Bildbände haben mich schon immer fasziniert.
Einen Bildband durchzublättern, das ist für mich die einfachste Möglichkeit, an fremde Orte zu reisen. Mit ein bisschen Phantasie kann ich nur mit einem Bild vor Augen den Lärm eines vietnamesischen Straßenmarktes hören oder den Duft eines frisch gebrühten Pfefferminztees auf einem marokkanischen Basar riechen.
Besonders gerne nehme ich zwei Bildbände des amerikanischen Fotografen Peter Menzel in die Hand. In “What the World eats” zeigt Menzel Portraits von Familien aus allen Kontinenten mit ihrem Lebensmittelvorrat einer typischen Woche. In “What I eat” sind hingegen einzelne Personen mit allen Lebensmitteln zu sehen, die sie am Tag des Fotos gegessen und getrunken haben.
Wir haben uns weit von einer natürlichen Ernährung entfernt
Einige von Menzels eindrucksvollen Aufnahmen kann man sich hier anschauen. Was mich an ihnen besonders fasziniert (und gleichzeitig erschreckt): die Fotos zeigen, wie weit wir uns in den Industrienationen der „Ersten Welt“ von einer natürlichen Ernährung entfernt haben. Selbst Katrin und ich verwenden sehr viele industriell verarbeitete Lebensmittel – und das, obwohl wir uns heute bewusster ernähren als noch vor wenigen Jahren, viel Bio kaufen und uns unser Essen nur noch selbst zubereiten.
Für den Blog unserer Lauffreundin Judith haben wir erst kürzlich einen typischen Einkauf dokumentiert. Das ernüchternde Ergebnis: etwa die Hälfte der Dinge, die wir kaufen und essen, kommt in einer Verpackung daher!
Ganz anders hingegen in den Kulturen der sogenannten „Entwicklungsländer“. Auf den Bildern aus Ecuador, Bhutan, Guatemala, Indien und Afrika sind fast ausschließlich unverarbeitete, natürliche Lebensmittel zu sehen: Säcke voller Reis oder Hirse, Hülsenfrüchte, buntes Obst und Gemüse, an dem noch Erdreste kleben. Verpackte Lebensmittel sind dort ein Luxus, den sich die wenigsten leisten können.
Ein simpler Trick: anderen Kulturen auf den Teller schauen
Anders als zum Beispiel in Deutschland, wo ich problemlos an fast jede nur denkbare Zutat herankommen kann, kochen die Menschen in diesen Ländern nur mit dem, was vor Ort verfügbar ist. Das hat zur Folge, dass sich unverwechselbare Esskulturen mit einzigartigen Gerichten entwickeln. Und meist sind es ganz einfache Gerichte mit nur wenigen Zutaten und Gewürzen, die noch dazu fast täglich zubereitet werden.
Ganz richtig: Während wir uns ständig darüber den Kopf zerbrechen, wie wir möglichst viel Abwechslung auf unsere Teller bringen und in der Küche möglichst kreativ sein können, kochen die Menschen in Afrika, Indien und Lateinamerika immer und immer wieder die gleichen, simplen Gerichte.
Mir gefällt das, und ich glaube, dass wir von diesen Kulturen sehr viel lernen können. Du musst beim Kochen gar nicht besonders viele oder ausgefallene Zutaten verwenden. Du musst nicht jeden Tag eine neue kulinarische Kreation aus dem Ärmel schütteln. Es reicht, wenn du ein paar einfache Gerichte einübst, die dir schmecken und leicht gelingen.
Und mit wenigen Zutaten zu kochen hat noch einen weiteren Vorteil: der Geschmack jeder einzelnen Zutat kommt dabei wieder mehr zur Geltung. Auch das ist ein schöner Kontrast zum hektischen Alltag, in dem oft kaum noch Zeit bleibt für das bewusste Erleben einzelner Eindrücke.
Das ist er also, mein einfacher Trick, den ich in der Überschrift angekündigt habe: Versuche, wie die Menschen in Ecuador, Bhutan und Guatemala zu kochen. Mit wenigen, unverarbeiteten Zutaten. Dafür mit mehr Zeit und Gelassenheit.
Rezept für Couscous mit Kokos-Spinat und Kichererbsen
Katrin und ich lassen uns zum Beispiel auf Reisen oder bei Restaurantbesuchen inspirieren. Anschließend versuchen wir dann, die Gerichte, die es uns besonders angetan haben, möglichst authentisch nachzukochen. Das gelingt uns beim ersten Mal nie perfekt – meist fehlt noch ein bestimmtes Gewürz, das wir noch nicht identifizieren konnten – aber mit jedem Versuch tasten wir uns ein bisschen näher ans Original heran.
Das „Vorbild“ zum folgenden Gericht haben wir zum ersten Mal vor einigen Jahren in einem afrikanischen Restaurant in Frankfurt gegessen, das es inzwischen leider nicht mehr gibt. Es schmeckt sehr aromatisch und ist ganz schnell und unkompliziert zubereitet. Genau so soll es sein!
Zutaten (für 2 Portionen)
- 125 g Couscous
- 1 TL Erdnussöl (alternativ Kokos- oder Rapsöl)
- 2 Zwiebeln
- 2 Knoblauchzehen
- 1 TL Senfsamen
- 1 TL Currypulver
- 1 Dose Kichererbsen
- 500 g Spinat (frisch oder TK)
- 1/2 Dose Kokosmilch
- Salz nach Belieben
Zubereitung
- Couscous in einem Topf mit Wasser nach Packungsanweisung zubereiten.
- Die Zwiebeln und Knoblauchzehen fein würfeln und in einer Pfanne mit dem Öl glasig anbraten. Den Knoblauch dabei etwas später hinzugeben, damit er nicht anbrennt. Das Currypulver und die Senfsamen schließlich noch etwa 30 Sekunden lang mitrösten lassen, bis die Samen in der Pfanne „springen“.
- Die Kokosmilch in die Pfanne geben und verrühren, bis die angebratenen Zutaten gut untergemischt sind. Die Kokosmilch hat jetzt die schöne gelblich-braune Farbe des Currypulvers.
- Spinat waschen und putzen. Kichererbsen in einem Sieb wässern. Die Kichererbsen und den Spinat in die Pfanne geben und noch ein paar Minuten lang mit geschlossenem Deckel köcheln lassen, bis sich das Volumen des Spinats deutlich reduziert hat. Das Gericht schmeckt natürlich auch mit Tiefkühl-Spinat, der nur so lange köcheln muss, bis er warm ist.
- Couscous mit dem Kokos-Spinat auf tiefen Tellern anrichten und nach Belieben noch mit etwas Salz würzen.
Guten Appetit!
Din
Das Einfache liegt oft so nahe! Lieben Dank für die Erinnerung. Das sieht wie immer sehr köstlich aus.
Ich liebe beispielsweise die indische und marokkanische Küche und dazu gehören eben auch Hülsenfrüchte wie Kichererbsen. In Kombination mit Spinat wirklich lecker. Ich gebe hin und wieder noch eine Prise Zimt dazu, was noch einmal eine andere Würze verleiht.
Daniel Roth
Hi Din, indisch ist superlecker! Marokkanisch haben wir glaub ich noch nichts bewusst ausprobiert. Wir haben einen Libanesen ganz in der Nähe, der macht herrliche, riesige Buffets in einem „Beduinenzelt“. Ich finde es toll, dass afrikanische Restaurants sich oft so viel Mühe mit dem Ambiente machen. Auch sehr „veganfreundlich“ soll übrigens die eritreische Küche sein.
LG. Daniel
Klaus
Hallo Ihr beiden,
wieder mal ein sehr inspirierender Artikel.
Lustig in dem Zusammenhang, weil mein Lieblingsdiscounter diese Woche viele Bio Artikel im Angebot hatte – darunter auch Couscous. Ich liebe ja bei Gemüsegerichten einen leicht süß/sauren Geschmack. So habe ich am Montag Couscous zubereitet. Dazu gab es in einer Pfanne gebratene Champignons mit Zwiebel und Knoblauch. Während die so vor sich hin brutzelten, habe ich je eine Möhre, eine Zucchini und einen Apfel mit einem Gemüsehobel gehobelt. Als die Pilze soweit fertig waren, kam das andere Gemüse mit einem Schuss Apfelessig dazu. Deckel drauf und noch mal 10 – 15 Minuten weiter braten. Zum Schluss noch mit Gemüsebrühe und schwarzem Pfeffer aus der Mühle, so wie etwas Tomatenmark abgeschmeckt und gemeinsam mit dem Couscous auf dem Teller angerichtet. Weil das so lecker und so einfach war, gab es das mit kleinen Abwandlungen am nächsten Tag direkt noch mal.
Ich mag es ebenfalls einfach und natürlich in der Küche – nd seit dem Artikel „A Grain, a Green and a Bean“ hat sich da bei mir schon viel getan. Im Grunde mache ich das fast so wie hier in dem Artikel beschrieben. Verpackte Lebensmittel sind eigentlich nur noch die Vorräte wie Getreide und Hülsenfrüchte so wie diverse Kräuter, Gewürze und Tomatenmark. An sonsten gibt es frisches Obst und Gemüse. Das spart nicht nur Geld und Müll – sondern auch den Kühlschrank. Den habe ich vor genau einem Jahr ausgestöpselt und ihn seit dem nicht mehr eingeschaltet. Die hier beschriebenen Lebensmittel halten sich auch so ein paar Tage – und dann hole ich sowieso wieder frisches. Eine gesunde Simplifizierung der Ernährung 😉
Gruß Klaus
Daniel Roth
Hi Klaus, danke für das Rezept – solche Pfannenrezepte gibts bei uns auch sehr oft. Ist einfach praktisch, lecker und man muss hinterher nicht so viel spülen 😉 Dass du gar keinen Kühlschrank mehr brauchst finde ich heftig … bei uns sind doch immer auch ein paar verderbliche Sachen drin wie Tofu etc. Aber du hast Recht: insgesamt ist er heute viel leerer als in unserer vor-veganen Zeit. Dafür würden wir uns aber manchmal ein größeres Eisfach wünschen 🙂
Markus
Die Bilder mit den Essensvorräten diverser Nationen kannte ich schon. Ich finde das wirklich erschreckend und inspierent wie manche Nationen zurecht kommen.
Auch wir daheim kochen nur noch frisch. Schon lange eigentlich. Fertigprodukte gibt es wenn überhaupt nur 1-2x im Jahr. Die schmecken 1. eh nicht und machen 2. auch nicht satt wie ich finde.
Wenn wir kochen lassen wir uns von diversen Kulturen begeistern. Aber am liebsten sind es dann doch mediterane Gerichte oder etwas asiatischen. Wobei auch ab und an nix über n guten selbst gemachten Burger oder so geht 🙂
Daniel Roth
Hi Markus, mediterran und asiatisch geht natürlich immer! Die indische Küche hat auch eine Menge zu bieten – insbesondere die Gewürze sind für uns erstmal ungewohnt, aber wirklich sehr interessant und lecker! Probier zum Beispiel mal Reis mit Dhal (eine indische Spezialität aus Linsen): Kohlenhydrate und Eiweiß satt, also genau das Richtige für Läufer 😉
Daniela
Grundsätzlich stimmt das schon. Eine der besten Ernährungsformen wäre natürlich nix zu essen, was Inhaltsstoffe enthält, die man weder schreiben noch aussprechen kann.
Aus persönlicher Erfahrung aus Ecuador und Peru muss ich jedoch sagen, in der Praxis schaut dies leider so aus, dass Gemüse dort sehr teuer ist und der Durchschnitts-Bürger sich von Reis, Bohnen, Eiern und ganz viel Fleisch ernährt. Gewürze (bis auf Salz und Fertig-Salsa) meist ebenfalls Fehlanzeige.
Als Veganer bleibt da nicht mehr viel übrig, seitdem kann ich keinen Reis mehr sehen! 😀
Da lob ich mir einfach das vielfältige Angebot in Deutschland!
Daniel Roth
Hi Daniela, das ist ja wirklich schade … ich nehme an dass Peter Menzel sich in diesen Ländern bewusst Familien rausgesucht hat, die sehr traditionell/einfach leben. Ich war aber ganz allgemein überrascht davon, wie viel Junk Food und Abgepacktes auch in den Ländern auf den Fotos zu sehen war, wo ich das eigentlich gar nicht erwartet hätte. Aber das alles hindert einen ja zum Glück nicht daran, es in der eigenen Küche anders zu machen. Da hat man ja immer noch das Sagen 🙂
Sascha
Hallo Ihr Lieben,
war das der Afrikaner in Bockenheim, von dem ihr da sprecht?
Grüße, Sascha
Daniel Roth
Hi Sascha, genau der – in der Nähe vom Günthersburgpark. Wir waren vor ein paar Jahren nur ein einziges Mal dort und als wir mal wieder hin wollten war er weg … aber inzwischen gibt’s hier in Frankfurt ja so viele Möglichkeiten vegan zu essen, da kommen wir drüber hinweg 🙂
Lea
Hallo ihr beiden,
hmm klingt lecker-für mich dann natürlich ohne Knoblauch 😉 Mir fallen immer so wenig Gerichte mit Hülsenfrüchten ein, aber das Rezept werd ich demnächst mal nachkochen. Die Bilder sind auch sehr krass…möchte gar nicht wissen wie das bei mir aussehen würde!!
Liebe Grüße,
Lea
Daniel Roth
Hi Lea, man kann aus Bohnen auch super Nudelsaucen machen. Guck mal z.B. hier: https://simple-veganista.com/cannellini-cauliflower-alfredo-sauce/
Sylvia
Habe auch Rezepte zu Brownies mit schwarzen Bohnen gesehen… Viell. sogar auch auf Eurer Seite…
Daniel Roth
Hi Sylvia, fast 🙂 Es waren vermutlich diese hier: http://www.nomeatathlete.com/black-bean-brownies/
Ute
Wenige Rezepte mit Hülsenfrüchten? Dem kann abgeholfen werden:
http://www.vegrecipesofindia.com/recipes/dal-recipes-indian-curries
http://showmethecurry.com/category/daalsbeans
Letzteres mit Videos zum Nachkochen. Achtung: Vor dem Anklicken am besten ein paar Stunden zum Schmökern reservieren. 😉
Viel Spaß beim Stöbern!
Ute
Sarah
Nachgemacht – und für sehr lecker befunden!
Daniel Roth
Das freut mich Sarah!
Svenja
Ich hab’s nachgekocht, allerdings ohne Senfsamen, denn die hatte ich nicht da. Es war wirklich sehr lecker und noch dazu leicht und schnell zu kochen. Perfekt, vielen Dank für das Rezept! 🙂
Carla
Vielen lieben Dank für das Rezept! Ich hab’s sehr originalgetreu nachgekocht und es war superschnell gemacht und genial lecker 🙂 Spinat, Kichererbsen, Curry und Couscous, da kann es ja auch eigentlich nur gut sein… Ich hab’s auch verbloggt und die Seite hier als Quelle für das Rezept verlinkt (https://herbs-and-chocolate.de/2014/04/dreierlei-buchempfehlung-kokos-spina.html).
Daniel Roth
Hi Carla, schön dass es dir geschmeckt hat! Und danke für die Erwähnung und Verlinkung auf deinem Blog! 🙂
Alice
Inspiriert von Deinem Rezept hab ich heute Mangels Couscous im Voratsschrank Vollkornreis mit Kichererbsen-Spinat in Tahinisauce gekocht, auch sehr lecker 🙂 Aber das hier koche ich sicher auch mal so nach 🙂
René Achilles
Hi, das Rezept ist super lecker.
Aus Ermangelung von Kichererbsen gab es bei mir Kidneybohnen. Auch lecker. 🙂
Danke für die Inspiration.
René
Daniel Roth
Hey René, das freut mich. Und Rezepte sind meiner Meinung nach dazu da, kreativ abgewandelt zu werden. Wir machen es genauso 🙂
Viele Grüße
Daniel