Andreas Urbaniaks Laufgeschichte beginnt im Frühjahr 2011 mit einem kritischen Blick auf die Waage: 97 Kilo bei 180 cm Körpergröße – das war zu viel für den früheren Hobbyfußballer.
Andreas gefiel sich nicht mehr, und traf den Entschluss, den Sport wieder in sein Leben zurück zu holen. Sein Plan: In vier Monaten fit werden für den Berliner Firmenlauf über 6 Kilometer!
Die ersten Laufversuche waren beschwerlich und frustrierend, aber mit der Zeit wurde Andreas nicht nur immer fitter und leichter, sondern entdeckte durch das Laufen auch ein ganz neues Körper- und Lebensgefühl.
Von körperlichen Grenzerfahrungen – und ganz anderen Herausforderungen
Knapp neun Jahre später ist Andreas ein erfahrener (Ultra-)Marathonläufer mit mehr als 20 erfolgreichen Ultrafinishs – darunter auch echte „Schwergewichte“ über 100 Kilometer und 100 Meilen sowie mehrere 12- und 24-Stunden-Läufe.
Sein umfangreiches Trainings- und Wettkampfwissen gibt er schon seit Jahren auch als Laufcoach an seine Schützlinge weiter, und einmal pro Woche leitet er das Bahntraining der Berliner Pankrunners, bei denen er seine läuferische Heimat gefunden hat.
Doch während viele Ultraläufer in diesem Sport die körperlichen und mentalen Grenzerfahrungen suchen, die ihnen im Alltag fehlen, musste Andreas in seinem Leben schon einige Herausforderungen bewältigen, gegen die jeder Ultramarathon wie ein Spaziergang erscheint – von psychischer Gewalt in der Kindheit, über Depressionen bis hin zur Obdachlosigkeit.
Wir haben mit Andreas darüber gesprochen, wie er die schwierigsten Phasen und die Tiefschläge in seinem Leben überwunden hat, und natürlich haben wir uns auch über seine Laufphilosophie, sein Training, seine vegane Lebensweise und noch vieles mehr unterhalten.
Wir wünschen dir viel Spaß beim Zuhören und freuen uns über deine Rückmeldung zu dieser Folge in den Kommentaren!
Links und Infos zur Show
- Andreas bei Strava
- Die Pankrunners – Lauftreff in Berlin-Pankow (Facebook-Gruppe)
- Berliner Mauerweglauf
- 50 km Ultramarathon des RLT Rodgau
- 24-Stunden-Traillauf: Traildorado
- Titelbild: © Anna Brigitte Kuhlmann
Hilfe bei Depressionen
- Telefonseelsorge: 0800 / 111 0 111
- Kinder- und Jugendtelefon: 116 111
- Deutsche Depressionshilfe
- Freunde fürs Leben e.V.
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Nina
…und wieder ein spannendes Interview mit einer faszinierenden Persönlichkeit und wertvollen Denkanstößen. Ich nehme daraus soooo viel mit. Oder vielleicht eher andersherum gedacht: Ich lasse soooo vieles los. 😉
Katrin, Daniel und besonders Andreas – habt vielen Dank!
Katrin Schäfer
Hallo Nina,
dankeschön für deine Rückmeldung – wir freuen uns sehr, wenn wir dich gut unterhalten können und du gleichzeitig Impulse für dein Leben bekommen hast!
Viele Grüße
Katrin
Anni
Hallo zusammen!
Mir gefiel es auch super, man kann Andreas sehr gut zuhören. Leider kann ich mich aber immer recht schlecht mit diesen Wahnsinns läuferischen Naturtalenten identifizieren, die ihr uns immer mal vorstellt. Ich persönlich empfinde das Laufen zwar auch als Spaß und bin total motiviert und sehe Fortschritte. Aber mich von diesem Jahr (1. Halbmarathon) auf einen Marathon nächstes Jahr zu steigern, wäre für mich undenkbar. Werde aber mit einem weiteren HM nächstes Jahr wieder weitermachen.
Leider wirft mich im Winter mein Immunsystem immer sehr zurück. Bin oft angeschlagen und gerade auch wieder total erkältet. Gerade das Laufen draußen ist für meinen Körper eine große Belastung, was mich sehr traurig macht, weil ich es total gern mache.
Liebe Grüße, Anni
Andreas
Hallo Anni,
als „wahnsinns läuferisches Naturtalent“ würde ich mich nicht betiteln. Da gibt es ganz andere Kaliber. Man sollte sich von solchen Sprüngen auch nicht irrleiten lassen. Nicht alles ist immer ratsam und richtig. Rückwirkend betrachtet hätte ich mir für die Ultras mehr Zeit lassen sollen und erst die Marathons festigen. War alles sehr schnell gesteigert. Vor meinem ersten Marathon bin ich allerdings auch 3 HMs gelaufen, dass war noch im Bereich des Normalen. Du machst alles richtig und gute Besserung sowie ein frohes Fest. 🙂
Katrin Schäfer
Hallo Anni,
du machst das schon genau richtig. Dein Körper bestimmt dein Tempo – und nicht andere Menschen. Ich bin sehr viele Jahre regelmäßig gelaufen bevor ich überhaupt an einen Halbmarathon gedacht habe.
Thema Immunsystem: Schläfst du ausreichend? Das ist nämlich ein wichtiger Punkt, der bei vielen Menschen zu kurz kommt.
Viele Grüße
Katrin
Anna
Liebe Katrin, lieber Daniel, lieber Andreas, vielen Dank für das tolle, sehr nahbare Interview. Trotz der nicht nur fröhlichen Themen war es eine Freude, euch zuzuhören. Es ist immer wieder spannend, so unterschiedliche Persönlichkeiten auch den Podcast „kennenlernen“ zu dürfen.
Liebe Grüße und frohe Weihnachten
Anna
Katrin Schäfer
Hallo Anna,
dankeschön – das freut uns sehr 🙂 Und das Leben hat eben nicht nur positive Seiten. Weil es durch Social Media ebenso scheint finden wir es umso toller, dass Andreas auch diese Seiten gezeigt hat und uns einen ehrlichen Einblick in sein Leben gezeigt hat.
Viele Grüße
Katrin
Jamie
Lieben Dank für das Interview. Ich kann mich mit sehr vielem identifizieren – vor allem dass viele Ultraläufer ein eher großes Päckchen zu tragen haben oder hatten.
Andreas, wie du es sagst, es ist oft noch ein Tabuthema, wenn nicht alles immer so freudig ist. Ich war überrascht wie ähnlich wir uns sind. Ich habe leider auch verschiedene Arten der Gewalt erleben müssen und auch so wie du, zusätzlich Mobbing in der Schule. So richtig etwas ändern konnte ich leider erst mit 20, war isoliert und wusste nicht wer ich bin oder was ich kann.
Etwa 2 Jahre später trat das Laufen in mein Leben. Dann hat es aber nochmal mindestens 3 Jahre gedauert, bis ich aufgehört habe mich auch mit dem Laufen selbst zu zerstören, denn dann kamen die Ultras und da muss man ja plötzlich viele Stunden vorausdenken, wenn man ins Ziel kommen möchte.
Und noch eine Parallele: ich hatte 1-2 super Ultra Jahre und habe dann beim JUNUT gemerkt wie ich mental auf dem Zahnfleisch kroch, von km 0 an. Ich habe ab km100 nur noch geheult und fand mich in den tiefsten Abgründen wieder. Es hat mich so geschockt, dass mich das was ich liebe plötzlich mehr als nur unterzogen hat.
Ich habe es dann immer nochmal probiert, dann ein paar Monate nur so trainiert wie ich wollte und diesen November dann einen AbschlussUltra gemacht, der richtig gut gelaufen ist. So wie du konzentriere ich mich jetzt wieder auf kurze Distanzen und schaue was kommt.
Es ist einfach ein verdammt schmaler Grad auf dem man sich da bewegt und man kann immer etwas dazu lernen und sich vor allem nur selbst helfen! Das schafft kein Therapeut dieser Welt, dafür muss man sich jeden Tag aufs Neue entscheiden. Meine Therapie ist und bleibt das Laufen und ich denke deine auch 🙂
Habe gerne zugehört,
Jamie
Andreas
Danke Jamie, das schreit doch mal nach einem gemeinsamen Lauf. Vielleicht ergibt sich dass mal! Frohes Fest Dir 🙂
Jamie
Lieben Dank! Ja, da kann ich nur zustimmen, wäre wirklich cool, wenn es sich mal ergibt 🙂 Wünsche dir auch tolle Feiertage!
Nina
Liebe Katrin, lieber Daniel und lieber Andreas,
ich habe eben die Podcast Folge gehört und danke mal wieder für dieses tolle Interview!
Ich kann mich in vielem was Andreas über das Laufen gesagt hat identifizieren:
1. Mein erster Marathon war auch ein negativ Split und ich hatte danach auch noch Power für mehr Kilometer. Meinen ersten Ultra suche ich noch…
2. Ich überdecke mittlerweile auch sehr häufig meine Laufuhr und laufe viel nach Gefühl. Ich habe erst nach Puls, dann nach Geschwindigkeit trainiert und beides hat mich irgendwie ziemlich gestresst. Auf den Körper hören ist irgendwie am schönsten 🙂
Ansonsten hast du meinen größten Respekt, Andreas. Du bist ein richtiger Kämpfer und kannst unheimlich stolz auf dich sein, was du alles so durchgemacht hast.
Tatsächlich hat mich der Podcast wieder sehr inspiriert und auch selbst neue Kraft gegeben. Und ich werde bei meinem nächsten langen Lauf mal die Kopfhörer weglassen ;).
Und Katrin, Daniel, eure Interviews sind aktuell sooooo interessant und inspirierend. Total gute Auswahl der Gäste ;). Weiter so bitte! 🙂
Katrin Schäfer
Hallo Nina,
dankeschön für deinen lieben Kommentar – freut uns sehr 🙂 Von deinem ersten Marathon hattest du ja bereits am Laufwochenende erzählt … und das heißt, du startest nicht in Rodgau?
Und es wir haben noch einige tolle Interviews bereits aufgenommen, und andere wiederum in Planung. Uns machen die Interviews auch riesigen Spaß – wir freuen uns, wenn wir dich weiterhin gut unterhalten können!
Viele Grüße
Katrin
Nina
Hallo Katrin,
leider passte Rodgau zeitlich nicht, da ich (glücklicherweise) vor der Anmeldung noch erfahren habe, dass ich eine Weisheitszahn-OP im Dezember haben werde… Die ist jetzt rum und von dieser erhole ich mich gerade und darf aber entsprechend noch nicht laufen :(. Da wären 50KM im Januar ziemlich blöd ;).
Deshalb habe ich mich erstmal für den Freiburg Marathon und natürlich für den Brüder-Grimm-Lauf angemeldet! Da freue ich mich schon riesig! 🙂
Vielen lieben Dank und ich wünsche euch besinnliche Feiertage!
Nina
Katrin Schäfer
Liebe Nina,
das geht vor! Aber wir freuen uns total, dass du dich für den BGL angemeldet hast – das wird dir gefallen 🙂
Viele Grüße und dir noch einen guten Rutsch!
Katrin
Beatrix Vrieze
Hallo,
also Depressionen sind doch kein Ausheulen bei anderen. In der Jugendlichkeit ist es übrigens einfacher da wieder rauszukommen. Da war ich am Anfang des Lebens und konnte mich häuten, da entstand Neues, es ging nur Vorwärts trotz tiefer Krisen bis zum Therapeuten. Beruf, junges Aussehen, volle Kraft irgendwo, irgendwann abrufen.
Depression ist für mich und ich kenne das, Rückzug und das Ende suchen. Der Alltag läuft, keiner weiß davon, aber die Schienen sind näher als alles andere. Der Tod wird der beste Freund und es ist die große Sehnsucht dorthin. Das erzählt man nicht. Gruß Bea
Katrin Schäfer
Hallo Bea,
vielen Dank für deinen Kommentar! Wir sind in den letzten Monaten ungeplant häufig mit dem Thema Depressionen in Verbindung gekommen. Was wir als Laien dabei gelernt haben: DIE Depression gibt es nicht. Das äußert sich bei jedem anders, und jeder geht anders damit um.
Andreas hat uns seine persönliche Geschichte erzählt, und wir danken ihm für seine Ehrlichkeit. Denn wir wissen von einigen Hörerinnen und Hörern, denen er Mut gemacht hat – und das finden wir stark.
Viele Grüße
Katrin
Annette
Hallo Katrin, hallo Daniel,
ich konnte den Podcast leider nicht zu Ende hören. Die Äußerungen von Andreas zu Depressionen haben mich schockiert: Es mag ja sein, dass er ohne professionelle Hilfe und Medikamente sich selbst geholfen hat, aber da ist er der absolute Einzelfall. Und das hätte meiner Meinung nach sofort betont werden müssen und stattdessen allen Betroffenen geraten werden müssen, sich Hilfe zu suchen. Ich will Andreas seine Depression nicht absprechen.
Zu dem Thema Depression empfehle ich den NDR-Podcast über Robert Enke.
Viele Grüße
Annette
Daniel Roth
Hallo Annette, vielen Dank für deine Rückmeldung! Andreas hat in unserem Podcast von seinen eigenen Erfahrungen mit Depressionen gesprochen und davon, was für ihn persönlich funktioniert hat. Ich stimme dir zu, dass im Gespräch bzw. im Abspann (von unserer Seite) der Hinweis fehlt, dass sein Weg, mit der Depression umzugehen, nicht der einzige richtige bzw. mögliche ist.
Wir haben mit Andreas, Nicolas (Folge 199) und Fabian (erscheint morgen) in kurzer Zeit gleich drei mal Menschen zu Gast gehabt, die eine persönliche Geschichte mit Depressionen bzw. psychischen Problemen haben – auch für uns war und ist das ein Lernprozess.
Die drei Gespräche haben uns gezeigt, dass es DIE Depression nicht gibt, sondern dass Menschen eine Depression ganz unterschiedlich erleben und verarbeiten können. Ich hoffe, dass du dir die Folge 201 mit Fabian anhörst, denn er vermittelt ganz klar die Botschaft, dass es wichtig ist, sich Hilfe zu suchen.
Viele Grüße
Daniel