Geht es bei dir bald in den Urlaub? Wie schön, ich wünsche dir eine wundervolle Zeit mit viel Erholung, neuen Inspirationen und natürlich gutem Essen.
Apropos Essen: Gerade im Urlaub kann es eine kleine Herausforderung sein, sich vegan zu ernähren. Und das nicht nur, wenn du noch zu den Neu-Veganern gehörst.
Eine ungewohnte Umgebung, eine fremde Sprache, keine eigene Küche und viel Zeit unterwegs machen es nicht immer leicht, sich rein pflanzlich zu ernähren. Daniel und ich haben in den letzten knapp acht Jahren unsere Erfahrungen damit gemacht.
Stolpersteine, aber keine unlösbaren Probleme
Aber trotz vieler Herausforderungen und kleiner Stolpersteine sind wir im Urlaub bislang nie auf unlösbare Probleme gestoßen. Nicht auf dem Weg durch einige Nationalparks im Westen der USA, wo vegan eher ein Fremdwort als eine Selbstverständlichkeit ist. Nicht in Myanmar, wo wir uns mit den Einheimischen nicht sonderlich gut verständigen konnten.
Und auch nicht auf unseren Wandertouren durch den Schwarzwald oder auf dem Rheinsteig, wo Fischgerichte manchmal noch unter „vegetarisch“ laufen.
Klar, wir haben Abstriche gemacht und konnten meistens nicht aus dem Vollen schöpfen. Traditionelle und einheimische Gerichte wie eine vietnamesische Pho-Suppe, spanische Paella oder authentisches Streefood in Bangkok haben wir nie in unserem Leben probiert.
Aber sind wir deswegen hungrig ins Bett gegangen? Nein, natürlich nicht!
Vegan im Urlaub: Weniger ist mehr
Dafür haben wir die Erfahrung gemacht, dass uns die vegane Ernährung im Urlaub vieles erleichtert hat: Die Restaurantauswahl hat sich für uns deutlich reduziert, denn auf vielen Speisekarten finden sich schlichtweg keine veganen Gerichte. Früher sind wir oft stundenlang durch eine Stadt gelaufen, haben Speisekarten studiert und miteinander verglichen, weil wir das für uns perfekte Restaurant finden wollten.
Heute gehen wir auf Reisen zielgerichtet durch eine Stadt und wissen oft schon morgens, wo wir mittags essen wollen. Und manchmal bestimmt das Essen sogar unseren Tagesablauf: „Heute wollen wir im Restaurant X essen. Super, dann können wir uns danach noch Y anschauen, das ist dort praktisch um die Ecke.“
Kurzum: Vegane Ernährung im Urlaub ist gar nicht so schwer! Und jetzt wollen wir dich mit handfesten Tipps versorgen, damit dir dein nächster Urlaub auch kulinarisch in bester Erinnerung bleibt.
7 Tipps, mit denen dir dein veganer Urlaub in guter Erinnerung bleiben wird
1. Mach deine Hausaufgaben!
Ich breche eine Lanze für Smartphones, denn sie können im Urlaub unglaublich hilfreich sein: Lade dir Apps wie Happy Cow oder Vanilla Bean runter. Mit diesen Apps kannst du an deinem Urlaubsort nach veganen Restaurantmöglichkeiten suchen.
Bei Happy Cow findest du vegane Restaurants auf der ganzen Welt. Vanilla Bean ist in deutschsprachigen Ländern größer, und du bekommst zusätzlich Infos zu glutenfreien, Bio- oder Rohkostangeboten.
Beide Apps sind usergepflegt, das heißt dass du (wenn du magst) mit deinen Erfahrungen dazu beitragen kannst, dass Restaurants mit veganem Angebot noch bekannter werden.
Früher habe ich auch den Vegan Passport der Vegan Society empfohlen, der die wichtigsten Sätze wie „Ich ernähre mich vegan“ oder „Ich esse kein Fleisch“ in 79 Sprachen enthält. Leider ist die Buchversion nur noch schwer erhältlich, und die App hat eher mittelmäßige Bewertungen.
Meine Empfehlung: Wenn du in ein Land reist, dessen Sprache du nicht sprichst, dann lass dir vom Google Translator Sätze wie „Ich esse kein Fleisch / Fisch / Eier / Milchprodukte / Honig“ übersetzen und speichere dir das Ergebnis auf deinem Smartphone ab. So kannst du versuchen, dich in Restaurants zu verständigen, indem du dein Smartphone vorzeigst.
2. Warne das Hotel vor
Niemand mag Überraschungen – schon gar nicht Köche, die am Abend einen ganzen Speisesaal gefüllt mit hungrigen Urlaubern zufrieden stellen müssen. Wenn du zur Hochsaison in ein Hotel kommst und erst während des Abendessens deinen Wunsch äußerst, anstatt des klassischen 3-Gänge-Fisch-und-Fleisch-Menüs eine vegane Extrawurst gebraten zu bekommen, geht das nicht immer gut aus.
Viel besser: Schreib vorher dein Hotel an, frag nett und höflich, ob es auch für Veganer Essensmöglichkeiten gibt – und biete an, direkt mit der Küche zu sprechen.
Vielleicht geht die Küche auf deinen Wunsch ein und denkt sich ein Extra-Gericht aus oder modifiziert ein anderes Gericht so, dass es vegan ist. Oder es wird extra für dich Sojamilch, Margarine oder Erdnussbutter für das Frühstück besorgt … und das wäre doch schon mal besser als nichts.
3. Schau dich nach Supermärkten in der Nähe um
Klar, du kannst auch vor Ort schauen, wo der nächste Supermarkt ist. Ich plane gerne voraus und werfe schon mal einen Blick auf Google Maps. Das hat uns bei unseren Rheinsteig-Touren schon vor einigen Umwegen bewahrt. So weißt du sofort, wo du die pflanzlichen Basics vor Ort bekommst.
Auch Drogeriemärkte haben oft ein gutes Angebot für Veganer und führen in der Regel ein riesiges Sortiment an Pflanzenmilch, Nüssen, Trockenfrüchten, Aufstrichen, Schokolade und Riegeln.
4. Verpfleg dich auf deiner Reise selbst
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mich macht Reisen enorm hungrig. Vielleicht ist es das lange Sitzen in der Bahn oder die Tatsache, dass ich oft außer Lesen nichts anderes machen kann – ich weiß es nicht.
Viele größere Bahnhöfe und Flughäfen bieten mittlerweile ein akzeptables veganes Angebot. Die Kehrseite der Medaille: Oft sind die Angebote hochpreisig und selten besonders ausgewogen und gesund.
Daniel und ich haben auf längeren Reisen deshalb immer eine ganze Stofftasche mit allen möglichen Leckereien dabei. So kommen wir erst gar nicht in die Versuchung, etwas anderes zu kaufen. Für uns haben sich kalte Salate wie Couscoussalat oder Quinoatabouleh als Hauptmahlzeit bewährt, die sich zu Hause super vorbereiten lassen. Zwischendurch gibt es Obst, Nüsse, Trockenfrüchte oder mal ein paar selbstgebackene Muffins. Und natürlich Wasser gegen den Durst.
Die Deutsche Bahn bietet mittlerweile standardmäßig ein veganes Gericht in ihrem Bordbistro an.
Und bei Flugreisen hast du auf längeren Strecken die Möglichkeit, aus einem ganzen Katalog an „Special Meals“ auszuwählen. Du musst es nur mindestens 72 Stunden vorab bestellen, also am besten schon bei deiner Buchung. Der Code für das (meist) vegane Gericht lautet „VGML“.
Daniel und ich nehmen im Flugzeug trotzdem noch ein paar Snacks mit, denn die winzigen Portionen im Flugzeug machen uns selten satt.
5. Nimm ein paar praktische „Werkzeuge“ mit auf deine Reise
Wenn du uns schon länger folgst, weißt du, dass wir gerne minimalistisch reisen. Ein paar wichtige Utensilien haben wir aber immer im Rucksack mit dabei – egal ob wir einen Tag durch den heimischen Taunus wandern oder einen Monat lang in Südostasien unterwegs sind.
Zu unserer Pflichtausrüstung gehören Sporks, ein faltbarer Becher und ein Schweizer Taschenmesser:
- Ein Spork ist ein wirklich praktisches Besteckteil, das auf der einen Seite ein Löffel (englisch: spoon) und auf der anderen Seite eine Gabel (englisch: fork) ist. So kannst du mit einem Spork prima einen Joghurt löffeln, Hummus auf ein Brötchen streichen oder einen Couscoussalat essen. Wir haben uns diesen hier* aus Titan geleistet, nachdem uns insgesamt vier Kunststoff-Sporks zu Bruch gegangen sind.
- Ein faltbarer Becher wie zum Beispiel unser Fold-A-Cup* braucht kaum Platz im Reisegepäck und ist federleicht. Wir verwenden den Becher für einen Instant-Kaffee unterwegs, ein „Glas“ Wein oder im Notfall auch als Gefäß für ein schnelles Haferporridge zum Frühstück auf dem Zimmer.
- Und so ein Schweizer Taschenmesser (Daniel besitzt seit 11 Jahren dieses Modell*) ist wirklich ein Allroundtalent. Mit dem Messer schnippeln wir uns eine Banane ins Porridge, der Flaschenöffner öffnet eine Flasche alkoholfreies Bier, und mit der Zange können wir unliebsame Zecken aus der Haut entfernen.
Außerdem gehören in unseren Rucksack schnelle Snacks, die wir auch im Gehen essen können, wie zum Beispiel Obst, Riegel, Trockenfrüchte, Nüsse oder ein selbstgemachter Trailmix, zum Beispiel aus Erdnüssen, Rosinen, Walnüssen, Cranberries und Sonnenblumenkernen.
6. Frag nach, wenn kein veganes Gericht auf der Speisekarte steht
Ich gebe zu, auch nach fast acht Jahren als Veganerin bin ich in Restaurants immer noch zögerlich, wenn ich einen Extrawunsch habe. Zum Beispiel, weil kein veganes Gericht auf der Karte steht und die einzige vegetarische Mahlzeit „Käsespätzle“ oder „Rührei auf Schwarzbrot“ sind – also Gerichte, sich nicht im Handumdrehen veganisieren lassen.
Doch „wir“ müssen da selbstbewusst sein. Wenn du in ein Restaurant gehst, dann bist du ein zahlender Kunde und willst Geld ausgeben. Da muss es doch möglich sein, ein simples veganes Gericht aufzutischen. Zumindest ist das meine Meinung.
In den allermeisten Fällen haben Daniel und ich positive Erfahrungen gemacht, und die Bratkartoffeln wurden zum Beispiel extra für uns ohne Speck und ohne Butter zubereitet. In anderen Fällen musste ich mir schon einiges gefallen lassen, wie zum Beispiel ein „Nein, das macht der Koch nicht. Und in unseren Salatsoßen ist immer Joghurt drin.“ Wohlgemerkt war das nicht im tiefsten bayerischen Wald, sondern in Frankfurt-Bornheim im Sommer 2011, kurz bevor sich dieser Stadtteil vorübergehend in den veganen Hotspot Frankfurts verwandelte.
Insgesamt habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass nettes und freundliches Nachfragen praktisch immer zu einem Ergebnis führt, mit dem sich alle Beteiligten arrangieren können. Erwarte keine Geschmacksexplosion, aber Bratkartoffeln, einen grünen Salat mit Vinaigrette oder Pasta mit Tomatensoße (Käse abbestellen) sollte eigentlich jeder Koch hinbekommen.
Und auch wenn es nicht so gut geschmeckt hat wie bei deinem Lieblings-Veganer, ist es eine gute Idee, sich für die Mühe zu bedanken. Wenn die Küche die Lust am veganen Experimentieren verliert ist ja niemandem geholfen …
7. Bleib gelassen, wenn doch mal was schief geht
Du merkst erst nach dem Essen, dass zwar deine Eiscreme vegan war, die Waffel aber nicht (obwohl du vorher nachgefragt hattest)?
Oder du stellst fest, dass die Sojamilch aus dem Supermarkt Milchpulver enthält (ja, das gibt’s wirklich)?
Oder die Küche hat schlichtweg vergessen, den Parmesan-Käse auf den Bruschetta-Broten wegzulassen?
Das ist kein Weltuntergang! Solange du nicht unter einer schweren Laktoseunverträglichkeit oder Milchallergie leidest wird dieses kleine Missgeschick keine Auswirkungen haben. Im Gegenteil: Du hast etwas dazu gelernt, und bist für die nächste Situation noch besser gerüstet.
Gerade in einem Land, in dem du dich nicht problemlos verständigen kannst, ist die Chance groß, dass doch mal etwas Unveganes auf dem Teller landet, oft sogar ohne dass du es überhaupt merkst. Trotzdem möchte ich keinesfalls meine Auslandsreisen missen, und nehme dafür auch solche kleinen „Missgeschicke“ in Kauf.
Ich hoffe, meine Tipps helfen dir bei der Vorbereitung für deine nächste Reise. Und wenn du noch einen heißen Tipp hast, dann freue ich mich, wenn du ihn in den Kommentaren mit mir und allen anderen beVegt-Lesern teilst!
Danke für die super Tipps – ich war grade in einem 1000-Einwohner-Dorf im Schwarzwald, HappyCow zeigte mir das nächste vegan-freundliche Restaurant in 15km Entfernung an. Ansonsten gähnende Leere.
Aber: Die Restaurantmitarbeiter waren alle sehr freundlich und bemüht, mir irgendwas Alternatives zu zaubern. Wie ihr schon geschrieben habt – nicht dasselbe wie beim veganen Sternekoch, aber frisches, saisonales Gemüse, Kartoffeln, lecker gewürzt und dazu ein Salat – mehr, als ich erwartet hatte!
Also, es kann durchaus positiv sein und man wird nicht nur doof angeschaut, man muss eben nur fragen.
Bin gespannt auf Auslandsurlaube, habe immer ein bisschen Sorge, weil ich selten in großen Städten unterwegs bin, aber die letzte Erfahrung hat mich positiv gestimmt! Und, da bin ich auch ganz bei euch, wenn es mal nicht 100% klappt, geht auch nicht gleich die Welt unter 🙂
Hallo Jana,
das freut mich zu hören, wir sind im Schwarzwald bisher auch immer gut gefahren!
Viele Grüße
Ich sehe das genauso – locker bleiben! Pizza ohne Käse ist bei keinem Pizzabäcker ein Problem, Nudeln auch nicht. Soßen lassen sich immer abbestellen und Salat ohne Dressing geht zur Not auch mal. Schwieriger wird es bei Brot/Brötchen, aber da muss man auch mal denken „Was ich nicht weiß…“ und wenn doch mal was sahniges auf dem Teller ist, gestorben ist davon noch keiner und wenn es lecker ist, warum nicht. Wegschmeissen finde ich fast noch schlimmer, denn dann wurde das Tier auch noch nur für die Mülltonne gequält. Gestern waren wir im Roadstop. Da gibt es vegane Burgerpatties. Ja die Patties sind auch vegan aber es war ein Dressing drauf, was mir ein bisschen nach Sahne/Joghurt o.ä. aussah. Es war maximal 1 EL und lecker war es auch 🙂 Beim nächsten Mal bestelle ich es ab oder frage nach Tomatensauce, aber wegwerfen muss man es echt nicht.
Hall Ann,
das ist sicherlich eine Sache der Einstellung. Wegwerfen macht natürlich keinen Sinn, wobei ich Leute kenne, die eine Sahnesoße (sofern sie es denn wissen, dass es Sahne ist) nicht essen könnten, und das akzeptiere ich auch.
Viele Grüße
Katrin
Hallo zusammen, werde diesen Sommer mit meiner 5köpfigen Familie den Westen der USA bereisen. Meine Familie wird sich mit Burger und Fast Food „glücklich“ essen. Ich werde aus verschieden Gründen keine dieser Fast Food Ketten betreten. Auch ein Salat mit Fertigsauce würde ich dort nicht essen. Ich ernähre mich seit 33 Jahren vegetarisch und oft sehr flexgan, d.h. Eier, Milch etc brauche ich nicht auf meinem Speiseplan. Nun weiss ich nicht wie das Angebot in den USA ist, von zu Hause aus einen Proviant an Nüsse und Riegel einzupacken scheint mir übertrieben. Weiss jemand wie die Angebote für gesunde, frische, vegane Gerichte in den USA sind? lieber Gruss Ela
Hallo Ore, wir waren 2014 im Südwesten der USA unterwegs und sind eigentlich die meiste Zeit gut über die Runden gekommen. In vielen Restaurants (natürlich eher nicht in den Fast Food Ketten) stellt man sich auf „Sonderwünsche“ ein, und dann gibts es oft diese riesigen Einkaufsmärkte, die wirklich ein gigantisches Lebensmittelangebot führen. Wir haben uns auch oft einfach Bagels oder Wraps, Hummus, Sprossen und Gemüse gekauft und das dann im Hotel gegessen.
Nüsse, Riegel usw. musst du echt nicht von zu Hause mitnehmen – das bekommst du dort überall! Ich wünsche dir viel Spaß auf der Reise!
Hi! Ein toller Beitrag! Allerdings habe ich in einigen Ländern einfach Angst vor rohem Obst und Gemüse, Salaten usw. Es wird einfach immer wieder vor möglichen Keimen gewarnt und gemeint, man sollte nur essen was gekocht ist aber ich kann mir auch nicht vorstellen, 2 Wochen lang nur Nudeln zu essen! Dieses Jahr soll es für uns nach Spanien oder Griechenland gehen. Hat jemand Tipps oder Erfahrung ?
Hallo Marleen,
eine gesunde Portion Vorsicht ist immer gut, aber ich finde, man darf es auch nicht übertreiben, dann bekommt man nämlich bestimmt etwas. Sehr gut ist z.B. Obst, das du auf dem Markt kaufst und selbst schälst, z.B. Bananen, Orangen, Mangos, Papayas etc. Und auch bei Gemüse kannst du es ja selbst waschen, dann hast es es in der Hand.
Nachdem ich in Südostasien auf diversen Märkten war hätte ich viel mehr Angst, in heißen Ländern Fleisch oder Fisch zu essen, denn die Anzahl an Fliegen auf dem rohen Fleisch war immens.
Viele Grüße
Katrin