus dem Garten – ewig auf dem Herd stand, die ganze Küche dampfte, alles war eine riesige Sauerei und am Ende kamen ein paar Gläser roter Saft dabei herum.
Heute weiß ich, dass es sich bei diesem Ungetüm um einen Dampfentsafter gehandelt hat. Im unteren Teil des Topfes befindet sich Wasser, das erhitzt wird. Durch aufsteigenden heißen Wasserdampf platzen Pflanzenteile, die sich im oberen Teil des Topfes befinden, und der Saft entsteht. Kerne und Stiele bleiben vom Saft getrennt. Dank des großen Topfes können direkt größere Obstmengen verarbeitet werden.
Ein Dampfentsafter ist nichts für die gesundheitsbewussten Saftfans, die Saft hauptsächlich wegen der positiven Inhaltsstoffe trinken, sondern eher für Genusstrinker, die große Mengen an Obst in kurzer Zeit verarbeiten wollen. Der Grund ist klar: die Temperatur zerstört einen Teil der Vitamine und Enzyme.
Saftpressen wie der Kuvings Silent Juicer arbeiten nicht mit Hitze, sondern mechanisch. Mit Druck wird der Saft vom sogenannten Trester, den festen Obst- und Gemüsebestandteilen, getrennt. Die einfachste Ausführung sind Zitruspressen, die man am schnellsten mit der Hand bedient: Zitrone halbieren und eine Hälfte über den Kegel mit den scharfkantigen Rippen hin- und herdrehen.
Höher entwickelte Pressen besitzen ein oder zwei “Schnecken” und entsaften in zwei Arbeitsschritten: im ersten Schritt wird das Pressgut in Teile gebrochen, im zweiten Schritt werden diese Teile ausgequetscht. Saft und Trester gelangen in zwei voneinander getrennte Auffangbehälter. Die Schnecke dreht sich relativ langsam, so dass möglichst wenig Sauerstoff in das hochwertige Endprodukt gelangt. Ein Großteil der Inhaltsstoffe verbleibt im Saft und geht nicht verloren – das ist die aktuell schonendste Art der Saftherstellung.
Als dritte Möglichkeit gibt es den Zentrifugenentsafter. Dieser eignet sich hauptsächlich für hartes Obst und Gemüse. Eine sogenannte Reibscheibe dreht sich schnell und zerkleinert damit das Pressgut. Gleichzeitig fliegt es gegen ein Sieb und wird durch Zentrifugalkraft ausgepresst. Die Saftausbeute variiert je nach Modell. In der Gastronomie sind Zentrifugenentsafter häufig im Einsatz, da sie in kurzer Zeit große Mengen Saft pressen. Der Nachteil: viel Sauerstoff gelangt in den Saft und reduziert dessen Vitamingehalt deutlich.
Unterschiede zum Smoothie
Jetzt wissen wir, wie man einen Saft herstellt. Aber: was ist eigentlich der Unterschied zum Smoothie?
Dafür gibt es eine einfache Gleichung: Saft = Smoothie minus Ballaststoffe
Und was ist nun besser – ein Smoothie oder ein Saft? Die Frage kann ich nicht beantworten, denn es kommt darauf an, was dir wichtig ist: Vollständige und möglichst natürliche Lebensmittel mit “allem drum und dran” (Ballaststoffen)? Dann bist du mit einem Smoothie richtig bedient. Oder geht es dir um ein mit Nährstoffen vollgepacktes Glas ohne jeglichen Schnick-Schnack? Dann solltest du zum Saft greifen.
Egal ob Saft oder Smoothie – es gibt auch Gemeinsamkeiten: zum Beispiel die riesige Vielfalt, denn du kannst fast jede Obst- und Gemüsesorte verwenden. Beide schmecken einfach klasse und sind (in einem auslaufsicheren Gefäß) auch zum Mitnehmen toll geeignet.
Entsaften für Läufer – was bringt’s?
Frisch gepresster Saft ist lecker und schmeckt fantastisch – keine Frage. Aber hat denn ein Glas frisch gepresster Saft auch nennenswerte Vorteile für Läufer bzw. Ausdauersportler – abgesehen von einer konzentrierten Nährstoffzufuhr mit gleichzeitiger Flüssigkeitslieferung?
Leider habe ich dazu keine publizierte wissenschaftliche Studie gefunden. Pubmed listet lediglich eine einzige Studie* auf, deren Ergebnisse sich seit einiger Zeit die Wirtschaft für Rote Beete-Säfte zu nutze macht und für ihre Zwecke einsetzt. In einer placebokontrollierten Studie mit 9 Radfahrern haben Wissenschaftler festgestellt, dass die Supplementation von Rote Beete-Saft den Blutdruck und den Sauerstoffverbrauch unter Belastung senkt. Die 9 Probanden haben über 6 Tage jeweils 0,5 Liter Rote Beete-Saft getrunken.
Rote Beete enthält Nitrat – und genau diesem Inhaltsstoff schrieben die Studieninitiatoren die positiven Effekte auf Blutdruck und Sauerstoffverbrauch zu.
Im Test: Der Kuvings Silent Juicer
Nach der Theorie kommt die Praxis. In unserem nächsten Post stellen wir dir unser Testobjekt vor und berichten von unseren Erfahrungen und sämtlichen Vor- und Nachteilen. Sei gespannt!
*2011: Journal of Applied Physiology, Lansley KE et al., Dietary nitrate supplementation reduces the O2 cost of walking and running: a placebo-controlled study.
Andrea P
Wir entsaften länger, kreativer und mutiger, als wir mixen 🙂
Katrin Schäfer
So unterschiedlich sind die Vorlieben 🙂
Michael
Naja,
€362 um die Ballaststoffe vom Obst/Gemüse zu trennen? Was sagt da die Verdauung dazu? Ich bin mehr als skeptisch. Wenn ich es dünnflüssiger haben will nehme ich mehr Wasser dazu! Ich bleibe beim Smoothie!
Katrin Schäfer
Hi Michael – warte mal unser Fazit ab. Das gibts in den nächsten Tagen 🙂
Katrin Schäfer
Hallo Nate, warte mal auf unser Fazit, zu viel will ich jetzt noch nicht sagen – ich denke dann klärt sich einiges für dich. Aber: die Säfte sind nicht nur lecker sondern auch extrem konzentriert was Nährstoffe angeht. So viel kann man gar nicht pur essen oder in einem Smoothie aufnehmen, das hat uns begeistert und uns auch dazu bewogen, den Entsafter zu testen. Aber ob sich unsere Einstellung wirklich geändert hat? Du erfährst es bald!
Sascha
Hallo Katrin!
Ist doch interessant, dass Rote Beete-Saft die Ausdauer erhöht. Vielleicht gibt es ja doch ergogenes Superfood für Läufer?
Grüße, Sascha.
Daniel Roth
Hi Sascha, also mich persönlich überzeugt eine einzige Studie mit 9 Radfahrern über einen Untersuchungszeitraum von 6 Tagen nicht wirklich. In meinen Augen eine typische Marketingstudie.
Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht daran glaube, dass bestimmte Lebensmittel die Leistung fördern können – ich bin mir da sogar ziemlich sicher! Die Studienlage für Rote Beete ist mir aber einfach zu dünn.
Viele Grüße!
Ariana
Also ich mag beides – Smoothies weil sie einfach schneller gehen und gewisse Früchte von meinem Entsafter nicht verarbeitet werden können (Mangos, Bananen) – Säfte, weil ich damit viel eher auch Gemüsesorten entsafte und natürlich deutlich mehr Vitamine auf einmal konsumieren kann 🙂 Dass es Dampfentsafter gibt, wusste ich nicht – ich konnte mir jedoch deine Kindheitserinnerungen lebhaft vorstellen 🙂
Liebe Grüsse
Ariana
Katrin Schäfer
Ganz ehrlich: ich hab auch seit meiner Kindheit so einen Dampfentsafter gar nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich stehen die alle in irgendwelchen Vorratskellern rum 🙂
Yv
Ein interessanter Artikel. Ich bin ja eigentlich auch mehr der Fan von Säften aber für Smoothies spricht nunmal, dass man keinen Biomüll produziert und satt wird.
Katrin Schäfer
Wenn es nach Geschmack ginge würde ich wahrscheinlich auch eher Säfte trinken – so konzentriert, das ist einfach top!